«Mich bewegen diese Wirren weder zum Lachen noch zum Weinen, sondern vielmehr zum Philosophieren und zum besseren Beobachten der menschlichen Natur. Denn ich halte es nicht für recht, über die Natur zu spotten, und noch viel weniger, über sie zu klagen, wenn ich denke, dass die Menschen wie alles Übrige nur einen Teil der Natur bilden, und ich nicht weiss, wie jeder Teil der Natur mit den Ganzen zusammenhängt.»
Baruch Spinoza
Philosophie zum Naturzusammenhang
Bin heute bei frühlingshaftem Wetter
In guter Begleitung ordnungsgemäß
Zu zweit durch den Mauerpark zu den
Wunderbaren japanischen Kirschblüten
Die bei strahlender Sonne verzaubern
Als wäre ein normaler Frühlingstag
Ein wenig durch den Tag gewandert
Doch ist nichts wie es früher war
Es sterben täglich mehr Menschen
Die Zahl der Infizierten durch Corona
Wächst weltweit immer noch exponentiell
Wir haben die Kontrolle verloren
Versuchen mühsam mit Beschränkung
Der Freiheit diese wieder zu erlangen
Wissen aber nicht ob es wirklich gelingt
Wieviele Opfer die Epidemie fordern wird
Sondern mutmaßen mangels Wissen
In ganz vielem noch völlig unsicher
Viele Menschen wenden sich darum
Dem Aberglauben Verschwörungstheorien
Oder in der Wirkung noch schlimmer
Allen Spuren der Verharmlosung zu
Womit sie das Nötige infrage stellen
Unnötig Probleme verursachen die
Den Prozess verzögern und damit
Menschenleben kosten werden
Wofür sie jede Verantwortung leugnen
Wir werden auch diese Krise überstehen
Mit teilweise schon bekannten Mitteln
Wie dank der Kräfte unserer Natur
Die leben will auch wenn wir sie
Noch nicht ganz verstehen können
Fraglich scheint in dieser Zeit daher
Welche Haltung braucht es Corona
Moralisch ungestört zu überstehen
Wie bleibe ich weiter vernünftig
Tue das medizinisch gebotene
Möglichst wenig Schaden dadurch
Für andere wie mich zu verursachen
Gehe ruhig mit der Unsicherheit um
Dabei scheint der Satz von Spinoza
Eine gute Perspektive zu geben
Also weder über die Natur klagen
Noch spotten sondern lieber sich
Als Teil der Natur zu begreifen
Deren Zusammenhänge wir stets
Nur im engen Bereich unseres
Naturgemäß beschränkten Horizonts
Begreifen können auch wenn wir
Den kleinen Bereich des Virus
Irgendwann beherrschen werden
Könnte diese Krise uns lehren
Wie sicher das Ungewisse immer
Hereinbrechen kann über das wir
Immer erstmal keine Kontrolle haben
Was für Corona gilt kann genauso
Zum Klima gesagt werden wie über
Folgen des globalen Austauschs
Vom Handel bis zum Verkehr was
Schnelle Kontrolle von Krankheiten
Die sich rasend weltweit verbreiten
Für Menschen Tiere oder Pflanzen
Nahezu unmöglich macht was zeigt
Je mehr wir tun und verbinden desto
Weniger Kontrolle haben wir weil
Die Zusammenhänge schon im
Beschränkten Rahmen unseren
Natürlich engen Horizont übersteigen
Darum müssen wir nicht gleich an
Ein Schicksal glauben vielmehr
Zeigt der komplexe Allzusammenhang
Der hinter scheinbarem Chaos
Logische Ordnung uns offenbart
Die wie alle Natur zusammenhängt
Auch wenn wir sie nicht verstehen
Was einen respektvollen Umgang
Eher ermöglicht als panische Angst
Vor dem dunklen Unbekannten
Oder schlichtere Antworten die
Absolute Gültigkeit behaupten
Wie bei Aberglaube und allen sonst
Verschwörungstheorien die mit mehr
Abstand betrachtet stets absurd sind
Es hängt in der Natur alles zusammen
Außer Natur gibt es nichts weil diese
Alles ist was uns ausmacht auch wie
In allem demgemäß funktioniert
Was Lukrez und Epikur schon lehrten
Vor weit über zweitausend Jahren
Warum der völlige Verlust der Kontrolle
Wie die teils panischen Reaktionen
Auf diese logische Tatsache zeigen
Mehr auf unsere Beschränktheit
Als auf geglaubte oder erfundene
Höhere schlichte Ursachen verweisen
Die philosophisch Bescheidenheit
Besser lehrte statt sichere Antworten
Zu geben wenn alles unsicher ist
Keine Kontrolle zu haben auch
Natürlich ist für beschränkte Wesen
Damit gelassen zu leben ein Teil
Unserer Natur werden könnte auch
Ohne ein allmächtiges Schicksal
Als obersten Richter zu erfinden
Dann könnte der Kontrollverlust
Uns am Ende geistig sogar befreien
Weil natürlich nichts gewiss ist
Nur die Kirschen blühen wunderbar
Am Ende bleibt nur die Liebe
Als Idee vom Glück übrig
Was immer sie sein soll
Es gibt keine Gewissheit
Egal was wir glauben
jens tuengerthal 28.3.20
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