Dienstag, 28. Oktober 2025

Lektürentagebuch 28.10.25

Lektürentagebuch 28.10.25

Weiter ging es mit Florian Illies eher
Pflichtbewusst Wenn die Sonne untergeht 
Gelesen und erledigt zu haben aber
Heute las es sich weniger nervig

Im März angekommen ballen sich nun die
Ereignisse um die Familie Mann auf dem
Weg ins Exil das Thomas gar nicht will
Der sich als deutscher Autor doch fühlt

Doch es beginnt mit Heinrich Mann der
Glücklich von seinem alten Freund Herzog
In Toulon abgeholt wird von wo es weiter
Nach Sanary-sur-Mer geht guter Laune ist

Golo dagegen erlebt ein großes Drama
Mit Hans Bauer dem Schulfreund noch
Aus Salem der sein Tagebuch liegen lässt
Damit Golo darin über sich lesen kann

Erschüttert stellt er fest wie treffend der
Freund ihn einschätzt all seine geheimen
Probleme und Ängste genau erkennt aber
Merkt nicht wie alles inszeniert nur wurde 

Als sich Hans dann vor eine Straßenbahn
In Hamburg wo beide studieren wirft ist
Golo völlig erschüttert und bleibt es auch
Über viele Jahre noch in sich gefangen

Von den Leiden des jungen Golo springt
Illies in den überheizten Salon des
Waldhotel in Arosa wo Katia zu offen 
Über die Nazis noch schimpft bis ein

Anderer Gast ihr rät sich doch bitte
In acht zu nehmen wie der Verleger
Von Thomas Mann der Schwiegersohn
Des alten Samuel  Bermann Fischer rät

Da er Mediziner sei noch zur Erholung
Dringend in Arosa zu bleiben was Mann 
Nur sehr widerwillig befolgt während
Erika und Klaus das Poschi noch hüten

Wie Erika den Eltern am Telefon ganz
Dringend rät weg zu bleiben wie sich
Dann Erika mit ihrem Auto und dem
Manuskript des Josephsroman aufmacht

Das ist teilweise gut berichtet wie auch
In treffende Dialoge dazu gepackt aber
Rutscht auch immer wieder in eine eher
Peinliche psychologische Betrachtung

Diese ständige Pathologisierung der
Familie Mann in Sexualität und Wesen
Deutet deren Selbstmitleid in sicher
Schweren Zeiten sehr konventionell um 

Das sind zu viele alte Schubladen die
Hier noch aufgemacht werden ohne
Echten Erkenntnisgewinn als das schon
Bekannte Freudsche Analyse Schema

Das ist für diese vielfältig geniale Familie
Zu schlicht und immer ungenügend
Übersieht mehr als es sichtbar macht
Das ist eine wenig lohnende Lektüre


Nun endlich Thomas Mann selbst
Statt nur über ihn zu lesen auch dem
Meister selbst zu lauschen zuerst in
Buddenbrooks wo Tonys Urlaub endet

Thomas holt nun seine Schwester Tony
Mit der Krögerschen Kalesche wieder ab
Der große Koffer wird hinten drauf
Geschnallt und los geht die Heimreise

Die von Gefühlen und Schlaflosigkeit 
Der letzten Nacht völlig übermüdete Tony
Bekommt während sie an Morten denkt
Den sie nicht mehr alleine sehen konnte

Einen Weinanfall in dem Thomas sie mit
Hinweis auf seine bald Reise nach
Amsterdam zu trösten versucht was 
Natürlich scharf zurückgewiesen wird 

Auch wenn sie Grünlich heiraten sollte
Um der Ordnung zu genügen was sie
Hier und so dass erste mal sagt wird
Morten immer ihre Liebe in bleiben 

Zumindest sagt Tony sich das während
Ihr die Tränen kommen weil sie die
Ganze Erinnerung an Morten spürt und
Ist unglücklich wie stolz und erfüllt


Im Zauberberg kämpft sich Hans Castorp 
Weiter durch den Schneesturm und kommt
Nach gefühlt stundenlangem Weg wieder
An der Hütte an und beschließt zu bleiben

Ein weiterer Versuch den Weg zu finden
Würde nur Kraft kosten verspräche aber
Wie gerade bemerkt keinerlei Erfolg warum
Er davon Abstand nimmt und sich anlehnt

Ein Blick auf seine goldene Taschenuhr die
Natürlich sein Monogramm trägt offenbart
Ihm das sein stundenlanges Wandern im
Sturm nur eine gute Viertelstunde dauerte

Die Beschäftigung im existentiellen Kampf
Hatte ihm eine Ewigkeit vorgegaukelt und
Thomas Mann nahm sich auch viele Seiten 
Diesem Kampf auf Skiern zu schildern

Es war erst halb fünf als er meinte es sei
Schon bald sechs und würde real dunkel
Werden erleichtert und verwirrt lehnt Hans
An der Wand des Schuppens und wartet

Dabei erinnert er sich der Portweinflasche
In seiner Jacke und beschloss nun einen
Schluck zu nehmen auch wenn ihm dabei
Klar war dass dies keine gute Idee war

Wie schon beim Kulmbacher am ersten
Abend im Berghoff zeitigt der Alkohol
Sofort Wirkung und Hans Gedanken
Verwirren sich noch weiter völlig

Dies schildert Mann mit viel Humor
Wie überhaupt die Beschreibung der
Notlage im Gebirge und der Gedanken 
Die Hans sich macht zu komisch sind

Thomas Mann der selbst nie Ski fuhr
Dies Katia und den Kindern überließ
Fühlt sich mit viel Witz ein in diese 
Existenztielle Krise in stürmischer Natur

Der Humor mit dem dabei über trunkene
Gedanken zu Settembrini und Naphta
Wie die eigene Situation erzählt wird 
Zeigt wieder Mann ist ernsthaft komisch

Natürlich wird hier auch eine wichtige
Naturerfahrung literarisch wunderbar
Beschrieben doch viel mehr noch ist es
Ein komisches Stück über Verwirrung

Nebenbei wird wieder mit der Zeit dieser 
Im Zauberberg so relativen Größe fein
Gespielt und auch der Rausch noch als
Ganz ernsthafte Not komisch beschrieben

Das ist wirklich ganz großes Theater was
Ein als komischer Autor von den meisten
Völlig verkannter Mann hier inszeniert
Er hat auch in der Not noch viel Humor



Sehr feinsinnig beschreibt Thomas Mann
In Joseph und seine Brüder wie Joseph
Auf Muts Argumente irgendwann nichts
Mehr erwidert aber Abwehr fühlt

Auch die Geschenke die sie ihm macht
Vom Ring über den Armreifen bis zur
Mit Steinen geschmückten Halskrause
Sind ihm immer mehr zuwider dabei

Bedankt er sich anfangs noch höflich 
Wehrt er ihre großzügigen Geschenke
An Kleidern mit den Worten ab seine 
Bescheidene in Kleidung genüge ihm

Er spürt ihre Motivation wie sie den 
Geschenkten der Liebenden so oft 
Innewohnt die damit den anderen
Ganz für sich kaufen wollen

In der Erinnerung seiner Worte vom
Ihm genügenden bescheidenen Gewand
Fällt ihm auf dass es die Gilgameschs sind
Mit denen dieser Ischtar abwehren wollte 

So bemerkt Joseph am Ende des Kapitels
Wie sich die Geschichte immer ähnelt
Die Versuche der Bestechung sich noch
Stets wiederholen wenn es um Liebe geht

Das ist eine wunderbare Beschreibung
Auch für die Verhältnisse der Ehe die
Mit Aussteuer und Brautgeschenken
Nur eine Form der Prostitution ist

Gerne wird diese Hurerei noch mit
Sitten und Gewohnheiten getarnt
Aber im Kern wird die Lust gekauft
Wie Mut hier Joseph kaufen will

Der Valentinstag ist ein gutes Beispiel
Für die kaufmännische Nutzung dieser
Form der Prostitution die Umwege nimmt
Um sich im Mantel des Gefühls zu tarnen 

Die Prostitution ist das zeigt die Geschichte
Von Joseph wieder deutlich zumindest das
Ehrlichere Geschäft da sie nicht noch
Gefühle an die Hergabe für Hingabe knüpft

Tragisch ist vielleicht nur dass auch diese
Nie lohnt weil sie die Lust nur spielt was 
Aber in vielen Ehen nicht anders ist
Warum letztlich egal ist was ich tue

Joseph jedenfalls fällt hier die historische
Kontinuität auf die kulturhistorisch sehr
Spannend ist weil doch die jüdische
Schöpfungsgeschichte von Adam und Eva

Erst in Reaktion auf den Gilgamesch Epos
Entstand während die Juden noch im
Babylonischen Exil weilten und sich der
Jude Joseph hier an den Epos erinnert

Wie ihn diese Gedanken zur Keuschheit 
Brachten kommt im nächsten Kapitel was
Eine faszinierende Frage wiederum ist
Die viel mit der Freiheit auch zu tun hat

Nicht zum Sklaven der Lust zu werden
Enthaltsam lieber zu leben um sich
Geistige und körperliche Freiheit noch
Zu erhalten hat eine große Faszination

Dies im Kontext auch von Thomas Mann
Der sechs Kinder mit Katia zeugte aber
Ein Leben lang gegen seine Neigung mit
Kettenhunden im Keller kämpfte 

Der Josephsroman wirft so viele bis
Heute spannende Fragen auf die tief
In die Abgründe unseres Seins führen 
Nachdenken lassen über das Sein

jens tuengerthal 28.10.25

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