Lächerlichkeiten
Wie klein scheint die Welt mit etwas
Geistigem Abstand betrachtet aus
Einer wohlsortierten Bibliothek sind
Alle Aufregungen kaum der Rede wert
Blättere mich leicht durch Jahrtausende
Von den Weiten des Weltraums bis an
Entlegenste Orte die mir mit Humboldt
Forster Chamisso Byron Waugh oder
Auch dem Ehepaar Gondela aus Bremen
So nah kommen wie kaum Reisenden je
Ohne mich über deren Missgeschicke auf
Reisen zu erheben nur ein wenig vielleicht
Zu amüsieren wie lächerlich klein doch die
Welt mir als Leser erscheint und wie uns
Gerade Aufregungen der Tagespolitik nur
Klein historisch besehen erscheinen
Lausche den sich überall ereifenden
Menschen die immer mehr Meinung
Als erlesene Bildung selbst haben
Was ihr Urteil für mich sehr relativiert
Wie leicht fällt es sich im Diskurs mit
Montaigne in Gedanken zu enthalten
Welcher Liebeskummer ist noch groß
Verglichen mit Werthers einst Leiden
Hatte ich bei meinen Lieben je ein
Schicksal wie Romeo und Julia als
Liebender Dichter zu beklagen wie
Lächerlich war alles verglichen doch
Wie sehr ähneln auch die Berichte der
Brüder Goncourt heutigen literarischen
Diskussionen noch wenn sie sich nicht
In politischen Kleinigkeiten verliert
Ein kleiner Planet am Rande nur der
Lichtstraße dreht sich um seinen Stern
Nur Bruchteile des Universums sind
Für uns zu ahnen oder zu erkennen
Amüsiere mich immer mehr über die
Aufreger unserer Zeit die mir schon
Mit denen der Großeltern verglichen
Kleinlich und lächerlich erscheinen
Lese ich bei Montaigne oder auch
Literarisch bei Heinrich Mann über
Die Hugenottenkriege und all ihre
Politischen Intrigen scheint sogar
Die Affäre Barschel eher als ein Witz
Gegen das Wirken der Medici in Paris
Folge ich Friedell in seinen Gedanken
Zu dieser Zeit wird unsere immer kleiner
Abstand zu finden wie zugleich auch
Der Aufregung fern zu bleiben um die
Muster und Wiederholungen zu sehen
Tut besser als alle aktuellen Nachrichten
Fand es als gelernter Journalist stets
Selbstverständlich mich zu informieren
Um die Welt zu verstehen doch wird sie
In guten Büchern viel durchsichtiger als
In den Brocken aktueller Nachrichten
Egal wer diese wie filtert im Krieg etwa
Wer den Krieg verstehen will sollte die
Bücher von Remarque und Jünger lesen
Auch Grimmelshausen lässt besser auf
Religiöse Konflikte schauen als aktuelle
Reportagen von lebenden Fanatikern
Die für den Glauben über Leichen gehen
Der Abstand als Leser der zwischen den
Zeiten und Epochen beliebig springt gibt
Einen weiteren Blick als jeder Bericht von
Der Front in egal welchem Krieg
Wer Zusammenhänge sieht wie sie die
Großen Literaten schaffen erkennt eher
Was uns in Konflikte treibt und wie diese
Wenn zu lösen wären worauf es ankommt
Wer Nachrichten im Ticker folgt ist nicht
Frei mehr im Denken sondern stets ein
Gefangener der Ereignisse auf die es
Für eine Lösung viel weniger ankommt
Zum Frieden lieber Kant lesen statt
Frontberichte weiter zu verfolgen über
Den Fortschritt der einen oder anderen
Seite in gerade Kriegen egal wo
Sich vom kleinen Alltäglichen zu lösen
Aus höheren geistigen Welten dafür
Die Zusammenhänge erkennen die uns
Vieles eher belächeln lassen führt weiter
Das alltägliche der Politik ist schlicht die
Leitung der Verwaltung die mich bitte
So wenig wie möglich belästigen soll
Dezent still im Hintergrund funktioniert
Über politische Polarisierung lächeln
Auf geistiger Ebene Abstand finden
Um Wege einer Kultur zu erkennen
Ist worauf es Literatur ankommt
Überlasse die Lächerlichkeiten darum
Kleinen Geistern in der Verwaltung den
Blick auf Zusammenhänge zu werfen wie
Herzlich über unser Streben zu lachen
Lächerlichkeiten als Lächerlichkeiten
Zu erkennen und darüber zu lachen
Wie ansonsten mit sich in Frieden
Abstand zu halten ist ein Glück
jens tuengerthal 24.6.24
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