Bürgerdialektik
Lebt das Bürgertum und seine Werte
Mehr in Abgrenzung als an sich
Frage ich mich der ihm entstammt
Aber um der Kunst willen ausstieg es
Betrachten wie beschreiben zu können
Sitten der Familie aus Tradition pflegt
Ihren Vorbildern ästhetisch klar folgt
Wie zugleich mit allem auch bricht
In der Liebe immer genau das suchte
Wie ich überrascht glücklich gerade
Feststellte was alles vorher relativiert
Aber zugleich gemeinsam einen neuen
Weg jenseits der Konvention sucht
Um mit dem was ist glücklich zu sein
Statt in bekannte Muster zu verfallen
Traditionen pflegt aber anders ist
Um sich noch mehr dabei zu sein
Die Brücke zwischen Bohème wie
Bourgeoisie miteinander lebend
Beim Sex über Proust und Mann
Debattiert wie Rosé dazu schlürft
Die Höhepunkte neurologisch auch
Mit verliebtem Lächeln betrachtet
Ist es die Leinenserviette im sonst
Silberring auf meinem Schoß die
Dem Frühstück einen Rahmen gibt
Der Bestand der Bibliothek im Flur
Das Regal hinter dem Diwan oder
Die zum Essen gereichte Hand um
Dame wie Speisen zu würdigen
Sind Traditionen dem heimatlosen
Aussteiger im fremden Milieu noch
Viel wichtiger als denen die sie in
Gewohnter Mühle nur leben als
Funktionierende Teile noch einer
Auf ihrer Tradition erst errichteten
Freiheitlichen Demokratie die aber
Noch immer ihre Wurzeln lieber
Negiert statt zu pflegen was sie
Im Kern ausmacht wie nach Kant
Allein zur Freiheit tragen kann von
Der sie selbst gefangen in ihren
Eigenen Konventionen so weit
Entfernt ist wie Sein nur sein kann
Weil sie zu gerne in Schubladen
Packt die Gewohnheit entsprechen
Sie von der Abgrenzung auch lebt
Was die Betrachtung als Abtrünniger
Der ihre Riten in der Liebe ganz pflegt
Noch spannender macht wie ein
Leben im Zwischenraum des Seins
Das traditionell grenzenlos wird
In einer Liebe die ihm entstammt
Aber über es hinaus will zugleich
Sich jenseits aller Pole doch findet
Weil der Kern humanistisch doch ist
Nur die Schale dialektisch noch wirkt
Von der nicht mehr bleibt als von den
In den Tee getunkten Madeleines
Über die Proust in Combray mit
Vollem Herzen in die Jugend taucht
Die aus verlorener Zeit stammt wie
Die eigene Kindheit mit Großeltern
Welche im Kaiserreich geboren noch
Unsere Traditionen stolz wach hielten
Als Kinder einer Klasse deren Untergang
Schon Thomas Mann einmalig schön
Im Requiem der Bürgerlichkeit den
Buddenbrooks zum Abschied besang
Doch heute noch reichen wir uns die
Hände mit den Sprüchen die schon
Vorfahren im vorvorigen Jahrhundert
So ihren Kindern vorbeteten wie sie
Sind wir fest davon überzeugt dabei
Die letzte Generation zu sein aber
Reichen es treu an unsere Kinder
Weiter die es neu variieren am
Alten Vorbild noch orientiert
Vielleicht bleibt das an Dialektik
Am Ende ändern wir alles
Damit es bleibt wie es ist
jens tuengerthal 1.8.21
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