Montag, 2. Dezember 2024

Lektürentagebuch 1.12.24

Lektürentagebuch 1.12.24

Zum ersten Advent in drei Büchern
Voller Lust und Liebe gelesen um
Den Tag angemessen zu genießen

Friedells Kulturgeschichte wie das
Indische Papageienbuch und den
Immer wunderbaren Zauberberg


Einen kleinen Abschnitt nur heute
In Egon Friedells Kulturgeschichte
Der Neuzeit der auf seine Art wieder
Liebenswert auch zu lesen war 

Dies auch wenn Friedell manche
Abschreckende Superlative nutzte
Vor den Gedanken zu warnen die
Dieser Denker auf die Welt losließ

Er scheut sich nicht auch zu meinen
Wie das Gesehen zu bewerten um
Geschichte gefühlvoll zu erzählen
Wir ihr seinen Sinn damit zu geben

Der Versuch die Sinnfreiheit des Seins
Bei Spinoza die Friedell unverständlich
Bleibt als geisteskrank zu erklären sie
Zumindest für absurd zu halten weil 

Diese doch unmenschlich sei hätte
Doch alles ein Ziel und einen Sinn
Sogar bei den Materialisten ein bloß
Kausales Sein wäre doch wertlos

Kenne diese Diskussion zu gut
Habe sie noch mit meinem Vater
Geführt der richtig zornig wurde
Als ich sagte Sein sei sinnlos

Meinte dann könnten wir uns doch
Gleich umbringen wenn nicht alles
Was wir täten einen Sinn verfolgte
Auch wenn wir dabei scheitern

Konnte ihm nicht begreiflich machen
Warum es ein Stück Freiheit ist das
Sein sinnlos sein zu lassen um dafür
Was bleibt auch sinnfrei zu genießen

Erstaunlich ist wie lächerlich sich ein
Großer Geist wie Friedell damit macht
Als bloß Gläubiger der Spinoza sein
Jüdisch sein abspricht wie auch zu

Weil es doch typisch sei wie der
Aus jüdischer Familie stammende
Friedell meint wenn wieder Juden
Die polarisierendste Sicht hätten

Warum das Sein einen höheren
Geistigen Sinn haben müsste
Zumindest irgendwo hin strebe
Begründet Friedell dabei nicht

Nur sein Unwohlsein wird in
Den Ausführungen zu Spinoza
Deutlichn die außergewöhnlich
Lang ohne stichhaltig zu werden

Diese von viel Meinung des Autors
Auch geprägten Diskurse über die
Geschichte und ihre Denker sind es
Die Friedell so lesenswert machen

Wer Geschichte mit viel Herzblut
Aber ohne allen Kitsch betrachtet
Lesen möchte sollte Friedell lesen
Der den Horizont stets erweitert

Dies auch und gerade wenn
Seine Meinungen abgelehnt wie
Kritisch als Leser betrachtet werden
Was den Geist noch tiefer formt


Von der Geschichtstbetrachtung ging
Es zu einer literarischen Geschichte
Im Papageienbuch die 9. Erzählung
Gelesen hier zum rettenden Betrug

Der Papagei erzählt die alte Geschichte
Wie der Student brahmanischen Wissens
Seinen Freund vor der Bestrafung rettet
Der eine fremde ungefragt Frau küsste

Die Frau des Kaufmanns hatte am Teich
Wasser geholt den Brahmanen der dort
Studierte und übte um Hilfe gebeten der
Ihr sodann den gefüllten Krug aufsetzte

Er kam dabei ihrem Gesicht ganz nah
Was er nutzte ihr in die Lippe zu beißen
Das beobachtete leider deren Mann
Der ihn zum König zur Anklage schleppte 

Unterstützt von einer moralisch empörten
Menge die sich in solchen Fällen immer
Gerne findet vor der ihm drohenden Strafe
Will sein Freund ihn trickreich bewahren

Er trägt ihm auf nichts zu sagen als Küssen
Nur den Kopf dabei irre zu bewegen um als
Besessen zu erscheinen was er zu seiner
Verteidigung vor dem König dann vorbringt

Worauf der König den ganz offensichtlich
Von bösen Geistern besessen frei spricht
Warum der Papagei rät wer täusche
Solle mindestens so trickreich sein


Wirklich um die Liebe und ihre Folgen
Ging es in Thomas Manns Zauberberg
Wie sich Hans Castorps Verliebtheit
In Clawdia Chauchat ganz klar zeigt

Dies wird in kleinen Szenen beschrieben
Wie beim Zusammentreffen am Eingang
Den längeren Blicken untereinander und
Wie er sie vor einem Sonnenstrahl rettet

Der sie vielleicht nur blenden könnte
Dafür den ganzen Saal durchquert
Die Lücke im Vorhang zu schließen
Was so rührend zart verliebt ist

Er tut dies bewusst und mit Stolz
Übersieht Frau Stöhrs Lästern gern
Für den dankbaren Blick Clawdias
Der lange dafür auf ihm ruht

Ungebührlich direkt und schamlos
Lange für eine Dame wie er noch
Bei seiner Ankunft gedacht hätte
Wundervoll wie er es nun fühlt

Dabei passiert eigentlich nichts
Es sind geträumte Empfindungen
Die das Nichts bedeutungsvoll für
Liebende allein verständlich machen

Sie sind von feinsinniger Zartheit
Mit einem Gespür für die großen
Aufregungen der Liebe als Idee
Bei der praktisch nichts passiert

Was so gut zur Liebe passt die
Real auch nichts ist als eine Idee
Von gegenseitiger Zuneigung die
Wo nicht besonders schwer wiegt

Haben wir uns nicht alle schon
Für die Liebe zum Narren gemacht
Denke ich lächelnd lesend und wie
Nah ist dieser normale Hans mir da

Ganz anders mehr ironisch sind
Dagegen die Beschreibungen
Der Berghof Gesellschaft die sich
In der Sonne nach der Mahlzeit 

Für freie Momente jenseits des
Sonst getakteten Lebens der
Patienten gut gehen lässt um
Einzelne Charaktere vorzustellen

Dies wieder im ironischen Stil
Der den kleinen romantischen
Ausflug in Hans Gemüt wieder
Mit feinem Witz vergessen lässt

Was ist der Zauberberg nun eher
Eine ironische Kulturgeschichte
Der Sanatoriumsroman mit der
Obligatorischen Liebesgeschichte

Nichts von alledem und mehr in
Teilen die er einfach in sich noch
Aufnimmt um über diese Themen
Kleine Melodien zu variieren

Die große Symphonie des Zauberbergs
Hat viele kleine Lieder inmitten die sich
Solitär betrachten lassen Meisterwerke
Der mannschen Erzählkunst stets sind

Die Beschreibung von Charakteren
Welche bedeutungslos auftauchen
Mit gleicher Liebe wie die Figuren
Des Stücks ist ganz grandios

Mal sind sie nur ironisch eingefügt
Ein Geschehen zu beleben dann
Werden sie zu großen Figuren
Wie Settembrini und Naphta

Der lauernde Leser noch ganz
Im Bann der Liebesgeschichte
Liest diese Beschreibungen die
Häufig völlig folgenlos bleiben

Da spielt Thomas Mann als
Artist mit seiner Kunst lächelnd
Betrachtet sein Figurentheater
Wie sein Puppentheater als Kind

Dankbar als Leser diese große
Fähigkeit des Zauberers einfach
Genießen zu können möge sich
Jede lachend lesend ein Bild machen

jens tuengerthal 1.12.24

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