Samstag, 14. August 2021

Lebenswillig

Lebenswillig

“Sterben muss ich, aber tot werd’ ich nicht sein”
Rahel Varnhagen

Wie treffend zitiert Hannah Arendt hier
Rahel Varnhagen in der Lebensgeschichte
Einer deutschen Jüdin aus der Romantik
Wieviel vom Geist der Freiheit steckt in
Diesen Worten einer Jüdin die noch
Um verlorene verratene Liebe trauert
Ohne die alles verloren schien was 
Kennt wer je wirklich liebte weil das
Was war nie austauschbar sein kann
Und so fragt Hannah für Rahel wie
Weiterleben wenn alles vorbei ist
Um das Kapitel damit zu beenden
Es ist keine irgend Unsterblichkeit
Über die Rahel in diesem Satz hier
Nachdenkt sondern ein Ende ihres
Leidens das bis der Tod sie nähme
Von ihrem Geist Besitz nahm also
Alles in den Schatten des Endes
Was sie sehnlichst im Liebesleid
Erwartete weil sie nun nicht
Mehr tot sein sondern leben will
Um das mögliche zu genießen
Was bleibt oder irgend noch wird
Wir alle müssen sterben irgendwann
Keine Frage der Diskussion sondern
Ganz normaler Zwang der Natur aber
Bis dahin nicht tot sein wollen ist viel
Für jene die alles verloren aber auch
Ein Zeichen der Rückkehr ins Leben
Mit einer Absage an den Tod solange
Sie noch ist was das Ende ihrer
Depression im Rückzug einläutet
Mit der das Leben wieder beginnt
So wird dem Sein als Tote eine
Absage erteilt auch wenn es dem
Gefühl der Romantik wohl entsprach
Im Wissen sterben zu müssen dennoch
Dem Tod keine Herrschaft zu geben
Erinnert an die Diskurse im Zauberberg
Zwischen Settembrini und Castorp
Wo der Geist der Aufklärung dort in
Gestalt des italienischen Humanisten
Einen Platz für das Leben einfordert
Neben dem Sterben nach der Natur
Was die Lungenheilstätte noch unter
Der Macht der Tuberkulose bestimmt
Weil keiner weiß wann es wen dann
Doch nach genug Ballons Sauerstoff
Erwischt um nicht mehr zu sein aber
Bis es nach der Natur soweit ist will
Rahel nicht tot sein und welch Glück
War dieser Entschluss für die Nachwelt

jens tuengerthal 14.8.21

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