Mittwoch, 18. August 2021

Literaturtoleranz

Literaturtoleranz

Arbeite und lebe im Seitenflügel eines
Berliner Mietshauses bei dem immer
Die einen oder anderen kommen oder
Gehen und dabei mehr oder weniger
Großen Lärm verursachen besonders
Die neuen Mieter im Hinterhaus die
Ihre Mitglieder mit dem ihrem neuen
Mercedes Bus in der Stadt verteilen
Damit diese zentral betteln können
Gehen und sind eher lautstark auch
Weil ihre heimatlich bulgarischen
Lebensgewohnheiten eher stark von
Denen deutscher Mieter abweichen
Was kaum vorstellbar scheint bei dem
Geringen Abstand zu ihrer Heimat
Wenn es denn diese ist und nicht
Nur der Zulassungsort ihres Wagens
Den sie in Berlin sich neu kauften
Die hier eingewiesen wurden vom Amt
Bei dem eine Mieterin von den Gästen
In Ferienwohnungen genervt Anzeige
Einst stellte was das Zusammenleben
Im Ergebnis nur bedingt leichter machte
Aber mir in meiner kleinen Bibliothek
Immer wieder schöne Assoziationen
Offenbart die Toleranz üben lehren
Höre ich zum zehnten mal die Tür
Im Hof zu laut knallen und möchte
Am liebsten wie ein Rumpelstilzchen
Herunterbrüllen hakt sie doch fest
Werde ich mir so zugleich auch der
Lächerlichkeit dabei vollauf bewusst
Die meine Empfindlichkeit mir bescherte
Doch denke ich dabei an Hans Castorp
Wie Clawdia Chauchat die stets die Tür
Zum Speisesaal zu Hans Grauen einfach
Zufallen ließ muss ich sogleich lächeln
Höre ich die Nachbarn in fremder Sprache
Sich aus ihrer Wohnung anbrüllen oder
Die KInder zu laut schreien denke ich an
Hans Zimmernachbarn vom schlechten
Russentisch die auch der Lust mit viel
Geräuschen folgen die so den jungen
Norddeutschen Schiffsbauingenieur
Zu manchen Spekulationen bringt die
Er auszusprechen kaum wagt oder ich
Denke mit viel gutem Willen auch an
Gott wohnt im Wedding was zwar nie
Dem mannschen Zauberwerk irgend
Vergleichbar aber auch von der mal
Ungewöhnlichen Nachbarschaft doch
Liebevoll berichtet egal wie schematisch
Hilft Literatur zu Abstand der lächeln lässt
Was mehr lohnt als jede Aufregung noch
Ziehe noch Proust dazu heran der zwar
Fern der Berliner Mietskaserne schwebt
Aber doch empfindsam auf Störungen
Die aus der Zeit werfen noch reagiert
Wie ruhig ist der Helmholtzplatz verglichen
Mit der Oderberger wo die Bewohner der
Vororte zum Besäufnis Schlange stehen
Sich auch so benehmen als wären sie
Hier eben nicht zuhause sondern zum
Partymachen gekommen was ganz ohne
Zweifel Motivation der meisten nicht mehr
Anwohner der Oderberger längst ist die
Aus U-bahn oder Straßenbahn fallen um
Sogleich mit dem Saufen zu beginnen
Dagegen ist der früher literarisch berühmte
LSD-Kiez ein wunderbarer Ruheort noch
Trotz aller Nachbarn und egal woher
Denke ich und lache über den Lärm der
Unserer Gipsy-Nachbarn die vielleicht
Sinti oder Roma sind mit Verständnis
Spüre wie schmal der Grat ist zwischen
Aufregung Empörung und Intoleranz
Kann durch Literatur laut lachen
Freue mich darüber weil es gut ist
Über sich und das Leben zu lachen
Es mit guter Literatur viel leichter wird
Manches dabei entbehrlich auch ist
Lesen eine Offenbarung bleibt

jens tuengerthal 18.8.21

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen