Donnerstag, 17. Juni 2021

Geschichtenschreiben

Geschichtenschreiben

Wie schreibe ich Geschichten über
Die Geschichte deren Teil ich bin
Wirkt die Literatur für sich allein
Oder spiegelt sie immer auch die
Gewachsene Kultur deren Teil sie ist
Gibt es den Elfenbeinturm einer
An sich schönen Literatur die nicht
Im Kontext ihrer Entstehung erst
Gesehen werden muss und was
Bedeutet das für mein Schreiben
Als ich vor vielen Jahren begann
Die Geschichte meiner Familie
Aufzuschreiben um sie zu erinnern
Bedachte ich lange nicht wie sehr
Auch ich Teil des Beschriebenen bin
Warum ich mehrfach alles umwarf
Um einen Ton kritischer Distanz
Finden zu können der beschreibt
Was war statt sein Bild davon nur
Weiterzugeben aber ich merkte
Nach vielen Versuchen es war eher
Hoffnungslos weil ich immer wieder
Darin auftauchte wie mich meine
Lektüre davor wie dabei prägte
Es gibt keine echte Distanz in der
Beschreibung der Geschichte nur
Ein gewisser Formalismus kann
Die Illusion davon entstehen lassen
Es gäbe wahrhaftige Objektivität
Die Wahrheit ist die Erfindung eines
Lügners wie wir wissen auch wenn
Alle Wissenschaft gerne noch das
Gegenteil mit Beweisen behauptet
Wie Thomas Mann beschloss ich
Die Familie umzubenennen um zu
Große Ähnlichkeit zu vermeiden wie
Frei zu sein im Schreiben statt mich
Als nur Chronist abzumühen mit den
Bloßen Fakten ohne Gefühle die aber
Erst die Geschichte leben lassen was
Den Geschichtenerzähler zum Zauberer
Macht der in Welten tauchen lässt die
Aber immer auch seine dann sind
So ist alle Kultur immer auch Spiegel
Ihrer Zeit die auf sie individuell wirkt
Der eine stellt sich gegen sie um den
Eigenen Weg zu finden andere suchen
Sich anzupassen um erfolgreich zu sein
Was ich dazwischen irgendwo wollte
Herauszufinden dichtete ich viele Jahre
Um zu bemerken du kannst nichts als
Dich verstehen und beschreiben egal
Was mein Thema würde und wie fern
Figuren mir lagen tauchte immer ich
Zwischen den Zeilen für mich auf
Außer ich versuchte es ganz korrekt
In emotionsloser wissenschaftlicher
Prosa der aber fehlte was ich wollte
Dafür möglichst exakt wirkte leider
Gefühllose Faktensammlung blieb
Es gab nicht den einen richtigen Weg
Egal wie ich heranging stand stets ich
Als Autor mit in der Geschichte und so
Ließ ich es sein wie es ist um mit mir
Durch die Geschichte zu reisen die ich
Erzähle und die immer mich spiegelt
Wie in Teilen meine Zeit zu der ich mal
Mehr mal weniger in Distanz gehe was
Daraus gelesen wird entscheidet sich
Im Kopf jedes Lesers neu und ich kann
Nur meine Geschichten erzählen die
Im Geist ihrer Zeit die Zeiten liest wie
Erzählt wie es mir entspricht ohne je
Ganz zu verstehen was alles mich
Ausmacht oder bestimmt und so ist
In jeder Erzählung der Geschichte
Wie den Geschichten daraus auch
Immer ein Stück kreatives Chaos
Was sein Eigenleben führt um sich
Der letzten Deutung zu entziehen
Schreibe als Bürger über bürgerliche
Kultur und Geschichte also als Teil
Dessen was mich prägte habe aber
Um dies zu können den Konsens
Völlig verlassen müssen womit die
Geschichte erst etwas Abstand vom
Gewohnten bekam was sonst immer
Aus dem bekannten Konsens schreibt
So eröffnen Brüche im eigenen Weg
Neue Horizonte im Schreiben das zwar
Subjektiv dennoch bleibt aber doch
Andere Perspektiven erlebte die das
Bild der Geschichte erst formen ohne
Je objektiv sein zu wollen erzähle ich
Was ich kenne und sehe mehr nicht
Wenn es ein Bild meiner Zeit wird
Kann es gut sein aber genauso ein
Kontrapunkt zu dieser werden um
Im dazwischen eigenes zu sein

jens tuengerthal 17.6.21

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