Lektürentagebuch 21.10.25
In den Buddenbrooks lesen ist so
Wunderbar vertraut denke ich immer
Als wäre ich bei meiner Familie als
Nun Leser zu Besuch und nicht Teil
Häufiger über die Ähnlichkeiten auch
In den Äußerungen meiner Mutter wie
Dem Verhalten in der Familie nachgedacht
Bei mir bin ich beteiligt hier der Flaneur
Es wird nun herbstlich und ist schon
Bald Mitte September als Tony und Morton
Gemeinsam am Strand liegen und dabei
Über das Leben und die Liebe plaudern
Dabei tragen die Wellen längst eine
Schaumkrone und es weht schon eine
Steife Briese von Nordost her die Saison
Ist zu Ende und Tony trägt die Herbstjacke
Genau gemerkt hatte sich der Sohn des
Lotsenkommandeurs jedes Wort das Tonys
Bruder Thomas gesprochen hatte und fragt
Wer Grünlich sei das wüsste er zu gern
Tony errötet ein wenig erläutert aber dann
Ganz offen und zieht deutlich über den ihr
So unangenehmen Bendix Grünlich her
Das Morton ihr dazu die Meinung geigt
Unschön sei es wie sie sich über die
Tränen eines Mannes erhob der aus
Liebe voller Verehrung vor ihr kniete
Ob sie alle so zu behandeln gedenke
Nun ist Tony erschüttert und gerührt
Rechtfertigt sich vor Morton worauf
Dieser ihr seine Liebe gesteht und
Tony dies schüchtern höflich erwidert
Dann ein erster sehr schüchterner Kuss
Nach dem Morton höflich fragte der um
Tonys Hand bei ihrem Vater anhalten will
Sobald er sein Studium geschafft hat
Liebeklärungen am Strand sind von
Unvergleichlicher Schönheit denke ich
Dabei an meinen letzten Besuch an
Der Ostsee etwas östlicher Pfingsten
Hätte ich nicht auch gerne dort jener
Die Liebe erklärt wäre uns nicht ein
Heftiger Regen dazwischen gekommen
Überlege ich nur für einen Moment
Natürlich war das kein Thema weil
Doch längst zwischen uns erledigt
Die nur Nachbarn und Freunde sind
Aber romantisch wäre es gewesen
Vielleicht war der Regen so ein Glück
Das uns alle Paarungsversuche noch
Friedlich quasi vorab ersparte was auch
Sonst viele große Gefühle erledigte
Es ist also alles ganz vernünftig so aber
Zum ersten mal geküsst hätte ich sie
Doch zu gerne am Strand an Pfingsten
Vermutlich kitschiger Romantik wegen
Die Vorstellung dies keine 50 Kilometer
Luftlinie von Travemünde entfernt zu tun
Hätte einen feinen literarischen Duft bei
Dem auch egal sein kann was sonst passt
Wir taten es nicht und ersparten uns auch
Sonstige Leiden lieber sind ja auch beide
Keine zwanzig mehr wie meine Tochter
Aber gerne denke ich dennoch daran
Geküsst habe ich an der Küste immer
Nur jene mit denen ich dort war nie eine
Zum ersten mal und frisch verliebt was
Doch ganz wunderbar sein muss
Zumindest theoretisch denke ich und
Ahne schon den schrecklichen Schweif
Enttäuschter Erwartungen den jede
Liebe wie ein Komet mit sich schleppt
So sind die Buddenbrooks mir in vielem
Immer wieder ganz nah auch wenn real
Solches mir völlig fern liegt ist es doch
Zauberhaft stets am Strand der Ostsee
Während Tony noch am Strand liegt um
Mit Morton der sich im Sand verliebt zu
Ihr rollte zu turteln gerät Hans Castorp
Aus einem Schneegestöber in einen Sturm
Mit Forscherblick betrachtet Hans die
Flocken auf seinem Ärmel und denkt
Daran wie er sie schon untersuchte in
All ihrer vielfältigen Schönheit dabei
Noch denkt Hans es wäre ein leichtes
Wieder ins Tal hinunter nach Davos Dorf
Hinab zu fahren und geht auch darum
Mit seinem Ach was! einfach weiter
Diese tolldreiste Haltung die etwas
Wagen will obwohl schon Furcht sich
Vor dem inneren Auge deutlich zeigt
Leitet ihn dem Wetter zum Trotz weiter
Eine Almhütte vor dem nächsten Gipfel
Ein vorläufiges Ziel für ihn rückt näher
Liegt im Schneesturm plötzlich fern den
Hans modisch mit Hallo nun begrüßt
Erinnere mich noch genau wie mich bei
Der ersten Lektüre die ausführlichen
Beschreibungen des Schnees nervten
Wie später bei Fräulein Smilla auch
Damals wollte ich wissen wie es ausgeht
Dieses Schneeabenteuer und war lang
Gefesselt wie genervt von den hier
Ausschweifungen Thomas Manns
Heute lächel ich darüber mild und
Genieße die sprachliche Artistik sehr
Damals war ich so alt wie Hans selbst
Heute älter als Thomas Mann dabei
Es ändern sich die Perspektiven doch
Der Genuss bleibt und die Bewunderung
Für dieses auch philosophische Werk das
Den Geist seiner Zeit präzise spiegelte
Dahingestellt ob wirklich alle guten Dinge
Drei sind begann ich nun noch das Kapitel
Das unter der Überschrift Das zweite Jahr
Steht in Joseph und seine Brüder
Vermutet wird übrigens dass dies nichts
Mit christlicher heiliger Dreieinigkeit noch
Zu tun hat sondern viel eher noch vom
Germanischen Thing als Gericht kommt
Diese wurden dreimal im Jahr abgehalten
Jeder hatte also drei Chancen sein Recht
In der dann Abstimmung zu bekommen
Was eine spannende Wurzel doch ist
Erfahre wie Mut sich ihrer Liebe klarer wird
Sie zwei ihrer Frauen sogar gesteht die
Gleich begeistert mit tollen Ratschlägen
Wie sie ihr Ziel erreichen kann kommen
Die eine dunkelhäutig aus Schwarzafrika
Kommend schlägt einen Zauber vor der
Joseph willig machen soll die andere meint
Es sei kein Problem er sei doch ihr Sklave
Beides lehnt Mut entschieden ab die sich
Völlig verkannt fühlt sich eher als Sklavin
Ihres Herzens fühlt denn als Herrin auch
Will sie seine Liebe nicht befehlen
Wunderbar beschreibt Thomas Mann
Dieses Frauengespräch was auch wenn
Dies viele tausend Jahre her ist heute
Im Café so belauscht werden könnte
Zwar haben wir eher keine Herrin mehr
Die sich mit ihren Sklavinnen berät aber
Gespräche unter Freundinnen klingen
Nicht wesentlich anders als berichtet
Da wird zwar getuschelt und geflüstert
Damit es bloß keiner hören soll aber
Dann doch nach Frauenart alles ganz
Öffentlich mit Details besprochen
Ähnlich hier bei Mut mit den beiden
Die genau Bescheid wissen was nun
Nötig wäre die Füße zusammenzulegen
Was der Betroffenen völlig absurd scheint
Obwohl sie insgeheim natürlich vom
Zusammenlegen der Füße träumt was
Ein schönes Bild für körperliche Nähe
In welcher Stellung auch immer ist
Das ist feinsinnig humorvoll geschrieben
Zeitlos schön und könnte so noch heute
In Cafés oder Bars belauscht werden
Es kam mir manches bekannt vor
So führt uns Thomas Mann in der noch
Biblischen Sprache vor wie wenig sich
Je beim Menschen geändert hat der
In der Liebe seiner Natur folgt auch als sie
Drei Romane und drei verschiedene
Formen der Erzählung wie Sprache
Doch eine ironisch humorvolle Art die
Den Blick auf das Sein erleichtert
Thomas Mann ist vielfältig in seinem
Werk aber lohnt immer wieder weil
Er als Erzähler immer freundlich bis
Liebevoll bei seinen Figuren ist
So ist er der große Gentleman der
Deutschen Literatur der nirgendwo
Geheime Rechnungen offen hat auch
Im Humor und Spott liebevoll bleibt
jens tuengerthal 21.8.25
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