Montag, 2. März 2020

Berliner Aufklärung XXV

Sozialdemokratisierung

Berlin ist heute eine zutiefst
Sozialdemokratische Stadt
Ob darum vieles nicht geht
Anderes wunderschön ist
Freiheit großgeschrieben wird
Wäre sicher spannend doch
Soll hier nicht in die bloßen
Politischen Abgründe geschaut
Sondern Berlin historisch erst
Betrachtet dann verstanden
Werden falls dies je möglich ist
Sich der politischen Bewertung
Lieber ganz enthalten werden
Was schwieriger noch scheint
Aber wie Montaigne-Leser aus
Erfahrung wissen nicht bloß
Mit Stumpfsinn möglich ist
Sondern gerade aus Erfahrung
Größere Gelassenheit schenkt
Den Blick liberal erweitert was
Politisch Gläubigen fern liegt
Die stets die richtige Richtung
Kennen egal ob links oder rechts
Berlin war früher eher liberal
Dann kamen die Sozialdemokraten
Als zuerst Arbeiterpartei erwartbar
Nach oben gegen den Ständestaat
Der Glaube an höhere Gerechtigkeit
Wurde von Gott auf den Staat als
Seligmachende Institution übertragen
Dagegen kämpfte Bismarck mit den
Sozialistengesetzen erfolglos wie
Mit der Sozialversicherung nachhaltig
Deren Spuren wir bis heute tragen
Wie das daran gebundene Denken
Ansprüche vieler erklären hilft die
Ewige Unsicherheit begründen wie
Eine unersättliche staatliche Krake
Gerade im geteilten Berlin schufen
Von deren Haltung sich die Stadt
Wie ihre wenig bürgerlichen Bürger
Bis heute nicht erholt haben was
Aber irgendwie linke Mehrheiten
Mit entsprechendem Aberglaube
Politik könne alles heilen sichert
Auch gegen Erfahrung und Vernunft
Weiterhin und Zustände stabilisiert
Weil alles passieren darf solange
Sich nur nichts wichtiges ändert
Eigene Ansprüche betreffend
So würde es dem größten Teil
Der Berliner genügen staatlich
Bezahlt Hauptstadtbürger zu sein
Sich ihrer Bedeutung dabei bewusst
Sie sind als Berliner nicht irgendwer
Was gefälligst zu honorieren sei wie
Auch die Großzügigkeit der Märker
Die vom gleichen Stamm wie die
Berliner sind beschrieb schon der
Große Hugenotte Fontane zu gut
Wenn sie sich nach einem betont
Generös spendierten Glas Wasser
Für historische Mäzene halten aber
Eine Einladung zum Essen an sie
Als selbstverständlich hinnehmen
Ihnen solches schließlich gebühre
Es hat sich daran wenig geändert
Der Staat um Wähler stets buhlend
Passte sich an diese Haltung an
Und das alles begann noch unter
Bismarck der seine Berliner zurecht
Für käuflich aber fälschlich für dankbar
Ob sozialer Gaben von oben hielt
Was ihm gegen Ende des Jahrhunderts
Als ewigem Kanzler doch noch das
Bis dahin sehr flexible Genick brach
Unter dem dritten und unfähigsten
Aller deutschen Kaiser wohl auch
Beim weiteren Blick in die Geschichte
Der seine körperliche Behinderung
Mit beständiger Versicherung größter
Zuneigung kompensieren musste wohl
Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung
Hatte neben anderen Folgen alter Inzucht
Die Psyche schädigen können der aber
Auch mit dem Geist von Berlin schlicht
Leben musste wie sein Reichskanzler
Den er als es an der Zeit war entließ
Was Fontane kaisertreu noch honorierte
Danach wuchsen die Sozialdemokraten
Die der gern volksnahe Kaiser wieder
Zugelassen hatte immer weiter bis sie
Am Kriegsende 1918 die Republik
Auch wenn schon innerlich gespalten
Doppelt ausriefen weil du alles kannst
Als Kanzler aber nicht Berlinern sagen
Was sie zu wählen haben wenn du sie
Vielleicht etwas naiv vor die Wahl stellst
Seit sie auch Regierung wurden hier
Änderte sich die Wahrnehmung dabei
Nach Laune und zufälligem Klientel
Wie überhaupt das Klientel der Kieze
Stärker wirkt als kritische Vernunft
Das Kollektiv auch innerlich stärker
Wirkt als alle Aufklärung es je könnte
Warum innovative Künstler meinen
In Berlin ginge alles nur über Linke
Die quasi Hausbesetzer der Kultur
Gerne spielen auch nicht umsonst
Neben der Volksbühne residieren
Auch wenn es real existierend nur
Alte Kader und Erben der SED sind
Also nicht innovativ sondern höchst
Totalitär und reaktionär aber darin
Zeigt sich wie fern die Politik in
Berlin der Vernunft immer war auch
Wenn der Berliner vernünftig ist
Solange alles irgendwie läuft
Diszipliniert klagend seine Arbeit
Erledigt als große Opfergabe
Warum die Sozialdemokraten als
Verboten durch Bismarck erst die
Mehrheit an Zustimmung bekamen
Während sie an der Regierung durch
Permanente Wohltaten die Zustimmung
Sich mühsam erkaufen noch mussten
Egal wie gut oder schlecht sie waren
Weil Berlin schlicht dynamisch nur ist
Weniger Meinung als nur dagegen
Genügt manchen zur Identität noch
Warum es gegen alle Vernunft auch
Gut sein kann hier alle zu beteiligen
Was die Berliner völlig verwirrte
Über wen noch meckern wenn sie
Selbst entschieden hätten was kommt
Bismarck verstand das noch nicht
Stärkte die Sozis damit erstmal
Auch wenn die Sozialgesetzgebung
Ihn zum ewigen Berliner machte

jens tuengerthal 2.3.20

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