Montag, 10. Dezember 2018

Götterquelle

Mutter der Götter war die Angst
Wusste schon Lukrez mit Epikur
Der die größte Furcht nicht teilte
Die ewige Angst vor dem Tode

Während früher noch die meisten
Tode unnatürlich waren wurden
Deren Ursachen höheren Kräften
Zugeschrieben auf viele Arten

Manche Stämme meinten noch
Der Tod sei durch einen Irrtum
Gottes unter die Menschen erst
Gekommen für die Schlangen

Würden sich Menschen häuten
Stürben sie nicht was aber nur
Die Schlangen anstatt erfuhren
Warum wir weiterhin sterben

Warum Menschen das Nichts
So vielfältig fürchteten ist unklar
Zumal einige Stämme nicht meinten
Um Tote noch trauern zu müssen

Was am nicht mehr Angst macht
War schon Epikur unklar zumindest
Hinterfragte er die gewöhnliche Angst
Auf diese Art klüger als andere wohl

Der Tod ginge ihn darum nichts an
Weil er nie gleichzeitig mit ihm da sei
Er lieber ohne Beunruhigung lebte
Um täglich mehr zu genießen

Weitere Quelle der Religion wurden
Träume die Gläubigen real schienen
In denen sie etwa Tote wieder sahen
Unerklärliches unterbewusst erlebten

Warum der Mensch plötzlich die Seele
Erfand als außerkörperliche Existenz
Die sein Sein überdauerte ist schwer
Mit Vernunft und leicht mit Angst erklärbar

Jenes angeblich unsterbliche etwas
Wird von vielen Menschen überall
Auf dem Globus ängstlich geglaubt
Wurde wichtige Quelle aller Religion

Der Umgang mit diesen geglaubten
Geistern prägte später die Kultur wie
Ihre jeweilige Spielart der Religion die
Sich aus dem Animismus entwickelte

Der Animismus der alle Natur beseelte
War eine persönliche Art des Begreifens
Vorher unerklärlicher Komplexität wurde
Zur Poesie der Religion und umgekehrt

Im Animismus bekommt das leblose
Nebeneinander der Natur plötzlich Sinn
Wie einen höheren Zusammenhang
Wird die Natur beseelt und göttlich

In den Dingen sieht der Gläubige nun
Einen höheren oder tieferen Sinn der
Hilft alles Sein zu erklären auch sich
Grund und mehr zu leben zu geben

Ob es eines Grundes überhaupt braucht
Wem die erfundene Seele überhaupt nutzt
Wohin uns Glaube konsequent gedacht führt
Traut sich kaum einer jemals noch zu fragen

Schon in der Quelle versiegte aller Aberglaube
Der so heißt um elitäre Gläubige zu provozieren
Suchten wir keinen Sinn im Leben jemals mehr
Außer es jeden Tag möglichst zu genießen

Warum so wenige sich trauen diesen leichten
Schritt zum Genuss zu machen bleibt unklar
Konvention paart sich hier mit alter Angst
Die anerzogen wurde angepasst zu bleiben

Wer nach den Quellen der geglaubten Seele
Wie der erfundenen Götter vernünftig fragte
Käme schnell zur Erkenntnis wie fern uns
Aller Glaube nach der Natur eigentlich liegt

Doch die langen Zeiten der Anpassung
Haben unser Denken vielfach umgedreht
Die bloß phantasievolle Erfindung gilt nun
Vielen als Eigenschaft unlogischer Natur

Folgten sie der Systematik aller Natur
Legten sie naturwissenschaftliche Logik
Statt Konvention dem Denken zu Grunde
Das aber im Glaube meist nur Fühlen ist

Gefühle gegen alle Vernunft vermischt mit
Ängsten und den Bedürfnissen der Macht
Erfanden sich Menschen ihren Glauben
Weltweit immer irgendwie passend

Es ist das einfache System für eine
Verbindliche ethische Regelung an
Die alle Mitglieder gebunden sind
Was die Angst logisch noch verstärkt

Wie wertlos das System ethisch ist
Was nur auf gewissenlosen Gehorsam
Statt vernünftiger Reflexion setzt wird
Nach Kant für jeden logisch offensichtlich

Dennoch hielt sich das System bis heute
Weil Konventionen es einfacher haben
Als der kritische Verstand der stets ein
Selber denken von uns dazu verlangt

Eine obskure Quelle aus Ängsten hat
Sich so verselbständigt dass Menschen
Meinen darin heute Trost zu finden was
Ihre Ängste erst emotional begründete

So ist es wohl mit manchem Ding
Um Glaube und Religion es bleibt
Weil Sitte und Gewohnheit längst
Gegen alle Vernunft uns erhalten

jens tuengerthal 10.12.2018

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