Donnerstag, 16. Mai 2019

Verzweiflungskunst

Völlig am Leben zu verzweifeln
Nichts Schönes mehr zu sehen
Eröffnet den Weg erst zur Kunst
Die Grenzen überschreiten lehrt

Was wüsste ich von der Liebe
Hätte ich nicht an ihr gelitten
Ohne noch eine Hoffnung ohne
Weiter leben zu können allein

Wer alles nur positiv sieht wie
Ein strahlendes Instagram-Profil
Auf dem kein Makel erkennbar ist
Bleibt oberflächliche Inszenierung

Die nette immer positive Seite aber
Verkennt wesentliche Elemente völlig
Welche erst ganze Größe offenbaren
Wird wertlos weil sie nichts überwindet

Sich in hilfloser Schwäche zu kennen
Verzweifelt um die Liebe bettelnd zeigt
Die Größe eines Gefühls viel mehr als
Glückliche Liebesschwüre es  können

Mit Ablenkung aus dem Tal zu finden
Ist lächerlich leicht und offenbart nichts
Als wie klein das Gefühl wohl nur war
Während Leid erst echte Größe zeigt

Manches mal schon verzweifelt wohl
Geglaubt nicht mehr ohne zu können
Kannte ich diese Seite der Liebe schon
Hätte lieber weiter auf sie verzichtet

Doch statt mich wie üblich abzulenken
Bin ich das Tal der Verzweiflung allein
Durchwandert gegen alle Vernunft die
Schon lange sagte es kann nicht gehen

Nun um die Erfahrung meiner Schwäche
Die ihr Leben ganz an eine Liebe hängte
Reicher kann ich meine Stärke erkennen
Um ohne mit mir glücklicher zu sein

Theoretisch zumindest kann ich es wohl
Praktisch bleibt es noch ein bloßer Traum
Doch sich ihn vorstellen zu können ist
Viel mehr als im Nichts je denkbar schien

So gesehen ist die Verzweiflung eine Kunst
Die auszuhalten zu lernen erst stark macht
Weil sie die Angst vor der Einsamkeit somit
Überwand und genug bei sich auch findet

Was sich leichter noch schreibt als es ist
Zeigt mir die Schönheit der Gipfel wieder
Im hellsten Licht was wiederum dabei hilft
Zur inneren Balance andauernd zu finden

Was ist daran nun hohe Lebenskunst
Oder mehr als irgendein Psycho-Ratgeber
Der allerwelts Weisheiten verbreitet die
Scheinbare Wahrheiten verlogen verkünden

Habe keine Antwort und suche keine mehr
Trauer und Verzweiflung sind für mich nicht
Lösbar oder leicht zu verdrängen weil das
Der Größe des Gefühl nicht gerecht würde

Leide also bewusst um die Liebe zu würdigen
Die mir groß und wertvoll war aber erkenne
So beginnt die Lebenskunst verzweifelt ohne
Irgendeine Hoffnung und also völlig frei

Die Freiheit die im endlosen Raum des Nichts
Steckt was ich nicht verstehe und lösen kann
Aber dennoch überlebe wieder zu erkennen
Ist der Anfang aller Kunst als ein Können

Ohne die Verzweiflung ganz auszuleben
Hätte ich mich wie gewohnt nur abgelenkt
Was die Liebe vernünftig relativiert hätte
Aber mich nicht hätte befreien können

Will ich mich aus dieser Unmündigkeit
In die verzweifelte Liebe mich stürzte
Die ich real in ihr noch mehr empfand
Wieder befreien muss ich sie erkennen

An der täglich wieder Grenze des Nichts
Was unvorstellbar und nicht auszuhalten
Scheint weiter zu gehen zeigt was bleibt
Wo ich stehe und was ich mir wert bin

Im Nichts aber ist nichts mehr vorhanden
Gibt es keine Grenzen und Regeln mehr
Der Raum ist leer wie eine weiße Leinwand
Kann aus bewusstem Nichts gefüllt werden

Die Größe dieser Freiheit zu haben um
Nicht in irgendwelchen Kompromissen
Einfach weiter zu leben macht glücklich
Und was mehr könnte Lebenskunst je

Dankbar schon fast für dies tiefe Tal
In dem langsam wieder Gipfel sichtbar
Hat die Philosophie mich gerettet statt
In gewohnte Muster nur zu verfallen

Auch ein Werther floh einfach nur vor
Der Größe der Verzweiflung statt sich
Ihr zu stellen um seine Kraft darin erst
Wieder zu finden lenkte er sich tödlich ab

Darin glich der Sturm und Drang auch
Der Romantik mit überschätztem Selbst
Was sich nicht überwinden mehr kann
Um über sich hinaus zu wachsen

Pflicht und Verantwortung hielten mich
Auch als ich es noch anders wünschte
Nun schwebe ich im leeren freien Raum
Den gut zu füllen wohl Lebenskunst ist

jens tuengerthal 16.05,2019

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