Donnerstag, 23. Juli 2020

Liebesfreiheit

Was ist die Liebe und wie kann sie glücklich machen?

Früher träumte ich von großer Liebe und wollte mit der einen alles teilen und bis ans Ende meiner Tage absolut glücklich sein, dachte eine zeitlang, es gäbe die eine tatsächlich, wollte nie mehr eine andere, bis das Glück plötzlich verschwand und ich merkte wie wenig blieb.

Nicht aus dem Nichts und nicht ohne Gründe, alles im Universum geschieht mit Ursache und Wirkung und auch das Scheitern einer Liebe kündigt sich, mit Abstand betrachtet, der einem in der Liebe normalerweise immer fehlt, lange vorher in Kleinigkeiten des Alltags an. So auch da und mein Versuch diese absolute und unvernünftige Liebe aus den Extremen in eine ausgeglichene Realität zu holen, um sie wirklich dauerhaft leben zu können, war schon der Anfang des Scheiterns, weil sie absolut liebte, in allem absolut war und sich nichts anderes vorstellen konnte, sich nicht mehr geliebt fühlte und so ließ ich, ohne es zu wollen, scheitern, was ich zu retten versuchte, weil es so und überhaupt nicht gehen konnte, weil es unfrei und voller Zwang war, wie es der absoluten Liebe eben entspricht, die einem alles sein will, was keiner einem anderen je sein kann oder sein wollen sollte.

Aus dieser Erfahrung zu lernen, habe ich lange gebraucht. Zunächst schob ich das Scheitern auf verschiedenste Gründe, machte mir Vorwürfe, zweifelte am Leben und verzweifelte am weiteren Sein ohne, was mir unvorstellbar schien. Dabei wusste ich längst, es konnte nicht gut gehen, wie es war, wurde zur Hölle so vermutlich für beide, sicher jedenfalls für mich, weil es eine unfreie Liebe war, die von Kontrolle und Zwang lebte, absolut im Anspruch war, von ihrer Seite von rasender Eifersucht geprägt, die mich wütend und wahnsinnig machte und schließlich resignieren ließ.

Ob es wirkliche eine Liebe war oder nur eine Illusion von Paarbeziehung mit Sex, habe ich mich damals nie gefragt, zu extrem war alles zwischen permanenter Suiziddrohung, wenn du mich verlässt, hieß es immer wieder, extremer Hingabe und rasender Wut - es blieb zwischen diesen Extremen keine Zeit in Ruhe nachzudenken und sich zu fragen, was will ich eigentlich, wo soll es hingehen und wie kann es, auf Dauer gut gehen. Beim ersten Versuch eine gewisse Normalität zu erreichen, scheiterte die Beziehung, die nicht normal sein konnte.

Ob die Liebe je normal sein kann oder immer ein Ausnahmezustand voller Begehren und großer Gefühle sein muss, wäre die nächste Frage, doch zuvor möchte ich darüber nachdenken, was die Liebe eigentlich ist und wann sie wie glücklich machen kann - zumindest konnte ich auf Dauer nicht in diesen Extremen leben, warum ich, ohne es zu wollen, vermutlich die Flucht zur Normalität ergriff, die, vernünftig betrachtet, in dieser Konstellation nur scheitern konnte, was mich vermutlich gerettet hat.

Die Liebe ist ein Gefühl starker Zuneigung und innerer Verbundenheit. Was genau sie kennzeichnet, belegt oder ausmacht, ist so umstritten wie die Menschen unterschiedlich sind und es ist müßig, sich darüber noch mehr Gedanken zu machen. Erich Fried dichtete einst so klar wie treffend, es ist, was es ist und das genügt eigentlich. 

Hier ist vor allem wichtig, die Liebe ist ein Gefühl. Es mag zwar physische Auswirkungen haben, bestimmte Hormone freisetzen, neurologische Reaktionen hervorrufen, die messbar sind, also auch belegbar sein aber zuerst ist sie ein Gefühl, etwas in unserem Kopf, was durch nichts belegbar ist als unsere Liebeserklärung oder eben entsprechendes Verhalten, was darauf schließen lässt. An die Liebe muss ich also glauben, um mit ihr glücklich zu werden. Fehlt es am Glauben, an das Gefühl, mangelt es an der wichtigsten Bedingung der Liebe.

Es gibt Versuche Liebe durch große Geschenke oder Erklärungen auch schriftlicher Form zu belegen, diese dienen allerdings meist eher dem schlechten Gewissen als der Liebe Auch die Ehe als institutionalisierte Form der Liebe ist dem Gefühl eher abträglich und könnte als umgekehrte Prüfung verstanden werden. Was sogar dies übersteht, scheint auf Dauer angelegt, auch wenn wir gewohnheitsmäßig das andere versichern, was aber auch rituell bedingte Gewohnheit sein könnte, die vielfach das kritische Denken im Alltag ersetzt.

Was immer zählt, ist das Gefühl, was eben manchmal verloren geht, wie Erich Kästner es so wunderbar traurig für das Paar im Café bedichtete, das beieinander saß und dem die Liebe verloren ging, wie anderen ein Stock, Hut oder Schirm. Das ist tragisch und ergreifend, manchmal nicht zu begreifen, weil doch eben noch alles so schön schien, aber es ist dann auch einfach so und keiner könnte je nur den einen Grund benennen. Es ist die Summe der Ereignisse, die Liebe sich verflüchtigen lässt. Die Ehe und ihr formaler Rahmen, der die Scheidung teuer macht, also die Trennung erschwert, soll dem vorbeugen, wenn auch auf der Liebe eigentlich feindliche paradoxe Weise, eben juristisch aber das ist Juristen vermutlich nicht erklärbar, die meinen alles sei regelbar und müsste geregelt sein, um zu funktionieren.

Wo aber nichts als Gefühl die Basis sein soll, nicht wie bei früher arrangierten Ehen noch viele andere Gründe, bedarf es zuerst des Glaubens an dieses, wo dieser fehlt, hat schon das Gefühl einen Mangel, der durch nichts ausgleichbar ist.

Weil wir es gewohnt sind, Beziehungen und Ehe mit Liebe zu verwechseln oder gleichzusetzen, müssen wir uns über deren Scheitern nicht wundern, weil wir eine von verschiedensten Faktoren beeinflusste Konstellation auf ein Gefühl allein stellen wollen, aber zugleich nur aus diesem begründete Dinge wie Treue und anderes dort sanktionierten, ist dieses Besitzdenken aus der Zeit der gestifteten Ehen, die der Versorgung und der Vermögenswahrung dienten neben der Fortpflanzung und die von den Regeln des Aberglaubens stärker geprägt waren als von Vernunft, für viele zu einem legitimen Gefühl geworden, halten sie Eifersucht, also der Liebe ferne Missgunst, für in der Liebe begründet, obwohl sie dessen Gegenteil ist und eigentlich nur zeigt, dass es an Liebe mangelt und dafür formale Prinzipien als Ersatz beschworen werden, die beides lächerlich machen.

Wer eifersüchtig ist, glaubt nicht mehr an das Gefühl. Egal, ob es Gründe für diesen Zweifel gibt oder nicht, betrügt der eifersüchtige Partner damit den anderen zuerst, weil er misstraut und damit den Kern der Liebe, den Glauben an ein Gefühl infrage stellt. Bei diesem Satz werden viele schwer schlucken und manche laut widersprechen wollen, was aber nur an einem Mangel logischen Denkens liegt und fehlender Konsequenz, die leider häufiger vorkommen als echte Liebe.

Ob ich es schön finde, wenn mein Partner sexuelle oder emotionale Erfahrungen auch mit anderen teilt, ist eine andere Frage und kann Gegenstand von Vereinbarungen zur Ordnung einer Beziehung sein. Dann kann eine offene Beziehung geführt werden oder nicht. Das hat aber mit der Frage der Liebe und ihrem Ende nichts zu tun.

Sofern Liebe der Glaube an das Gefühl ist, betrügt die Liebe zuerst wer nicht mehr an das Gefühl glaubt und darum eifersüchtig ist oder wegen irgendwelcher austauschbarer sexueller Handlungen meint, seine Ansprüche geltend machen zu müssen. Dies ist ein Verhalten, was wir aus dem Tierreich kennen, wobei die Schimpansen Männchen zwar scharf auf ihr Weibchen aufpassen, dieses aber versucht sich mit so vielen Männchen wie möglich zu paaren, um den Erfolg sicherzustellen und die soziale Sicherheit für die Kinder zu haben. Da sich dann viele männliche Tiere für Väter halten können, sind diese weniger gefährdet von dem einen oder anderen aus Eifersucht totgebissen zu werden. So dient dort die vermeintliche Monogamie der Weibchen des ranghöchsten Affen, nur dessen interner Machtdemonstration, während deren tatsächliche Polygamie dem Schutz des Nachwuchses dient.

Es gibt die Eifersucht also auch im Tierreich. Was vielen derer, die sich diesem Egoismus hingeben, Grund genug ist, ihr Gefühl für legitim zu halten, gar zu meinen ohne ein gewissen Maß an Eifersucht fehle einer Liebe die Leidenschaft. Doch zeigt diese unsinnige Verwechslung nur wie tief die Fehleinschätzung geht, die Rudelverhalten und Machtspiele in sozialen Beziehungen mit einem Gefühl verwechseln, dass, wie schon immer wieder betont, nur auf dem Glauben an ein Gefühl beruht, was sie durch ihr Verhalten schon negiert haben.

Es gibt nichts, was eine Liebe retten kann, wenn es am Glauben an das Gefühl fehlt. Zwar gibt es viele Methoden eine Beziehung am Leben zu erhalten, wenn der Glaube fehlt, weil dies der sozialen Stabilität der Gesellschaft, die auf Familien gegründet ist, dient, doch sind dies nur Versuche die Gesellschaft zu retten, den Glaube an das Gefühl können sie nicht retten, aber viele leben dafür in Beziehungen anstatt. Dies funktioniert auch besser als ständige hochemotionale Trennungen, die dem Aufwachsen der Kinder schaden und so besteht ein Interesse der Gemeinschaft Beziehungen auch ohne Glaube an das Gefühl aufrecht zu erhalten und sich dafür einzureden, dieses könne ja wiederkehren oder die Eifersucht sei legitim oder begründet, was sie nie ist oder sein kann.

Wenn die Eifersucht da ist, fehlt es am Glauben an die Liebe und also an dieser im Kern, dann geht es nur noch darum, die Machtbefugnisse aus einer Beziehungskonstellation einzusetzen, um den anderen zu kontrollieren und zu wunschgemäßen Verhalten zu zwingen. Mit Liebe hat das nichts mehr zu tun, sondern mit Macht, Rache und Durchsetzung. Diese Negation der Liebe bei gleichzeitiger Betonung, es geschähe ja nur aus verletztem Gefühl, ist ein ständiges Paradoxon, mit dem wir uns gewöhnt haben zu leben, statt uns zu fragen, was dahinter steckt und warum es darum absurd ist.

Liebe ist ein positives, zugewandtes Gefühl, das dem anderen gut will. Es existiert nur im Glauben. Jeder andere Liebesbeweis kündet eigentlich nur vom mangelnden Glauben an das, was die Liebe im Kern ist, etwas nicht belegbares, an das ich positiv glaube oder nicht. Über Bedingungen einer Beziehung können Partner Verhandlungen führen, bei denen sie sich auf ein für beide Seiten tragbares Ergebnis einigen sollten. Das hat nichts mit Liebe zu tun, sondern allein mit der Frage, wie ich eine Beziehung im Alltag realisiere. Diese Verwechslung zu beenden und die Liebe von den lächerlichen Beziehungskämpfen frei zu halten, wäre ein echter Dienst an der Liebe, um das große Gefühl als solches zu würdigen. Davon sind wir in der Realität leider noch sehr weit entfernt.

Wenn ich liebe, vertraue ich auf das Gefühl. Tue ich das nicht mehr, brauche ich nicht mehr von Liebe reden, sondern kann nur versuchen, eine Beziehung aus anderen Gründen zu retten, der die Liebe längst verloren gegangen ist, was wieder vielen nicht gefallen wird, die es anders gewohnt sind aber damit sich wie die Liebe belügen und sich nur immer wieder wundern, warum sie in der Liebe nicht glücklich werden, die sie mit Beziehung verwechseln.

Glücklich macht die Liebe, wenn sie geteilt wird und darin Erfüllung findet. Voraussetzung der Teilung ist der Glaube an die Liebe des anderen. Dieser kann auch durch nichts belegt werden als den Glauben. Alle Gaben, die dies bestätigen sollen, von getauschten Ringen bis zu schriftlichen Versprechungen sind nur Ausdruck mangelnden Glaubens und wachsender Zweifel, die eigentlich vom nahen Ende der Liebe eher künden, konsequent gedacht.

Es gelten allerdings gesellschaftlich teilweise andere Bedingungen und so werden bestimmte Verhaltensweisen erwartet, die dem Bekenntnis zur Liebe dienen sollen, auch wenn sie in Wirklichkeit eher das Gegenteil belegen, weil sie Zweifel am Glauben an die Liebe widerlegen sollen, der Beweisführung des Unbeweisbaren dienen und damit vom Gegenteil logisch künden. Hier kann wie bei der Ehe argumentiert werden, wenn eine Liebe auch diesen widersinnigen Unsinn übersteht, der meist eher aus konventionellem Gehorsam ohne nachdenken geschieht, wird sie stark genug sein. 

Leider ist das Argument hier wie dort falsch. Es hat mit der Sache der Liebe nichts zu tun. Rechtfertigt nur ein konventionelles Verhalten und ist eine bloß unreflektierte Gewohnheit, die unaufgeklärtem Handeln entspricht. Unaufgeklärt ist, wer sich nicht aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit befreit hat. Unmündig ist, wer nicht aus eigenem Entschluss handelt, also vorliegend dem reinen Gefühl folgt, sondern Konventionen folgt, statt die Richtigkeit an seinem Gewissen zu messen. Selbstverschuldet ist dies, wenn es nicht aus Dummheit sondern aus Faulheit geschieht. Nur der Umkehrschluss könnte zulässig sein: Wer sich im Bewusstsein der Untauglichkeit der Ehe für die Liebe dennoch der Konvention unterordnet, um einen höheren Zweck damit zu erreichen, könnte aufgeklärt handeln. Es soll auch auf dem weiten Feld der Liebe solche Fälle geben und wem stünde schon ein Urteil über die Liebe zu, wenn diejenigen sich sicher sind.

Egal ob nun wirklich aufgeklärt und also mündig aus Liebe geheiratet werden kann, wäre die wichtigere Frage, nachdem klar ist, was Liebe ist und warum Eifersucht eher vom Ende der Liebe kündet, als der Versuch anderweitige Sexualität vor der Liebe zu verbergen, die im Gegenteil eher sogar als Beweis für eine solches Gefühl gewürdigt werden könnte, wären wir es nicht gewohnt unsere Emotionen anderweitig einzuordnen und würden nicht viele Lust und Liebe verwechseln, Trieb und Gefühl gelegentlich durcheinander bringen, ob mehr oder weniger Suche nach Triebbefriedigung in der Partnerschaft oder neben ihr nun von größerer Liebe oder mangelnder Erfahrung kündet,, falls nicht eben schon belegt worden wäre, dass die Eifersucht die der Liebe schädlichere Tat ist, weil sie mehr am Glauben zweifelt als die bloßen Konventionen widersprechende Tat, die in unserer Gesellschaft eben zufällig ans Gefühl gebunden ist, was mit der Moral der herrschenden Sekte des Christentums zu tun hat und deren Absolutheitsanspruch in Sachen Liebe. Wer Sex mit Liebe kennt und dabei sogar noch geteilte Befriedigung erfahren durfte, wird wissen, dass alles andere unwichtiger Sport nur ist, der nicht weiter der Rede wert ist. Aber der Vorgang des Sex als Form der körperlichen Befriedigung hat nichts mit Liebe zu tun. Es geht mit oder ohne und geht auch für sich selbst, mit welchen Gedanken dabei auch immer.

All dies zeigt, wie absurd die Eifersucht ist, die meint, sie kämpfe um die Liebe, die sie in Wirklichkeit aber negiert, weil ihr der Glaube als existenzielles Merkmal fehlt und dies alles nur, um eine Konvention aus christlicher Dogmatik zum Sexualverhalten zu verteidigen, die das Gegenteil von Liebe als Gefühl in vielem ist und nebenbei noch die Ordnung der Beziehung mit dem ihr zugrunde liegenden Gefühl verwechselt.

Eifersucht war für mich nie ein Problem, weil ich immer wusste, du bist zusammen, weil du es willst und wenn du es nicht mehr willst, kannst du es auch lassen. Sexueller Trieb und seine schnelle Befriedigung sagt nichts über die Enge einer gewachsenen emotionalen Beziehung aus. Wenn ich in einer Beziehung glücklich und zufrieden bin, habe ich nie ein anderes Bedürfnis. Gelegentliche Ausnahmen, die dem Trieb und der Natur geschuldet sind, sollten auch so betrachtet werden und schaden nicht, im Gegenteil, denke ich inzwischen. Wen ich liebe, der würde ich auch immer gönnen, mal einer Laune zu folgen und dafür nicht die Liebe verspielen zu wollen, die viel kostbarer ist. Dabei ist mein Bedürfnis dahingehend inzwischen relativ gering geworden und doch hielte ich harmlosen schnellen Sex, der mich aber ohnehin nicht interessiert, immer für wesentlich unwichtiger als eine intensive emotionale Beziehung.

Aber darum geht es ja nur am Rande in diesem Essay, das sich schon viel zu sehr der Eifersucht und der Aufklärung darüber, wer dabei die Liebe zuerst verleugnet, widmet, als dem Titelthema der Liebesfreiheit, auch wenn dies schon zwischen den Zeilen gelesen werden konnte. 

Sind wir frei zu lieben, oder folgen wir einer höheren oder hormonellen Bestimmung füreinander dabei, fragt sich nur, wer seinen Kant nicht kennt und noch unaufgeklärt katholisch liebt, statt aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit wie oben geschildert befreit. Wären wir nicht frei, auch wenn uns nicht alle Gründe dafür bewusst und manche Hormone uns wie fremdgesteuert handeln lassen, wäre die Liebe als Entscheidung füreinander wertlos. Dies mag noch an der traditionellen Gleichsetzung von Ehe oder Beziehung mit Liebe liegen, die viele verkennen ließ, dass es bei dieser praktischen Beziehung nicht primär um Gefühle ging, sondern diese nur zusätzlich daran gehängt wurden als Verzierung. Ohne Freiheit der Gefühle keine Liebe. Folglich ist die Liebe auch allen Bedingungen feindlich gesinnt. Sie ist, was sie ist und genügt sich. Wer Liebe an Bedingungen knüpft, liebt nicht mehr, sondern versucht unter konventionellen Bedingungen seine Interessen im Machtkampf durchzusetzen.

Glücklich macht die Liebe, die gegenseitig erfüllt, egal in welchem Bereich, was auch immer sich wie und wo gut tut, dabei teilen kann. Wer das alles mit einer Person kann, mag sich glücklich preisen, es zu wollen, ist aber sicher zum scheitern verurteilt, weil kein Mensch den Erwartungen entsprechen kann, die jemand an sein eigenes Glück hat, wie die Erwartungen ohnehin jede Liebe töten, da sie nur im Kopf desjenigen mit Erwartungen existieren, also logisch nur enttäuscht werden können und damit die permanente Frustration in sich tragen. Auf den Partner für alles zu hoffen, ist das sichere Unglück, weil es gleich der Erwartung in der Liebe, schon die sichere Enttäuschung in sich trägt. 

Damit die Liebe sich jenseits aller Erwartung und sicheren Enttäuschung entfalten kann, um zu voller Größe zu finden, die das größte Glück bescheren kann, bedarf sie völliger Freiheit. Wer der Liebe eine Chance geben will, verleiht ihr erwartungslos Flügel, hofft auf nichts bestimmtes in einer Person, sondern freut sich am möglichen, wie es sich zeigt. Manchmal soll sie dann tatsächlich zeigen, hab ich schon raunen gehört.

Wer nun meint, diese Definition der Liebe sei zu eng und damit fielen die meisten Lieben durch, was nicht gerecht wäre, hat etwas falsch verstanden. Die Liebe kann alles und sein, wie sie es will, was sie ohnehin tut. Aber wer im Alltag mit der Liebe leben will, sollte sich klar sein, was Liebe ist, wo sie gefährdet ist und wie wir sie schützen können. Dazu gehört auch, gegen alle Gewohnheit, zu sagen, Eifersucht gefährdet nicht die Liebe sondern ist Ausdruck für ihr längst Ende, auch wenn wir eine Beziehung aus Gewohnheit noch weiterführen können, wie so vieles im Leben, was weder aufrichtig ist, noch dem Gewissen genügt aber schon immer so gemacht wurde. Zeit darüber nachzudenken, es infragezustellen, um der Liebe wegen, die viel seltener ist als viele sagen, um glücklicher zu lieben.

jens tuengerthal 22.7.20

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