Montag, 12. Juni 2023

Lebensbuch



„Geh hinaus, in die Felder, die Natur und die Sonne, geh hinaus und versuche das Glück in Dir selbst zurückzufinden; denke an all das Schöne, was in Dir selbst und um Dich herum wächst und sei glücklich“
Tagebucheintrag, 7. März 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

„Oh ja, ich will nicht umsonst gelebt haben wie die meisten Menschen. Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“
Tagebucheintrag, 5. April 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

"Wie schön und gut wären alle Menschen, wenn sie sich jeden Abend die Ereignisse des Tages vor Augen riefen und prüften, was an ihrem eigenen Verhalten gut und was schlecht gewesen ist. Unwillkürlich versucht man dann jeden Tag aufs Neue, sich zu bessern.“
Tagebucheintrag, 6. Juli 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

"Ich finde es sehr seltsam, dass erwachsene Menschen so schnell, so viel und über alle möglichen Kleinigkeiten Streit anfangen. Bisher dachte ich immer, dass nur Kinder sich so zanken und dass sich das später legen würde.“
Tagebucheintrag, 28. September 1942. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

"Keiner, der nicht selbst schreibt, weiß, wie toll Schreiben ist. Früher habe ich immer bedauert, dass ich überhaupt nicht zeichnen kann, aber jetzt bin ich überglücklich, dass ich wenigstens schreiben kann. Und wenn ich nicht genug Talent habe, um Zeitungsartikel oder Bücher zu schreiben, nun, dann kann ich noch immer für mich selbst schreiben."
Tagebucheintrag, 5. April 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

„Reichtum, Ansehen, alles kann man verlieren. Aber das Glück im eigenen Herzen kann nur verschleiert werden und wird Dich immer, solange Du lebst, wieder glücklich machen.
Tagebucheintrag, 23. Februar 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

„Ehrlich gesagt kann ich mir nicht richtig vorstellen, wie jemand sagen kann „Ich bin schwach“ und dann noch schwach bleibt. Wenn man so etwas doch schon weiß, warum [wird] dann nicht dagegen angegangen, warum nicht den Charakter? Die Antwort ist wohl: „Weil es so viel bequemer ist!“
Tagebucheintrag, 6. Juli 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

„Ich sehe, wie die Welt allmählich in eine Wildnis verwandelt wird. Ich höre den nahenden Donner, der auch uns vernichten wird. Ich kann das Leiden von Millionen spüren. Und dennoch glaube ich, wenn ich zum Himmel blicke, dass alles in Ordnung gehen und auch diese Grausamkeit ein Ende finden wird. Dass wieder Ruhe und Frieden einkehren werden.“
Tagebucheintrag, 14. Juli 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)

„Es ist ein Wunder, dass ich nicht alle Erwartungen aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und unausführbar. Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz allem, weil ich noch immer an das Gute im Menschen glaube.“
Tagebucheintrag, 15. Juli 1944. Edition Mirjam Pressler (Version d) unter Berücksichtigung der Fassung von Otto H. Frank (Version c)


Lebensbuch

Wieviel Kraft und Mut steckt in diesen
Zeilen eines fünfzehnjährigen Mädchens
Als hätte sie Montaigne und Epikur
Längst gelesen und lebte nicht seit Jahren
Eingesperrt wie versteckt im Hinterhof
Eines Hauses in Amsterdam wohin sie
Schon mit ihren Eltern und der Schwester
Aus ihrer Geburtsstadt Frankfurt floh
Nachdem die Nationalsozialisten in
Ihrem Wahn alle Juden diskriminierten
Wie später zu töten versuchten
Es ist aus dem Tagebuch der
Am 12. Juni 1929 geborenen
Annelies Marie Frank deren
Aufzeichnungen zum Zeugnis des
Holocaust aus Kindersicht wurden
Sie starb gemeinsam mit ihrer Schwester
Margot im KZ Bergen Belsen kurz vor
Der Befreiung im März 1945 vermutlich
Am Fleckfieber wie Auszehrung
Ihr Vater Otto Frank veröffentlichte
Das Tagebuch nach dem Krieg als
Erinnerung an seine Tochter wie
Zeugnis des unmenschlichen Völkermords
Der Nationalsozialisten das besser als
Jedes Argument erklärt warum wir
Flüchtlingen helfen müssen um
Sie vor der Vernichtung zu bewahren
Weil es nicht nur um Geld geht
Sondern um die Leben der Kinder
Die wie Anne einst vor den Nazis
Nach Holland heute zu uns fliehen
Der Mut und die Hoffnung aus ihrem
Tagebuch kann uns ein Beispiel sein
Auch wenn es den Tod nicht verhinderte
Den der Meister aus Deutschland
Zu lange über die Welt brachte

jens tuengerthal 12.6.23

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