Freitag, 18. Januar 2019

Kulturbürgerlich

Bürgerlichkeit gilt kulturell als spießig
Kleinbürgerlich wird dann gemutmaßt
Als hätten die Proleten je mehr Kultur
Entwickelt oder eingebracht im Land

Biedermeierbürgerlichkeit wurde schon
Dem keineswegs revolutionären Berg
Attestiert auf dem ich derzeit lebe und
Was wäre ich froh dem wäre hier so

Von der humanistischen Kultur nämlich
Auf der die schlichten Formen des so
Schönen Biedermeier aufbaute fehlt hier
Bei den irgendwas mit Medien jede Spur

Natürlich gibt es konservative Elemente
Wenn mehr Eltern zusammenleben als
Noch dazu relativ ähnlichen Alters dann
Passen sich einfach alle aneinander an

Aber dieser Markenfetischismus mit dem
Ökolabel aus Liebe zum Kind hat nichts
Mit einer geistigen bürgerlichen Bewegung
Oder einem Aufbruch zur Mitte zu tun

Gerne geben sich die wohlhabenden
Jungen Eltern oder Künstler hier als
Linksliberal irgendwie etwas Grün auch
Mehr Coolness als Identität dabei suchend

Eine neue kulturelle Bürgerlichkeit
Gibt es hier jedenfalls nicht es ist
Eher die Ödnis der Exilschwaben
Die ihr Seitenbacher noch wollen

Wo aber findet eine bürgerliche Elite
Einen kulturellen Spiegel als Inspiration
Wer denkt nicht nur in erwartbaren Schemen
Die auch Houellebecq bloß bedient

Da gibt es mal den leichten Kitzel derer
Die spüren könnten das System steckt
Kulturell in festgefahrenen Spuren aber
Keiner nennt die Sache beim Namen

Hochkultur ist zutiefst bürgerlich seit
Es keine Höfe mehr gibt die sich dies
Als Vergnügen gelegentlich leisteten
Sie braucht daher auch einen Rahmen

Die Singakademie war eine Institution
Bürgerlicher Kultur und noch immer hält
Das pseudolinke Gorki ihr Haus besetzt
Mit abgelutschter Betroffenheitskultur

Berlin zeigt dabei nur besonders deutlich
Was in der ganzen Republik heute fehlt
Ein bürgerlicher Konsens der Hochkultur
Der Bildung als klassischen Wert trägt

Wer braucht billige politische Provokationen
Bei denen schlichte Regisseure eimerweise
Blut über Bühnen und Schauspieler auskippen
Die mehr oder weniger nackt nichts darstellen

Ein linker Meinungskonsens am Rand fühlt
Sich in diesem immer gleichen Brei bestätigt
Immer mehr wenden sich gelangweilt ab
Weil das Theater nichts mehr zu sagen hat

Neben der Volksbühne die schon lange
Diesen pseudo-widerständigen Unsinn
Verkörpert steht die Zentrale der Linken
In der Rosa-Luxemburg-Straße dazu

So feiert sich die Kultur gerne selber
Klopft sich dabei als Staatsbeamter
Auf die Schulter für ihren großen Mut
Der höchsten amüsiert nie aber bewegt

Gegen Extreme links oder rechts hilft
Nur eine Stärkung der Mitte aus der
Die Kraft zur kulturellen Entwicklung kam
Erwartbares Theater ist kulturell wertlos

Denjenigen der die Volksbühne endlich
Aus dem linken Mainstream kulturell
Spannend hätte befreien können haben
Sie vertrieben und sich damit erledigt

Es braucht mehr Kultur die umdenkt
Fragen ohne Antworten offen stellt
Freie Menschen nachdenken lässt
Hochkultur als Wert repräsentiert

jens tuengerthal 18..01.2019

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen