Mittwoch, 31. Oktober 2018
Reformationsgeister
Iren und der Rest gern Geister aus
An die keiner mehr glaubt die aber
So Tradition und Geschäft wurden
Luther hämmerte seine 95 Thesen an
Unklar ob er es je wirklich tat und nicht
Der Versand vorab genügte zum Skandal
Wider Ablass und Buße zur Disputation
Die Geisteraustreibung vor All Hallows
Ist dem Aufklärer so albern wie ihm die
Hoffnung vergebens Aberglaube würde
Sich je erfolgreich reformieren lassen
Ob die unsägliche Reformation nicht viel
Mehr schadete als nutzte lässt sich nicht
Exakt bilanzieren dabei zählen negativ
30 Jahre Krieg und Ende der Renaissance
Von Hugenotten und anderem Gemetzel
Ganz zu schweigen denn einmal an der
Macht unterschieden sich beide Kirchen
Weder bei Hexen noch bei Hinrichtungen
Der Antisemitismus des Doktor Luther
Gibt auch bis heute keine Pluspunkte
Die unvollständige Befreiung schon
Kampf gegen Ablass und Buße auch
Die große Mehrheit feiert heute wenn
Überhaupt etwas gefeiert noch wird
Geisteraustreibung auf amerikanisch
Wie Weihnachten made by Coca-Cola
Halloween hat mehr Sex als die
Reformation nach Herrn Luther
Der die Disputation noch suchte
Mit Papst und Kaiser zu Worms
Die Geisteraustreibung scheint mir
Als radikalem Atheisten total absurd
Mit der Reformation ist es schwierig
Halloween ist bloß sexy das reicht
Was Moral und guter Stil heißen
Bewies uns die Kanzlerin zuvor
Dazu brauchen wir keine Kirchen
Nach Kant hängt es nur an uns
Feiern wir eben was Spaß macht
Traurig und kurz ist Leben alleine
Genießen ist immer besser als
Sich über andere aufzuregen
In klimatisch dunkleren Zeiten
Sich das Gruseln zu lehren ist
Zumindest amüsant dagegen
Fand ich Luther nie komisch
Als getaufter und konfirmierter
Längst atheistischer Protestant
Feiere ich lieber fröhlich noch
Statt an Aberglaube zu denken
Moral kommt von Innen wenn
Wie Kant lehrte taugt keine sonst
Fröhliche Menschen sind besser
Als besserwisserische Griesgrame
Feiert was ihr wollt heute alle
Aber genießt es dabei ausgiebig
Glückliche Menschen helfen mehr
Die bösen Geister zu vertreiben
jens tuengerthal 31.10.2018
Dienstag, 30. Oktober 2018
Wechselhaiku
Fraglich ist immer nur wann
Und wer sie steuert
Selten Mächtige
Eher die zweite Reihe
Die nachfolgen will
Wer noch selbst steuert
Wie Macht übergeben wird
Zeigt sich souverän
Größe zeigt dabei
Wer lieber die Macht aufgibt
Als Werte verrät
Macht korrumpiert stets
Die Ausnahme regierte
Bis gestern Deutschland
Wechsel ist immer
Bewegung also anders
Als zuvor Stillstand
Ob Wechsel wirklich
Etwas besser macht bleibt stets
Unklar bis danach
Manche können dann
Erst schätzen was vorher war
Sein wir gelassen
jens tuengerthal 30.10.2018
Montag, 29. Oktober 2018
Herbstee
Draußen wehen die Stürme
Heiß begegnet kalt
Drinnen wärmt uns Tee
Während draußen Herbstwetter
Die Blätter verweht
Seite um Seite
Beim heißen Tee genießen
Dem Regen lauschend
Wieviel schöner macht
Endlich Herbst unser Leben
Als Teetrinker noch
Wer genießen kann
Trinkt lesend seine Tasse
Bei Herbstwetter nun
jens tuengerthal 29.10.2018
Machtwürde
Gibt sie ab bevor er sie verliert
Ordnet seinen Abgang selbst
Lässt nicht über sich spekulieren
Merkels Abgangs ist sehr würdig
Kein Kanzler ging so freiwillig
Ohne erzwungenen Verlust zuvor
Abgang bedeutete stets Niederlage
Wir sehen nun eine Kanzlerin
Die selbst darüber entscheidet
Wann sie gehen möchte sogar
Die letzten Jahre offen lässt
Sie wäre bereit das Amt weiter
Auszufüllen wenn nötig lässt
Viel Spielraum für Alternativen
Den ihr keiner so je zutraute
Bevor der Abgesang endgültig
Begann ging die kluge Kanzlerin
Ohne herausgewinkt zu werden
Weil sie spürte es ist nun Zeit
Damit gab die Kanzlerin dem Amt
Was mancher Vorgänger schon
Leichtfertig trunken verspielte
Preußisch korrekt die Würde zurück
Ihr Weg ihr Abgang ihre Entscheidung
Eine Überraschung bewusst gesteuert
Bewies den Instinkt für gute Führung
Wie die Abgewogenheit ihres Handelns
Solche Größe die auch über sich noch
Reflektiert und verantwortlich hinaus denkt
Verlangt Respekt und Achtung für immer
Da hat jemand Geschichte geschrieben
Kohl schwadronierte noch vom Mantel
Der Geschichte der ihn streifte worauf
Er großer Führer ihn vermeintlich ergriff
Und überschätzte sein Glück damit auch
Merkel ging ohne Aufforderung von innen
Hoch respektiert vom Rande angefeindet
Ist viel Feind im Amt immer auch viel Ehr
Diese bleibt ihr nun als historische Figur
Über das Gedächtnis an eine Person
Wie ihre geschichtliche Rolle entscheidet
Die Nachwelt nicht die in der Gegenwart
Mehr als Merkel kann keiner dafür tun
Verneige mich vorab vor der Preußin
Die mit ehrlich gelebter Bescheidenheit
Ihrem Amt pflichtbewusst stets diente
Die Größe besaß rechtzeitig zu gehen
jens tuengerthal 29.10.2018
Ausgemerkelt
Vorab und in Raten obwohl sie doch
Amt und Partei logisch immer verband
Darum fürs Amt auch nicht mehr antritt
Es ist konsequent nur gedacht also
Der erste Schritt zu ihrem Rücktritt
Dem der angekündigte Rückzug folgt
Ohne andere Ämter zu erstreben
Dies ist schade weil Merkel real
Für eine vernünftige Mitte stand
Eine verlässliche weibliche Politik
Was Europa gerade jetzt braucht
Das Gegenteil von Populismus
War die fleißige Physikerin stets
Gute Demokratin so gesehen ein
Leuchtturm in der Welt noch
Obama vertraute ihr die Welt an
Als er wusste ihm folgte der nur
Billige Populist Trump ganz ohne
Weitblick und Verantwortung
Sie stellte sich ihrer Verantwortung
Erledigte ihre Pflicht sehr preußisch
Sie hat gern geführt ohne Leidenschaft
Hoffen wir die Nachfolge bleibt gemäßigt
Vielleicht sollten wir auch überlegen
Ämter künftig zeitlich zu begrenzen
Nicht jeder geht mit Größe freiwillig
Die meisten warten lieber zu lang
Die Ära von Merkels Mitte endet
Wohin es nach ihr geht ist offen
Klar ist Mehrheiten finden sich
Auf Dauer nur in der Mitte
Natürlich kommen nun auch die
Polariserer aus allen Parteien
Wieder nach vorne sich zu zeigen
Dabei wissen wir sie liegen falsch
Nur hat es gerade noch schwerer
Wer konsequent für die Mitte steht
Weil Populisten so laut polarisieren
Als brächte es irgend Fortschritt je
Lassen wir die Mitte nicht verhungern
Sie ist schon ganz ausgemerkelt nach
Dem angekündigten Abgang Merkels
Braucht es keine Stärkung der Ränder
Jetzt Neuwahlen schwächten sicher alle
Außer den Grünen und den Extremisten
Was die Mitte wiederum breiter machte
Gewöhnen wir uns besser schon daran
Solange die Radikalen an den Rändern
Unter ¼ der Stimmen bleiben ist es stabil
Bleibt dies auch im Bund auf Dauer so
Kann egal sein wer wem wann nachfolgt
Merkel hat es nach der Hessenwahl geschafft
Ihren Abgang noch ganz selbst zu bestimmen
Das zeigt Größe und der Rest ergibt sich dann
Wie immer bei ihr vermutlich relativ gelassen
Sie hat sich der Verantwortung lange gestellt
Geht noch aus freien Stücken in schwerer Zeit
Statt stets zu meinen alles können zu müssen
Verabschiedet sie sich für ein Leben danach
Sollte es tatsächlich nun auch so kommen
Wie Merkel es geplant angekündigt hat
Bewies sie auch im Abgang mehr Größe
Als nahezu alle Männer im Amt vor ihr
Sie wird dann vernünftigerweise nicht mehr
Bis zum Ende der Legislatur Kanzlerin bleiben
Wird den Weg frei machen müssen damit bald
Amt und Vorsitz wieder verbunden sein werden
Ziehe meinen Hut vor dieser Kanzlerin schon
Die es sogar schafft ihren Abgang zu steuern
Ohne sich mit Gewalt abwählen zu lassen oder
Über irgendwelche Skandale zu stolpern
Wer nun glaubt der Machtmensch Merkel wüsste
Nicht was dieser schrittweise Rücktritt hieße ist
Bestenfalls noch naiv zu nennen vielmehr sollten
Alle überlegen was ihr angemessen folgen kann
Von AKK bis Merz werden Namen nun geraunt
Vorsitzende werden die nächsten Kanzler wohl
Die CDU braucht dafür ein Zukunftsmodell
Keine Racheversuche älterer Herren nur
Es wird sich zeigen ob die Vernunft dabei siegt
Der Machtinstinkt auch nach Merkel größer ist
Als das Bedürfnis das Ego endlich zu profilieren
Denn Mehrheiten liegen immer nur in der Mitte
jens tuengerthal 29.10.2018
Sonntag, 28. Oktober 2018
Mittemehrheit
Es gab keine Überraschung
Dreiviertel wählten Demokraten
Es gibt auch radikale Ränder
Prognosen sind zuverlässig
Die Mehrheit denkt demokratisch
Eine Minderheit glaubt Populisten
Hessen steht relativ gut damit da
Es war nur eine Landtagswahl
Die Große Koalition stand nicht infrage
Mehrheiten verändern sich langsam
Die Entwicklung war so absehbar
Es gibt keine klaren Mehrheiten
Außer in der breiten Mitte noch
Populisten sind nicht zu stark
Polarisierung lohnt nicht wirklich
Die Demokraten sind gefordert
Für neue Mehrheiten in der Mitte
Damit Radikale rechts oder links
Mit Populismus keinen Erfolg haben
Ansonsten geht es uns relativ gut
Die Demokraten sollten sich einigen
Um Stabilität zu gewährleisten
Wir stehen gut da in Europa
Vergleichen wir die sonst Erfolge
Der Populisten überall in Europa
Ist die demokratische Basis stärker
Die Deutschen können Demokratie
Unaufgeregt nun weiter machen
Statt Schuldige aufgeregt suchen
Scheint der Mehrheit sinnvoller
Die Radikalisierung verebbt wieder
Mit wohl 19,4% sind die Radikalen
Nicht mal ¼ der Wähler was gut ist
Die Mehrheit erkennt die Notwendigkeit
Einer demokratischen Mehrheit der Mitte
Es geht kein Zeichen von Hessen aus
Das Ergebnis ähnelt dem bayerischen
Wer regiert verliert die Opposition kommt
Mit Ausnahmen eher gestärkt davon
Berlin sollte nun seine Arbeit machen
Die ganz große Mehrheit will die Mitte
Lassen wir diese in Ruhe regieren
Statt sich von Radikalen treiben zu lassen
jens tuengerthal 28.10.2018
Lesetage
Bewegungsmäßig eher gar nichts
Geistig reiste ich durch die Welten
Zeit ist für mich keine Grenze mehr
War zuerst in Frankreich zur Zeit
Der Aufklärung begegnete Diderot
Wie Madame Pompadour spazierte
Mit Monsieur Nicolas durch sein Leben
Vom Frankreich des 18. Jahrhunderts
Ging es nach Äthiopien zu Haile Selassie
Folgte seinem Neffen auf den Spuren
Des Königs der Könige aus dem Hause David
Staunte über die Blindheit auch des als Gott
Von den Rastafaris verehrten Kaisers der
Nur seine Pflicht als gläubiger Mensch tat
Und vielleicht darum die Zeit völlig verpasste
Weit über seine Zeit hinaus dagegen wirkte
Thoreau mit seinem Walden das noch immer
Sehnsuchts wie Erkenntnisbuch so vieler ist
Die Wege aus dem Alltagstrott finden wollen
Davor noch in China gewesen des 11. Jahrhunderts
Die liberalen Prinzipien der Kindererziehung bewundert
Denen die alte chinesische Kultur so früh schon folgte
Wie sie sich in den Familien dabei organisierten
Freue mich noch auf den später Abstecher wieder
Ins Paris des 20. Jahrhunderts wo es Philosophen
Um die Existenz und Soziales zugleich ging dabei
Sich noch freier liebend um darüber zu schreiben
Vorher noch bei dem grimmigen Grantler zwischen
Sein und Zeit auf dem Todtnauberg vorbeischauen
In den schwarzen Wäldern die BB einst noch besang
Als Heimat am südwestlichen Ende des Landes
Später erwartet mich wieder Monsieur Nicolas
In seiner so persönlich offenen Autobiografie
Spannender als jeder seiner Romane heute
Stellt er die Kirche so lächerlich ganz bloß
Spaziere dann noch auf einige Seiten mit
Adam Smith durch das Frankreich des da
Mittleren 18. Jahrhunderts wieder was den
Blick wie das Land gänzlich verändert
Von Frankreich nach Italien ist es nun noch
Literarisch wie Kulinarisch ein kleiner Sprung
Nach ein wenig Pasta Bolognese gibt es dann
Genüssliche Lektüre von Giacomo Leopardi
Vom Bett zum Lesesessel in die Küche als Radius
Genügt mir durch die ganze Welt zu reisen immer
Wenn ich noch einige Kilometer dazwischen laufe
Nur des Körpers nie des Horizontes wegen
Nichts ist schöner als solche Lesetage außer
Dieses Glück noch miteinander zu teilen wie
Kurz zwischen Seiten sich vorzuschwärmen
Oder sich länger mal lieben statt Lesen
Lesetage sind das schönste im Herbst
Wenn die Tage immer kürzer werden
Leselampen sinnlich warm über Seiten
Zu Leuchttürmen gegen grau erblühen
jens tuengerthal 28.10.2018
Samstag, 27. Oktober 2018
Versöhnungslust
Wenn du dir ganz nah kommst
Nachdem du dir so fern warst
Dass an Nähe nicht zu denken
Wird es noch schöner als je
Wo nichts mehr zu sagen ist
Hilft irgendwann nur noch küssen
Um sich innig wieder zu finden
Zung an Zung zuerst versinken
Was oben begann endet unten
Auf höchstem Gipfeln ganz tief
Endlich ineinander versunken
Lässt geteiltes Glück vergessen
Die Versöhnungslust ist immer
Innig schönste Wiedervereinigung
Wird wortlos einfach glücklich
Versteht nicht was trennen konnte
Wieviel schöner noch scheint mir
Die immer schon schönste Liebste
Was geniesse ich ihren Körper
Endlich wieder ganz beieinander
Versöhnungslust ist mehr als Sex
Sie zelebriert die Liebe körperlich
Um mittig vereint endlich ineinander
Überzufließen willenlos glücklich
Dann stimmt wieder einfach alles
Trennung wird völlig undenkbar
Für solch wunderbare Versöhnung
Nehme ich alles für immer in kauf
jens tuengerthal 27.10.2018
Leistungserfolg
Leistung komme nach Erfolg
Ist auch nie dieser
Alle Schöpfungen
Jeder Zivilisation
Waren Gedanken
Ruhm der Entdeckung
Gebührt dem Geist dahinter
Nicht Fabrikanten
Der Produzent zieht
Allein den Gewinn daraus
Vom Mob bejubelt
Faulheit der Masse
Verkennt in Plänen was folgt
Zweifelt lieber laut
Was nur Gedanke
Ist ihnen bloß Chimäre
Wird niedergeschrien
Was wirklich wurde
Unleugbar auch der Masse
Nennt sie Gottes Werk
Können wir Wissen
Wie Kunst ihrer selbst willen
Lieber noch lieben
Werke vollenden
Ohne auf Lob zu hoffen
Sich selbst wertschätzen
Summe aller Weisheit
Wäre wohl die Erkenntnis
Zeit für Arbeit lohnt
Hastig arbeiten
Fordert stets Verschönerung
Besser ist sorgsam
Überlegenheit
Des Meisters
Über dem Marktschreier
Stimme Emerson
In allen Betrachtungen
Diesmal völlig zu
Mehr Gelassenheit
Wie Konzentration helfen
Zum eigenen Weg
Bloß schneller Gewinn
Bleibt eher minderwertig
Gutes will Dauer
Sich einfach trauen
Eigene Wege gehen
Glücklicher zu sein
jens tuengerthal 27.10.2018
Freitag, 26. Oktober 2018
Einsamkeitslob
Oder zumindest kaum einer
Der sie gerade genießen darf
Dafür mancher in Zweisamkeit
Stille statt täglichem Keifen
Gesellschaft wo ich sie suche
Ruhe und Zeit zum denken
Ungestört tun was einem gefällt
Niemand überwacht dich ständig
Keiner will dich immer kontrollieren
Da ist auch egal wenn keiner da ist
Der dich lobt liebt liebkost verwöhnt
Wenn der Verlust des Schönen
Immer weniger wert dir scheint
Brauchst du mehr Einsamkeit
Weil Zweisamkeit just nervt
Natürlich erreicht nichts die Liebe
Hält kaum was mit gutem Sex mit
Außer ruhiger Gelassenheit anstatt
Die für sich wieder genießen kann
Was wünschte sich wohl Epikur
Der im Garten der Freunde sogar
Frauen als Philosophen zuließ
Mehr Zweisamkeit oder Einsamkeit
Nach Lust streben sei immer gut
Weiß der Epikuräer aus Anklagen
Der Kirchen und anderer Sekten
Aber was ist echte Lust eigentlich
Höchste Lust ist ungestört zu leben
Genießen nach gusto ohne Zwang
Mit sich und anderen in Frieden
Ohne sich rechtfertigen zu müssen
Liebe sei den anderen so zu nehmen
Wie er ist und sich zeigt wie dabei
Voller Liebe alles Gute zu gönnen
Statt sich stets wichtiger zu nehmen
Wenn Liebe durch Zweisamkeit erreicht
Haben wir den höchsten Level gefunden
Darüber gibt es nichts mehr zu finden
Sonst ist Einsamkeit meist besser
Weiß nicht ob Liebe realistisch sein kann
Nicht logisch eine contradictio stets ist
Während Einsamkeit stets gut sein kann
Besser als lieblose Zweisamkeit zumindest
So lobe ich die Einsamkeit immer gern
Frage mich ob sie alternativlos nicht ist
Für alle denkenden Schreiber auf Dauer
Im Gegensatz zur realen Zweisamkeit
Was ich am Ende der Tage wählen werde
Liegt nie allein an mir doch dabei zu wissen
Die Einsamkeit zumindest passt gut zu mir
Macht gelassener für alle künftigen Fälle
So ist es mit der Einsamkeit wie mit dem Tod
Wer ihn fürchtet ist sein steter Sklave lebend
Wer wie Epikur nicht kann immer glücklich sein
Was frei macht und viele Wege eröffnet mit sich
jens tuengerthal 26.10.2018
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Totenfest
Wenn ich tot bin,
darfst du nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
und dich segnen
Joachim Ringelnatz
So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung
Römer 13, Vers 10
Wo eine Beerdigung ein Fest wird
Für den Toten nur leider ohne ihn
Ist sie bei aller würdigen Andacht
Das Beste was passieren konnte
Der Tote ist nicht mehr und also
Geht es darum wie die noch sind
Am besten damit umgehen können
Künftig ohne ihn sein zu müssen
Als nur besuchender Freund war
Es leichter für mich als für den
Freund der den Vater verloren
Doch auch die Familie genoß es
Es war natürlich ein Familienfest
Wie immer so bei Beerdigungen
Ein Wiedersehen vieler Bekannter
Mit Anknüpfung neuer Bande auch
Manches noch im Gottesdienst
Blieb dem Atheisten wohl fremd
Doch daran gemessen war es
Sehr lebenszugewandt schön
Wichtiger als Gott war die Liebe
Unter deren Motto alles stand
Von Worten der Brüder bis zu
Gebet und Wünschen der Enkel
Über Tote nur Gutes zu reden war ja
Altbekanntes römisches Motto schon
Verwunderte also nicht weiter dabei
Die Liebe mit der es geschah schon
Im hohen Alter klaren Verstandes
Von einem Moment auf den andern
Einfach zu gehen ist zwar traurig
Aber auch groß und schön wohl
Was sollte ich mir wünschen dafür
Als dass Menschen die mich lieben
Ein Fest zu meinen Ehren feiern
Und dies ganz genießen dabei
Wie wenig schrecklich wird der Tod
Wenn die ich liebte feiern können
Wehmütig zwar aber mit Genuss
Weil es auch ohne mich weitergeht
Der Epikuräer fürchtet den Tod nicht
Weil er ihn logisch nie antreffen wird
Solange ich lebe ist der Tod nicht da
Ist der Tod da bin ich es nicht mehr
Manche Menschen macht es froher
Die Verstorbenen dann im Jenseits
Quasi gut aufgehoben zu wissen
Als seien sie nur vorausgegangen
Dieser Glaube ist mir völlig fremd
Aber im Leben dafür sorgen dass
Menschen gut über mich denken
Und mich danach feiern gefällt mir
Eine würdige schöne Beerdigung
Bei der nicht mal der Gottesdienst
Den Atheisten wirklich abschreckte
Sondern mit Dankbarkeit erfüllte
Danach ein Fest dass alle sichtbar
Auch genossen im Sinne des Toten
Dem es so Freude gemacht hätte
Nicht mehr könnt ich mir wünschen
Nach einem langen Herbsttag
Der grau begann und sonnig endete
Bleibt Dankbarkeit und gute Erinnerung
So braucht keiner den Tod zu fürchten
jens tuengerthal 25.10.2018
Herbstgrau
Seit Mitternacht regnet es schon
Sturm fegt die Blätter vom Baum
Bedeckt Räder und Wege im Hof
Nach dem langen heißen Sommer
Beginnt in Berlin nun die graue Zeit
Bis im Frühling das Licht wieder kommt
Scheint kaum Licht in die Innenhöfe
Schwarzgrau gekleidet auch ich
Heute mit Hemd und Manschetten
Schwarzem Schlips und Strümpfen
Gekleidet für die bald Beerdigung
Dem Toten ist das natürlich egal
Wer nicht mehr ist ist wunschlos
Die Angehörigen sehen es gern
Also verkleiden wir uns - Weste zu
Raus geht’s durch Wind und Wetter
Gen Dahlem ins Dorf zur Kapelle
Was für ein Begräbnis wird es wohl
Bei novembrigen Wetter und Licht
Ein bereits alter Mann ist gestorben
Freundes Vater noch ein alter Preuße
Nimmt Abschied ohne obiges blau
Alles bleibt trist und schlicht in grau
Wäre es seltsam unter himmelblau
Oder einfach nur besseres Wetter
Während unten die Augen überlaufen
Ein bloßer klimatischer Zufall dabei
Herbstgrau passt heute farblich gut
Zum Anthrazit meiner Weste denk ich
Nicht ohne die Eitelkeit zu schelten
Die Familie kommt wohl im Cut dort
Ist die Erde feucht und nass gräbt sich
Schwerer für lange Särge als für Urnen
Beerdigung nach einer Vollmondnacht
Ob alle so unausgeschlafen sein werden
Wiedersehen der ganzen Familie endlich
Zuletzt waren es Hochzeit und Taufe noch
Heute etwas ernster vermutlich fehlt einer
Mit strahlend blauen Augen im Zentrum
Graue Herbsttage sind auch wunderschön
Lassen an Storm denken und Jantzen
Worpswede das Moor und Norddeutschland
Wenig Licht und schlaflos viele Gedanken
jens tuengerthal 25.10.2018
Mittwoch, 24. Oktober 2018
Annalisches
Dem nun 279. nebenbei bemerkt
Den Tag der Bibliothek zu feiern
Passt geradezu perfekt finde ich
Jene Fürstin die Weimar erst
Zu seiner Blüte der Klassik half
Auch durch die Wahl der Erzieher
Des Herzogs und Freund Goethes
Sie rief nicht nur Dichter und Musiker
Komponierte und dichtete auch selbst
Gab Raum für literarische Freiheiten
Behielt Wieland als Freund am Hof
Die Bibliothek der Anna Amalia selbst
Nicht jene die Goethe in Weimar leitete
Die nur nach der Herzogsmutter benannt
Hatte bereits über 5000 Bände von allem
Im Wittumspalais sammelte sie vieles
Von deutscher Dichtung bis zu Klassikern
In lateinisch und französisch sie hatte
Die größte private fürstliche Bibliothek
Die nach ihr benannte Weimarer Bibliothek
Anna Amalia zählt du den schönsten der Welt
Eine Rockoko Perle voll zarter Schönheit
Gefüllt mit großer Literatur schon damals
Passend ist der Tag der Bibliotheken dazu
Weil sie als Fürstin auch bürgerliche noch
An ihren Hof rief vom Dichter Wieland bis
Zum Illuminaten Bode und anderen mehr
Bibliotheken als Orte der Bildung sind
Klassische Orte der Bürgerlichkeit immer
Horte des Bildungsbürgertums das auch
Seinen Schatz so weitertragen möchte
So feiert der Tag der Bibliotheken heute
Nicht nur die Bibliotheken was ja schon
Grund genug wäre sondern dazu noch
Anna Amalia und die bürgerliche Bildung
Die Wertschätzung dieser weiten Basis
Des modernen Rechtsstaates wie auch
Der Demokratie Wissenschaft und Kultur
Die das Bürgertum ist tut also doppelt gut
So feiert sich das Bürgertum quasi selbst
Wie Thomas Mann es einst zelebrierte
Der großartige Zauberer der Worte noch
In Buddenbrooks und Zauberberg
Bibliotheken feiern und verehren ist also
Der bürgerlichste Feiertag im besten Sinne
Braucht kein sozialistisches Mäntelchen
Sondern lebt von der Bücher alter Tradition
In diesem Sinne feiere ich Bibliothekar
Einer kleinen chaotischen Bibliothek
In der keiner sich etwas leihen sollte
Ein Fest meiner bürgerlichen Wurzeln
Mein Ururgroßvater einst noch aus dem
Vergangenen 19. Jahrhundert stammend
War Hofbibliothekar zu Gotha jenem
Sachsen-Weimar benachbarten Fürstentum
So schließen sich die Kreise in Annalen
Der Familie wieder fast bei Anna Amalia
Noch dazu hieß dieser ja Arnoldi was ganz
Ähnlich klingt oder zumindest gleich beginnt
Generationen kommen
Generationen gehen
Bibliotheken bleiben bestehen
Hoffen wir und wissen wir irren
Ururgroßvaters Bibliothek wurde verteilt
Nur die Kupferstiche blieben irgendwie
Bücher landeten bei zonalen Antiquaren
Handsignierte Goethes und Schillers
Nichts davon blieb in meinen Händen
Die diese Schätze von Meisters Hand
Gewiss liebevoll liebkost hätten doch
Kriege und Verwirrung verstreuten viel
Auch um des lieben Friedens willen
Heute die Bibliotheken zu feiern ist
Gut für die Zukunft und den Geist
Wie groß immer sie auch seien
jens tuengerthal 24.10.2018
Kohleblues
Kennst du den Kohleblues
Sie spielen ihn schon lang
Fideln weinerlich vom Untergang
Der Energie ohne Zukunft
Es ist ein trauriger Song
Geht immer um das gleiche
Kohle hat keine Zukunft mehr
Aber wir tun noch etwas so
Verwüstung von Landschaften
Zerstörung menschlichen Lebens
Ganz egal es lebe die Tradition
Glück auf ruft der Bergmann
Für seinen teuren Drecksjob
Der mehr kostet als je nutzt
Aufschwung ist alternativ
Keine Zukunft hat Kohle
Wer für sie kämpft ist tot
Aber der Kohleblues singt
Vom Untergang einer Zeit
Von Kumpeln und SPD halt
Die Gegenwart zeigt den Stand
Hat keine Zukunft mehr im Land
Wer noch den Kohleblues singt
Tagebau zu Seenlandschaft macht
Früher Kumpel zu künftig Wächtern
Mit zumindest einer Perspektive
Die Kohle bringt nur den Tod
Sie hat nirgendwo mehr Zukunft
Außer im Kohleblues gesungen
jens tuengerthal 24.10.2018
Poppolitik
Der Po fließt durch Italien
Pop hören Menschen weltweit
Populismus wird international
Sahra Wagenknecht ist Popstar
Östlich nationalistischer Politik
Singt als Folklore die Internationale
Vereinigen wir erste und zweite Strophe
Ergreift Linke Wagenknecht öffentlich
Partei für Italiens rechte Populisten
So wird der Populisten Traum real
National und sozialistisch sind einig
Lechts und Rinks sind austauschbar
Nicht Inhalte zählen mehr sondern
Populäre Gesten der Solidarität mit
Was auch immer egal solange laut
jens tuengerthal 24.10.2018
Bücherzahl
Im Leben oder auf einmal
Hängt an der Leidenschaft
Die wir fürs Lesen haben
Manche lesen kaum eines
Mehr als sie gezwungen sind
Andere eins nach dem andern
Mit viel Pausen fürs Fernsehen
Früher war ich sehr diszipliniert
Las ein Buch nach dem anderen
Fühlte mich schlecht eines nicht
Bis zum Ende gelesen zu haben
Heute bin ich völlig undiszipliniert
Lese nach Lust und Laune immer
Mindestens 20 Bücher auf einmal
Wechsle sie je nach Stimmung
Wo ich früher oft traurig war wenn
Ein geliebtes Buch zu Ende war
Habe ich heute genug auf einmal
Einfach das nächste zu nehmen
Im Lesen immer noch diszipliniert
Verschlinge ich sie abschnittsweise
Um leicht hinein hinein zu finden
Wenn die Laune es gerade so will
Der Wechsel der Bücher ist für mich
Wie der Programmwechsel für alle
Die Fernsehen statt noch zu lesen
Nur muss ich dazu aktiv werden
Viele Bücher parallel zu lesen
Fordert den Geist täglich neu
Muss mich in Geschichten finden
Wie andere in ihre Serien
Habe ich eines mal einen Monat
Nicht gelesen ist der wieder Anfang
Wie der Besuch alter Freunde
Die du lange nicht gesehen hast
So lebe ich mit vielen Freunden
Manche kenne ich schon sehr gut
Nehme sie wieder und wieder
Wie etwa Montaigne oder Mann
Andere verschlinge ich am Stück
Aber nie ohne noch vorm Schlafen
Die anderen Freunde zu besuchen
Sei es auch nur auf ein zwei Seiten
Die häufige Frage was liest du gerade
Verwirrt mich immer wieder auch sehr
Beginne ich vorsichtig die Aufzählung
Wechseln die anderen das Thema
Glaube Bücherliebhaber sind einsam
Mit ihrer Leidenschaft die kaum einer
Versteht geschweige denn teilt warum
Die meisten lieber nicht darüber reden
Großes Glück habe ich noch dabei
Das Leben mit einer zu teilen die
Bücher und Lesen liebt wie ich ohne
Sie gesucht zu haben fand sie mich
Gemeinsam zu lesen um sich mal
Etwas vorzulesen ist wunderschön
Doch bleibt der Leser immer einsam
Will auch lesen im Erlebnis für sich sein
Gehe darum sehr selten zu Lesungen
Finde sozialen Kontext dazu eher nervig
Ziehe mich lieber lesend für mich zurück
Auch wenn ich dazu im Café mal sitze
Mit einem Buch wie auf einer Insel leben
Ist wahrhaft paradiesisch im Strom der Zeit
Es schafft einen Raum ganz für sich
Den wir lesend frei beleben können
So lebe ich mit meinen vielen Büchern
Die ich immer auf einmal lese zugleich
Auf einer Insel und überall auf der Welt
Mit Forster am Pol mit Thoreau im Wald
Von Historischem zu Versen über Romane
Zu Essays bilden die Bücher oft ein Netz
Dessen Verbindungen mit erst später dann
Ganz klar und als Bild offenbar werden
Fürchte nicht mehr nicht zum Ende
Bei dem einen oder anderen Buch
Im parallelen Lesen zu kommen
Sondern genieße frei nach Laune
Dazu kommen die Bücher die ich
Für mein Schreiben lesen will die
Grundlagen meiner Recherche sind
Aus denen neue Geschichten entstehen
So ist meine kleine Bibliothek längst
Ein Universum mir geworden in dem
Der möglichst nie reisende Astronaut
In vielen weiten Welten zugleich ist
Vielleicht ginge es der Welt besser
Wenn mehr läsen und weniger reisten
Zum Glück muss ich es nicht werten
Sondern genieße lieber lesend die Welt
jens tuengerthal 23.10.2018
Dienstag, 23. Oktober 2018
Dreimal
Alle guten Dinge sind drei
Sagt der Volksmund gern
Widerspreche diesmal nicht
Sondern freue mich lustvoll
Schöner noch wird es dann
Wenn bei drei nichts endet
Sondern noch einer wartet
Das Ende zum Anfang macht
Vierundzwanzig ist dreimal acht
Zusammen in 24 Stunden gleich
Fünfmal kommen beim 6 ist 7
Welche die Zahl des Meisters ist
Lustvoll erschöpft aber motiviert
Die Meisterzahl in Summa noch
Gemeinsam zu erreichen ist mehr
Als der Durchschnitt im Leben hat
Wie bewundere ich meine Liebste
Unerschöpflich dabei überragend
Macht sie aus einem schon mehr
Als die meisten zuvor in Summa je
Was kein Ende finden soll hat schon
Bei drei seinen Höhepunkt gefunden
Ohne an Abstieg dabei zu denken
Brechen wir zu neuen Gipfeln auf
jens tuengerthal 23.10.2018
Arbeitsglück
Eisen drehe sich sicher
Nicht schwerer als Stroh
Granit schmelze nicht
Schwerer als Eis sofern du
Es ordentlich machst
Wo etwas nicht klappt
Lag es an Leichtfertigkeit
Ein vergessener Schritt
Natur verzeiht nie
Eine Unaufmerksamkeit
Bei ihren Stufen
Glücklich werden wir
Unter jeder Bedingung
Dank Anziehungskraft
Die Anziehung bürgt
Für den eigenen Willen
An dem alles hängt
Ausdauer zählt mehr
Als alle Gebete dort
Nur Treue braucht es
Realistisch klingt
Was Emerson allen riet
Um glücklich zu sein
Ohne Fleiß kein Preis
Sagt die deutsche Redensart
Weniger weise
Mühe dich ohne
Jede Angst zu verlieren
Sei nur sorgfältig
Wichtiger scheint mir
Das Lebensglück können wir
Immer erreichen
Es wird allein durch
Den Willen angezogen
Glück erzeugt sich selbst
Wagen wir also
Einfach glücklich auf Dauer
Zu sein sind wir es auch
jens tuengerthal 23.10.2018
Montag, 22. Oktober 2018
Vorteilsnahme
Zuerst sucht verliert damit
Vertrauen in sich
Was normal erscheint
Im Kapitalismus ist
Sozial gefährlich
Teuer bezahlt so
Der Gierige seinen Geiz
Mit mehr Misstrauen
Bist du voll Rücksicht
Edelmütig dazu wirst
Du so behandelt
Schlacke im Eisen
Weist auf solche beim Lohn hin
Sorgfalt muss lohnen
Besser möchte sein
Wer besser behandelt wird
Als er erwartet
Güte lohnt also
Langfristig mehr als Missgunst
Bringt uns Vorteile
Wenig erwarten
Mehr leisten als bekommen
Bringt mehr Gewinn
Kurzfristig lohnt Gier
Aber Dauer will Treue
Die vertrauen kann
Wer nie vertraute
Hat keinen Vorteil davon
Außer mehr Misstrauen
Darum warte ich
Lieber bevor ich giere
Was keiner je braucht
jens tuengerthal 22.10.2018
Sonntag, 21. Oktober 2018
Wirklichkeitswirkung
Sicher Menschenrang in den
Augen zu lesen
Lernen die Sprache
Der Menschheit Stufenleiter
Leichter zu lesen
Erkennen Wirkung
Vollkommener Menschen durch
Bloß Persönlichkeit
Wir stimmen diesen
Leichter zu überzeugt dass
Sie Gutes wollen
Äußeres allein
Zeigt im Auftreten die Macht
Über andere
Wer sich sicher ist
Dessen Gesicht trägt
Auch diesen Ausdruck
Wer erziehen will
Zu bestimmten Benehmen
Gibt Natur Ausdruck
Natur gibt Prämie
Für Wirklichkeit dagegen
Sind Effekte nichts
Wer Effekte hascht
Bleibt niemals überzeugend
Liebe ist sichtbar
Zuneigung erringt
Wer nie danach für sich sucht
So auch Vertrauen
Was wir sehr schätzen
An anderen entwickelt
Sich nur im Dunkeln
Letzteres zuerst
Scheint dem Aufklärer fraglich
Dunkel gegen Licht
Aufklärung sucht Licht
Vernünftig aus dem Verstand
Kein Glaubensdunkel
Ist Gefühl aber
Natürlich und vernünftig
Oder darum nie
Wird Aufrichtigkeit
Höherer Lohn beschieden
Nach ihrem Wesen
Oder lassen wir
Uns heute lieber blenden
Irrte Emerson
Kurzfristig wirkt Show
Schneller als Ehrlichkeit weil
Alles eitel ist
Wer einmal erfolgreich
Hat es leichter im Leben
Ehrlich ist schwerer
Emerson stritt sich
Zu nötiger Konsequenz
Mit Thoreau später
Thoreau lebte ganz
Was Emerson bloß beschrieb
War darum allein
Emerson lebte
In Gesellschaft als Löwe
Ostküstlicher Salons
Der eine ein Star
Der andere konsequent
Erhielt den Nachruhm
Wirkung aber ist
Stets gegenwärtig spürbar
Was ist wichtiger
Menschen wollen gern
Immer glücklicher sein als
Sie vorher waren
Wo Glück allein zählt
Ist Konsequenz auch egal
Was gut tut ist gut
So gesehen ist
Emerson den besseren
Weg wohl gegangen
Andererseits gilt
Thoreau heute vielen mehr
Als Emerson jemals galt
Davon hatte er
Aber im Leben wenig
Starb früher und krank
Wir fragen heute
Vielmehr wie wirklich ist die
Wirklichkeit uns noch
Kapitulieren
Wir damit immer vorm Schein
Oder ists Natur
Wirklichkeit und Schein
Sind alltäglich verwoben
Untrennbar einig
Sich wohler fühlen
Ein ungenauer Maßstab
Könnte alles sein
So verschwimmt heute
Wirklichkeit mit bloßem Schein
Es zählt Glücksgefühl
Weniger Führung
Suchen als genießen ist
Maßstab der Zukunft
jens tuengerthal 21.10.2018
Warheitsruhe
Wir wählen zwischen Wahrheit
Und Ruhe allein
Suche nach Wahrheit
Raubt immer die Ruhe
Außer wir finden
Dann erkennen wir
Zuhören ist mehr als reden
Wollen nun schweigen
Schweigen als Lösung
Die alles persönliche
Auflöst uns frei lässt
Ist Schweigen Wahrheit
Wäre nichts sagen alles
Was nötig wäre
Gibt es die Wahrheit
Oder führen nur viele
Wege uns zum Ziel
Keiner weiß alles
Also kann keiner wissen
Was Wahrheit sein soll
Wahrheit verkünden
Heißt also immer lügen
Wir nennens Glauben
Weil Wahrheit immer
Eines Lügners Erfindung
Kann sie egal sein
Schweigen lernen hilft
Glücklich damit zu leben
Was Leben uns zeigt
Will alles wissen
Weiß aber dabei genau
Es ist nie Wahrheit
Schweigen macht größer
Lässt alle Wege leben
Ruht dabei in sich
Nicht Wahrheit suchen
Sondern wahrhaft glücklich seiin
Erfüllt mein Leben
Vielleicht ist Ruhe
Die glücklich allen zuhört
Wahrem Glück näher
Meiden wir Künder
Erfundener Wahrheiten stets
Bleiben wir ruhig
jens tuengerthal 20.10.2018
Samstag, 20. Oktober 2018
Berlingrün
Ist ein Weg ins Grüne mitten durchs Grau
Über lange Straßen den Berg hinab wie
Wieder hinauf durch schönstes Grün
Rosa war mir dieser Weg schon bevor
Wir das alte Flugfeld erreichten welches
Die Sonne so zauberhaft verfärbte durch
Die Gegenwart der schönsten Liebsten
Den herbstlich bunten Platz verlassend
Trösteten nur gelegentlich Bäume noch
Bis vor die Museumsinsel der gegenüber
Am Humboldt Forum einige bunt wogten
Die lange Annenstraße entlang einzig
Lautes Grau mit viel hässlichen Bauten
Tröstend am Ende das Engelbecken
Mit dem bezaubernden Rosengarten
Dem Grün folgend bis zum Landwehrkanal
Diesen an der nächsten Brücke überquert
Danach dem schönen Grün in der Mitte der
Grimmestraße gefolgt bis zur Urbanstraße
Am Luise Grimm Museum vorbei ging es
Die Fichtetraße leicht hinauf bis zum Ende
An dem noch die vierspurige Hasenheide
Überquert wurde um in selbige zu gelangen
Dort die erstmals Ruhe unter Bäumen wie
Auf langgestreckten Wiesen genossen
Glücklich die vielen Farben in den Wipfeln
Bewundert und tief endlich durchgeatmet
Am wieder grau lauten Columbiadamm
Diesen überquert und die bezaubernde
Sehitlik Camii Moschee bewundert bis
Es endlich aufs Tempelhofer Feld ging
Die Schafherde die dort das Gras mäht
Wie es die Zeitungen uns ankündigten
Hatten die Liebste auf den langen Weg
Mit mir quer durch die Stadt gelockt
Die Schafe sahen wir leider nicht mehr
Waren aber auch nicht alles abgelaufen
Den schon 12 km bis hierhin geschuldet
Wurden aber durch das Licht entschädigt
Nie ist das Licht schöner als im Herbst
Nach diesem wunderbar sonnigen Tag
Versank dort rosarot bis gold glühend
Die Sonne unendlich langsam im Westen
Wie schön war die schönste Liebste nun
Im Herbstlicht anzusehen machte diesen
Vom Himmel her vollkommenen Tag auch
Am Boden noch schöner als vorstellbar
Auf dem langsam kühleren Rückweg
Gingen wir an unendlichen Buden für
Autoschilder vorbei in den Bergmannkiez
Wo wir im Makomi uns wärmend einkehrten
So erwärmt und gestärkt ging es weiter
Die lange Zossener hinunter bis wieder
Zum Landwehrkanal auf dessen anderen
Ufer wir der Lindenstraße weiter folgten
Von der dann Axel Springer Straße ging
Es über die Kommandantenstraße wie
Alte Jakobstraße und Neue Roßstraße
Zurück auf die Fischerinsel gen Heimat
Nach einem kurzen Zwischenstopp bei
Vino e Libri zum Aufwärmen der Liebsten
Ging es die letzten 3 km zum Helmholtzplatz
Wo wir erschöpft und selig wieder ankamen
jens tuengerthal 19.10.2018
Freitag, 19. Oktober 2018
Geheimversteck
Kein Geheimnis lässt sich für
Immer verstecken
Wir alle sind wohl
Gedankenleser Dinge
Verraten sich selbst
Vorstadthäuser sind
Billig teurer Prunk allein
Entblößt Bewohner
Nichts Privates bleibt
Zivilisiert dauerhaft
Jemals undurchschaut
Der Weltmaskenball
Verbirgt seinen Charakter
Ihn zu enthüllen
Konvention durchschaut
Wer Redensarten einfach
Lieber überhört
Es zählt nur das Werk
Kein Urteil ist zu fürchten
Als das eigene
Wer seinem Urteil
Voll vertraut braucht keinen mehr
Außen je fürchten
Stärker ist darum
Wer ohne Geheimnisse
Freier leben will
Jedes Versteckt macht
Dauerhaft unfrei die es
Noch benötigen
Lügen wirken so
Wie Verstecke im Alltag
Machen uns unfrei
Machiavelli irrt
Geheimnisse geben uns
Nur Schein der Freiheit
Offen dagegen
Bleiben wir besser geschützt
Als jede Festung
jens tuengerthal 19.10.2018
Nein heißt ...
Nein heißt Nein
Oder ich weiß nicht
Außer wenn es
Gerade brennt
Bei beiden was
Bei manchen nie
Vorkommt warum
Die meisten nie
Zusammen kommen
Dann erübrigt sich alles
Aber das versteht nur
Wer es kennt
jens tuengerthal 19.10.2018
Nachtlust
Heute Nacht hat es uns gepackt
Zwischen Traum und Schlaf quasi
Fielen wir übereinander her ohne
Eine Minute an die Zeit zu denken
Seitlich noch aneinander gekuschelt
Glitten wir fast im Traum ineinander
Bis wir von wechselseitiger Bewegung
Ineinander erregend wach wurden
Du schon von Morgentau mittig bedeckt
Nahmst meine nach Mitternachtslatte auf
Bis wir erschöpft wieder innehielten um
Noch mehr als miteinander zu schlafen
Ein Ritt im wilden Mondschein über
Traumwiesen unter elfenhafter Nymphe
Tief versunken in deinem Morgentau
Erstarrtest du koboldig aufgespießt
Nächtlicher Schrei durchbrach die Stille
Im tiefen Dunkel tiefer in dir versunken
Sprudeln deine Quellen mich belebend
Auf Höhepunkten zuckend über mir
Selig wer zu Traumzeiten solchermaßen
Traumhaftes wirklich erleben darf um
Danach erschöpft ineinander immer noch
Sanfter nur noch zuckend einzuschlafen
jens tuengerthal 19.10.2018
Donnerstag, 18. Oktober 2018
Potenzpsyche
Die Potenz der Männer nimmt ab
Je länger sie eine Frau haben
Desto weniger Lust haben sie
Bei Frauen kann es anders sein
Darum gibt es heute Viagra
Für Männer und Frauen damit
Gestörte Libido künstlich gehoben
Geteilte Lust wieder ermöglicht
Bin in einem Alter in dem ich längst
Die abnehmende Potenz spürte
Er nicht mehr bei jeder genug stand
Oder wunschgemäß schneller kam
Versagensängste dabei wie die Worte
Der Frauen dazu machten den Sex
Zum fast bedrohlichen Härtetest
Gefüllt von sich häufendem Frust
Dazu kommt ein sich wandelndes Bild
Mann soll liebevoll zart und einfühlsam
Zärtlicher Freund und verständnisvoll
Zumindest die allermeiste Zeit noch sein
Im richtigen Moment aber soll Mann dann
Frau richtig zu nehmen wissen und dabei
Fest und hart sein ein bisschen brutal auch
Eine Gratwanderung der Einfühlsamkeit
All dies überfordert viele Männer immer mehr
Ihre Lust nimmt ab und der Sex misslingt
Weil sie zufällige Launen falsch einschätzen
Dafür sogleich mit Sexentzug bestraft werden
Die Kriminalisierung verschiedener Wege
Der Anbahnung der Sexualität hilft dabei
Vorhandene Neigung zur Impotenz noch
Geradezu exponentiell zu potenzieren
All diese Dinge und die damit verbundene
Krise bei der Nachkommenschaft sind bekannt
Seltsam genug ist es bei mir genau umgekehrt
Werde mit meiner Liebsten immer potenter
Ob das nur an ihrer überragenden Schönheit
Unserer großen Liebe oder ihrem fraglos
Unübertroffenen Sex-Appeal liegt oder eine
Frage von Technik und Erfahrung ist
Weiß ich nicht
Sicher ist nur indem sie mich als Mann
Fordert und geil findet macht sie mich
Genau darin stärker als jede zuvor die
Alle mich irgendwann etwas langweilten
Das Ende meiner Potenzprobleme
Ohne eine Änderung des Lebens
Außer des Gefühls für die eine spricht
Deutlich für ihre rein psychische Ursache
Sie kommt immer wieder auf und mit mir
Egal von wo und wie will sie und lobt mich
Für meine Lust auf sie statt mich darin zu
Depotenzieren als alter geiler Bock
Potenz ist mehr Psyche als Biochemie
Zwar stimmt die Chemie bei uns auch
Aber gegenseitiges sich Wollen erst
Macht beide auch auf Dauer glücklich
Zeit mehr miteinander zu genießen
Statt mit Chemiekeulen zu stehen
Was nichts an der Ursache ändert
Guter Sex braucht gute Gefühle
Fühle mich mit meiner jungen Göttin
Wie Zeus und mehr mindestens noch
Erblühe zu nie geahnter Standkraft die
Der korrekte Mann sich niemals traute
Aber neben ihrer strahlenden Schönheit
Den perfekten körperlichen Reizen wirkt
Viel stärker noch dabei das Gefühl das
Sie mir gibt indem sie genau mich will
Darum liegt sexuelles Glück und Potenz
Nicht in der Vielfalt eines Casanova den
Wahllosigkeit am Ende unglücklich machte
Sondern im Vertrauen und Wissen umeinander
Der überall Jugendwahn der allen Angst macht
Vor dem Alter was früher der Weisheit hehres Ziel
Macht unentschiedene Wahllosigkeit verlockend
Die Folge ist ewig unzufriedene Impotenz überall
Wäre ich ein Sex-Guru predigte ich heute wohl
Den Jüngern die ich nicht habe statt freier Liebe
Entscheidung und Treue als höchste Erfüllung
Sie macht unendlich potent nicht die Orgien
Sex ist gut und gesund für den Menschen
Ihn zu suchen mag immer gut sein warum
Keiner Prüderie hier das Hohelied gesungen
Sondern dem wahren Genuss geilster Lust
Nicht Vielfalt bringt jemals uns Erfüllung
Allein Einfalt Vertrauen und Übung sind es
Die den Weg zum höchsten Glück bahnen
Sage ich heute nach Jahren der Übung
Wenige finden die oder den Richtigen
Viele leben mit irgendwie Kompromissen
Nur um nicht allein zu sein oder gar keinen
Sex mehr außer mit sich zu haben
Es lohnt sich so lange zu suchen bis alles
In- und Zueinander voller Lust auch passt
Alles davor ist nur halb richtig eigentlich
Und das Glück findet dich von alleine
Erst als ich alle Suche bereits aufgegeben
Keine Hoffnung mehr hatte fand sie mich
Hatte mich gezielt ausgesucht was also
Für wie gegen das Suchen zugleich spricht
Was am Ende vielleicht verwirrend klingt
Ist der natürlichen Divergenz geschuldet
Die Mann und Frau nach der Natur eigen
Deren Leugnung sicher impotent macht
jens tuengerthal 18.10.2018
Ehrlichkeitsrettung
Nach dem wahren Mittelpunkt
Rettung in der Not
Beim Schiffbruch halte
Nach den Wissenden Ausschau
Die wissen stets wo
Hoffnungen gehen
Allesamt nur ins Leere
Bleiben Hausmittel
Himmelsgunst erbarmt
Gesunder Menschenverstand
Alles hilft hier nicht
Nichts kann dir helfen
Als immer nur Ehrlichkeit
In allem offen
Emerson lebte
Wie sein Freund Thoreau offen
Ehrlich auch mit sich
jens tuengerthal 18.10.2018
Mittwoch, 17. Oktober 2018
Sexriesin
Es gibt viele Arten von Riesen
Die meisten sind nur sehr lang
Wenige werden wirklich groß
Ganz anders meine große Liebe
Sie ist ein hochbegabtes Talent
Dessen Natur mit dem ersten Blick
Verzaubert deren wahre Größe du
Aber erst vereinigt erkennen kannst
Tief in ihr blühe ich erst ganz auf
Nie erregte mich eine so sehr wie
So oft immer wieder aufs Neue
Mit ihrer unstillbaren Lust überall
Wie sie vor Leidenschaft überläuft
Der schönste Busen mir lustvoll aus
Dem Halter entlassen entgegenspringt
Da überragt sie für mich jede andere
Doch zur größten Riesin wird sie erst
Auf mir wenn ich unter ihr liegend selig
Höhepunkt auf Höhepunkt lausche
Da überragt sie alles je erlebte
Zur Riesin aber macht sie nicht etwa
Die Quantität auch nicht die Lautstärke
Sondern die höchste Qualität ihrer dabei
Hingebungsvollen grenzenlosen Leidenschaft
Die beste Sexriesin zu lieben ist immer
Wieder eine körperliche Herausforderung
Für einen schon fast älteren Herren ohne
Viagra genügt dafür aber ihr Anblick mir
Meine große Liebe die beste Sexriesin
Ist quantitativ Weltmeisterin gäbe es je
Eine Konkurrenz für dies einmalige Glück
Wie qualitativ immer für mich unschlagbar
Das erstaunlichste aber an ihr ist
Nicht nur sie ist die beste Sexriesin
Auch ich als ihr kleinerer Partner
Wachse mit ihr über mich hinaus
Kann die Suche nach einer solchen
Keinem Mann empfehlen habe dies
46 Jahre versucht bis sie mich fand
Ansonsten scheint sie mir einmalig
Ein kleiner Tipp für alle Sehnsüchtigen
Wer nur nach oben schaut und Riesen
Über sich am Himmel vermutet wird
Nie bemerken wenn sie einen finden
Sollte ich nun den Neid geweckt haben
Bedaure ich das sehr da ich gerne weiter
Im Schatten der unteilbaren Sexriesin
Lustvoll durchs Leben schweben möchte
jens tuengerthal 17.10.2018
Fritzisch
“Und so war ich denn auch preußisch, oder um richtiger zu reden, Fritzisch gesinnt: denn was ging uns Preußen an. Es war die Persönlichkeit des großen Königs die auf alle Gemüther wirkte”
[Goethe in Dichtung und Wahrheit, Band I, Erster Theil]
Eines Freundes Vater ist nicht mehr
Ging mit 87 also stolzem Alter wohl
Doch fehlt der Welt ein Stück ohne
Den alten Fritz draußen in Dahlem
Er stürzte einfach aus dem Leben
Als vielfacher glücklicher Großvater
Überraschend vital noch bis dahin
Mit ihm ging ein Stück Geschichte
Erinnere mich seit mehr als einem
Viertel Jahrhundert an Erlebnisse
Mit ihm von Karlsruhe bis Berlin
Sah ihn beruflich wie als Vater
Nichts gegen die Erinnerungen
Seiner Kinder die teilweise schon
Ein halbes Jahrhundert mit ihm
Oder seine Frau weit darüber
Aber doch manche Geschichte
Vom Herrenreiter am Geigersberg
Der sich tief in die Kurven legte
Rasanter fuhr als ich vermutete
Der liebevolle Vater der manchmal
Auch mehr besser wusste als seine
Kinder sich zuvor träumten in von ihm
Gebauten Möbeln und Betten noch
Denke an die Gänge durchs Museum
Wo er fröhlich lachend auflebte dafür
Viel mehr in Bildern erkannte als ich
Mir manchen Blick erst eröffnete auch
Wie er mit seinen Geschwistern am Tisch
Verse zitierte von Morgenstern bis Fontane
Auswendig lachend über Louis Ferdinand
Was er immer noch mit Anekdoten verband
Wie er der Tochter sagte wer zur Hochzeit
Zu laden sei und wer nicht was mich noch
Mit dieser innerlich ganz solidarisch empörte
Was er aber lächelnd logisch begründete
Dies Lächeln mit dem ich ihn werden sah
Vom Vater zum Großvater mit seiner Enkel
Schar um wie mit ihm tobend oder auf dem
Großväterlichen Schoß Geschichten lauschend
Geschichte und Geschichten erzählen konnte er
Einmal durfte ich die seiner Flucht mitanhören
Wie er noch einmal durch die SBZ nach Schlesien
Auf das verlorene Gut der Familie alleine fuhr
Ein Mann aus einer anderen Zeit war er für mich
Sohn schlesischer Gutsbesitzer wie Nachfahre
Des Feldmarschalls und mancher Widerständler
Adelsstolz und bodenständig gut preußisch wohl
Er war gut preußisch wie es mein Großvater noch
Als Ideal aus seiner Zeit in Lichterfelde beschrieb
Bescheiden aber wie der Feldmarschall es beschrieb
Schien er mir weniger denn humorvoll überlegen
Seine echte Demut und Bescheidenheit lernte ich
Erst später kennen und würdigen als ich merkte
Wie er sich völlig zurücknahm für die Familie sogar
Seinen Geburtstag völlig unwichtig nur nannte
Ein Kind einer anderen Zeit die unterging wie auch
Das Land auf dem ihre Güter einst standen heute
Polnischer Nachbar in Europa einfach wurde was er
Als Ritter und in Stiftungen zu würdigen wusste
Auf Familienfesten ein Mittelpunkt immer wieder
Ansteckend mit seinem Lachen wie den Augen
Die so strahlend blau glänzten wie ich es kannte
Von den Bildern vom Feldmarschall überall
Denke an die Hochzeit des Freundes zurück
Wie er von seinem Suppenwunsch erzählte
Braut und Bräutigam wie sich zum Schutz
Riesige Servietten lachend umband
Als großer Leser mit geistig verwandt wenn auch
Von geradezu enzyklopädischer klassischer Bildung
Die sicher auch einschüchternd war für die Umgebung
Wurde er im Alter so schien es mir immer milder noch
Als ich ihn zuletzt sah freute ich mich sehr zu sehen
Wie gelassen ruhig er mit seinen Enkeln umging
Manchmal schien mir wir zwinkerten uns zu wenn
Die Umgebung zu geschäftig aufgeregt wurde
Wurde nicht gleich warm mit ihm - das dauerte
Verstand seine Tochter in ihrer Revolte zu gut
Wie hätte ich mit diesem autoritären Alten gekämpft
Den ich doch immer respektvoll bewunderte
Als ich ihn Geschichten erzählen hörte und sah
Wie liebevoll er mit seinen Enkeln immer war
Seine Liebe für gute Dichtung rezitierend spürte
Da wurde auch ich weniger preußisch als fritzisch
Ein Zeitalter geht zu Ende das noch vom Leben
Auf den Gütern in Schlesien erzählen konnte
Er war nicht der älteste seiner Geschwister aber
Doch der älteste Sohn wie mein Freund und ich
Sich seiner strahlenden lachenden Augen noch
Lange erinnern und seiner Liebe für die Kunst
Seiner Neugier bis ins hohe Alter hinein lesend
Freue ich mich dass er nicht mehr leiden musste
Da konnte einer geistig rege und aufmerksam gehen
Bleibt als liebevoller Großvater Vater und Freund allen
So in Erinnerung wie er leben wollte was gut so ist
Glaube er hat auch in der Liebe alles gefunden
Wenn ein glücklicher alter Mann gehen darf ohne
Vorher zu leiden oder inkontinent in Geist oder Körper
Bewusst noch werden zu müssen ist das tröstlich
Auch wenn ich sein strahlendes Lachen vermisse
jens tuengerthal 17.10.2018
Dienstag, 16. Oktober 2018
Kleingroß
Kleine Menschen sind oft größer
Als sie uns größeren erscheinen
Sogar als sie sich selbst sehen
Weil Größe nicht an Länge hängt
Meine größte Liebe aller Zeiten
Ist die kleinste meiner Verlobten
Die allermeisten waren länger
Aber keine kam mir je näher
Die größte Schönheit steckt im
Elfenartig zartesten Körper mir
Die schärfsten Rundungen hat
Jene mit den kleinsten Füßen
Die Öffnungen des Feenkörpers
Sind von vollkommener Schönheit
Die eindringlich allerengste aber
Macht mich immer am heißesten
Wie liebe ich es züngig schnell
Zwischen ihren feuchten Lippen
Die mich am Gipfel überschwemmen
Doch in meinen Träumen lecke ich sie im …
Was eng und verschlossen im Alltag
Die kleinste unter ihren Öffnungen
Nase und Ohren mal beiseite gelassen
Ist Quelle lustvoll größter Träume
So zeigt sich am Ende wie von hinten
Je kleiner desto größer das Glück
Weshalb meine kleinste zarteste Fee
Die größte Liebe überall mir wurde
jens tuengerthal 16.10.2018
Einrichtungsliebe
Bei der Liebe geht es um Gefühl
Glücklich heißt wer es gefunden
Zumindest wo es gegenseitig ist
Sonst endet es eher unglücklich
So gesehen bin ich vollkommen
Glücklich und habe alles in einer
Mehr als ich je zu träumen wagte
Dennoch scheitern viele Lieben
Die meisten Lieben scheitern an
Den Kleinigkeiten des Alltags mit
Welchen wir uns jeden Tag nerven
Und darüber das Glück vergessen
Sich darum täglich bewusst machen
Wie groß das Glück doch ist hilft es
Gegen den Alltag tapfer zu verteidigen
Um was ist immer mehr zu genießen
Schreibe darüber das Glück zu preisen
Dankbar für die Lieb und glücklich mit ihr
Brauche ich nichts mehr sonst finde mein
Leben so gemeinsam perfekt eingerichtet
Sich gemeinsam gut darin einrichten hilft
Das Glück als solches zu würdigen wie sich
Jeden Tag darin wohler noch zu fühlen
Eben Zuhause beieinander angekommen
Welche Einrichtung zwei zusammen finden
Ist weniger wichtig als diese sich zu suchen
Träume zu teilen und danach streben sie zu
Leben hilft dabei dauerhaft glücklich zu sein
Habe alles mit meiner einen und damit ich
Es nie im Alltag vergesse richten wir uns
Den gemeinsamen Traum immer mehr ein
Was hilft zu sehen wie schön doch alles ist
Gute Träume haben keinen Preis sondern
Wachsen in die geteilte Wirklichkeit hinein
Diese glücklich zu genießen hilft sehr dabei
Die Liebe dauerhaft wichtiger zu machen
Es sind Kleinigkeiten immer die trennen
Wieviel mehr wiegt das geteilte Glück da
Es zärtlich zu würdigen macht viel Freude
Daran arbeiten ist so die leichteste Übung
Weil ich das wie vermutlich alle theoretisch
Genau weiß ist es gut sich manchmal auch
Schriftlich daran zu erinnern wie glücklich
Das Leben gemeinsam eingerichtet ist
jens tuengerthal 15.10.2018
Heiligelächerlichkeit
An etwas was in allem über ihnen sei
Darum erfinden sie sich noch Götter
Glauben Aberglaube sei die Wahrheit
Wer in Höherem die Erfüllung sucht
Wird nie mit dem was ist glücklich sein
Weil Erfüllung erst im Jenseits kommt
Was daraus wurde sehen wir täglich
Dabei tun die Kirchen überall alles
Sich so lächerlich wie möglich zu machen
Rom lässt massenhaft Kinder missbrauchen
Nennt aber die Abtreibung bösen Mord
Die Orthodoxen spalten sich mal wieder
Aus politischen Gründen im Aberglauben
Weil die Ukraine unabhängig nun wurde
Erkennt Moskau den Rest nicht mehr an
Menschen lassen sich von Priestern
Überall auf der Welt Angst machen
Vor dem was kommt wenn sie nicht
Mehr sind was also völlig egal wäre
Der Islam zwingt seinen Gläubigen
Überall auf der Welt noch Regeln auf
Die noch aus dem Mittelalter stammen
Sind intern völlig zerstritten dabei
Sekten und Glaubensformen bekämpfen
Sich gegenseitig weltweit für den wahren
Weg den jeder für sich beansprucht dafür
Die Gläubigen sich noch opfern lässt
Lacht endlich über all diese Heiligen
Noch mehr über ihre allzu menschlichen
Institutionen in ihrem lächerlichen Streit
Kein Mensch muss noch etwas glauben
Wir haben die Freiheit nichts zu glauben
Können lieber das Leben mehr genießen
Statt über ein Jenseits nur zu mutmaßen
Uns dafür im Alltag noch zu kasteien
Der Mensch ist überall frei geboren
Auch frei zu glauben was ihm gefällt
Vergesst die Organisationen lieber
Genießt mehr was ihr im Leben habt
Die große Aufgabe der Zukunft wird
Den Menschen die Freiheit zu lehren
Auch nichts zu glauben und dennoch
Das glücklichste Leben zu führen
Kein Epikuräer fürchtet noch den Tod
Anders als all die Gläubigen die sich
Unsicher vor der Verdammnis fürchten
Wir genießen lieber jeden Tag was ist
Es ist Unsinn gegen den Aberglauben
Mit Gewalt noch zu kämpfen wie dieser
Die Welt schon immer mit Gewalt übersät
Lachen wir lieber darüber und genießen
Dankbar betrachte ich Aufklärer also
Wie lächerlich sich die Kirchen machen
In kleinlichen Haarspaltereien um Macht
Sage euch nichts davon müsst ihr glauben
Aufklärung heißt darum heute ganz einfach
Die Freiheit auch nichts zu glauben zu lehren
Womit sich die Glaubenswahrheit erledigt hat
Als Exempel glücklich ohne Angst zu leben
Das Leben ist schön und bietet uns so viel
An Genüssen und Glück jeden neuen Tag
Lernen wir sie in allem mehr zu genießen
Haben wir in Zukunft genug mit uns zu tun
jens tuengerthal 15.10.2018
Sonntag, 14. Oktober 2018
Wahlschweigen
Wenn Wahlen genau ausgehen
Wie Umfragen es ankündigten
Muss nichts dazu gesagt werden
Ein wirklich erwartbares Ergebnis
Fraglich nur ob sich nun etwas
In der Politik irgendwo ändert
Wenn es kommt wie angekündigt
Braucht auch keiner mehr kommen
Bayern hatte die Wahl welch Qual
Nun wird es dort endlich normal
Söder spielte dort noch den Aal
Seehofer kommt an den Marterpfahl
Das oben nur des Reimes wegen
Ansonsten schweigen wir lieber
Wer hat schon noch die Wahl
Wenn's kommt wie angesagt
jens tuengerthal 14.10.2018
Fußballschweigen
Zum Fußball sollte ich
Besser schweigen um
Nicht meine schlechtesten
Eigenschaften zu offenbaren
Viele täten gut daran mehr
Zu schweigen gerade politisch
Wieviel friedlicher wäre es
In einer so stillen Welt dann
Groß wäre auch die Zahl der
Ehen die mehr schweigen rettete
Jenseits der Stille liegt also viel
Mehr als Medien glauben wollen
Glück und Zufriedenheit zögen
Im miteinander endgültig ein
Gekommen um dort zu bleiben
Schwiegen wir alle öfter mehr
Kein Wort also von mir zu Jogi
Nichts sage ich zum Team noch
Nicht mal einem Gedanken gar
Verschwende ich auf Konflikte
Analytiker meinen in Fällen wie
Meinem diese seien gefährlicher
Weil alles irgendwann wiederkomme
Geschwätz alles ist irgendwann egal
Darum kommt heute mal nichts…
jens tuengerthal 14.10.2018
Samstag, 13. Oktober 2018
Wannseeherbstliebe
Mit der Liebste im schönsten Herbst
Am Wannsee entlang gewandert
Von der Station Wannsee los bei
Sonnenschein mit der Schönsten
Segel auf dem See betrachtet
Wie Liebermann sie einst malte
An dessen Gartenvilla gestoppt
Herbstliche Bilder dort gemacht
Nach dem Haus der Wannseekonferenz
Zum Seeufer abgebogen und ihm gefolgt
Wobei wir leider nicht ganz allein waren
Viele Berliner hatte die Sonne rausgetrieben
Durch schönsten Herbstwald gewandert
Großartige Farben an beiden Ufern bestaunt
Pfaueninsel und Peter und Paul auch gesehen
Kurz vorm Glienicker Park in rosa gepicknickt
Der Herbst am Wannsee ist noch viel schöner
Als diese wunderbare Jahreszeit ohnehin schon
Im preußischen Arkadien wandert sich lustvoll
Während die Wannseewellen an Ufer schwappen
Die Farben sind zum verlieben schön und allein
Der Liebsten noch schönerer Anblick konnte den
Staunenden Dichter noch vom ständigen Blick in
Diese verzauberte Landschaft etwas abhalten
Das immer schönere Rosarot weiter bewundert
Am traumhaften Park entlang bis zur berühmten
Glienicker Brücke diese nach Potsdam überquert
Dort mit der Straßenbahn zum Bahnhof gezuckelt
Berlin ist ja schon ganz nett so als Stadt mit allem
Aber sein Hinterhof oder ist es der Vorgarten doch
Übertrifft alles an Schönheit gerade im Herbst
Der heute wieder zärtlich schönsten Jahreszeit
jens tuengerthal 13.10.2018
Freitag, 12. Oktober 2018
Leidenschafft
Leidenschaft ist wunderbar
Zumindest beim Sex immer
Leidenschaft ist der Horror
Im alltäglichen Zusammenleben
Was Leiden schafft
Also Leiden lässt
Sollte gemieden werden
Um glücklich zu sein
Pures Gleichmaß ist öde
Explosionen bringen Abwechslung
Bei hohem Verletzungsrisiko
Ohne weitere Gewinne
Leidenschaft quält das Herz
Sex ohne Leidenschaft quält
Wir haben also wohl die Wahl
Früher sterben oder uns quälen
jens tuengerthal 12.10.2018
Lichterorte
Das Lichterfest zu Berlin
Neigt sich auf denglisch
Langsam dem Ende zu
Es mit weniger Trubel
Noch einmal abgelaufen
Zumindest andernorts
Nette Ideen gelegentlich
Der Fernsehturm auch
Auf langer Röhre bespielt
Asiatisch im Nikolaiviertel
Wirkt es so glaubwürdig
Wie Kopien Made in China
Die Liebste fühle sich auch
Sogleich an Asien erinnert
Was mir passend erschien
Das Bode Museum noch
Nach Besuch bei Dussmann
War ein schöner Anblick
Doch war ganz ehrlich gesagt
Kulturell Dussmann lohnender
Als das Festival of Lights 2018
Bedächte ich den Stromverbrauch
Bekäme ich schlechte Laune wohl
Darum lasse ich es lieber noch
Ein Festival neuer Dezentz täte
Berlin in preußischer Tradition
Für meinen Geschmack besser
Auch Stille könnte die Stadt feiern
Wider den alltäglichen Lärm hier
Wäre es ein angenehmes Festival
Stattdessen werden wir bedudelt
Beim Betrachten des stillen Lichts
Um Volksfestmassen zu bewegen
Berlin hat viele wunderschöne Seiten
Sie zeigen sich eher dezent versteckt
Aber das behalte ich lieber für mich
jens tuengerthal 12.10.2018
Donnerstag, 11. Oktober 2018
Dreimal
Dreimal in 14 Stunden
Ist ganz schön viel
Oder einfach sehr geil
Nicht gezählt dabei
Die Zahl deiner
Höhepunkte
Näher 14 als 3
Dreimal zwei
Ist bester Sex
Der Rest ist
Bloß Schweigen
Der Genießer
jens tuengerthal 11.10.2018
Künstlich
Kunst fordert dich ganz
Oder es ist keine Kunst
Nur kleine Hausmusik
Ohne bleibenden Wert
Wer für die Kunst lebt
Opfert sich dieser um
In der Kunst echt zu sein
Alles andere bleibt künstlich
Damit Künstler nicht nur
Künstlich bleiben müssen
Sie bereit sein alles zu geben
Sagen melodramatische Phrasen
Jenseits der Phrasen ringen die
Künstler echt und künstlerisch
Mit sich und ihrer Rolle wohl
Manchmal wirkt es künstlich
Am Ende bleiben sie immer
Handwerker mit Träumen
Die gern mehr sein wollen
Darum das Drama leben
Goethe machte einfach
Seine tägliche Arbeit
Als Geheimrat und Minister
Wenig Drama nebenbei
Schaue ich vom Ergebnis her
Lohnt weniger Drama mehr
Raubt nicht dramatisch Zeit
Sondern erledigt was nötig
Sicher schrieb Goethe mal
Den Werther in wilder Jugend
Für den er sich später schämte
Nicht literarisch sondern menschlich
Sich als Handwerker bemühen
Ordentliche Arbeit dafür machen
Schafft oft größere Kunst als die
Schwankungen des Dramas
Neben dem großen Drama
Als das manche ihr Leben
Täglich neu inszenieren bleibt
Wenig Raum für große Kunst
Was dann kommt ist zufällig
Folgt keinen größeren Plan
Soll ein Geniestreich nur sein
Hat selten längere Dauer
Manche Dichtung wirkt genial
Wo ihr das Handwerk aber fehlt
Verdankt sie sich seltenem Zufall
Ist eigentlich hohl und wertlos
Weiß nicht ob ich ein Künstler bin
Ein guter Bürger zu sein genügte
Der sein Handwerk sicher beherrscht
Ruhe und Raum braucht es sicher
Diesen für die Kunst zu verteidigen
Ist oft des Lebens größtes Drama
In dem Künstler von sich sprechen
Was oft allzumenschlich endet
Vielleicht ist der Wille dazu schon
Kunst genug im Alltag während
Andere Freiraum für sich wollen
Schenke ich ihn lieber der Kunst
jens tuengerthal 11.10.2018
Mittwoch, 10. Oktober 2018
Friedenswert
Alles äußere wertlos
Jeder ist Ursache
Nichts bringt mehr Frieden
Als endgültiger Triumph
Deiner Grundsätze
Gerne loben wir
Aberglauben für Gewinn
Wider die Vernunft
Siege dank Glauben
Aber sind völlig wertlos
Du allein zählst da
Niemand kann Frieden
Dir bringen als du allein
Mit dir im Reinen
So lehrt Emerson
Amerikas Philosoph
Von guter Freiheit
Konstruktiv gibt er
Seinen Lesern neue Kraft
Auf sich vertrauend
Aberglaube macht
Ewig unfrei die Menschen
Die nicht sich trauen
Revolutionär
Was dieser bereits dachte
Bevor wir wussten
Wagen wir wirklich
Alle Freiheit zu leben
Solitär zu sein
Es erfordert Mut
Schenkt aber größte Freiheit
Ein ganzes Leben
jens tuengethal 10.10.2018
Messwert
Früher ging ich liebend gern
Auf die Frankfurter Buchmesse
Leipzig war ja immer eher komisch
Für Manga-Freunde eine Bühne
Heute langweilt mich schon die
Bloße Berichterstattung dieses
Festivals der Händler und Krämer
Dass gerne große Kultur spielt
Mit noch dazu moralischem Anstrich
Wird gefühlvolles Marketing betrieben
Neue Artikel als Kulturgüter vertrieben
Handel und Kultur eklig vermischt
Bücher waren ganz bestimmt Kulturgüter
Bis sie Gegenstand des Handels wurden
Dann waren sie plötzlich nur noch Waren
Die nach dem Verkaufswert taxiert wurden
Großer Trick des Marketing wurde dabei
Buchhändler gaben sich als Kulturvermittler
Verleger als Landwirte alter Kultur während
Autoren Darsteller der Bücher-Show wurden
Bin weder Buchhändler noch Verleger
Was soll ich da auf einer Messe die
Wie der Buchhandel lange bereits
Den Anschluss an die Zeit verpasste
Das neue Zeitalter ist logisch digital
Die Bücherromantik dieser Messen
Ist nur anekdotisch und museal noch
Eine kulturelle Perspektive hat sie nicht
Es bräuchte dringend eine Messe für
Die Kultur und ihre Schöpfer statt des
Jährlichen Marktplatzes der Eitelkeiten
Derer die an fremder Kunst verdienen
Aber dieser schöne Traum bleibt ewig
Illusion denn am Ende zählt Verdienst
In barer Münze für den Händler sorgen
Mögen sie ihre Geschäfte machen
Buchhändler sind nichts anderes als
Teppichhändler oder Autofachverkäufer
Nur ihre Ware profitiert vom Anschein
Der Kultur in ihrem käuflichen Umfeld
Mögen sie das ruhig erfolgreich tun
Liebe alle schönen Bücher sehr nur
Mit dem Handel hab ich nichts zu tun
Mir geht es um Liebe nicht Prostitution
jens tuengerthal 10.10.2018
Berlinbunt
Nachts ist auch Berlin grau
Es fehlt das preußische Blau
Das vom Himmel über herab
Als lichtes Zelt uns erscheint
Manchmal aber leuchtet es
Von unten herauf bunter als
Die Stadt sich ohnehin gibt
Eine typisch Berliner Erfüllung
Bunter Anschein beleuchtet
So schon schöne Flächen
Wie domhaftes Grauen farbig
Als kunterbunten Illusionsraum
Kein Flughafen fertig bis jetzt
Stadt als Summe von Baustellen
Aber jährlich schön beleuchtet
Ist Berlin Meisterin der Scharlatane
jens tuengerthal 10.10.2018
Dienstag, 9. Oktober 2018
Verständnisvoll
Verstehen sich weniger
Als sie gern meinen
Dabei wissen sie
Was wem Worte bedeuten
Nach der Theorie
Sagen dasselbe
Und meinen das Gegenteil
Was alltäglich ist
Verständnisvoll sein
Wird dabei manchmal schwierig
Ohne verstehen
Liebe hilft dabei
Natürliche Divergenz
Zu überbrücken
Gefühl aber ist
Immer wieder besonders
Gefährlich dabei
Hier zu behaupten
Eine Sicht sei die Wahre
Verlängert den Krieg
Nicht überzeugt sein
Von der eigenen Wahrheit
Wirkt wie gelogen
Ist die Dialektik
Ohne Lösung das Schicksal
Wohl aller Liebe
Im Alltag sicher
Aber Glaube erhält noch
Letzte Hoffnung uns
Es ändert sich nichts
Außer wir änderten uns
Was unmöglich scheint
Leben wir also
Gelassen lieber weiter
Als sei alles gut
Ist es dann nicht so
Ging es dabei allen gut
Bevor sie wussten
Was wissen wir schon
Sicher fragte Montaigne
Uns wie sich vorab
Wenig können wir
Antwortet der Philosoph
Was mehr offen hält
Lasse es stehen
Wer wäre ich zu meinen
Besser zu wissen
Stehen lassen ist
Eine Hilfe immer auch
Gegenüber Frau
In Frieden lassen
Weniger streiten anstatt
Rechthaber sein
So die Theorie
Weiser Philosophen ohne
Praxis Erfahrung
Überleben zählt
Am Ende immer noch mehr
Als Recht je wert ist
jens tuengerthal 09.10.2018
Schicksalsmacht
Die Macht des Schicksals ist
Der stärkste Aberglaube noch
Und zeugt von Ohnmacht mehr
Als von vernünftiger Realität
Was soll dies Schicksal sein
Als Ohnmacht der Vernunft
Vor dem was unerklärlich ist
Antwort staunender Narren
Schicksal fürchtet nur wer
Sich ohnmächtig stets sieht
Seinen Beitrag nicht wertschätzt
Statt Gleichgewicht zu suchen
Würde das Schicksal tatsächlich
Alles beherrschen wären auch
Wir Menschen Teil davon also
Selbst eine Macht des Schicksals
So betrachtet Ralph Waldo Emerson
Lächelnd die Ohnmacht zu vieler
Gegenüber dem angeblich Schicksal
Dessen Teil sie logisch selbst wären
Sich die Welt lieber so zu machen
Wie sie uns gefällt entspricht eher
Der konstruktiven Haltung einer
Vernünftigen Aufklärung heute
Wer das Schicksal fürchtet offenbart
Nur seine Ohnmacht nicht die Macht
Dieser geglaubten Phantasie eines
Irgendwie höheren über sich
jens tuengerthal 09.10.2018
Lügenswert
Verrät jeder Lügner sich
Wie die Gesellschaft
Franzosen lügen
Lieber als andere wohl
Schreibt uns Montaigne
Von sich selbst reden
Können guten Gewissens
Nur wirklich Große
Montaigne aber
Redet dennoch über sich
Ohne zu lügen
Nicht weil er dächte
Ein Großer irgend zu sein
Sondern bloß trotzdem
Nichts bedeutendes
Sei Gegenstand seines Buchs
Sondern allein er
Warum soll lügen
Wer über sich nur redet
Denkt sich der Leser
Schöner sich machen
Wäre Bedürfnis genug
Was er nie wolle
Oder fischt dieses
Understatement ganz bewusst
Nach Komplimenten
Ist echt bescheiden
Wer sich öffentlich schwach nennt
Oder darum nie
Wäre es Lüge
Unbescheiden zu tun wenn
Genie so sichtbar
Lügen nicht alle
Die weniger scheinen als
Ihrem Wert entspricht
Ist Montaigne dann
Ein französischer Lügner
Oder einfach Mensch
Er verurteilt streng
Alle Lügen als Gefahr
Für die Gemeinschaft
Die Wahrheit aber
Ist immer eine Lüge
Wo sie behauptet
Keiner weiß alles
Wahrheit kennt also keiner
Nur Lügen jeder
Wer was weiß ich schon
Als Motto sich gab ist frei
Ohne zu lügen
jens tuengerthal 08.09.2018
Montag, 8. Oktober 2018
Squirtingquatsch
Der Erwartung an weibliche Sexualität
Aber weiß wer genau worum es geht
Hat es etwas mit Orgasmus zu tun
Auch Wikipedia wartet längst mit den
Passenden Artikeln zum Thema auf
Das weibliche Ejakulation nur heißt
Unwissenschaftlich wie nichts sonst
Es wird viel mit wie und ähnlich dort
Formuliert und mehr ist doppeldeutig
Als es seriöse Lexika wohl zuließen
Wir mutmaßen über ein Wunder
Lange galt der weibliche Orgasmus
Auch als unerklärliches Wunder nur
Heute kennen wir den nervus pudendus
Wissen wo er endet und was ihn reizt
Nichts anderes braucht es auch als
Diesen für den weiblichen Höhepunkt
Auch der G-Punkt ist der Nerv indirekt
Stimuliert bei günstigem Verlauf einfach
Der weibliche Orgasmus ist nicht immer
Klitoral manchmal ist er auch vaginal
Oder mit dem Verlauf des Nervs anal
Aber nie hat er mit der Harnröhre zu tun
Die Theorien zum diffundieren der sonst
Scheidenflüssigkeit in die Harnröhre sind
Gelinde gesagt mindestens gewagt stets
Ohne jeden wissenschaftlichen Beweis
Viel mehr als für die angebliche neue
Weibliche Ejakulation spricht hier nur
Für einen Verkaufstrick der Pornoindustrie
Die Squirting-Filme besser verkaufen will
Dabei aber geht es real nur darum dass
Männer sich von Frauen statt Höhepunkt
Anpissen lassen wie die Darsteller dort
Wenn sie ehrlich sind zugeben müssen
Das ganze Gerede um das Squirting
Resultiert nur aus dem beschränkten
Männlichen Vorstellungsvermögen zum
Weiblichen Orgasmus ohne zu spritzen
Es ist allerdings eine kluge geradezu
Feministische Idee den Frauen heute
Einzureden sie müssten nur pissen
Beim Sex dann hätten sie Orgasmen
Nun fühlen sich alle die nie konnten
Weil ihr nervus pudendus eben anders
Verläuft eben toll wenn sie ihre Typen
Beim Sex anpissen und dabei so tun
Wer weiß wie vagina oder anus dabei
Zucken wenn Frau wirklich gemeinsam
Zum natürlichen Höhepunkt kommt
Muss sich nicht anpissen lassen
Es mag Frauen geben die tatsächlich
Beim Höhepunkt Urin absondern weil
Sie so völlig entspannt alles los lassen
Aber es besteht kein Zusammenhang
So zeigt uns die Mode Squirting nur
Die Dummheit der Männer beim Sex
Welche jede alberne Theorie glauben
Sich dafür sogar anpissen lassen
Vielleicht ist es so betrachet sogar
Eine Art Akt der Emanzipation für
Alle Frauen die sonst nicht können
Sie dürfen Typen nun mal anpissen
Verzichte darauf gern für die echten
Höhepunkte meiner omnipotenten Frau
Die mich nicht anpissen muss um einen
Echten Höhepunkt vorzutäuschen
Vermutlich macht der Quatsch aber real
Über 90% der Paare glücklicher weil sie
Sich so scheinbar beweisbar weiter etwas
Vormachen können was nie gewesen ist
jens tuengerthal 08.09.2018
Sonntag, 7. Oktober 2018
Lichterfest
Das Festival of Lights besuchen
Ist nach der Grunewaldwanderung
Eher ein Höllenritt denn ein Genuss
Die Prüfung für den völlig entspannten
Waldläufer der unter Menschen kommt
Ohne zu wissen was uns wohin diese
Etwas seltsamen Wesen nun wollen
Alle Jahre wieder wird Berlin noch
Sehr energieaufwendig beleuchtet
Auf offener Straßen tragen dort die
Beleuchter ihren Wettbewerb aus
Es sieht teilweise sehr nett aus
Illusionen aus Licht und häufiger
Rasenden Bildern auf Wänden
Die eher verwirren als erleuchten
Die Zeit der Erleuchtung hieß noch
Die Aufklärung warum dies Fest
Vorab einen guten Ruf bei mir hatte
Auch wenn es nur romantisch illuminierte
Mehrere male besuchte ich es noch
Relativ begeistert dachte es wäre
Nach dem Waldbesuch wunderbar
Mit der Liebsten anzuschauen
Es war eher ein Kulturschock
Nach friedlicher Waldesruhe
Ins trubelige Belin hineinfallen
Erschien uns beiden absurd
Nette Beleuchtung um die Humboldt
Bunt auch der Dom wie die Insel aber
Hektisch nervig das Tor und schlimmer
Noch vollgestopfte Wege dazwischen
Wer Jahrmärkte mit Massen mag
Wird auch diesen Volkeshimmel
Eher mögen als sich so gruseln
Wie wir es bald flüchtig taten
Einen Moment zur Erholung noch
In Ruhe auf den Stufen gepicknickt
Der Alten Nationalgalerie und dann
Möglichst ruhig den Berg hinauf
Jahrmärkte und Stadien sind mir fremd
Kann die Menge einen Moment ertragen
Aber dies unkontrollierte Wogen ist mir
Eher widerlich fremd als vertraut je
Das Berliner Lichterfest ist romantisch
Als Kunstwerk ganz nett aber eben
Ein entbehrliches Massenereignis
Warne inzwischen vor dem Besuch
Im Gegensatz zu Grunewald und Wannsee
Ist es von permanenter Unruhe geprägt
Aufgeregte Menschen pilgern durch die
Ohnehin überfüllte Stadt seltsam abwesend
jens tuengerthal 07.10.2018
Grunewaldwasser
In die Natur wollten wir, zuerst war geplant am schönen Wannsee entlang bis zur Glienicker Brücke und den angrenzenden herbstlichen Parks zu laufen. Das haben wir uns, für das nächste mal aufgehoben, da die Sonne bereits bei unserer Ankunft dort bunteste Anstalten machte im Wannsee oder schließlich sogar hinter ihm zu verschwinden. Aber der Reihe nach - es begann am späten Mittag am Helmholtzplatz von wo es gen Westen ging.
Los ging die Wanderung noch am frühen Nachmittag am nördlichen Ende des Grunewalds entlang den nobel bebauten Hundekehlesee auf dessen östlicher Seite das Wohnhaus des hochgeschätzten Walter Rahtenaus als Gedenkstätte liegt, was wir aber auf Naturursuche diesmal völlig ignorierten. Entsprechend folgte dem Hundekehlesee, von dem besonders eine eindrucksvoll knurrende Dogge mit dem Blick durch buntes Laub auf schönes Wasser in Erinnerung blieb, das Hundekehlefenn mit viel sumpfigem Grün im anmutig herbstlichen Wald.
Den Weg zum Forsthaus kann sich der Flaneur ohne besonderen Auftrag übrigens schlicht sparen - dort endet der Weg an Zäunen mitten im Wald. Die andere Seite aber führte uns direkt zum Grunewaldsee, wo ich mit der seligen Liebsten eine erste kleine Picknickpause einlegte.
Dieser See mit dem schönen königlichen Jagdschloss hieße eigentlich einzig mit Recht Hundekehle, so sammeln sich hier die planschenden, bellenden, badenden, sich schüttelnden, tobenden Hunde mit ihren mehr oder weniger noch beweglichen Herrchen und Frauchen. Glücklich strahlte meine Liebste, die Hunde wirklich liebt, die dort versammelten Vierbeiner an und lauschte andächtig dem Gekläffe bei unserem Picknick, was ich durch einen schönen Schluck Tee lieber, wenn auch erfolglos auszublenden versuchte.
Warum sich viele Menschen gerne Tiere halten, dies bei Tierliebhabern ein Lächeln auslöst und kläffende Viecher in schönster sonst stiller Natur als schön gelten, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Auch warum sich Menschen für tierlieb halten, die Tiere halten, was schon vom Wesen her eigentlich eine contra dictio ist. Aber die strahlenden Augen der Liebsten angesichts der vielen manchmal sogar zumindest farblich schönen Kläffer, entschädigte mich für den erwartbaren Lärm in sonst waldig friedlicher Umgebung und ich lächelte zum nervigen Gebelle dank bezaubernder Gegenwart meiner Hundefrau.
Was an der Herrschaft über ein Tier und der Haltung eines solchen schön sein soll, als die Versachlichung von Lebewesen, die eine Form von Sklaverei ist, ist mir trotz jahrelangem Zusammenleben mit wunderbaren Hunden bei meinen Eltern irgendwie entgangen. Natürlich liebte ich diese Familienmitglieder irgendwann auch, besonders als Babys laden diese süßen kleinen Eisbären ja auch dazu ein - aber warum es gut sein soll, ein Tier zu halten, also in Gefangenschaft leben zu lassen, was nur dem eigenen Vergnügen dienen soll, verstehe ich nicht.
Wer Tiere liebt, sollte sie freilassen, was sicher erstmal Mord und Totschlag auch in deutschen Wäldern bedeutete, wie ihn eingewanderte polnische und russische Wölfe gerade wirkungsvoll in mecklenburgischen und märkischen Wäldern verursachen, aber wäre diese mörderische Natur nicht besser als das “Weiter soi!” der Sklavenhalter?
Zum Glück muss ich nicht darüber entscheiden und kann mich vereinzelt an schöner Farbe erfreuen, das Thema aber mit dem Verweis auf die noch Stadtwohnung lächelnd ignorieren, denn in der Stadt haben Viecher nun wirklich nichts verloren, außer zur Egopflege gelangweilter Menschen, die besser lesen läsen.
Aber das sehen viele Berliner, vor allem im Westen vollständig anders, die ihr Viehzeug schon immer mehr lieben als Kinder je. Diese treffen sich, zumindest soweit sie Kläffer haben, alle dort, hat der ahnungslose Waldwanderer den Eindruck, wenn er erstmal an den Grunewaldsee kommt.
Sie dürfen dort fast überall ohne Leine toben, warum es im Herbst dort erst wirklich schön wird, weil im Sommer noch Wälder und Wiesen nach dampfenden Ausscheidungen der Lieblinge überall duften. Ein Heiratsmarkt für alleinstehende Hundehalter soll es sein, lästerte der Tagesspiegel schon - an diesem Samstag war es eher ein Ausflugsziel für Hundefamilien - aber ich weiß natürlich nicht, was sich wochentags in den ewig stinkenden Wäldern so abspielt. Manche soll das ja anmachen und was zu reden, findet sich mit Kläffern noch immer.
Vom ersten Picknickplatz am Nordende des Sees ging es zum Jagdschloss in dem Vogelhalter noch mehr gefangene Tiere präsentierten, Bussarde, Steinadler, teilweise auf den Armen der oliv gekleideten wohl behüteten Damen und Herren und noch Iltisse bei einer Dame, die neugierige Besucher anlockten und mich Feind der Tiersklaverei eher erschreckten, auch wenn alles gut gelaunt, freundlich und gepflegt wirkte, sie bestimmt bestmöglich mit den Vögeln umgingen, wie es eben bestmöglich geht, wenn Menschen sich Tiere in Gefangenschaft halten, die sonst frei und wild fliegen.
So wenig wie die Vögel durften die Hunde im Jagdschloss frei toben, gut angeleint verhielten sie sich verhältnismäßig diszipliniert und bellten etwas weniger - warum Menschen so etwas im Wald brauchen, wird mir wohl ewig ein Rätsel bleiben. Die königlichen Besitzer werden dort womöglich auch Jagdhunde und Jagdvögel gemeinsam gehalten haben, sagte ich mir und dachte irgendwie passt es dann ja und erinnerte mich an meine Kindheit in den 70ern, wo solches noch ganz normal war. Wie nicht lange zuvor für viele Amerikaner die Sklavenhaltung noch normal war, haben viele eben Tiere gehabt, die ihnen gehörten, wie ihre Fahrräder oder Autos - aber im Bewusstsein gegenüber den Kreaturen scheint sich etwas zu ändern, denke ich und beiße in mein Wurstbrot.
Die Insel West-Berlin hatte ihre eigenen Regeln und ihre geschlossenen Gebiete - vom Bahnhof Zoo schrieb uns Christiane F und vom Grunewaldsee könnte Bello erzählen - es sind wirklich viele dort und so war ich heilfroh, als wir endlich in wunderbarer Ruhe durch den Grunewald entlang dem langen Luch durch einsamen Wald wanderten. Nur die Liebste wurde dort, vermutlich erschöpft von der vielen Hundebegeisterung, etwas müde, während ich überlegte, dass wir nicht mal ¼ der von mir geplanten Strecke hinter uns hatten, was mich am nicht mehr frühen Nachmittag schon nervöser machte.
Aber Pläne sind dazu da, geändert zu werden, um das Leben besser miteinander zu genießen. Flexibilität macht glücklicher als Konsequenz und Durchsetzungswille. Aufregung lohnt nie und so trabten wir gemächlich den feuchten Fenngraben entlang bis zur schließlich Krummen Lanke, an der wir sogar badende Kinder und Großväter sahen und uns am schönen Laub im herbstlichen Grunewald am Ufer erfreuten. Von der Krummen Lanke geht es ganz schnell über die Straße zum Schlachtensee, dessen Gastronomie wir ignorierten, um weiter dem Seeenrundweg zum Wannsee zu folgen.
Nach schönstem herbstlichen Wald, der allerdings auch am Schlachtensee schon deutlichst die Autobahn westlich hören ließ, war der Wechsel auf die Spanische Allee, die uns schließlich über die Autobahn zum Kronprinzessinnenweg führte ein schöner Schock. Am AVUS Treff an der Spinner Brücke standen und röhrten wie immer bei schönem Wetter mehrere hundert, wenn nicht tausende Motorräder, diese überflüssigsten aller belästigenden Vehikel, deren Lärm längst durch einen Elektroantrieb vollständig beseitigt werden könnte.
Warum Motorräder noch erlaubt sind, außer um die Zahl der Organspender zu erhöhen, ist mir schon immer ein Rätsel, vielleicht wäre es eine gute Maßnahme, die Verpflichtung zur Organspende mit dem Kauf eines Motorrades zu verknüpfen und diese auf Elektroantrieb mit gedämpften Reifen beschränken. Vielleicht ist es aber gut so, dass ich auch über diese Ausprägung der Individualität nicht intolerant zu entscheiden habe. Höre ich diesen grässlichen Lärm und rieche ich ihren Gestank nach dem zauberhaften Grunewald, könnte ich mich noch für Lebendspende bei allen Bikern einsetzen, damit dieses nervige Volk endlich vom geplagten Planeten verschwände und sie noch einmal etwas nützliches täten, warum es vermutlich wirklich besser so ist, das ich dazu nichts weiter zu sagen habe, wollte es nur mal sagen und frage mich doch, wie vielen Lärm geplagten Menschen es genauso geht und ob wir diese Idioten nicht alle in Schallgedämmte Gegenden abschieben und internieren können - aber ich merke schon der Tonfall ist keinesewegs gut menschlich sondern fast schon AfD-mäßig, was mir ja noch ferner liegt.
Für diesen Lärm entschädigte uns anschließend der Grunewald auf dem überflüssigen Weg zum Strandbad Wannsee, da es von dort auch nicht weiter als bis zur Jugendherberge geht, die aber immerhin irgendwann an den Strand führt, den wir zwar noch mal bis zum Bahnhof in Richtung Kronprinzessinnenweg verlassen mussten, der aber spektakuläre Wolken in schönstem rot und rosa uns dafür bot, was ja auch nicht zu verachten ist.
Als wir, also die Liebste und ich schließlich den Wannsee erreichten dunkelte es schon so sehr, dass der Versuch sie zum noch längeren Weitermarsch am See entlang gen Potsdam zu überreden, nicht wirklich realistisch war und auch ich fand die 24 km bis hierhin angesicht des noch geplanten Besuchs beim Festival of Lights inzwischen eher erstmal genug.
Eine kleine Freude bereitete der Liebsten noch der zumindest ihrerseits wahrgenommene Rattenbesuch als wir mit Seeblick der Sonne hinterher schauten, nahe dem Bismarck Denkmal, gegenüber dem Bahnhof, noch auf das romantisch schönste rot warteten, zumindest beschleunigte dies die Abreise gen Stadt sehr, die wir schließlich in völliger städtisch beleuchteter Dunkelheit wieder erreichten, um in die Menge zu tauchen. Das größtmögliche Gegensatzpaar - Herbstnatur und touristisch überfüllte Großstadt, die angesichts der bewegten Massen auch bei nicht Massen fürchtenden Menschen Klaustrophobie auslösen konnte - sind eine Geschichte für sich.
jens tuengerthal 07.10.2018
Freitag, 5. Oktober 2018
Lustheilung
Lust ist ein Allheilmittel
Befriedigt macht glücklich
Stärkt das Immunsystem
Hat eine sportliche Seite
Wo Lust tief befriedigt hat
Was wenige wohl kennen
Braucht es nichts sonst
Wird das Mittel zum Zweck
Weiß nicht wie andere ihr
Immunsystem stärken und
Ihre Psyche stabilisieren
Uns reicht Sex vollkommen
Vermutlich darum gibt es
So viele überflüssige Dinge
In Apotheken zu kaufen
Für all die Unbefriedigten
Wir brauchen nichts als Sex
Um glücklich und stark uns
Miteinander zu fühlen doch
Ohne ging ja gar nicht mehr
Frage mich wie ich viele Jahre
Mit unbefriedigendem Sex nur
Aushielt ohne eine Frau voller
Lust genau auf mich dabei
Dieses Allheilmittel ist exklusiv
Gibt es nur mit Befriedigung
Wie Erfüllung voller Liebe
Was wenige überhaupt kennen
Wie Alraunenwurzel oder gar
Einhornsirup ist echte Lust sehr
Selten und für große Genießer
Allein in der Natur aufgehoben
Brauche keine Ärzte mehr oder
Kur und Kräutergärten habe doch
Alles mit der Einen voller Lust
Das Wunderallheilmittel der Liebe
Kenne welche die wollten lieber
Nur kuscheln statt richtig ficken
Was ein ungar labriges Weißbrot
Mit einem deftigen Steak verglich
Manche kamen nie gemeinsam
Fanden seperat ganz normal
Kannten es ja nie anders aber
Konnten es wohl auch nicht
Habe alles mit und in einer
Wir haben uns immer überall
Finden kein Ende damit jemals
Bin mit Lust von allem geheilt
jens tuengerthal 5.09.2018