Samstag, 6. April 2024

Jugendtod

Jugendtod

Das Bundesjugendorchester spielt im
Staufersaal des Wieslocher Palatin
Heute von Richard Wagner
Vorspiel und Isoldes Liebestod
Sowie Alma Mahlers Sieben Lieder
Wie schließlich als Krönung noch
Richard Strauss Also sprach Zarathustra
Elias Grandy hat dort die Leitung und
Wiebke Lehmkuhl singt die Alt Stimme

Ein Programm das mit dem Tod spielt
So ist Isoldes Liebestod die tragische
Geschichte der Liebe die nicht gelebt
Werden darf wie jene berühmte von
Romeo und Julia die Shakespeare
Beschrieb nur in der deutschen
Version besonders intensiv von
Wagner für Tristan und Isolde die
Auch übereinander wie miteinander
In vergeblich verbotener Liebe sterben
Wie nah war jeder Liebende dem
Nicht schon im Tanz der Gefühle
Mit der immer Endlichkeit

Auch die wunderbaren 7 Lieder von
Alma Mahler nach Texten der Autoren
Dehmel Bierbaum Rilke setzen sich
Mit dem Tod auseinander auf feine
Musikalische Art der vielfältigen
Großen Dame der Kultur der ihr
Gatte Gustav zwar leider das
Komponieren untersagte die
Wie einige große Musikerinnen
Der Spätromantik nur im Schatten
Ihrer Gatten oder Brüder wirkten
Doch bleibt mit den sieben Liedern
Hier ein emanzipatorisches Stück
Der Erinnerung an das Genie der
Alma Mahler uns in Erinnerung

Also sprach Zarathustra schließlich
Zeigt uns den Kirche und Glaube
Eher abgeneigten Richard Strauß
Der Gott wie Nietzsche auch eher
Kritisch gegenüberstand sich davon
In seinem der Komposition noch
Zugrundeliegenden Text distanzierte

Mutig freigeistig romantisch also
Das heutige Programm des
Bundesjugendorchesters was mit
Hoher tonaler Intensität mit Wagner
Beginnt der die größtenteils älteren
Zuhörer in den Bann schlägt auch
Wie intensiv die jungen Musiker
Teils sichtbar körperlich mit der
Hochdramatischen Musik mitgehen
Bis Isolde endlich doch stirbt

Mit wunderbarer Stimme singt
Wiebke Lehmkuhl die damals mutig 
Modernen Lieder Alma Mahlers die
Auch mit der Dunkelheit wie dem
Tod tonal hier spielen die Zuhörer
Ähnlich emotional berühren wie
Schon Isoldes Liebestod zuvor
Faszinierend auch wie zart das
Orchester die Waldseligkeit
Untermalt die sich in große Dramatik
Noch steigert bevor es liedhaft
In meines Vaters Garten geht
Den Wiebke Lemkuhl zart erfühlt

Lächelnd fragt sich der Zuhörer
Bei dem fast walzerartigen Klang
Dieser Lieder ob Gustav hier von
Alma inspiriert komponierte ihr
Darum selbiges untersagte damit
Keiner bemerkte wer wen kopierte
Was hier dahingestellt sei um es
Der Forschung zu überlassen
Kompetent darüber zu urteilen
Aber den kleinen feministischen
Seitenhieb auf Gustav dennoch
Mit einem Lächeln zu schlagen

Großartig beginnt das Orchester
Hier den Zarathustra und füllt den
Saal mit philosophischen Klängen
Die so tief berühren wie Nietzsche
Mit dem Zarathustra die Welt einst
In ihren Gewohnheiten erschütterte
Das Nichts was alles wird zum
Maßstab jeden Seins kürte das
Nichts über sich mehr duldet
Noch etwas unterwerfen muss
Im Schatten von Max Stirner
Gelesen den Nietzsche schätzte
Wird sein Entwurf radikal deutlich
Seine Welt auf sich zu stellen heißt
Von Nichts zu kommen wie dort
In aller Radikalität zu enden

Wohin verführt der Komponist
Den Philosophen in seiner Vertonung
Deren Auftakt wir alle gut kennen
Es gibt kein Gut oder Böse mehr
Der Bogen zum Beginn des Stücks 
Wird von Strauss am Ende geschlagen
Verheißt das den nächsten Morgen
Die ewige Wiederkehr des Gleichen

In jedem Fall wirkt die formale 
Geschlossenheit wie ein Narkotikum
Gegen die Widersprüche der Welt
An denen Nietzsche verzweifelte
Vielleicht liegt so in diesem Zarathustra
Des Bundesjugendorchesters eine
Hoffnung durch Betäubung der
Widersprüche im Sein denn was
Bleibt uns übrig beim Blick in
Diese schrecklich schöne Welt
Die Jugend spielte den Tod
Der immer unausweichlich bleibt
Nur dem Orchester noch ferner liegt
Als den meisten der Zuhörer schon
Doch verstanden haben sie ihn
Passend zur Haschisch Legalisierung

jens tuengerthal 6.4.24

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen