Samstag, 26. August 2023

Galaabgang

Galaabgang

Früher dachte ich noch
Wenn ich schon sterben muss
Hätte ich schon gerne für mein
So kostbares Leben einen echten
Galaabgang der mir noch einmal
Die volle Aufmerksamkeit schenkt
Fast wäre mir das schon mit 16
Gelungen als ich tödlich verunglückte
Wie danach nur zufällig wieder auf
Der Straße reanimiert wurde den
Schaden nach bewusstlosen Monaten
Erstaunlich folgenlos wieder überstand
Infolge wurde wo es mich erwischte
Eine Ampel gebaut und so hätte ich
Wäre ich wirklich tödlich verunglückt
Zumindest ein leuchtendes Denkmal
Aber darauf warte ich immer noch nur
Die Einstellung hat sich gewandelt
Der Tod geht mich nichts mehr an
Wie Epikur es uns schon vor über
Zweitausendzweihundert Jahren lehrte
Wenn er kommt bin ich nicht mehr da
Also kümmert mich nicht was folgt
Noch will ich mehr Spuren dabei
Hinterlassen als unbedingt nötig
Fände es eleganter indianisch
Quasi unauffällig zu verschwinden
Ohne irgendwem Arbeit zu machen
Dezent gehen und alles was bleibt
Sind Erinnerungen und Worte die
Vielleicht noch irgendwer liest weil
Wir uns viel lieber überschätzen wie
Für viel zu wichtig halten in unserer
Zufälligen Existenz irgendwo im Universum
Finde ich auch hier weniger mehr
Will keinen Galaabgang je sondern
Lieber dezent ein Armengrab wie
Mozart es für sich noch anordnete
Nicht mehr zu scheinen als zu sein
Der Galaabgang scheint mir eher
Lächerlich eitel wie überflüssig
Weiß nicht ob das Weisheit ist
Vermute es eher weniger als
Kapitulation vor der Realität
Was aber gelassen macht
Denn es bleibt nichts von uns
Besser wäre noch weniger an
Schaden für die Umwelt dabei
Der Rest ist relativ egal

jens tuengerthal 26.8.23

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