Montag, 22. Juli 2019

Ringreisen

Auf der Berliner Ringbahn lesend
Gen heimatlichen Berg fahren
Dabei über den Nathan lesen
Wie die Wirkung der Ringparabel

Noch innerlich verschlungen in
Den für eine einst versprochene
Ewigkeit getauschten Ringen die
Nur mich banden dreht es sich

Toleranz im Glauben als neue
Freiheit aus der Freundschaft
Von Lessing und Mendelssohn
Dargestellt im magischen Ring

War der Ring verzaubert der
Den wahren Weg im Glauben
Erst durch das Leben offenbart
Oder war es einfach vernünftig

Auch die Liebe spielt eine Rolle
In Lessings Toleranzparabel die
Gerade wieder hochaktuell ist
In Zeiten religiöser Intoleranz

Sie soll am Ende doch nicht sein
Wie es der Liebe manchmal geht
Weil die Umstände es nicht wollten
Geschwisterliebe nicht gesund ist

Wie verschieden wurde der Text
Durch Zeiten und Kulturen bis
In die Gegenwart gelesen wie
Mutig auch neu inszeniert

Miteinander und Toleranz sind
Das Mittel der Wahl auch wenn
Sich der Traum der Liebe nicht
Erfüllen kann fanden sich viele

Nathan und Saladin als Freunde
Der Tempelritter seine Schwester
Saladin die Kinder seines Bruders
Nur Fanatiker wollen verbrennen

Der weise tolerante Jude der als
Bänker überaus erfolgreich seinen
Neuen Freund Saladin rettet ist ein
Denkmal für Moses Mendelssohn

Der große jüdische Philosoph dem
Friedrich der Große hier intolerant
Die Aufnahme in die Akademie noch
Verweigerte lehrte über das Miteinander

Lassen wir jeden nach seiner Art leben
Messen wir ihn an seinen Taten mehr
Als dem Schild seines Glaubens noch
Um zu mehr Menschlichkeit zu gelangen

Mutig war diese Freiheit noch die Rom
Wie seine Vertreter sehr übel nahmen
Warum es in Österreich lange noch nicht
Aufgeführt werden durfte nur gelesen

Auch der Österreicher der von Berlin aus
Europa verheerte verbat sich dieses Stück
Mit dem guten Juden vernichtete lieber die
Es im Kulturbund aufführten in seinen Lagern

Vorher hatten die Zionisten es abgelehnt
Die fürchteten die gepredigte Toleranz
Stellte ihren Traum vom Staat infrage
Orthodoxen missfiel auch die Liebe darin

Intolerant und gewalttätig wünschte nur
Der christliche Patriarch von Jerusalem
Nathans Tod auf dem Scheiterhaufen
Weil er ein Christenkind bei sich erzog

Nicht mildernd für Nathan wirkte dabei
Dass er sie nicht als Jüdin sondern in
Keinem Glauben erzog weil Fanatiker
Nur ihre Wahrheit anerkennen können

Der weise Jude der den finanziell sehr
Leichtfertigen Muslim zur Toleranz bringt
Das Christenkind ohne festen Glauben
Aufwachsen lässt ist das große Ideal

Die unmögliche Liebe bleibt unmöglich
Was aus den Gefühlen wird spielt keine
Rolle mehr im Nathan dafür ersetzt die
Wiedergefundene Familie verlorene Liebe

Was können wir heute wieder in Zeiten
Gelebter Intoleranz aus Populismus von
Nathan lernen der unsere Verwandtschaft
Am Ende offenbart und zeigt was zählt

Wenig über die Liebe auch wenn sie
Den liebenden Dichter über den Ring
An seinen großen Traum davon erinnert
Diese ist eben manchmal unmöglich

Viel über das Miteinander in dem es
Auf Taten mehr ankommt als auf die
Einzig wahre Lehre die doch nur zu
Tödlichem Fanatismus verführt

Könnten wir den Nathan der Recha
Ohne festen Glauben erzog auch als
Vorbild der Freiheit vom Glauben lesen
Die erst Geschwisterlichkeit ermöglicht

Wir alle doch verwandten Menschen
Sollten uns mehr an Taten messen als
Um den wahren Glauben zu kämpfen
Wo Toleranz herrscht bleibt die Liebe

Dies ist der Geist der Aufklärung der
Wieder stark und laut werden muss
Weil es darauf ankommt wie wir es
Leben nicht woher wir stammen

Das Versprechen der ewigen Liebe
Aus den einst getauschten Ringen
Muss mit der Unmöglichkeit leben
Denke ich in der Ringbahn dabei

Dass die Ringbahn gar nicht fuhr
Die S-Bahn den Dichter dafür nur
Zum Alex brachte wo er umstieg
Spielt für beides keine Rolle mehr

Die Ideen der Ringparabel stärken
Für tolerante Aufklärung eintreten
Die als Vorbild ohne Religion erzog
Wird Aufgabe der Zukunft mir sein

Was aus dem Versprechen des Rings
Das nur mich noch band einst wird
Wissen die Götter die ich nicht kenne
Das Gute zu leben führt sicher dahin

Sein Wort halten aber Toleranz leben
Weil Menschenliebe Gutes wünscht
Das Mittel der Wahl in der Zwischenzeit
Wer weiß schon was wirklich unmöglich

Wenn der Vorhang am Ende doch fällt
Ist die enge Verwandtschaft bewiesen
Dort der Religionen morgen vielleicht
Aller Menschen die sich auch lieben

Trage mein Versprechen weiter damit
Auf etwas Verlass ist und übe mich in
Toleranz was manchmal schwer fällt
Aber nichts in der Natur ist unsterblich

Irgendwann auch ohne Ringbahn mit
Keinem verprochenen Ring mehr am
Längst vergebenen Finger Zuhause
Angekommen wurde es nun notiert

So wirkte der Nathan der mir einst
In Studentenzeiten den Spitznamen
Lessing eintrug in mir erstaunlich neu
Zwischen Liebe und Aufklärung weiter

Für letztere werde ich stets kämpfen
Auf erstere geduldig einfach warten
Sie erscheint immer nur dann wenn
Wir es am wenigsten mehr glauben

jens tuengerthal 22.7.2019

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