Dienstag, 27. Oktober 2020

Heldinnenepos

Ist Annette wirklich eine Heldin
Braucht es Frauen wie sie heute
Oder sollten wir lieber froh sein
Mit weniger Ideologie zu leben
Als die Heldin in Anne Bauers
Buch Annette ein Heldinnenepos
Die von der Resistancé sogar bis
Algerien kam wo sie in Frankreich
Als Terroristin wieder verfolgt zur
Ministerin mit allen Ehren wurde
Zumindest der Regierung zuarbeitete
Im neuen revolutionären Staat der
Weniger sozialistisch wurde als sie
Einst träumte als sie in den Kampf
Noch für die Kommunisten gegen
Die Faschisten zog doch bleibt
Diese Frage wie so vieles offen
Weil Menschen nicht einfach nur
Helden sind sondern Wesen mit
Auch schwankenden Gefühlen
Von großen Ängsten bis Hoffnung
Die wie so vieles unerfüllt bleiben
Dieses hervorragende Buch was
Mit Freude ich im Ocelot erwarb
Bei einer der hervorragenden
Jurorinnen unseres Buchpreises 
Von der immer Lieblingsbuchhändlerin
Die mit so viel Engagement für Bücher
Wie Literatur steht warum ein Besuch
Im Ocelot allen Lesern empfohlen sei
Den diesjärigen Buchpreis erhielt die
In Paris lebende Deutsche also die oben
Erwähnte Anne Bauer nämlich zurecht
Ihrer sprachlichen Kraft wie auch
Der weiblich starken Geschichte
Wegen was diesem Buch in Versen
Noch eine schöne Erinnerung dazu
Gibt neben der genialen Anregung
Durch die auch gebrochene Prosa
Der Anne Bauer die ein Leben der
Frau und Ärztin mit Idealen erzählt
Was aber viel weiter noch greift weil
Sich in diesem Buch die Frage stellt
Wer wirklich Heldin ist für uns auch
Wo diese meist männlich bisher waren
Ob wir klare und reine Helden brauchen
Die viel Unsinn machen und riskieren
Um Glück zu haben oder unterzugehen
Was den Status der Heldin ausmacht
Genügt der immer gute Wille dazu schon
Nimmt das verlorene Ideal des längst
Real als totalitär offenbarten Sozialismus
Der Heldin etwas von ihrem Status oder
Rettet der gute Wille als Ärztin sie mit
Dem die Bretonin mutige Wege geht
Auch wenn manches schon damals
Totalitär erschien einem kritischen
Beobachter den Anne Bauer als die
Autorin des Epos gibt durch immer
Wieder kleine historische Einschübe
Die den Fluß der Verse nicht stören
Was auch das Genie des Werkes
Ausmacht was immer wieder ganz
Menschlich kritisch nachfragt ob
Wirklich gut war was gewagt wurde
Jedenfalls groß wird durch diese
Differenzierte kritische Betrachtung
Im besten kantschen Sinne der dem
Großen Königsberger zum Trotz stets
Spannend und mitreißend lesbar bleibt
Aber neben der Lobhudelei des gerade
Begeisterten Dichters und Lesers ist
Die Frage was vom Heldentum bleibt
Viel wichtiger und es fragt sich wer
Unter den Vorfahren verhielt sich in
Kritischen Zeiten ähnlich mutig wie
Was mir noch aktueller erscheint
Wo stünde ich in dieser Situation
Wagte ich ähnliches oder nie von
Linker politischer Verwirrung hier
Abgesehen um auf das Ideal der
Menschlichkeit dahinter zu blicken
Die viele Kinder der Zeit Anhänger
Eigentlich totalitärer Ideologien
Werden ließ die als Rettung schienen
Gegen die Ungerechtigkeit der Welt
Frage ich mich und denke an all die
Anderen Heldinnengeschichten wie
Sie der große Krieg schreiben ließ
Was in friedlichen Zeiten dazu macht
War Merkel mit ihrem wir schaffen das
Schon eine Heldin oder leichtsinnig
Wie rechte Kreise gerne unterstellen
Was sind die Heldinnen der gerade
Krise in die Corona uns stürzte was
Macht echtes Heldentum aus ist es
Die Bereitschaft das Leben zu riskieren
Oder sind nicht jene die zum Schutz
Ihrer Familien lieber schluckten was
Ihnen eigentlich unerträglich war
Genauso Heldinnen sind es nicht
Alle Eltern die Kinder in diese Welt
Voller Ungewissheit noch setzen egal
Ob sie es nun lange so planten oder
Zufälle der Natur bei der Zeugung halfen
Was ist bewahrenswert vom einmal
Heldentum überlege ich und denke an
Marion Dönhoff die ich einmal auf einer
Beerdingung kennenlernen durfte die
Zum Glück damals noch lange nicht ihre
War und die für mich aufrecht und mutig
Als Frau in Zeiten schwerer Not eine
Heldin war nicht nur weil sie die Trakehner
Aus Ostpreußen im langen Ritt rettete
Denke an die Tante meines Freundes
Die eine Freundin Bonhoeffers war mit
Ihrem Mann den Kreisauer Kreis auch
Soweit möglich unterstützte wofür er
Hingerichtet wurde während sie sehr
Peinlich wie es früher hieß als Folter
Noch erlaubt war von den Nazis dazu
Befragt wurde die sicher eine Heldin
Gewesen des Widerstandes auch
Wenn die Kreisauer sich gegen das
Attentat ausgesprochen hatten aber
Dies weite Feld um die Legende vom
Dolchstoß soll hier gar nicht weiter
Ausgebreitet werden für mich war
Die alte Dame die ich noch über 100
Kennenlernen durfte eine Heldin aber
War sie es auch noch als sie später
Nach dem großen Krieg in Westberlin
Richterin Schwule nach § 175 verurteilte
Worüber die taz einmal berichtete was
Am Ende der Vorstellung einer Heldin
Des Widerstandes gegen Hitler stand
Was mir damals als Blasphemie erst
Erschien da der Familie gut bekannt
Die manches nach dem Krieg erlitt
Bis Marion Dönhoff dafür sorgte dass
Der Widerstand aus dem preußischen
Adel zu dem Stauffenberg der Schwabe
Ehrenhalber dazu gezählt wurde auch
Weil er wie viele mit dem Leben für seinen
Mut büßte doch waren diese Urteile welche
Die eigentlich Heldin Marion Yorck sprach
Zwar Kinder des Zeitgeistes aber aus der
Heutigen Sicht Ausdruck schlimmer Intoleranz
So sehe ich ähnliches bei meinem Großvater
Der zwar mit Widerständlern befreundet war
Teils noch aus Kadettenzeiten aber selbst
Jede Beteiligung immer leugnete was wohl
Wie ich heute weiß nicht ganz wahr war
Aber dem Frieden seiner Ehe diente die
Als völlig glücklich immer galt und so schien
Ihm es wichtiger das Versprechen gegenüber
Seiner Frau gehalten zu haben denn als ein
Held des Widerstandes zu gelten was diese
In der Bundesrepublik erst später wurden
Warum sich heute sogar die Bundeswehr
Auf diese Tradition beruft doch hat er selbst
Als deutscher Offizier in den Kriegen gedient
Was er zwar musste weil die andere Aussicht
Zu dieser Zeit noch weniger verlockend war
Denke an die Geschichte meines alten
Freundes Frederic aus Straßburg der noch
In beiden Weltkriegen jeweils auf beiden
Seiten kämpfte um sich am Ende des
Letzten als Franzose aus russischer
Gefangenschaft entlassen nach Afrika
Zu Fuß durchzuschlagen und dort der
Resistancé zur Befreiung Frankreichs
Anzuschließen als einer von den dort
Schwarzfüßen vermutlich der sich auch
Später nicht der Befreiungsbewegung
Anschloss wie die Heldin Annette die
Den Kolonialismus ihres Vaterlandes
Als persönliche Beleidigung empfand
Sondern als Elsäßer stolzer Franzose
War wenn das denn vorstellbar ist
Der mir aber wiederum Geschichten
Erzählte und Menschen kannte die
Den Namen meines Großvaters oder
Des Großvaters meines Freundes der
Auch mysteriös zu Tode kam noch als
Damals Botschafter in Madrid wo er
Gegen den untreuen Franco agieren
Sollte wozu es wohl nicht mehr kam
Gehört und in guter Erinnerung hatten
Doch sogar die Straßburger Freunde
Die zum Kreis um Frederic gehörten
Die einst von Albert Schweizer noch
Bevor er nach Afrika ging als Arzt
Konfirmiert wurden die später als
Ärzte die ohne Grenzen gründeten
Äußerten sich teilweise in einer Art
Über Afrikaner die als alte koloniale
Arroganz noch freundlich bezeichnet
Wäre weil es für sie völlig normal war
Macht es da gut dass jeder von ihnen
Mehr afrikanische Menschen rettete
Als er durch diese Haltung beleidigte
Nun bevor ich mich nun endgültig in
Vielen Anekdoten verliere will ich zum
Kern der Frage lieber kommen ob es
Das reine Heldentum überhaupt gibt
Oder Helden immer auch gebrochen
Sind weil sie irgendetwas erschütterte
Ist mehr Held wer sein Leben riskiert
Komme was wolle oder wer trotz allem
Versucht ganz normal zu überleben
Damit es seinen Kindern auch gut geht
Den Widerstand scheut um niemanden
Damit zu gefährden vor allem nicht die
Nahestehenden einem solchen Risiko
Auszusetzen als Waisenkind zu leben
Weil elterliche Verantwortung nie endet
Sind wir so aneinander gekettet in allem
Dass der leichtfertige Umgang mit dem
Leben für eine Idee zweifelhaft stets ist
Ob wie Annette als werdende Mutter oder
Als Vater wie viele aus dem Widerstand
Kann ein Leben gegen das andere je
Aufgewogen werden oder ist das nie
Möglich weil jedes für sich kostbar ist
Waren Werther oder Romeo und Julia
Damit keine Helden sondern Antihelden
Weil sie ihr Leben für ein Gefühl opferten
Statt wichtigere Aufgaben zu erledigen
Wie etwa doch noch eben die Welt retten
Was ich mich auch als Vater selbst schon
Mehr als einmal fragte völlig blind vom
Wahn verzweifelten Gefühls geworden
Ist dann wirklich heldenhaft wer trotz allem
Einfach weiter macht statt aufzugeben
Auch wenn diese Freiheit gerechtfertigt
Für mich unabhängig vom Heldentum
Immer sein sollte doch wer ist schon
Immer eine Heldin und kann nicht erst
Wer wirklich am Leben zweifelte es
In ganzer Größe lieben wie niemals
Wem die Leidenschaft fremd ist die
Dafür das vernünftige Heldentum oft
Mehr behindert als der Sache zu nutzen
So weiß ich bis heute nicht was wirklich
Zur Heldin oder zum Held machte wer
Es heute mehr für mich ist und wer
Weniger auch wenn ich sicher bin
Die Covidioten eher als verwöhnte
Feiglinge zu sehen die sich nicht
Zum Schutz anderer einschränken
Wollen sehen sie sich eher als die
Letzten Freiheitskämpfer gegen eine
Diktatur des unfreien Staates der
Ihnen ihr vorheriges Leben wegnahm
Auch wenn bei diesen die üblichen
Verschwörungstheorien etwa gegen
Bill Gates oder das Judentum so sehr
Kursieren wie anderer Unsinn sind sie
Aus ihrer Sicht Verteidiger der Freiheit
Die von der Regierung beschränkt wird
Dummerweise beschränkt dabei nur
Ein Virus und nicht ein böswilliger Staat
Der nur so viel wie möglich retten will
Weil dieser Virus besonders die Alten
Wie Schwachen dahinrafft was leugnet
Wer die noch milden Maßnahmen bereits
Für völlig unangemessen hält aber so
Zeigt sich sogar bei denen die bei uns
Die ganz große Mehrheit für Idioten hält
Wofür sie vielfach Bestätigung geben
Der Begriff des Heldentums bleibt ein
Schwieriger und ich denke etwa noch
An einen Flirt mit einer Westberlinerin
Die Kennedy an der Siegessäule lauschte
Von den kruden Theorien ergriffen war
Sich in alter Tradition als eine echte
Verteidigerin der Freiheit wieder sah
Wofür der andere Kennedy in Berlin
Zumindest in seinen westlichen Teilen
Noch einen heldenhaften Namen hat
Auch wenn Robert dem John F nicht
Vergleichbar eher närrisches verbreitet
Frage ich mich wie Annette auch die
Sich aufgrund ihres Heldentums aber
Als schlechte Mutter auch sah was das
Echte Heldentum ist und ob es solches
In unserer differenzierten Welt gibt
Bin zu keinem sicheren Schluss bisher
Gekommen sondern versuche lieber
Jede Situation im einzelnen zu sehen
So waren meine Großmütter sicher
Heldinnen in manchen Momenten aber
Auch angepasst in anderen warum es
Unklar bleibt was Heldentum ausmacht
Die Flucht im Pferdewagen vor den
Nahenden Russen war heldenhaft
Aber auch von Angst und Sorge getrieben
Die viel mehr als Mut dabei antrieb auch
Der Mut meiner anderen Großmutter sich
Beim Maiaufmarsch mit Aufzug der alten
Kaiserlichen Fahne in der Weimarer Republik
Zur familiären Tradition zu bekennen war
Welcher aber als Heldentum fällt mir heute
Schwer diese konservativen Zweifel noch
Gut zu heißen die Weimar so schadeten
Während die Urgroßeltern aus Bremen
Die ein jüdisches Ehepaar versteckten
Über den Krieg und mit vollem Risiko
Für mich klar heldenhaft waren auch
Wenn ich nur die Version meiner zum
Geschichten erzählend neigenden Omi
Von dieser Geschichte heute kenne
Weil die Urgroßeltern gut bremisch
Über ihr Heldentum lieber schwiegen
Warum nun auch genug geschrieben
Wurde an dieser Stelle sicher ist nur
Heldinnen sind wieder ein Thema
Was dem Blick auf die Zeit gut tut
Davon episch zu erzählen gibt den
Versen mehr Gewicht und wer sich
Selbst davon überzeugen will auch
Jenseits dieser kleinen Versuche darin
Möge Annette ein Heldinnenleben lesen
Was bei Matthes & Seitz hier am Platz
Erschien die den Mut zu Versen hatten
Die meine Lieblingsbuchhändlerin auch
Mit ihrer Jury aus guten Gründen prämierte

jens tuengerthal 27.10.20

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