Sonntag, 1. August 2021

Glücksfreiheit

Glücksfreiheit

Bin ich frei glücklich zu sein
Liegt das Glück in meiner Hand
Oder ist es dann keines mehr
Weil es mehr Zufall als Wille
Bedarf ein glücklicher Mensch
Zu sein worauf ich dann nie
Einfluss im Leben mehr hätte
Als bloßer Spielball dann der
Zwar den Gesetzen der Physik
Folgt wie gelegentlich auch
Tritt oder Wurf aber niemals
Für sich dies entschied was
Eine sehr unfreie Konstellation
Wäre die mir so nie gefiele
Glück ohne Verdienst schiene
Dauerhaft wertlos mir machte
Alles Streben und Bemühen
Zur Beschäftigungstherapie
Die nichts damit zu tun hätte
Wie glücklich ich dann lebte
Stufte die Befreiung nach der
Aufklärung zur lästigen Pflicht
Herab die nicht mit dem Glück
Im Leben mehr zu tun hätte
Auch das Erringen der Lust
Wäre ein Zufallsprodukt was
Die Ideen des Epikur gänzlich
Infrage stellte was zwar wohl
Rom gefiele aber völlig fern
Der menschlichen Natur wäre
Kants Denken zum Witz machte
Weil die Herrschaft der Geisterseher
Wie des von ihm einst verspotteten
Sevedenborg alles entschiede also
Der Hokuspokus zur Macht würde
Als einziges Mittel gegen den Zufall
Der logisch unerklärlich bliebe außer
In Wahrscheinlichkeiten nach der
Normalverteilung aber unexakt stets
Zwar mag ein Lottogewinn am nur
Zufälligen Glück liegen was mir nie
Zukommen wird da ich nicht spiele
Solches meiner Natur zuwider wäre
Dennoch bin ich auch durch Verzicht
Glücklicher und zufriedener als je
Weil danach ich entscheide was
Ein glückliches Leben ausmacht
Wessen es wirklich bedarf was mit
Jedem Lebensjahr weniger wird
Weil sich am Kleinen zu freuen das
Spät erkannte große Glück ausmacht
Weil zwar nicht immer weniger mehr ist
Manche den Schick der übersättigten
Gesellschaften als Spott empfinden
Aber in der Erkenntnis des Willens
Der das Glück für sich wählt mehr
Davon schenkt als Zufall je könnte
Weil oh heilige Binsenweisheit
Die Betrachtung allein zählt
Für das was Glück ist dagegen
Der Wert völlig egal nur wird
Damit befreie ich das Glück vom
Zufall wie von der geaberglaubten
Macht höherer Mächte die gerne
Vom Glauben schlichter Gemüter
Noch beschworen wird was dem
Glück die würdige Position gibt
Die es als Verdienst verdient
Denn glücklich zu sein ist auch
Nach dunklen Zeiten lernbar
Wenn ich wage es zu sein
Mit dem was gerade ist
Statt etwas zu erhoffen

jens tuengerthal 1.8.21

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