Donnerstag, 5. März 2020

Berliner Aufklärung XXVII


Vom goldenen Westen

Wann wurde der Berliner Westen
Golden genannt warum überhaupt
War er es je oder ist es nur ein altes
Gerücht das immer Erfindung war
Nie eine realere Grundlage hatte als
Die im Westen untergehende Sonne
Berlin wurde der Westen erst 1920
Mit dem Groß-Berlin-Gesetz das die
Stadt Berlin in ihrer heutigen Form
An der sich wenig änderte erst schuf
Bis dahin war was im Kalten Krieg
Zu großen Teilen West-Berlin wurde
Als die Mauer Berlin zerschnitt noch
Selbständiger Ort oder Stadt gewesen
Doch schon Hobrechts Plan von 1862
Bezog den Westen in die Planung ein
Auch die Ringbahn wurde lange bevor
Es eine Stadt wurde so geplant dass
Die Vororte umfahren wurden um so
Nachhaltig sich ausdehnender Besiedlung
Raum zu geben auch infrastrukturell
Wovon heutige Planung weit entfernt ist
Die zwischen Grenzen des Wachstums
Wie dessen Folgen und Notwendigkeiten
Denen in letzter Minute noch gefolgt wird
Mühsam zu balancieren versucht was
Meist eher schlecht gelingt den Stadt-Staat
Zum Gegenstand ewigen Spotts macht
Aber nichts über frühen Reichtum erzählt
Wie den besonderen Charakter des
Neubaugebiets im Westen bis zu der
Villen-Kolonie im Grunewald wie später
Am Wannsee wo Liebermann baute wie
Wundervoll im Garten auch malte was
Heute noch jene Villa wie auch die
Alte Nationalgalerie für uns ausstellt
Es zog viel Geld an den Kurfürstendamm
Der hier nur Ku'damm genannt der aber
Bismarck der gerne dort ausritt hin zum
Grunewald viel zu schmal noch war trotz
Bis heute beeindruckender Breite die aber
Einiges schmaler als die älteren Linden
Doch bis heute blieb auch als der Osten
Rot war und breite Straßen für seine
Aufmärsche besonders schätzte auch
Wenn da den Einwohnern der Westen
In dem es etwa im KadeWe alles gab
Wieder besonders golden erschien
Angesichts eigener Mangelwirtschaft
Dort in den anfangs noch Vororten
Wohnten viele Künstler und mehr Geld
Was den goldenen Ruf wohl auch über
Die goldenen 20er noch weiter trug
Den dieser Teil Berlins Ende der 19.
Wie Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb
Bis heute der Teil der Stadt blieb in dem
Linke selten viele Stimmen bekommen
Der eine bürgerliche Gesellschaft auch
Behielt die der Osten als Feindbild dafür
Klar bekämpfte die bis heute dort fehlt
Im neuen Westen wohnte etwa auch ein
Graf Harry Kessler der in seinen so
Wunderbaren Tagebüchern berichtet wie
Er Nachts von Barbesuchen in Mitte 
Durch den Tiergarten nach Hause lief
Oder auch schwankte denn so ehrlich
Ist der große Chronist dieser Zeit für den
Mies van der Rohe dort baute wie schick
Einrichtete wo sich damals eben das
Gehobene Bildungsbürgertum ansiedelte
So begann mit der Kadettenanstalt die in
Lichterfelde ein Grundstück bekam dort
Die Ansiedlung gehobener Schichten wie
Heute noch der alte Westen den Flair
Gediegener Bürgerlichkeit sichtbar trägt
Es sich nobel flanieren lässt kaum einer
Sich bemühen muss hipp zu wirken um
Erfolgreich zu sein wie in den Quartieren
Des alten Ostens wo ewig Jugendliche
Dies zu gerne zelebrieren dafür den
Alten Westen als spießig verachten der
Einfach die ältere kontinuierlichere Kultur
Als der Osten mit seinen Brüchen hat
Noch immer ist die Dichte der Millionäre
Dort deutlich höher als im Osten egal wo
So trägt der goldene Westen auch heute
Seinen Namen bis Dahlem nicht umsonst
Ist was besteht kontinuierlich gewachsen
Seit es Neubaugebiet vor über 100 Jahren
Wurde für wohlhabende Bürger hat sich
Zwar manches bunter durchmischt auch
Gibt es auch einfache Siedlungen heute
Aber Name und Geschichte bleiben für
Den immer goldenen Westen

jens tuengerthal 5.3.20

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