Samstag, 26. Juni 2021

Leselust

Leselust

Heute morgen voller Lust wieder
In Hermann und Ulrike wie dem
Simplicissimus gelesen während
Bei ersterem Ende des 18. Jahrhunderts
Erschienen Roman Johann Karl Wezels
Es um eine unstandesgemäße Liebe geht
Sind die Abenteuer des Simplicissimus
Der literarische Bericht über die Zeit
Des Dreißigjährigen Krieges wobei
Der gute Simplicissimus sich in Paris
Als Lustknabe verdingt mit so wichtigen
Damen dass die Lust nur im Dunkeln
Stattfindet und er die Damen allein
Maskiert zu Gesicht bekommt was
Mit der Vorbereitung des Abenteuers
Schon lustvollen Rahmen genug gibt
Der durch die lapidare Beschreibung
Noch zusätzlich gesteigert wird wobei
Simplicissimus gesteht dass er als sich
Noch mehr Kundinnen dieser Art fanden
Bei denen er sehr gut verdiente die sich
Aber so über ihn hermachten dass er
Mit dem Schwinden seiner Kräfte lieber
Beschloss davon Abstand zu nehmen
Sein schlechtes Gewissen als bereits
Verheirateter Mann konnte er mithilfe
Der Vermittlerin dabei gut verdrängen
Und so vögelte der deutsche Krieger
Der zuerst für die Kaiserlichen focht
Aber zur Zeit seines Ausflugs längst
Bei den Schweden war sich durch die
Prominenz des Pariser Adels ohne je
Zu wissen mit wem er es dabei tat
Gewann er doch den zu Köln noch
Durch Betrug verlorenen Schatz wieder
Was auf sehr sinnliche Art zeigt Paris
War schon zu dieser Zeit mehr die
Stadt der Lust der nur der Mantel der
Liebe dekorativ umgehängt wurde was
Den sinnlichen Ort auch nicht weniger
Anziehend macht zumindest theoretisch
Praktisch dürfte Berlin die Seine-Metropole
Längst in der freien Liebe abgelöst haben
Aber mancher Ruf ist eben unerschütterlich
Dagegen küsst die besorgte Ulrike den nur
Liebeskrank bis zur Bewusstlosigkeit dann
Gewordenen Hermann nur liebevoll doch
Das weil unstandesgemäß Verbotene dabei
Gibt der eigentlich keuschen Situation neben
Der den Roman durchziehenden Komik auch
Eine sehr sinnliche Note was dem Geist des
Späten Rokoko in der Aufklärung entspricht
Wovon unsere Zeiten wohl noch manches
Wieder lernen können nachdem das prüde
19, Jahrhundert unter dem Mantel der nur
Vermeintlich sinnlichen Romantik alle Lust
Wie im viktorianischen England erstickte
So war der Hauptgang der heutigen Lektüre
Nach ein wenig Kulturgeschichte vorab
Schon sehr sinnlich schön was zum Tag
Wie dessen Sommerlicht wunderbar passte
Gerne folge ich diesen auch erotischen
Texten aus der Anderen Bibliothek noch
In Gedanken ein wenig träumend von dem
Was vielleicht irgendwann wieder kommt

jens tuengerthal 26.6.21

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