Sonntag, 21. Juli 2019

Bucherotik

Es gibt erotische Literatur
In der es bloß um Sex geht
Die es aber selten wirklich ist
Sondern meist niveaulos eher

Sie soll jene aufheizen die sich
Vor Pornos fürchten aber lesen
Was ein guter Anfang mit meist
Mäßigem Ergebnis leider nur ist

Dann gibt es die wirksame
Sinnlich betörende Literatur
Die oft kein Wort über den Sex
Dazu verlieren muss es zu sein

Schließlich gibt es solche wie mich
Die schöne Bücher sinnlich betören
Während hässliche sie anekeln
Die echte Bucherotik pflegen

Die Lust am Buch an sich ist eine
Form der geistigen Onanie die dazu
Gebundene Körper ästhetisch verehrt
Im Lesen Befriedigung auch findet

Schönsten Sex hatte ich vor Büchern
Gern mit Bezug auch auf sie wie der
Vorigen gemeinsamen Lektüre wirklich
Erotischer Texte wie dem Zauberberg

Thomas Mann der nahezu nie explizit
Werden muss um sinnlich zu sein ist
Der Meister erotischer Räume warum
Wer das nicht spürt immer fern bleibt

Hatte manche die Mann sogar hasste
Ihn einen verklemmten Schwulen nannte
Weil ihnen das Gefühl für die Erotik im
Bürgerlichen Zwischenraum fehlte

Heute weiß ich die Paarungsversuche
Waren entbehrlich weil das Verständnis
Für geteilte sinnliche Räume völlig fehlte
Die sich im Verständnis der Bücher zeigt

So gut manche davon zu vögeln war
So wenig blieb an sinnlicher Erotik
Die Spannung zum Zauber erst macht
Wenn die geistigen Räume fehlten

Eine hatte ich leider nur eine Nacht
Die aus Lübeck sogar noch kam
Den Blick auf Mann völlig teilte die
Erotik der Welt des Zauberers spürte

Verspielte das traumhafte Glück damals
Leichtfertig in oberflächlicher Vielfalt
Ohne es wirklich wertzuschätzen was
Heute sicher nie wieder passierte

Es ist ein seltenes Glück die Erotik
Der Bücher völlig zu teilen was wer
Findet ohne Zweifel genießen sollte
Weil sie von Zwischentönen getragen

Erotische Spannung ist der Zauber
Der aus Zwischentönen nur wächst
Unausgesprochen einerseits aber
In mancher Literatur sich findet

Keine dauerhafte Befriedigung dagegen
Schenkt der immer nur Anschein der
Um Perfektion bemüht äußerlich bleibt
Nur Sex aber keine Erotik mehr bietet

Dann kann mit perfektem Körper es
In allen Stellungen scheinbar perfekt
Sein und bleibt doch oberflächlich nur
Weil zwischen den Zeilen etwas fehlt

Die Bucherotik zeigt diese Spannung
Die mechanischen Sex auf geistiger
Ebene zur schönsten Vollendung führt
Die nur kennt wer geistige Welten teilt

Prousts Combray wie die Beschreibung
Der in Tee getauchten Madeleines ist
So eine Stelle höchster Sinnlichkeit die
Swanns billige Erotik weit übertrifft

Erotik ist niemals pornografisch sondern
Stets vom Schleier verhüllte Lust die so
Im bloß Sinnlichen Tiefgang noch zaubert
Der Körperlichkeit ein Stück Ewigkeit gibt

Wo du sie für Bücher natürlich teilst
Hast du das Höchste miteinander
Nachteil nur alles übrige wird danach
Entbehrlich wie gerne lebte ich es ganz

Ineinander körperlich tief zu versinken
Ist ein schlicht mechanischer Vorgang
Wiederholbar wie austauschbar auch
Es in Büchern zu teilen dagegen selten

Danach zu suchen ein reizvolles Ziel
Nach vielen Versuchen zuvor die
Wenig mehr hinterließen als Leere
Oder den Schmerz der Täuschung

Träume nicht von erotischer Literatur
Sondern von zwischenzeiliger Erotik
Die sich in geistigen Welten offenbart
Als Höhepunkt sinnlicher Nähe dann

Der Sex kann dann sein wie er will
Mal wild ungezügelt dann eher zärtlich
Zumindest ungespielt wirklich nach
Der miteinander gefundenen Natur

Bis dahin lese ich für mich weiter
Da übriges den Aufwand nicht lohnt
Die Massenware gern dieser überlasse
Um lieber ausgewählt zu genießen

Ob es dafür die eine nur gibt die
Alles in sich trägt und erfüllt oder
Vielfalt sich dem eher nähern kann
Fragt nur wer bloß Ablenkung sucht

Muss nichts mehr suchen noch
Finden oder mir beweisen außer
Echten Genuss ohne Täuschung
Der auf Bucherotik ruhen wird

jens tuengerthal 21.7.2019

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