Dienstag, 21. August 2018

Zypressenfreiheit

Was macht Freiheit am Ende
Im Schatten der Ökonomie aus
Gibt es sie am Markt überhaupt
Womit bestimmen wir über sie

Am Beispiel eines Gleichnisses
Das ihm von Arabien her bekannt
Erläutert Thoreau dem Leser genial
Seinen gültigen Begriff von Freiheit

Gefragt warum die Zypresse frei hieße
Obwohl sie keine Früchte trägt erläutert
Der Weise weil sie immergrün genau
Keine Früchte trägt unvergänglich sei

Daraus sollten wir lernen unser Herz
Nicht an vergängliche Güter zu hängen
Die Ströme flössen auch noch wenn alle
Kaiser längst das Zeitliche segneten

Solches Denken treffen wir gewöhnlich
Im Umkreis der Religionen die lehren
Alles Vergängliche sei nur ein Gleichnis
Für paradiesische Ewigkeit im Himmel

Warum erzählt ein freiheitlicher Denker
Wie Thoreau dieses am Ende des Teils
Über die Ökonomie oder verweist es nur
Auf typisch amerikanischen Aberglauben

Wie könnte ich diese Geschichte lesen
Ohne sie mit Hokuspokus zu transzendieren
Die Zypresse bringt keine Blüten am Markt
Dafür hält sie sich kontinuierlich ganz grün

Was die eine weniger hat hier also Blüten
Hat sie den verblühenden dafür voraus
Mit immergrünen Schatten spendenden
Zweigen die nichts sonst aber bieten

Wer zu riesigem Reichtum schnell erblüht
Vergammelt genauso schnell wieder zu nichts
Was wir gestern noch an Blüten bewunderten
Ist morgen nur noch alter Kompost wohl

Die Freiheit der Zypressen hat ihren Preis
Immergrün zu sein ohne allen Wechsel
Bedeutet keine schönen Blüten zu haben
Die aber auch nicht am Ende herabfallen

Wer mit weniger Pracht im Leben auskommt
Verblüht dadurch nicht ganz so schnell wieder
Frei werden nur die Zypressen noch genannt
Unfrei ist also wer Blüte und Wechsel sucht

Ob ich eher der Zypresse gleichen möchte
Die im grünen Gleichmaß durch Leben zieht
Oder den schönsten Rosen in kurzer Blüte
Ist wohl eine Frage von Wesen und Weg

jens tuengerthal 21.08.2018

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