Lektürentagebuch 2.10.25
In Lázár geht es in Kapitel 15 weiter und
Der gerade begonnenen Weltkrieg wird
Zum Hintergrundrauschen der Hochzeit
Von Ilona Lázár mit Kurt von Bleichröder
Diese findet statt während andernorts
Sich in der Schlacht von Verdun noch
Die Jugend Europas in Massen opferte
Für die Illusion einer nationalen Idee
Zu diesen Massen gehörte auch mein
Urgroßvater als damals noch jüngster
Preußischer Schuldirektor in Hannover
Dem eine Granate den Schädel zerfetzte
Bleichröders Großvater war Freund wie
Persönlicher Bankier Bismarcks galt als
Der reichste Mann seiner Zeit Kurt selbst
War Pazifist und entdeckte Ilona in Wien
Natürlich auf einem Ball und Kurt wusste
Sofort dass Ilona die Richtige war weil ihr
So etwas erdiges anhaftete was ein sehr
Interessantes Auswahlkriterium doch ist
Beide sind zunächst zu schüchtern um
Wirklich befriedigenden Sex zu haben
Was Nelio Biedermann etwas steif mit
Rückgriff auf Blutmetaphern beschreibt
Das ist eine nette Idee aber mehr wird
Daraus nicht auch wenn hier die
Sehnsucht nach blutigen Uniformen
Wie nach Gewalt beschrieben wird
Bis Kurt seine Ilona eines Tages packt
Aufs Bett trägt ihr die Röcke hochschiebt
Sein Gesicht zwischen ihre Beine drängt
Ihre Zehen lutschte und sich befriedigte
Vorher hatten sie gemeinsam Schnitzler
Gelesen und Grammophon gehört mit
Ähnlichen nicht ausgelebten erotischen
Phantasien die nur traumhaft blieben
Als plötzlich eine Fledermaus durch das
Offene Fenster ins Zimmer flatterte die
Kurt mit den Händen fangen wollte was
Angesichts der hohen Decke misslang
Aber erstmals in ihrer Gegenwart fühlte
Er sich stark und männlich was reichte
Die Frau wie sie es sich träumte zu packen
Ins Bett zu tragen und sich zu befriedigen
Währenddessen litt Lajos weiter im Internat
Der nur den matten Sommer dort genoss
In dem er mit Liebe die Natur studierte
In die er sich zu gerne verwandelte hätte
Das ist alles nett und schön geschrieben
Zeugt von Geist und dem Blick auf die
Größeren Zusammenhänge die jedoch
Eher wie alte Kulissen herumstehen
Es dauert bis sie Sex haben weil sie nicht
Wissen wie und vor allem noch nicht wie
Sie damit anfangen sollen ohne gleich in
Peinlichkeiten dabei abzurutschen was
Dem Autor auch ohne sie gelingt bei der
Schilderung lange unerfüllter geheimer
Bedürfnisse die dann mit ein wenig an
Onanie und Zehen lutschen endet
Wenn das alles war wozu Schnitzler das
Junge Paar von Schumann musikalisch
Dabei untermalt brachte wäre es sogar
Weniger als frigides Hollywoods schaffte
Die asexuelle Seite des uralten Adels
Ist mir praktisch nicht unbekannt wenn
Sich alle Lust unter der Form verliert
Bleibt nur funktionierende Fassade
In Kapitel 16 bis 19 endet der Krieg
Endlich und Lajos kehrt zunächst ins
Waldschloss zurück wo der Vater wie
Ein Alkoholiker mehr vegetiert als lebt
Schon bei seiner Ankunft findet Lajos
Ihn im Erbrochenen liegend vor ist die
Nächsten Tage damit beschäftigt alle
Verstreuten Flaschen einzusammeln
So kämpft er sich durch ein seltsames
Leben das nicht seines mehr ist wie
Drei Wochen nach seiner Rückkehr
Der Krieg endlich endet und mit ihm
Das Habsburgerreich was auch zum
Zustand seines Vaters passte zerfiel
Lajos konsequent nur erschien
Dennoch erschütterte ihn all dies sehr
Er wird bewusstlos und der Diener
Findet den jungen Baron mit einem
Loch in der Schläfe ganz blass worauf
Sofort der Arzt gerufen wird der dann
Wie immer ratlos ist aber zumindest
Eine Fünfwöchige Kur in Héviz verschreibt
Traditionsbewusst wie sein Vater bewohnt
Lajos wieder das schmale Haus dort
In der Kastanienallee gelegen wie in seiner
Jugend und Kindheit und im der zweiten
Woche kommt im Haus gegenüber eine
Junge Frau und bringt sein Fieber zurück
Sechs Jahre hatten sie sich nicht gesehen
Lilly Grünfeld und Lajos Lázár doch dann
Dauert es bis der von Zweifeln geplagte
Lajos sie endlich anspricht damit das
Nur unterbrochene Gespräch weitergeht
Dazu musste erst das Haus der Grünfelds
Gegenüber brennen und der junge Baron
Vater und Tochter Unterschlupf bieten
Lajos hat den Traum dass der endlich
Waffenstillstand nur ein Streich war den
Die Landesväter den Bürgern spielten
Sie alle Leichen aus den Gräbern holten
Als er dann erwachte es war der 2. Advent
Hörte er wie Lilly nebenan Oh Tannenbaum
Sang putzte er sich die Zähne und ging
Ohne zu klopfen zu ihr und küsste sie
Im 17. Kapitel geht das verliebte Paar
Lajos und Lilly auf Hochzeitsreise gen
Italien die ein verfrühtes Ende noch in
Kroatien nahe Triest findet als sie nach
Der ersten gemeinsamen Nacht ein
Telegramm erreicht mit der Nachricht
Vom Tod Sándors der achtzehn Stufen
Betrunken herunter gefallen war
Er erlitt einen Schädelbruch dem er
Über eine Hirnblutung schnell erlag
Als letztes sah er noch seinen toten
Knecht mit den blauen Augen vor sich
Nette Geschichte und schließt den Kreis
Aber auch etwas viel des Guten hier ist
Die erste Sex Szene der Ehe des so
Glücklichen Paares ist offen verklemmt
Angeblich hatten beide keine Ahnung
Wie das alles funktionieren soll als
Dann Lajos vor lauter Aufregung keinen
Hoch bekam nahm Lilly ihn in den Mund
Der daraufhin über sich hinaus wachsende
Schwanz wird Lilly dazu veranlassen die
Beine breit zu machen und ihm bis zum
Anschlag in sich aufzunehmen
Seither schreibt Biedermann konnte sie
Nicht genug von ihm bekommen womit
Die panische Angst vorher ohne jeden
Schmerz einfach verflogen war
Das klingt nett aber wenig glaubwürdig
Eher etwas konstruiert für ein erstes mal
Auch wenn es nett gedacht ist scheint es
Von männlichem Ideal mehr geprägt
Als großer sexueller Erfahrung mit dem
Ersten mal bei jungen Paaren dabei zu
Entspringen zumal vor den Beinen die
Sie willig öffnet lange noch von ihrer
Angst vor allem Sex als schmerzhaft
Die Rede war über den sie mit ihrer
Früh verstorbenen Mutter nie redete
Was auch ungenau unglaubwürdig klingt
So fein Biedermann die Entstehung dieser
Liebe beschreibt bis zur Zärtlichkeit auch
Im ersten Scheitern der Lust so platt ohne
Feingefühl wird dann der Akt erledigt
Da fehlt das Feingefühl auch für die
Auflösung der Ängste vielleicht noch
Durch einen Mangel eigener Erfahrung
Bei dem jungen Autor scheint dem Flaneur
Wenige erlebten das erste mal traumhaft
Viele eher traumatisch schmerzvoll oder
Zumindest nicht wirklich toll auch für die
Männer ist es ein seltsamer Akt dann
Es ist in Ordnung so etwas in der Literatur
Durch Andeutungen zu übergeben aber
Dann schreibe ich nicht vorher von seiner
Schwammigen Eichel die sie küsste
Dies dann auch ohne zu wissen wie
Aber instinktiv erfolgreich um dann von
Allem nicht mehr genug zu bekommen
Ist nicht richtig und nicht nichts gesagt
Thomas Mann geht über solches hinweg
Andere wie teils auch Proust werden da
Noch deutlicher bei Henry Miller wird es
Eher technisch amerikanisch mechanisch
Das Empfinden für die Entwicklung dabei
Den nötigen Lernprozess junger Paare
Um es gut miteinander zu kommen wäre
Von einem Autor der Generation Z
Doch eher zu erwarten gewesen als dieser
Altherren Stil in dem sie ihm einen bläst
Danach alles toll findet und immer wieder
Will und nie genug davon bekommt
Schreibe und spreche gern über Sex
Finde das wichtig um eine damit auch
Für beide befriedigende Lust zu finden
Die leider noch immer etwas seltenes ist
Da könnte Biedermann sich literarisch
Noch Weiterentwickeln warum das eher
Unbeteiligt ahnungslose Raunen der NZZ
In ihrer Kritik schon peinlich war bleibt
Unklar wie so manches aus dieser eher
Reaktionären Redaktion und frage mich
Bei der Lektüre habt ihr alle immer so
Schlechten Sex dann redet doch darüber
Kapitel 18 und 19 behandeln das dann
Glückliche Leben des jungen Paares
Im Waldschloss und wie Lajos klug
Investiert den Brief an seine Schwester
Das ist nett und liebevoll geplaudert
Wir ahnen schon das Grauen das
Dem jungen Paar bald droht was
Noch in ungeahnter Ferne hier liegt
Gut geschrieben im vertrauten Milieu
Das fein beobachtet wird aber was
Jenseits der treffenden Short-Cuts
Will der Autor uns hier sagen
Falls es auf den nächsten 200 Seiten
Noch deutlicher wird werde ich es
Auf jeden Fall berichten es liest sich
Wirklich nett und ist nicht schlecht
Doch literarische Vergleiche mit den
Vom Autor selbst erwähnten Größen
Schnitzler Poe Proust und andere
Wären wohl etwas hoch gegriffen
jens tuengerthal 2.10.25
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