Holzstöckchen
Komme zu gerne mal von Hölzchen
Auf Stöckchen verliere mich dabei
Zwischen den Zeilen in Gedanken
Die neues mal eben verknüpfen
Als ich zur Schule ging redete noch
Keiner von ADS oder ADHS es hieß
Der Junge ist unkonzentriert aber
Sehr intelligent nur leider zu faul
Denke an meinen Vater dieses so
Vielfältige Genie der alles liebte
Wie sich für so vieles begeisterte
Von einem zum anderen dabei kam
Orchideen im Wald mit dem Hund
Suchen ging um nebenbei noch
Fossilien oder Geldstücke aus
Uralter Zeit zu bestimmen
Laufe seltener durch Wälder hier
In den vielen Dörfern Berlins auch
Hatte ich bei diesem Vorbild das
Alles immer besser schon wusste
Die Natur ihm als Spielplatz lieber
Allein überlassen um mich dafür
Auf Geschichte und Literatur mit
Gleicher Neigung zu stürzen
Baue gerne Netze im Kopf welche
Geschichte lebendig wie konkret
Werden lässt eines mit dem anderen
Geistig fest verwebt was anderen
Zumeist zuerst absurd vorkommt
Doch manche gehen auch mit auf
Diese geistigen Surftouren die kein
Ende in Verweisen finden welche
Gerne in Büchern beginnen wie auch
Heute wieder als ich über Kant las
Dort von der Menschenwürde zum
Italienischen Grafen Mirandola kam
Wie dieser Humanist und Esoteriker
Eine zugegeben gewagte Kombination
Als erster für die Menschenwürde als
Natürliches Grundrecht aller plädierte
Wie spannend und schön ist es wenn
Dann die eigene Bibliothek noch die
Zugehörigen Texte mir dazu liefert
Verliere ich mich ganz in der Lektüre
Komme von einem zum anderen
Wie seine großartige Bibliothek
Im sacco di Roma unterging die
Schon nach seinem Tod sich verlor
Denke über seine Verbindung von
Kabbala und Naturkunde nach der
Gegen die Astrologie dafür wetterte
Mit 31 schon vielsprachig verstarb
Ein enger Freund von Lorenzo di
Medici dem Prächtigen einst war
Der ihn mehrfach sogar noch vor
Schergen der Inquisition rettete
Wie sich vom aufgeklärt kritischen
Denker Kant der Gedanke einer
Natürlichen menschlichen Würde
Bis in die Gegenwart dafür trug
Mirandola schwebte zwischen der
Mystik des Mittelalter und dem
Kritischen Geist der Renaissance
War belesen wie kaum einer sonst
Dann ein Büchersammler auch wie
Einer der Zusammenhänge suchte
Fremde Welten verknüpfen wollte
Viele alte Sprachen noch lernte
Kant von Rousseau beeinflusst
Den er vernünftig umdachte ohne
Gleich zurück zur Natur zu wollen
Entdeckte die individuelle Würde
Von der jener humanistische Esoteriker
Schon über 300 Jahre vor ihm sprach
In einer doch nie gehaltenen Rede die
Gleiches und verschiedenes meinten
Für einen Kongress der nie stattfand
Der geistige Bänder knüpfen wollte
Wie Ersatz der Reisekosten versprach
Vom Papst dennoch verboten wurde
Diese Denker beide die es wagten über
Das Denken ihrer Zeit hinaus neues
Anzustoßen wie zu gestalten sind auch
Geistig Verwandte in ihrer Art sich für
Alles zu interessieren wie dies Wissen
Um die Welt voller Neugier aufzusaugen
Um zu verstehen wie alles zusammenhängt
Sind meinem Vater und mir verwandt
Fern davon ein genialer Euphoriker
Wie mein Vater zu sein sehe ich doch
Gerne Netze die verbinden was den
Humanisten mit dem Aufklärer verbindet
Versuche Geschichte im Kontext lieber
Zu lesen und zu verstehen statt nur in
Kleinen einzelnen Brocken große Netze
Die Geist fischen wollen zu weben
Es ist irgendwie etwas bekloppt immer
Von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen
Kaum wer kann das noch verstehen
Die Gesellschaft nennt es gerne krank
Vielleicht aber ist es auch ein Talent
Was Mirandola Kant und mich verband
Das weiter zu denken wagt als es den
Konventionen der Zeit entspricht
Warum lese ich in Kant immer auch
Den Anarchisten der ständig vom
Gesetz in sich wie dem allgemeinen
Als Handlungsmaßstab noch schreibt
Was verbindet verschiedene Geister
Wie ein Netzwerk der Brüderlichkeit
Das uns ohnehin auch verband die
Vom Durchschnitt eher abweichen
Bin nicht ganz normal und funktioniere
Nicht nach Normen der Erwartung
Also für die Mehrheit geistig behindert
Die nicht sehen können was ich sehe
Darum liebe ich es auch lesend mich
Nicht ablenken zu lassen sondern von
Einem zum anderen weiter zu kommen
Auch wenn es Stunden dann kostet
Habe nichts mehr zu erledigen im Leben
Alles erlebt aber der Welt dafür zu zeigen
Was ich in ihr alles auch sehe scheint die
Aufgabe eines Netzflickers wie ich es bin
Komme wieder von Hölzchen auf Stöckchen
Verliere mich in immer weiteren Gedanken
Weil es Teil meiner Persönlichkeit ist auch
Wenn anderen das eher bekloppt scheint
Will keinen Eid leisten was es wirklich ist
Ob ich eher ziemlich verrückt bin oder in
Manchem manchmal etwas genial aber
Lerne mit der Behinderung zu leben
Suche nur noch einen Lorenzo Medici
Der mit eine Villa zum Schreiben stellt
Wie alle sonstigen Sorgen nimmt um
Zwischen den Zeiten zu surfen
jens tuengerthal 15.5.24
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