Wie bestimmen wir unser Leben selbst
Lösen uns von Abhängigkeiten um so
Zur höchsten Lebenskunst zu gelangen
Die mit sich zufrieden und glücklich ist
Die Philosophie gibt hier verschiedene
Mittel zur Wahl die weniger Antworten
Geben als Fragen stellen lehrt die uns
Von gewohnten Abhängigkeiten befreien
Sie gibt keine konkreten Antworten auf
Alltägliche Fragen aber ein System das
Hilft sich seiner selbst zu ermächtigen
Was dazu Disziplin und Arbeit fordert
Selbstermächtigung erst führt zur Autarkie
Bedeutet Befreiung aus einer Unmündigkeit
Die selbstverschuldet ist wenn sie aus der
Trägheit resultiert seine Freiheit zu nutzen
Dazu gehört wie Kant mit sapere aude lehrte
Mut und eine disziplinierte Haltung dabei die
Als Askese bezeichnet Grundlage der Freiheit
Von bloßer Willkür für vernünftige Reflexion ist
Das Element der Askese ist in der Philosophie
So alt wie diese eine Schule des Denkens wurde
Wie zugleich deren Voraussetzung immer weil
Sonst nur gefühlsgetrieben getorkelt wird
Sich Trieben und Gefühlen ganz hinzugeben
Ist leicht und relativ natürlich führt jedoch nie
Zur Lebenskunst sondern bleibt unreflektiert
Verhindert also dauerhafte Zufriedenheit so
Die Askese des Denkens meint nicht dem
Epikuräischen Streben nach Lust zu entsagen
Sondern dies bewusst und reflektiert zu tun
Um mehr als schnelle Lust zu erreichen
In Montaignes Essays findet sich diese Einheit
Stoischer und epikuräischer Elemente als eine
Lebenspraktische Philosophie an vielen Stellen
Sie scheint Grundlage seiner Lebenshaltung
Die Größe der moralischen Freiheit die uns Kant
Im kategorischen Imperativ an die Hand gab wird
Erst vom autarken Einzelnen der sich seiner selbst
Diszipliniert auch ermächtigte ganz verwirklicht
Religionen und Heilslehren geben zu gerne
Antworten in allen Lebensfragen die aber für
Selbständige Menschen völlig irrelevant sind
Weil diese ihre Antworten sich selbst suchen
Die Balance zwischen Konventionen denen
Wir uns sozial vernünftig beugen und der
Größe der sittlichen Autonomie beschreibt
Montaigne seinem Leben besonders treffend
Als Katholik mit vielen hugenottischen Verwandten
In der Zeit der Glaubenskriege in Frankreich war er
Berater beider Lager und war mit Henry IV. so eng
Befreundet wie mit führenden Katholiken auch
Er enthielt sich dabei eindeutig Partei zu nehmen
Außer gegen unmenschliches Verhalten ohne dies
Dem einen oder anderen Glauben zuzuschreiben
Übte also auch eine Art geistiger Askese der Meinung
Mehr Askese in Meinungsfragen täte in Zeiten
Politischer Polarisierung ohnehin besser als die
Scharfe Verurteilung können wir daraus lernen
Um selbstbestimmt auch zu entscheiden
Die Philosophie gibt uns die Freiheit alleine
Entscheiden zu können was richtig ist und gut
Statt nur konformen Mustern zu folgen denen
Kein Wesen im Inneren ganz entspricht
Gesellschaften und Politik suchen Kompromisse
Als allgemeingültig durchzusetzen und rauben so
Dem Einzelnen die Fähigkeit zur Reflektion wie
Die sittliche Autonomie zur Entscheidung immer
Anfang aller Lebenskunst ist darum stets die
Selbstermächtigung mit der wir uns von allen
Konventionen lösen um somit autark zu sein
Womit die größte Freiheit mit Entsagung beginnt
Das Wechselspiel von Freiheit und Entsagung
Ist die Basis anhaltender Zufriedenheit die sich
Nicht mehr von Urteilen anderer abhängig macht
Diese aber vernünftig reflektieren noch kann
Auch im emotionalen Bereich der ansonsten
Der Vernunft eher unzugänglich scheint hilft
Die disziplinierte Selbstermächtigung uns zu
Einem spürbar ausgewogeneren Verhalten
Wir sind nicht mehr bloße Opfer des Gefühls
Sondern reflektieren systematisch was ist
Um uns entsprechend dazu zu verhalten
Wofür die eigene Freiheit ein Maßstab ist
So habe ich mich jahrelang freiwillig den
Launen von Liebsten unterworfen um des
Lieben Friedens willen bis ich irgendwann
Völlig unreflektiert wieder mal explodierte
Dann wird der vorher Kreide fraß zum
Choleriker der zu fürchten ist statt über
Die Ursachen noch zu reflektieren was
Alle Beteiligten dauerhaft unfrei macht
Will keine Tipps geben was richtig wäre
Welches Verhalten in welcher Situation
Geboten oder unbedingt verboten ist
Genau das muss jeder selbst entscheiden
Wer sich seiner selbst ermächtigt und also
Sittlich autonom wieder ist weil er sich aus
Der selbstverschuldeten Unmündigkeit befreite
Kann und wird diese Entscheidung treffen
Wichtiger scheint mir dagegen vorab noch
Die Freiheit der Selbstermächtigung auch
Würdigen und schätzen zu können als Basis
Eines nachhaltig friedlichen Miteinanders
Wann ich künftig Grenzen ziehe weiß ich
Nicht allgemein zu sagen bin aber sicher
Im konkreten Fall einen vernünftigen Weg
Eher finden zu könne als aus dem Gefühl
Dies erfordert von mir mit meinen Neigungen
Zu überbordendem Gefühl und großer Hingabe
Disziplin und Askese um frei zu bleiben aber
Schenkt dafür zuverlässigen Genuss mir
Lust und Liebe nicht mehr als eine bloße
Über uns kommende Naturerscheinung
Willenlos hinzunehmen sondern sich mehr
Für einen guten Weg dabei zu entscheiden
Dies ist alles natürlich graue Theorie nur
Welche wallende Gefühle im Moment wie
Lüsterne Triebe schnell besiegen können
Aber es ist ein Ansatz zu einer Befreiung
So gibt die philosophische Lebenskunst
Keine Tipps zur Lösung konkreter Probleme
Aber einen geistigen Rückzugsraum aus dem
Unsere Vernunft wieder mehr Raum findet
Womit sich am Ende zeigt dass die Disziplin
So widernatürlich sie uns erscheinen mag
Dazu beiträgt unser Gleichgewicht zu wahren
Uns langfristig wohler mit uns zu fühlen
Askese und Autarkie hängen zusammen
Eine bedingt auch die andere was allem
Eine vernünftigere Ordnung damit gibt
Die einer guten Lebenskunst entspricht
jens tuengerthal 16.5.2019
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