Donnerstag, 2. Mai 2019

Preußenmarsch

Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran;
daß für die Freiheit meine Väter starben,
das deuten, merkt es, meine Farben an.
Nie werd ich bang verzagen;
wie jene will ich’s wagen
|: Sei’s trüber Tag, sei’s heitrer Sonnenschein:
   ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! :|

Nicht jeder Tag kann glühn im Sonnenlichte;
Ein Wölkchen und ein Schauer kommt zur Zeit.
Drum lese keiner mir es im Gesichte,
Dass nicht der Wünsche jeder mir gedeiht.
Wohl tauschten nah und ferne
Mit mir gar viele gerne;
|: ihr Glück ist Trug und ihre Freiheit Schein:
   Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein! :|

(Strophe 1 und 3 aus dem Preußenlied von Bernhard Thiersch)

Heute zum Gedenken meines vor genau
115 Jahren 1904 geborenen Großvaters
Vom Helmholtzplatz aus nach Lichterfelde
Zur ehemaligen Kadettenanstalt gewandert

Bis zu ihrer Schließung vor 99 Jahren
War er dort als kaiserlicher Kadett
Nachdem mein Urgroßvater 1916 vor
Verdun fiel wie so viele mit und nach ihm

Diese Kadettenzeit prägte meine Familie
Durch manch heute sonderbare Ansichten
Des Großvaters aber auch hohe Achtung
Vor dem anderen Preußen und seinem Geist

Durch Mitte, Brandenburger Tor und über den
Potsdamer Platz ging es zum Park am Gleisdreieck
An dessen Ende ich die Gleise überquerte und ihnen
Bis zum Bahnhof Südkreuz im Grünen folgte

Nach kurzer Überquerung der Autobahn dort
Ging es weiter lange im Grünen bis hin zur
S-Bahnstation Priesterweg von wo aus mich
Google weiter bis zum Bundesarchiv leitete

Sehr schöne Villen stehen dort im Grünen
In Lankwitz Steglitz und Lichterfelde auch
Der Marsch bis zur ehemaligen Heimat
Der preußischen Kadetten war schön grün

Auch wenn ich nach schließlich über 42 km
Erst im Dunkeln beim natürlich geschlossenen
Bundesarchiv ankam war es ein wunderbarer
Ausflug quer durch Berlin mit sehr viel Natur

Wartete vor der ehemaligen Kadettenanstalt
Noch über eine Stunde auf die Rückkehr des
Vorgesetzten eines osteuropäischen Wachmanns
Ob ich nicht doch vielleicht kurz herein dürfte

Doch preußisch streng und korrekt schloß er
Dieses Ansinnen dem 115. Geburtstag zum Trotz
Entschieden aus und so blieb ich vor den Toren
Der Berliner Heimat meines Großvaters

So sind die Preußen eben streng und korrekt
Und ich wäre keiner wollte ich mich darüber
Grämen oder es mir auch nur anmerken lassen
Fuhr entspannt mit Bus und Bahn zurück

Dabei las ich dann wie schon beim Warten
Gräfin Marion Dönhoffs Preußen über dessen
Maß und Maßlosigkeit eine Liebeserklärung
An die guten Seiten des alten Preußen

Warum war aus dieser östlichen Provinz
Die nach dem Dreißigjährigen Krieg völlig
Verarmt und entvölkert war eine Großmacht
Wie ein prägender Teil des Landes geworden

Was waren die Tugenden die dies trugen
Ist es nur der alte Militarismus und damit
Die hässliche Seite die nach dem Krieg
Die Alliierten zur Auflösung bewegten

Gibt es etwas aus dem alten Preußen
Jenseits der ästhetischen Kultur was
Für unsere Zeit und insbesondere auch
Den heutigen Staat bewahrenswert ist

Zurückhaltung und Bescheidenheit als
Persönliche Eigenschaften zählen sicher
Auch wenn diese glauben wir Fontane
Dem normalen Märker eher fern liegen

Toleranz scheint mir sehr wichtig dabei
In religiöser Hinsicht wie auch im Leben
Was Berlin ganz natürlich heute lebt
Warum du hier sein kannst wie du bist

Viel leisten und wenig in Erscheinung treten
Nannte es der Feldmarschall Moltke noch
Was die Kanzlerin fast zu vorbildlich lebt
Medienberater wünschen sich heute anderes

So steht das alte Preußen auch noch wider
Den Populismus der wieder so modern wurde
Weil lauter geschrien als nachgedacht wird
Auch das täte ganz Europa heute gut

Treue und Pflichtbewusstsein im Dienst
Was viele für die Politik heute bezweifeln
Sogar bei der Verwaltung infrage stellen
Täte einer Stärkung der Mitte sicher gut

Auch kann kein Staat gedeihen der sich
Nicht auf seine Bürger verlassen kann
Dies üb immer Treu und Redlichkeit des
Potsdamer Glockenspiels könnte helfen

Während die Wut mancher wächst über
Ungerechtes Abkassieren der Großen
Wäre ein mehr an Pflichtbewusstsein
Eine stärkende Größe wohl immer

So gibt es manche preußische Tugenden
Zu denen auch der Rechtsstaat gehört
Die den letzten Repräsentanten zum Trotz
Dem heutigen Gemeinwesen gut täte

Preußen ist nicht mehr und nur noch Teil
Der nicht immer guten deutschen Geschichte
Dabei auf das Gute zu schauen um daraus
Für die Zukunft zu lernen könnte helfen

So kehrte ich diesmal von der Fahrt erholt
Kurz nach Ende des 1. Mai wieder am
Heimatlichen Helmholtzplatz ein und nahm
Diesen Preußenmarsch als Beispiel mir

Haltung bewahren und korrekt immer bleiben
Dabei tolerant und dem Guten zugewandt
Können wir auch im immer Berliner Chaos
Gut in Zukunft miteinander auskommen

Dem Großvater auf preußische Art gedacht
Mit einem langen Marsch der schönes zeigte
Ist sicher auch Familie eine der Wurzeln die
Helfen kann tolerant und gerecht zu bleiben

jens tuengerthal 1.5.2019

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