Dienstag, 3. Dezember 2024

Lektürentagebuch 2.12.24

Lektürentagebuch 2.12.24

Schon in der Nacht zum Sonntag
Begann ich Franz Hessels wunderbare
Sonnabendnovelle zu lesen über die
Liebe zur Rahmenmacherin Käthe

Die aus Ermunterungen zum Genuss
Entnommene Geschichte erzählt fein
Vom werden schüchterner besonderer
Liebe die lange nicht gewöhnlich wird

Eine echte Berliner Liebesgeschichte
Vom armen Osten und reichen Westen
Wo auch Erwin wie der Autor leben in
Gediegenen Wohnungen dort wie mit

Damen ihrer Kreise dabei verkehren
Die sich alle so ähneln in ihrem ganz
Gesittet erwartungsgemäßen Manieren
Die so gut zur Einrichtung passen

So flieht er gelangweilt einen Abend
Vom Tanz mit diesen Damen seiner
Klasse um noch etwas zu erleben
Streunt er durch die Straßen Berlins

Erwin sah die beiden Damen auf der
Straße und folgte ihnen unauffällig
Als sie für günstige Karten anstanden
Die leider ausverkauft waren da fasst er

Den Entschluss sie beide in eine Loge
Ganz Mann von Welt hierbei einzuladen
Verbringt einen zauberhaften Abend mit
Bestaunen der kleineren der beiden 

Diese etwas schüchternrere die 
Leicht mollig in ihrer Zartheit wirkt
Ging noch mit ihm und ihrer Freundin
In ein Tanzlokal wo er fliehen möchte

Doch wer die Gegenwart von Frauen
Genießen will in der Nacht muss sich
Diesen hüpfenden Sitten hingeben so
Bleibt auch Erwin und fährt später die

Beiden mit seinem Wagen nach Hause
Es entwickelt sich eine zarte Liebe sie
Lässt ihn noch eine Woche zappeln
Bis sie mit zu ihm kommt und bleibt

Danach teilen sie jedes Wochenende
Wie gelegentlich auch unter der Woche
Er lässt sich ihre Welt von Festen die
Berlin günstig zu bieten hat zeigen

Er vermeidet es seine Kleine auch
Den Freunden vorzustellen damit
Er sein zauberhaftes Geheimnis
Noch etwas unverstellt genießt

Schließlich treffen sie doch den
Freundeskreis zufällig auf einem
Großen Volksfest und die Damen
Nehmen sich gleich der Kleinen an

Besonders eine kümmert sich
Ganz rührend um sie und die
Feinen Damen aus dem Westen
Übernehmen ihre derbere Rede

Dann kommt sie in die Modebranche
Er freundet sich mit ihrem Bruder an
Der engagierter Gewerkschafter ist
Während sie nun Karriere macht

Unter den Fittichen der Damen aus
Dem goldenen Westen wird sie auch
Langsam wie eine von ihnen dann
Sein Interesse beginnt zu erlahmen

Darauf trifft er sich mit ihrer Freundin
Die ihn mit lauter derber Rede auf
Wilde Feste mitnimmt um dort ein
Ihm unbekanntes Leben zu erleben

Eine wunderbare Novelle über die
Folgen eines Samstagabend wie
Wohin die Umstände einen führen
Was wie schnell gewöhnlich wird

Berlin typisch ist vielleicht das dort
Welten nebeneinander existieren
Die sich völlig fremd sind wie im
Alltag und Sitten nie berühren

Fein beschreibt Hessel wie jede
Welt ihren Zauber verlieren kann
Wenn wir sie mit anderen mischen
Sie sich besser fremd bleiben

Steckt in der Imitation der Sprache
Des Mädchens aus dem Osten
Durch die gebildeten Westmädchen
Herablassung oder mehr Sympathie

Erfolgreich aber gelingt es diesen
Jene zu einer von ihnen zu machen
Was sie Erwin nun entfremdet der
Seinen besonderen Schatz wollte

Wollte Erwin sie gern konservieren
Als einfaches Mädchen eben das
Auch etwas derber redete wie auf
Arbeit ging statt zur fragt sich hier

Seine Hinwendung zu ihrer noch
Unverdorben verdorbenen Freundin
Spricht für diese museale Haltung
Auch wie er sie nie vorstellen will

Passen manche Welten einfach
Nicht zusammen oder ist es doch
An uns sie zusammenzubringen
Im Sinne idealer Gleichheit

Wer je online datete merkt wie
Nah oder fern sich Welten sind
Manchmal schon sprachlich die
Verständigung unmöglich scheint

Doch seltsam aufregend können
Die Grenzen überschreitenden
Lieben gelegentlich sein wie damit
Ein erhaltenswerter Schatz dann

Wie wir diese Lieben auch bewerten
Ist diese Samstagabendnovelle von
Franz Hessel sehr lesenswert in der
Feinen wie liebevollen Beobachtung

jens tuengerthal 2.12.24

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