Lektürentagebuch 12.11.24
Heute nur in Andrea Wulfs plötzlich
Wieder ganz fabelhaften Buch über
Die fabelhaften Rebellen gelesen
Das sich endlich von Jena löste
Damit schwindet auch die dort
Depressive Stimmung es kommt
Wieder Bewegung in die Handelnden
Gefesselt las ich ein ganzes Kapitel
Schelling und Caroline ziehen gen
Würzburg wohin er einen Ruf erhielt
Zu deutlich verbesserten Bedingungen
Für die neue bayerische Universität
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss
Der das deutsche Reich auflöste was sich
Noch heilig und römisch nannte hatten die
Bayern Franken bekommen und so auch
Jene vorher katholische Universität die sie
Nun mit berühmten Lehrern aus Jena wie
Schelling einer war bestücken wollte was
Caroline unliebsame Bekannte brachte
Die selbstbewusste Gattin die selbst
Eine Intellektuelle war hatte wohl eher
Weniger Freude am dort Tratsch war
Lieber weiter kritischer Geist dort
So beschreibt Wulf sehr einfühlsam
Wie wenig ihr die Rolle als nur Gattin
Des Herrn Philosophieprofessor lag
Sie damit auch Konflikte provozierte
August Wilhelm Schlegel ist in Berlin
Wo er noch hofft Vater zu werden von
Seiner Geliebten der Schauspielerin
Und als er es wurde war er es nicht
Sie hatte nicht nur ihren Gatten mit
Ihm betrogen sondern auch ihn mit
Einem Dritten dem dann Vater was
August Wilhelm dann zu frei war
Die freie Liebe fand ihre Grenzen
Wohl im sexuellen Bereich der
Mit großen Gefühlen verknüpft
Sich ganz konventionell sehnte
Er weilte noch etwas unmotiviert
In Berlin weiter arbeitend bis er mit
Madame der Stæl gen Schweiz zieht
Erschöpft vom Betrug seiner Geliebten
Die de Stael wollte angewidert von
Napoleon die deutsche Romantik wie
Deren neues Denken aus Jena erforschen
Besuchte Goethe und Schiller in Weimar
Stellte dort erstaunt fest dass beide keine
Politischen Zeitungen lasen und viele mit
Schelling das Ideal der Realität vorzogen
Warum die deutschen ohne Demokratie
Weiterhin unterdrückt die Welt in ihrem
Kopf der Realität vorzogen wie sie es
In ihrem Buch über Deutschland beschrieb
Was literarisch Ergebnis ihrer Reise wird
Diese große Sympathisantin auch der
Französischen Revolution die Napoleon
In ihren Augen verriet war darob erstaunt
Was bis heute noch gelten könnte
Die selbstbewusste ständig redende
Französin strengte Goethe und Schiller
Wohl etwas an jedenfalls empfahl Goethe
Ihr August Wilhelm Schlegel als Quelle
Diesem Rat folgt sie und fährt sogleich
Gen Berlin um diesen dort aufzusuchen
Sie ist begeistert von August Wilhelm wie
Seiner umfassenden literarischen Bildung
Findet einen ihr ebenbürtigen Mann für
Information und gute Gespräche der noch
Dazu fließend französisch und englisch
Auch sprach im Gegensatz etwa zu Fichte
Zwar suchte sich auch diesen auf doch
Unterbrach sie ihn wohl schnell weil sie
Sei System bereits verstanden hätte
Daher nicht weiter interessiert war
Dafür engagiert sie Schlegel als Hauslehrer
Für deutsche Literatur und Philosophie für
Ihre Kinder in der Schweiz wohin sie vor
Napoleon geflohen war und auch für sich
Als lebenslangen Gesprächspartner mit
Garantierter guter Rente bis zum Tod
Wie genug freier Zeit zum Schreiben
Dem engagierten Literaten noch ließ
Was immer dieses geistige Verhältnis
Noch umfasste nahm August Wilhelm
Damit aller Geldsorgen ledig gerne an
Was die reiche Erbin ihm alles anbot
Friedrich scheiterte in Paris mit seiner
Europa Zeitschrift die leider nur 300
Abonnenten fand und die Vorlesungen
Über die deutsche romantische Literatur
Interessieren leider keinen Franzosen
Paris und Frankreich werden immer
Autoritärer von Napoleon regiert der
Sich noch zum Kaiser krönen lässt
Friedrich studiert nun den Funden
Der Großen Armee gedanklich folgend
Persisch und Sanskrit in Paris gibt 1808
Die erste Studie zum Sanskrit heraus
Die in Deutschland bis dato erschien
Der Mutter aller Sprachen wie er meint
Dann zog es sie ins katholische Köln
Für eine gut bezahlte Dozentenstelle
Darum konvertiert Dorothea zum Christentum
Friedrich protestantisch noch in Paris zu
Heiraten nach Köln als Ehepaar zu ziehen
Warum sie Alexander von Humboldt leider
Verpassen der gerade von seiner großen
Südamerika Expedition zurück kommt der
Noch zu den alten Jenaer Freunden gehörte
Der nun seine Erlebnisse veröffentlichen will
Trotz Schillers intriganter Intervention vorab
Verlegt ihn Cotta der schon das gute Geschäft
Witterte und nicht auf den Dichter hörte sondern
Alle wichtigen Geister der einst Jenaer Romantik
Für die Jena längst provinzielle Geschichte ist
Wie die alten Freunde aus Jena teils längst
Verfeindet waren gemeinsam in seinem
Verlagsprogramm damit vereint hatte
Goethe und Schiller werden im eisigen
Winter von 1805 beide krank was sich
Länger wechselnd leidend hinzieht bis
Am 9. Mai 1806 Schiller dann verstirbt
Innerlich bereits völlig zerfressen soll
Sein Herz einem Schwamm geglichen
Haben wie seine Lungen zerstört vom
Langer Krankheit gewesen sein
Goethe verzweifelt darüber völlig
Lässt sich aber den Schädel des
Freundes aus der Gruft holen und
Lebt noch 26 Jahre gesund weiter
Ein hervorragendes Kapitel heute
Gut erzählt mit weitem Blick für
Große Zusammenhänge wie Wulf
Es in ihrer Humboldt Biografie zeigte
Erklärt geistige Zusammenhänge wie
Deren Wege aus dem Zusammenhang
Zeigt die gute Seite der Romantik auch
Wenn die These vom Ich als Zentrum
Gewagt bleibt wird das runde Bild
Einer Epoche sichtbar ohne nur auf
Das depressive Gejammer in Jena
Sich noch länger zu beschränken
Nichts gegen Jena wo einer meiner
Großväter Zahnmedizin studierte wie
Die Turnverbindung meiner Eltern
Die Gothanen ihren Ursprung haben
Doch wird die Erzählung der Romantik
Wieder groß und erfasst die Epoche
Wo sie das längst wieder erledigte
Städtchen wieder in die Welt verließ
Für dieses vorletzte Kapitel wie auch
Einige der vorigen kann ich das Buch
Allen Leserinnen empfehlen während
Der Untergang Jenas eher nervig war
Die auch depressive Seite der stets
Gefühlvollen Romantik und ihrer
Neigung zur Selbstüberschätzung ist
Dagegen keine lohnende Lektüre
Auch wenn sich alles so zugetragen
Haben mag und gut recherchiert
Die Stimmung im Privaten spiegelt
Halte ich vieles für entbehrlich dabei
Zu sehen welche Köpfe gerade auch
Von Frauen aber die Romantik einst
In Jena konzentrierte wie bewegte
Was Goethe anzog bleibt spannend
Wie kleinlich menschlich sich diese
Großen Geister der Geschichte dort
Verhielten gerade gegen Ende hin
Hat eher geringen Informationswert
Schön aber beschreibt Wulf dafür
Das Wiedersehen und den Abschied
Mit Versöhnung von Caroline und
August Wilhelm in Würzburg dann
Als dieser mit Madame bereit auf
Dem Weg in die Schweiz ist was
Zumindest ein gutes Ende gibt
Für zwei ganz zentrale Figuren
jens tuengerthal 12.11.24