Sonntag, 6. Juli 2025

Lektürentagebuch 6.7.25

Lektürentagebuch 6.7.25

Im nur fragmentarisch erhaltenen dritten
Teil des Romanfragments Alter Mann von
Franz Hessel geht Küster im Heim selbst
Seinen Gedanken nach und auf den Tod zu

Hessel hatte noch in Berlin begonnen
Wo er bis 1938 blieb als ihn Helen Hessel 
Endlich zur Flucht nach Frankreich drängte
Wie diese ihm auch tatkräftig ermöglichte

Küster spaziert über einen Kiesweg im
Garten und denkt über die Natur nach
Ob er den Pflanzen die er so nur malte
Nicht tiefer auf den Grund gehen sollte

Will die Natur erforschen und sie auch
Verstehen lernen nicht nur malen und
Beschießt seinen Schwiegersohn um 
Ein naturwissenschaftliches Werk zu bitten

In diese Gedanken kommt seine Schwester
Die ihn besucht und mit ihm über ihren 
Sohn den Assessor plaudert und was 
Diesem dabei alles widerfährt

Während die Frau Landgerichtsrätin dann
Politisches plaudert folgt er wieder seinen
Eigenen Gedanken an die Kompositionen
Die er in der Frühzeit seiner Ehe schrieb

Ein Gespräch mit seinem Schwiegersohn
Ernst wird in nur Dialogen als nächster
Absatz wiedergeben bei dem es sich um
Die Liebe und den Tod wieder dreht 

Küster möchte genau wissen wie es war
Als Beate die er das Kind nennt ihre Mutter
Fand um dann über Geburt und Tod der
Frau wie von Marie nochmal zu reden

Wie er alle Tode und Geburten verpasste
Es von ihm ferngehalten wurde auch er
Sich die Welt gerne schön sah wozu Ernst 
Meint der Olympier meidet den Tod

Diese kleine Anspielung auf Goethe der
Auch den sterbenden Freund Schiller mied
Passt zur Doppelrolle in der Ernst selbst
Leben und Liebe Hessels miterlebt

Dabei mit dem alten Küster spricht in dem
Hessel seinen nahenden Tod beschreibt
Der ihn nach der Zeit im Lager bei Aix 
Mit einer Lungenentzündung 1941 ereilte

Küster erzählt wie er selbst nun ziemlich
Dicht dran am Tod ist und bemerkt zugleich
Wie das bisschen Leben was noch bleibt 
So viel süßer unverdünnt ihm erscheint

Sich seine Sinne wie zum Schutz plötzlich
Verwirrten und sie ihn schonten mit dem
Was er doch längst ahnte vielleicht auch
Sind Sterbende wie in einem Bann schon

So weiß er nicht mehr wie sich sein Kind
Tötete weiß nur noch wie sehr es lebte
Worauf Ernst meint er rege sich nun aber
Zu sehr auf was Küster gerne annimmt

Er müsse sich ja schonen nun für die
Reise zu Lella wobei spannend ist dass 
Hessel zeitweise überlegte den Roman
Die Reise zu nennen was doppelt passt

Nun folgt noch ein schwärmerisches
Gespräch über Lella was auch als die
Letzte Liebeserklärung für Helen seine
Zu ihm zurückgekehrte Frau lesbar ist

Aus dem Lager entlassen wurde der
Kranke Hessel weil sein jüngerer Sohn
Stefan der sich Stéphane nannte als
Soldat in der französischen Armee diente

Küster ist ganz aufgeregt beim Gedanken
An die Reise dann eher in Stichworten
Kommt ein Arzt und sorgt sich um die
Lunge des Patienten und das Fieber

Es soll Lella telegrafiert werden damit
Sie ihn vielleicht noch sehen kann bevor
Im letzten Abschnitt unter dem Titel
Aller Mann im letzten Garten noch ein

Letztes Gespräch von Ernst und Küster
Wie er an den Klostergarten aus seiner
Kindheit noch denkt sich im Alter doch 
Der Genuss der Kindheit wiederfindet

Statt der vielen Toten Frauen die so
Vorwurfsvoll doch an ihm schon ziehen 
Glaubt er im Tod wieder in den Garten
Seiner Kindheit zurückzufinden 

Hier findet sich am Ende des Romans
Der auch das Ende Hessels beschreibt
Das große Thema seines Lebens wieder
Die Suche nach dem kindlichen Blick

Einen Roman den der längst in Berlin
Unter dem NS Regime verfolgte Autor
Schrieb ohne den staatlichen Terror
Auch nur mit einer Silbe zu würdigen 

Den er fern von seiner Helen die er
Mit seinem Freund als Liebe teilte 
In dem Gefühl er müsse als Jude
Mit den Bundesgenossen bleiben

Vom Verleger Ernst Rowohlt gegen
Alle staatlichen Verbote noch weiter
Beschäftigt in der Ferne begann um
Ihn in ihrer Gegenwart zu vollenden

Dies ganz zu schaffen hinderte ihn
Seine Lungenentzündung an der er
Wie Küster der schon im Heim ist
Am Ende völlig erschöpft starb

Die große Nähe von Leben und Literatur
Zeigt sich im ganzen Werk Hessels doch 
Nirgendwo werden auch die tiefen Zweifel
Am Leben in der Depression so spürbar

Es ist auch wenn nur Fragment ein ganz
Großes Stück europäischer Literatur das
Mit dem Blick auf das Schöne noch dem 
Realen Schrecken widerstehen wollte

Lange noch trotzte Hessel der Realität
In Berlin bis er 1938 erst nach Paris 
Dann mit Helen in Sanary-sur-Mer die
Letzten Monate bis zum 6.1.41 lebte

jens tuengerthal 6.7.25

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