Der Wessi ist wieder im Osten
Graues Berlin hat mich wieder
Vom Bahnhof durch feuchtgrau
Beleuchtete Stadt heimgelaufen
Am Hauptbahnhof ankommen ist
Noch im Niemandsland zwischen
Osten und Westen irgendwo doch
Sind es nur wenige Meter von da
Nur ein kleiner Streifen im Boden
Markiert die ehemals Grenze hier
Zwischen Baustellen unsichtbar spürst
Du nur vertraut schlechte Trottoirs
Die längste Zeit meines Lebens nun
Lebe ich in östlicher Tristesse die
Längst fein saniert nur noch in den
Köpfen leberwurstgrau eben blieb
Bunte Schaufenster täuschen auch
Auf dem heimatlichen Berg noch die
Mittige Atmosphäre des Wohlstands
Fast täuschend echt dem Läufer vor
Natürlich ist ein neblig grauer Tag
Überall nebliggraufreucht aber hier
Ginge es in vielen Köpfen weiter
Was nur mühsam lächeln lässt
Nach dem noch Anstieg in Mitte
Auf dem Berg eine Kreuzung noch
Überquert nach Prenzlauer Berg
Ein unauffälliges Schild inmitten
Den vertrauten Platz noch umkreist
Wie gewohnt auch mit Rollkoffer als
Wäre ich nur Besucher der ich hier
Wohl für immer fremd bleiben werde
Die Tristesse des Ostens ist längst gut
Übermalt überall außer in den Köpfen
Nur lebt hier kaum noch einer von hier
Und du schaust in meist leere Gesichter
Fast erinnert auch das Zentrum Berlins
An gewöhnlich frisch renovierte Provinz
Wenn auch nach Meinung mancher hier
Der Mittelpunkt hipper Welt heute wäre
Das hippe ist auf Fassaden gepinselt
Das Gefühl bleibt gespalten dabei
Einige verloren ihre Heimat hier
Andere tun so als wäre es ihre nun
Jenseits aller politischen Orientierung
Ist die Spaltung in den Köpfen tiefer heut
Als die Mauer in Berlin je hoch war
Als Wessi kommst du im Osten nie an
Du lebst hinter schönen Fassaden
Bist gefühlt ein Hausbesetzer immer
In einem Land das es nicht mehr gibt
Was zuviele sich zurückwünschen
Aber jenseits der traurigen Realität
Ist dies einer der schönsten Orte
An dem du städtisch leben kannst
Darum ignorieren wir lieber weiter
Leben fremd nebeneinander in der
Uneinigen Stadt reden hinterm Rücken
Genervt schlecht voneinander bleiben
Nur weil es anderswo nicht besser ist
jens tuengerthal 27.12.2018
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