Freitag, 14. Dezember 2018

Sprachkultur

Am Anfang war das Wort
Beginnt schon die Bibel
Was dennoch treffend ist
Dem Aberglaube zum Trotz

Die Sprache ließ uns Dinge
Benennen vor allem auch
Über uns sprechen womit
Wir Abstand gewannen

Das Bewusstsein seiner selbst
Als Wesen das über sich spricht
Macht den Menschen kulturfähig
Ist Anfang der Kulturgeschichte

Auch im Tierreich gibt es
Wohl Laute doch keine Sprache
Die Dinge auch abstrakt benennt
Gespräch über sich ermöglicht

Mit Tönen des Wohllauts begann
Die Gesprächskultur verbunden
Mit Handzeichen aus denen sich
Bald Zahlen auch entwickelten

Auch Angst und Warnungen dürften
Ein Ursprung der Sprachkultur sein
So wurde Verständigung rettend
In uns eher feindlicher Umgebung

Vielleicht war die erste Sprache
Die wir so nennen können
Der Liebesruf nahe den Tieren
Noch mit wenigen Lauten werbend

Tiere haben nur eine beschränkte
Anzahl von Lauten zur Verständigung
Von zwölf bei Tauben bis zu zwanzig
Mit zusätzlichen Gesten bei Affen

Vor der Sprache stand das Zeichen
Zur Übermittlung eigener Gedanken
Üblich auch bei Indianern bei denen
Die Gatten aus zwei Stämmen kamen

Viele Wörter ahmten zunächst nach
Was sie beschreiben wollten wie wir es
Bei Hatschie Brummen Murmeln hören
So gibt es im hebräischen 500 Wurzeln

Wie vielgestaltig die Sprache der Völker war
Lag nicht unbedingt an ihrer Schriftlichkeit
Manche benannten alle Dingen einzeln
Andere bildeten Gattungen der Worte

Die Fähigkeit zur abstrakten Benennung
Ist ein kulturell wichtiger Schritt weiterer
Entwicklung was Naturgesellschaften von
Modernen Zivilisationen unterscheidet

Vielen schienen die Worte göttlich
Weil sie so viele Gaben mit sich brachten
Was auch an der wortreichen Tätigkeit
Der Priester in Beschwörungen lag

Heute noch sind die Worte heilig
Etwa in den Mysterien wo das Wort
Durch das Sprechen zu Fleisch wird
Soziale Organisation sich bildet

Sprache bildete die geistige Verbindung
Mit der Wissen und Künste überliefert
Völker zu Einheiten verschmolzen
Entwicklung sich rasant beschleunigte

Die Sprache ermöglichte Erziehung
Ließ die Kultur sich erst entwickeln
Die zur geistigen Nahrung wurde
Wie an neue Generationen geben

Bei vielen Naturvölkern hatten Kinder
Im Alter von zehn Jahren bereits alles
Vom Vater gelernt und wurden damit
Selbständig und suchten Partner

Die Geschlechtsreife beendete
Für gewöhnlich die Erziehung
Dann gründeten sich wieder neue
Familien mit eigener Tradition

Doch je länger die Jugend währte
Desto vollständiger wurde auch
Die Erziehung und Übertragung
Der bereits tradierten Kulturen

Frühe Kulturen vertrauten eher dem
Charakter wie spätere der Erziehung
Davon zeugen teils brutale Riten
Der Initiation bei den Naturvölkern

Dabei wurde teilweise auch der Tod
Der neu Eingeweihten riskiert was
Als natürliche Auslese gesehen wurde
Wie als Vorbereitung auf die Ehe

Auch die Beschneidung galt so
Bei vielen Stämmen als Mutprobe
Männer die dabei zuckten fanden
Später oft keine Frauen mehr

Manche sahen die Schriftkultur
Als Gefahr für das Gedächtnis
Weil es am Auswendiglernen hinderte
Es den Menschen den Fleiß raubte

Mit dem Handel kamen dann wohl
Die Zahlen als erste Schriftzeichen
Zur Abrechnung des Austausches auf
Die von Handzeichen deutlich stammen

Mit den Zahlen konnten wir die Welt
Vermessen und erkennen sie entstanden
Aus Fingerzeichen wie Abzählungen an
Den Fingern wie teilweise noch hörbar

An der Ähnlichkeit vieler Zahlen
Schon im Klang erkennen wir
Die Nähe dieser Worte zur Natur
Wie als Wurzeln der Zeichen

Am Anfang war die Schrift eine Art
Zeichnung und Kunst wie sie bis heute
In China und Japan praktiziert wird
Bilder um Dinge zu beschreiben

Jeder bekannte Buchstabe war einmal
Ein Bild darzustellen was es beschreibt
Wie Tierkreiszeichen und Handelszeichen
Es bis heute deutlich symbolisieren

Totemstangen waren einst piktographische
Schriftstücke mit Unterschriften des Stammes
Manche nutzten auch gekerbte Stöcke als
Gedächtnisstütze oder lesbare Botschaft

Aus  den Stöcken wurden teilweise später
Schnüre mit Knoten zu denen etwa Laotse
Den Chinesen zurückzukehren riet um so
Zum einfachen Leben als Ziel zu kommen

Teilweise wurde die Schrift am Anfang
Heilig gehalten von Priestern die so
Ihr geheimes Wissen vorm Volk noch
Verbargen wie auf den Osterinseln

Die Entstehung der Schrift gilt als
Zeichen hin zur Zivilisation wie auch
Die folgende Entstehung von Literatur
Aus Gesängen und Zauber der Priester

Diese erste Literatur wurde zunächst
Mündlich überliefert und im lateinischen
Wort carmina für Dichtung steckt noch
Vers und Zauber wie bei Griechen Ode

Auch an den Zauber erinnerte noch
Das englische Wort Rune wie auch
Das deutsche Wort Lied oder gar der
Griechische Hexameter dort wurzelt

Die griechische Versform wird zuerst
Den Priestern von Delphi zugeschrieben
Als Versmaß für ihre Orakelsprüche
Wanderte sie erst später in die Dichtung

Vom Lobpreis des Gottes durch Priester
Wandelte sich das Lied zum Königslob
Wurde von Historikern verwandt die
Vergangene Heldentaten darin priesen

So wurden die Gesänge verbunden
Mit den Sagen der Zeit wie der Geschichte
Für ein breiteres Publikum erst interessant
Seltener waren da noch die Liebesverse

Mit der Sprache für ein breiteres Publikum
Verbreiteten sich Traditionen als Wurzeln
Neuer Kultur die sich so aus der Sprache
Zu selbständigen Kunst entwickelte

Des magischen Geheimnisses beraubt
Das nur in verborgenen Formen bestand
Wurde die Sprache zum Mittel auch der
Unterhaltung und des Vergnügens

Damit entwickelten sich Literatur wie
Auch Wissenschaft mit der Sprache
Als Wurzeln der Kultur weiter legten
Die Basis für spätere Hochkulturen

Dennoch erlernen wir jedesmal neu
Die Sprache die uns nicht in die
Wiege nach der Natur wohl gelegt
Sondern durch Erziehung erlernt wird

Beispiele für Kinder die unter Tieren
In der Natur oder ohne Ansprache
Aufwuchsen wie der Kaspar Hauser
Belegen natürliche Sprachlosigkeit

So ist was wir für natürlich halten
Weil wir es von klein auf lernen
Von unseren Eltern eine sehr hohe
Kulturelle Leistung unserer Erziehung

Jede Generation scheint diesen Weg
Neu gehen zu müssen wie auch die
Berichte sprachloser Unfallopfer oft
Bestätigen konnten werden wir erst

Trotz aller Fortschritte der Genetik
Wie auch der Hirnfoschung scheint
Dies Programm für jeden Menschen
Neu in ihm programmiert zu werden

Auch zweisprachig aufwachsende Kinder
Die fließend zwischen den Sprachen der
Eltern wechseln können belegen diesen
Vorrang der kulturellen Bildung dazu

Sprache ist die Basis der Kultur die
Ihre Traditionen und Fertigkeiten an
Folgende Generationen weitergibt
Literatur drückt ihre Entwicklung aus

Seit Menschengedenken wurde die
Geschichte verbunden mit Sagen
Die fehlendes Wissen gern flochten
Seit Generationen in Versen gegeben

Aus Sprache und Schrift entstanden
Die Bücher und mit ihnen folglich die
Bibliotheken als große Wissensspeicher
Einer schreibenden dann Hochkultur

Sprache formt den menschlichen Geist
Lehrt ihn seine Kapazitäten zu nutzen
Wie die Welt um sich zu verstehen und
Seine Gefühle in ihr auszudrücken

Gerade im Gefühl wie der Liebe in der
Sich die Dichtung bis heute stark erhielt
Findet sich ein Anklang an die alte Magie
Die Nutzung von Sprache früher umgab

Während Geschichte kaum einer mehr
In Versen noch zu schreiben versucht
In einem gern sachlichen Zeitalter das
Seine sagenhaften Wurzeln eher verlor

Sprache in geschliffener Form wie sie
Die Lyrik traditionell aufweist steht für
Kulturelle Entwicklung als Brücke
Zwischen Kunst und Wissenschaft

Vielleicht auch bringen Verse erst
Wieder die innere Brücke zu ihrer
Geschichte die ihnen sonst eher
Nüchtern langweilig zu sein schien

jens tuengerthal 14.12.2018

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