Montag, 16. Dezember 2024

Lektürentagebuch 16.12.24

Lektürentagebuch 16.12.24

Im arabischen Diwan gelesen der
Hervorragenden Einführung dabei
Vom Übersetzer Stefan Weidner
Zum Quellcode der Poesie gefolgt

Hier werden die Gedichte in ihren
Historischen Kontext gestellt ohne
Gleich dem Historismus dabei zu
Verfallen der alles zeitgemäß liest

So schaut Weidner weiter um sich
An früher Dichtung auch in ihrer
Wirkung gegenwärtig zu freuen
Etwa bei der Naturbeobachtung

Der christlichen wie islamischen
Naturphilosophie weit überlegen
Ist diese in vorislamischer Lyrik
Noch Partnerin in einem Dialog

Erst die geistige Vergewaltigung
Des Monotheismus nach dem
Der Mensch Ebenbild Gottes sei
Zerstörte dies friedliche Verhältnis

Manches in diesen Versen scheint
Absurd brutal oder zumindest fremd
Anderes liegt uns immer noch nah
Kann auch heute vieles wieder lehren

So beim Umgang mit der Natur die
Zur Partnerin wird statt beherrscht
Wie immer unsterblich unverändert
Beim Thema Liebe und Lust sicher

Zugleich sind diese teils uralten
Verse auch eine Inventarisierung
Der alten arabischen Welt die uns
Ein geistiges Bild der Zeit gibt

Die vielfältig spannende Lektüre
Lässt den Leser so zugleich durch
Raum und Zeit wieder reisen um
Sich ein Bild davon zu machen


Vom alten arabischen Diwan ging
Es zur noch älteren auch biblischen 
Geschichte von Joseph und seinen
Brüdern von Thomas Mann

Wie Joseph in Ägypten Geschichten
Dem sterbenden Mont-kaw erzählt
Dieser ihn an Sohnes statt annimmt
Wie sich an alten Sagen lebendig hält

Warum nichts gewöhnlicher sei als
Der Tod für ihn als einfachen Mann
Den es nie zu höherem zog der aber
Joseph Amt und Hof vermachen will

Zu seinen Gunsten nun will er aus
Allem abdanken was ihm ein
Vergnügen damit wäre weil doch
Immer Glückliche gesegnet würden

Wie er sich dafür versprechen lässt
Joseph solle für alles sorgen auch
Seine Mumie und sein Grab damit
Die Unsterblichkeit gut verbracht wird

Joseph beruhigt ihn er habe nun
Ausgesorgt müsse sich um nichts
Mehr kümmern es sei für alles 
Gut gesorgt wenn er nicht mehr ist

Wie schließlich nach langer Rede
Zur Beruhigung des Besorgten er
Entschlafen schien und wie Joseph
Dies mit einer Feder nachprüfte 

Die kein Atem mehr bewegte
Wie kein Auge sich öffnete
Wenn er mit ihr es kitzelte
Er nun entschlummert war

Wie gewünscht wurde er nun
Balsamiert um in Theben ein
Felsengrab zu beziehen trat er
Noch seine letzte Reise an

Wunderbar in teils ironisch
Gebrochener biblischer Sprache
Erzählt Thomas Mann hier den
Großen Familienroman in Ägypten

Eine fein recherchierte sowohl
Jüdische wie ägyptische Geschichte
Mit viel mutiger Frechheit dazu die
Vom Tod des Patriarchen erzählt

Auch wenn Joseph später nur mit
Feuchten Augen noch an den hier
Verstorbenen dachte ist es eine
Befreiend versöhnliche Geschichte

Vor allem aber schafft es Mann dies
Mit großer Komik zu erzählen welche
Den biblischen Ton zum Theater wie
Damit feinem Spott machen


Vom Nil ging es in die Berge nach
Davos in den Zauberberg wo sich
Der gut in Decken eingewickelte
Hans Castorp fragte was Leben sei 

Wie nah war alles Leben verwandt
Dem das unbelebt anorganische so
Fern in seiner Natur immer war was
Wie eine gewagte These mir schien

Tod sein kann nur was einmal
Lebte nicht was ein Ding nur ist
Dieser verneine nur das vorher
Leben mit strenger Konsequenz

Gab es eine Urzeugung mit der
Aus anorganischem organisches
Gleichsam natürlich erst wuchs
Nur stünde diese dann darüber

Brauchte es Wunder etwa dazu
Damit dieselben Elemente sich
Organisch verhielten oder nicht
Also Wasser Eiweiß und Fett

Dieses wurde vereint Fleisch
Was die Schönheit dann trägt
Welche Wärme brauchte die
Ausdruck von Leben wäre

War der vielzellige Organismus
Nur die Erscheinung eines 
Zyklischen Prozesses in dem sich
Leben nebenbei abspielte

Ein Kreislauf der von Zeugung
Zu Zeugung weitergeht in der sich
Unvollständige erst vereint als
Dann neues Leben offenbaren

War der winzige Samen oder
Das riesige Ei für das Leben 
Entscheidend am Ende doch 
Beide irgendwie vereint 

Welche Rolle fragt sich hier der
Leser spielt dies wiederum für
Die soziologischen Verhältnisse
Mit teils männlicher Dominanz

Las wie Hans aus seinem
Lehrbuch lernte wie sehr sich
Mensch und Schwein glichen
Als ununterscheidbare Embryonen

Wie der Herr Ingenieur entdeckt
Dass der Oberschenkelknochen
Wie ein Kran mit Belastungen umgeht
Technik Medizin und Dichtung vereinte 

War der Blick auf die Natur wie das
Was diese letztlich belebte ein rein
Technischer nach dem Studium
Nun medizinisch geschult worden

Oder lagen Dichtung und Wahrheit
Sich näher als vorstellbar hier wo
Mann wunderbare Saltos schlägt
Dem Leben Geist und Lust zu geben

Wie großartig sind doch diese
Ausflüge in geistige Welten die
Neue Horizonte erschließen wie
Spielerisch Philosophie betreiben 

jens tuengerthal 16.12.24

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