Samstag, 8. April 2017

Berlinleben 040

Eine Zeitreise im DHM

Zeitreisen sind ein schöner Traum, viele Bücher handeln davon und wer dachte nicht schon mal daran, sich diese oder jene Zeit wirklich anzuschauen, wenn trockene Zahlen im Geschichtsunterricht langweilten. Irgendwann akzeptieren wir dann, dass die Zeitreise ein ewiger Traum bleibt, der keine Chance auf Realisierung hat.

Manche flüchten sich in historische Romane, andere ziehen Sachbücher vor,  um sich über Fakten selbst ein Bild zu machen, statt nur zu phantasieren. Ob Geschichtsbücher und ihr wechselndes Bild der Geschichte dazu taugen, wie nah manche historischen Sichten dem Märchen sind, wäre eine andere Frage dabei. Schauen wir in die von totalitärer Ideologie geprägten Geschichtsbücher aus der Zeit des Nationalsozialismus oder der Sozialismus, sehen wir, wie schnell vermeintliche Fakten zu einer Auslegung der Geschichte werden, die ein Menschenbild vermitteln, statt neutral zu informieren.

Auch in der Gegenwart wird Geschichte genutzt, um Politik zu machen, wie an den Rechtsradikalen bei AfD und NPD deutlich wird, die gerne durch Betonung der deutschen Opferrolle, die historische Schuld etwa am Holocaust relativieren wollen. Wie gut wäre es, mit diesen verblendeten Menschen eine Zeitreise zu unternehmen zum Zwecke der Aufklärung. Dahingestellt ob bei diesen geistig und politisch meist eher zurückgebliebenen Menschen ein Appell an die Vernunft je auf fruchtbaren Boden fiele, wäre die Möglichkeit dazu doch ein Segen, weil nur kritisches Denken gegen Ideologien wirken kann. Dies braucht Zeit und nur durch Beteiligung und irgendwie Begeisterung, kann ich gegen beschränkte Ideologien und zugunsten der Freiheit wirken. In Zeiten in denen ein Trump, der stolz darauf ist, keine Bücher gelesen zu haben, Anhänger findet mit seinen billigen Lügen, wird eine nachhaltige Aufklärung immer wichtiger. Es ist genau jetzt darum Zeit, damit anzufangen.

Die Verbreitung falscher Neuigkeiten und die ideologische Absicht dahinter durchschaut nur, wer kritisch darüber nachdenkt und ein möglichst neutrales Bild der Geschichte hat. Dummerweise gibt es keine neutrale Geschichtsschreibung, nur eine, die sich mehr oder weniger dafür hält, je nachdem welche Ideologie und welches Bild vom Menschen in dieser gerade vorherrscht. Es gibt die durchschaubaren und primitiven Versuche die Geschichte, der eigenen Ideologie unterzuordnen, wie wir sie lange von der Kirche, in der auf Marx zurückgehenden Ideologie und im Faschismus beobachten konnten, auf die dennoch immer noch schlichte Gemüter mit ihrem Neid  hereinfallen, der so leicht steuerbar ist und es gibt die differenzierteren Versuche, die sich wissenschaftlich tarnen, scheinbar nur über Fakten sprechen, die dennoch dem Ziel untergeordnet werden, statt einfach zu schauen, was war und sich aus dem, ein kritisches Bild zu machen, was nicht vorher feststeht.

Große historische Autoren wissen um ihre Teilnehmerschaft an der Geschichte, die sie schreiben, betrachten sich auch in diesem Prozess kritisch, beleuchten es immer wieder in gern zu langen Vorworten, bei denen auch fraglich scheint, inwieweit sie nicht nur der eigenen Eitelkeit dienen wie auch hier, ohne sich für groß zu halten, und dabei geht es doch nur darum, wie gut Zeitreisen wären, um sich ein tatsächliches Bild zu machen, statt den immer geprägten Beschreibungen zu folgen.

Vielleicht gelingt uns die Aufhebung der negativen Zeitschranke eines Tages, wenn wir auf über Lichtgeschwindigkeit beschleunigen können und das Masse = Energie Problem nach Einstein dabei irgendwie in den Griff bekommen, vielleicht als eine Art Quantenrelativität der Zukunft wird dann die Vergangenheit zur Gegenwart und alte Grenzen und Vorurteile erledigten sich von alleine, wenn sie nicht jeder Vernunft zum Trotz dennoch weiter bestünden, weil sie, wie die Gegenwart immer wieder zeigt unabhängig von allen Fakten bestehen.

Bis dahin aber, tun wir gut daran, die nächstmögliche Form der Zeitreise zu nutzen und gute Museen zu besuchen, in denen die Objekte sprechen und die uns damit durch die Geschichte gehen lassen, damit diese vor unserem Auge lebendig wird. Das Deutsche Historische Museum (DHM) im Zeughaus zu Berlin ist ein solches und darum für alle Zeitreisenden immer wieder einen Besuch wert. So habe ich eine meiner Geschichten auch immer wieder dort beginnen lassen, damit die Protagonisten durch den Kontakt mit der vergangenen Realität in die Zeit reisen können und die Grenzen von Raum und Zeit damit überwänden.

Liebe dieses Museum, wie ich sicher alle Museen irgendwie mag und doch noch mehr, weil es uns eben an Gegenständen auch reisen, das Bild der Geschichte erwandern und zum Netz werden lässt. Schon der Eintritt in die Halle des Zeughauses ist beeindruckend. Nach dem Besuch an der mittig gelegenen Kasse geht es eine Etage nach oben, um den Rundgang in der frühen Geschichte zu beginnen. Schon auf der Treppe überrascht den aufmerksamen Besucher ein Wechselbild, bei dem je nach eigenem Standpunkt wilde Germanen oder ein markierter Tatort auftauchen. Ein schönes Bild für die Idee der Zeitreise, die der Besucher hier antritt, so offen dafür, Grenzen zu überschreiten.

In der Antike, die auf die dort Germanen traf, beginnt auch die Reise durch die deutsche Geschichte und berichtet ein wenig von den Spuren, die wir aus dieser Zeit noch kennen. Allerdings verschwinden diese geringen Spuren dort fast im Nebel der Geschichte und erfordern schon genaues Hinschauen. Ins Auge fällt dagegen sofort der Ritter auf dem gerüsteten Pferd neben einem idealisierten Portrait von Karl dem Großen. Aus der dunklen Zeit des Mittelalters gibt es einige aber noch wenige Objekte und beeindruckend ist dort eher die Datenbank in der wir Besucher durch schönste Handschriften an großen Bildschirmen virtuell blättern können, was heute, erstaunlich genug, viele Schulklassen mehr fasziniert als reale Schilder oder Schwerter, gar die berittene Rüstung des idealen Ritters.

Beginnt so wieder eine Epoche der Lesekultur oder ist virtuelles Blättern die Brücke, um Jugendliche zeitgemäß abzuholen?

Zumindest wird im DHM auch dieser Weg genutzt, um Brücken in die Geschichte zu bauen. Die Stiftung, die auch das Museum betreibt, versteht sich als Ort der Aufklärung und Verständigung über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Europäern. Bei einer Besucherzahl von über 800.000 gehört es mit seiner zentralen Lage schon zu den gut besuchten. Als Stiftung des öffentlichen Rechts wird das Museum von einem Kuratorium geleitet, in dem Vertrete der Bundesregierung, des Bundestages und der Landesregierungen sitzen.

Gegründet wurde das Museum 1987 anlässlich der 750 Jahrfeier von Berlin am 28. Oktober im Reichstag, der damals noch in West-Berlin lag. Nach dem großen Erfolg der Ausstellung “Preußen - Versuch einer Bilanz”, die 1981 im Martin Gropius Bau gezeigt wurde, beauftragte der damalige regierende Bürgermeister von Berlin Richard von Weizsäcker, die vier bekannten Historiker Boockmann, Jäckel, Schulze und Stürmer mit einer Denkschrift zum Thema, die dann ab Januar 1982 auch vorlag. Intensiv wurde die Idee auch von dem Historiker und Bundeskanzler Helmut Kohl gefördert, der die Errichtung eines Deutschen Historischen Museums in Berlin in einer Rede zur Lage der Nation im Februar 1985 als nationale Aufgabe von europäischem Rang bezeichnete.

Eine aus 16 Sachverständigen bestehende Kommission, die sich aus Historikern, Kunsthistorikern und Museumsdirektoren zusammensetzte, erarbeitete bis 1986 ein Konzept und stellte es dann zur Diskussion. Kern der Aufgabe des Museums sollte sein, Deutsche Geschichte im internationalen Zusammenhang darzustellen. Standort des Museums sollte auch nach dem Willen des Berliner Senats ein Platz neben der schwangere Auster genannten Kongresshalle im Tiergarten sein. Im Juli 1987 wurde schließlich der Gesellschaftsvertrag zwischen der Bundesrepublik und dem Land Berlin unterzeichnet. Ursprünglich war der Spreebogen Sitz des neuen Museums geplant. Den 1988 dafür ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der Italiener Aldo Rossi, doch während Herr Rossi noch das Glück suchte, fiel 1989 überraschend die Mauer und die Karten wurden komplett neu gemischt.

Das ehemalige Museum für Deutsche Geschichte der DDR wurde dem DHM unterstellt, zunächst im September 1990 durch die Regierung der DDR und nach dem 3. Oktober auch durch die Bundesregierung. So erst wurde das Zeughaus, das im Jahre 1695 erbaut wurde und das älteste Gebäude Unter den Linden wurde zum Sitz des Museums.

Die Verfügung zur Errichtung eines Zeughauses als gutes Waffenarsenal hatte schon der Große Kurfürst 1667 getroffen. Der Pariser Hof- und Stararchitekt Francois Bondel wurde mit der Anfertigung eines Entwurfs beauftragt. Da es noch an Geld mangelte, dauerte es noch bis Kurfürst Friedrich III., der ab 1700 König Friedrich I. sich nannte, 1695 mit der Umsetzung begann.

Der Bau hatte bis zu seiner Realisierung vier Baumeister, von denen der erste verstarb, der zweite sich als Hofbaumeister überlastet fühlte und der Dritte, Andreas Schlüter, schließlich die Bauleitung übernahm, der als Bildhauer großen Anteil an der prächtigen Gestaltung der Fassade hatte, während sein architektonischer Beitrag eher unbedeutend blieb. Als schließlich 1699 ein Pfeiler des Ostflügels einstürzte und sich aufgrund der vielen Baumeister nicht mehr klären ließ, wer schuld daran war, aber Schlüters Maßnahmen die Misere auch nicht beenden konnten, übernahm Jean de Bodt die Bauleitung. Er hatte als Hugenotte nach kurzem Architekturstudium 1685 Frankreich verlassen und mit erst 29 Jahren das Projekt übernommen.

Er begann zunächst mit umfangreichen Sicherungsarbeiten und veränderte dann die Pläne schrittweise, fand neue Formen, die durch französische Klassik und die englische Architektur des 17. Jahrhunderts beeinflusst wurden. So gehen wesentliche Elemente des heutigen Gebäudes auf Pläne dieses Hugenotten zurück. Als im Jahre 1706 das goldene Brustbild Friedrichs I. am Hauptportal angebracht wurde, galt das Zeughaus als errichtet, dabei war das Gebäude noch lange nicht fertig, doch die schwierige Finanzlage stoppten den Weiterbau vorläufig. Als 1713 Friedrich I starb und sein Sohn Friedrich Wilhelm I. übernahm, der als Soldatenkönig auch für seine Sparsamkeit bekannt wurde. Er behandelte das Zeughaus nicht mehr als Repräsentationsbau sondern als Nutzobjekt, hielt es Innen bewusst schlicht. Aber erst 1729 wurden die letzten nötigen Mittel genehmigt und das Zeughaus konnte nach 35 jähriger Bauzeit seinem Zweck übergeben werden.

Der monumentale, zweigeschossige Bau war fast quadratisch bei einer Seitenlänge von 90 Metern und umschließt einen ebenfalls quadratischen Innenhof von 38 Metern Seitenlänge. Als Programm wurde in Latein über dem Hauptportal folgende Inschrift angebracht:

„Den Waffentaten zur Anerkennung, den Feinden zum Schrecken, seinen Völkern und Bundesgenossen zum Schutz, hat Friedrich I., der erhabene und unbesiegte König von Preußen dieses Zeughaus zur Bergung aller Kriegswerkzeuge sowie kriegerischer Beute und Trophäen von Grund auf erbauen lassen im Jahre 1706.“

Damit standen auch die Themen der künstlerischen Ausstattung des Baus fest, es ging um eine Verherrlichung der Kriegskunst. Die Skulpturen wurden dabei von 1696 bis 1699 maßgeblich von Schlüter mitgestaltet. Danach bestimmte Jean de Bodt den französischen Bildhauer Guillaume Hulot. Im Innenhof finden sich die bedeutendsten Beiträge Schlüters mit den 22 Köpfen sterbender Krieger, die zu den wenigen Figuren am Zeughaus gehören, die über 300 Jahre unbeschädigt blieben. Nach Schlüters Plan sollte noch ein Standbild Friedrichs I. im Hof aufgestellt werden, was einen Bezug zu den Köpfen als besiegten Feinden hergestellte hätte, dazu kam es jedoch nie. So hängen die leidenden Opfer des Krieges ein wenig beziehungslos um den Innenhof und geben dem Museum heute ein passenderes Bild, als ursprünglich wohl geplant, sind zudem Beleg für die hohe Kunstfertigkeit Schlüters und seiner Werkstatt.

Bis 1876 nutzte die preußische Armee das Gebäude als Waffenlager. So kam es auch, dass während der Revolution von 1848 nach dem Sturm auf das Zeughaus dort Waffen entwendet wurden, zu denen auch erste Hinterlader gehörten, die noch in der Erprobung waren und die später einen Teil der militärischen Überlegenheit gegenüber Österreich verursachten, auch wenn Moltkes getrennt marschieren und vereint schlagen, sicher ebenfalls sehr wichtig war, bekam darum schon früher ein Franzose, der in Berlin weilte ein solches Ding zu Gesicht, was die Preußen später so schnell schießen ließ. Außer als nur Waffenlager, was daran Interessierte im Detail noch irgendwo genauer nachlesen können, nur nicht hier, diente das prächtige Haus auch als Lager für Trophäen und Kriegsbeute. Nüchtern betrachtet Raubgut eigentlich aber da staatlich gewollt eben legitim.

Kaiser Wilhelm I., damals schon recht alt, ließ das Zeughaus zwischen 1877 und 1880 zur Ruhmeshalle der preußischen Armee umbauen. So entstand ein Museum für preußische Geschichte mit besonderer Betonung des militärischen Aspekts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Zeughaus den Kunstsammlungen angegliedert und damit dem Militär weggenommen. Als die französischen Trophäen aus den Kriegen von 1870/71 und gegen Napoleon gemäß einer Bestimmung des Versailler Vertrages zurückgegeben werden sollten, stürmten empörte Gardeoffiziere und Soldaten das Zeughaus und verbrannten die Fahnen vor dem Denkmal Friedrichs des Großen. Der spätere Reichspräsident Hindenburg nutzte das Gebäude für Staatsempfänge, ansonsten spielte es in der Weimarer Republik keine so große Rolle mehr. Die Nationalsozialisten dagegen nutzten es für eine große Ausstellung über Deutschlands Rolle im Ersten Weltkrieg aus ihrer postfaktischen verschwörungstheoretisch geprägten Sicht der Welt. Zum Heldengedenktag hielt dort Hitler jährlich seine Ansprache im schlechten Deutsch der Schlagworte seiner Zeit. Am 21. März 1943 wollte sich Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff zusammen mit Hitler in die Luft sprengen bei einer Führung durch die aktuelle Ausstellung, was leider misslang. Gegen Ende des Krieges erlitt das Gebäude schwere Schäden durch Bomben und Granaten und ein Teil der prächtigen Figuren verglühte im Feuer.

Das Kriegsmuseum im Zeughaus wurde durch die Alliierte Kommandantur von Berlin aufgelöst und beendet. Der Wiederaufbau des Gebäudes begann 1948 und zog sich bis 1967 hin, wobei ab 1950 das ehemalige Gebäude völlig entkernt und nur die Fassade um ein Betongerüst erhalten wurde. Die DDR brachte dort das MfDG Museum für Deutsche Geschichte unter, in dem die marxistische Sicht auf die Geschichte vorgeführt wurde, die nur wenig mit heutiger Sicht der Geschichte zu tun hat und fern der vernünftigen Realität ist, eben totalitär ideologisch. Nach der Wende und der Übergabe an das DHM wurde von 1994 bis 1998 die Fassade nach historischen Grundlagen saniert, um dann 1998 das Zeughaus ganz zu schließen und bis 2003 auch von Innen komplett zu sanieren. In dieser Zeit wurde auch der Neubau von Ieoh Ming Pei errichtet, der heute für Wechselausstellungen genutzt wird und architektonisch in seiner offenen und dennoch verschlungenen Vielfalt sehr eindrucksvoll ist. In dieser Zeit erhielt der Innenhof seine gläserne Überdachung, die ihn im Sommer fast zum Treibhaus macht. Die ständige Ausstellung mit Bildern und Zeugnissen aus der Geschichte wurde am 2. Juni 2006 von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. Allein im Zeughaus werden auf 8000m² mehr als 7000 historische Exponate gezeigt. Die Kulturgeschichte des Alltags wird mit ca 130.000 Objekten in verschiedenen Teilbereichen präsentiert. Im Bereich Handschriften und wertvolle Drucke finden sich weitere 35.000 Objekte auch die wunderschönen Bibliothek  im Nachbargebäude ist reich ausgestattet und steht jedem Interessierten offen. Sie verfügt derzeit über etwa 250.000 Bände. Das DHM hat auch eine riesige Online Datenbank, in der sich derzeit Angaben für über 580.000 Objekte finden und für 70% von ihnen stellt sie auch noch ein digitales Foto bereit, es ist also einiges, online zu finden.

Gehe ich meinen Gang durch das Museum weiter, komme ich an vielen spannenden Objekten durch die Jahrhunderte hinweg vorbei und jeder möge sich sein Objekt aussuchen, das den größten Eindruck hinterließ. Das Gemälde von Karl V., dem Kaiser in dessen Reich die Sonne nie unterging, weil er nicht nur über die väterliche Linie deutscher Kaiser war sondern über die mütterliche auch König von Spanien wurde, deren Reich sich seit seinen Großeltern Ferdinand und Isabella, die Kolumbus Reise finanzierten, um die ganze Welt erstreckte, ist eines der beeindruckenden mit viel Gold und Schwarz und damit den frommen Kaiser auch gut treffend. Die Schriften zum religiösen Streit seiner Zeit in den Gängen dahinter, bringen die Konflikte sehr nah, Reformation und Gegenreformation waren es. Die Pesthaube aus der Zeit des 30 jährigen Krieges oder der abgebrochene Säbel Wallensteins, sind Zeugen für eine brutale Zeit in Deutschland. Spieltische und Kostüme aus dem 18. Jahrhundert zeigen viel von der Lebenskultur der Menschen. Kleider von Maria Theresia und ihrem Gatten am Eingang des schreinartig gestalteten Raums für Friedrich den Großen in dessen Mitte sein mit Schnupftabak verschmutzter Rock hängt, der zeigt wie klein der große Preuße war. Ein wenig weiter schauen wir ins Biedermaier nach den enzyklopädischen Werken der Aufklärung und vorne ganz rührend und in Erinnerung bleibend, der Morgenmantel der Königin Luise, die in den Kriegswirren um Napoleon an einer Lungenentzündung starb. Die Bilder aus dem preußischen Kaiserreich und seiner Industrialisierung, der uniformierte Alltag und zugleich im Jugendstil auch plötzlich die Hinwendung zur Moderne, bis zum Ersten Weltkrieg, mit dem die obere Etage endet. Untern dann laufen wir durch die Weimarer Republik, sehen die Realität der polarisierenden Straßenkämpfe, Hitlers Schreibtisch, das Grauen der Konzentrationslager, laufen in geteilten Jahren durch zwei Deutschlands, die es 40 Jahre gab und die sich immer noch mühsam wiederfinden, weil uns teilweise das Verständnis füreinander und die Werte der anderen fehlt.

Vielleicht kann dies großartige Museum und der Gang durch die Geschichte dazu beitragen, sich näher zu kommen, zumindest lernen wir uns in der Geschichte anschaulich besser verstehen. Das DHM ist eine Zeitreise und wie schon sein Bau aus vielen Gründen 35 Jahre  dauerte, brauchte es auch fast 20 Jahre vom Berliner Jubiläum 1987 bis zur Eröffnung 2006 und so sollte sich, wer dort hin geht auch ruhig einen ganzen Tag mindestens Zeit nehmen, um in der Zeit zu reisen. Besser noch einen für oben und einen für unten und sich treiben lassen, um neugierig zu werden im Strudel der Geschichte.
jens tuengerthal 8.4.2017

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