Dienstag, 21. Oktober 2025

Flaneurgewicht

Flaneurgewicht

Der Flaneur ist ökonomisch ein
Fliegengewicht weil er nur flaniert
Selten oder eher nie konsumiert 
Ein bloß Beobachter des Seins ist

Darum ignorieren ihn so gerne alle
Kaufleute deren Kunde er nicht ist 
Sonst Bürger und Passanten die
Ganz zielbewusst sich bewegen

Sie alle sind ständig gehetzt weil
Zeit Geld ist und es stets um die
Maximierung von egal was geht
Was uns Flaneure nichts angeht

Wer nur das geschäftige Geschehen
Auf den Berliner Straßen beobachtet
Alleine vor dem Cafe sitzt ohne je
Außer aus Höflichkeit zu sprechen

Der muss den stringenten Damen
Verdächtig erscheinen als einer der
Nichts tut und darum eher stört gar 
Im Weg herum stehen könnte 

Was den Verkehrsfluss hier stört
Ganz egal ob dieser dabei eher
Geschäftlich oder geschlechtlich ist
Wird als lästiges Hindernis betrachtet

Die Berlinerinnen und Berliner verkehren
Auch miteinander wie geschlechtlich um
Das eben nötige noch zu erledigen was
Im Ergebnis selten nur befriedigend ist

Dabei hetzen die Menschen völlig
Überflüssig vom Herzinfarkt zum Tod
Was keinen Gewinn im Leben bringt 
Aber alle ständig in Bewegung hält 

Hier ist der Flaneur das Gegengewicht
Das nichts wem verkaufen will noch
Auf persönlichen Gewinn dabei hofft
Außer als Beobachter vom Rand aus

Dies ist immer dringender heute nötig
Während alle ständig beschäftigt sind
Etwas nützliches noch erreichen wollen 
Ist es der Flaneur der die Waage hält 

Nicht wie Justitia um über andere dabei
Blind zu urteilen sondern als bloßer 
Beobachter ohne jede Funktion der
Alles zweckfrei betrachtet und bedichtet

Nur wenn es Flaneure genug gibt gerät
Der ökonomische Dampfer nicht gleich
In Schieflage mit zuviel Zweck dabei was 
Sich die Merze nicht vorstellen können

So ist der Flaneur mit seinem bloßen
Fliegengewicht ökonomisch betrachtet
Geistig wie tatsächlich das Gegengewicht
Was das Leben im Gleichgewicht hält

jens tuengerthal 21.10.25

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