Dienstag, 12. Dezember 2023

Nacktbild

Nacktbild

Manche schicken sich
Nacktbilder um so auch
Von Ferne nah zu wirken
Lust aufeinander zu finden
Kenne das auch irgendwie
Fand es zeitweise heiß
Heute lächle ich darüber
Eher ohne alle Eitelkeit
Lohnt es irgendwann
Weniger als im Rausch
Noch straffer Jugend
Der wie alles verfliegt
Doch denke ich an
Michel de Montaigne
Der sich in seinen Essays
Ganz nackt präsentierte
Wie er im Vorwort sagte
Überlege ob meine Verse
Das gleiche schon sind
Der Dichter sich nackt
Vor den Leserinnen zeigt
Wenn sie zu lesen verstehen
Oder es eher ein Tanz mit
Schleiern aus Worten ist
Die mich schamvoll verhüllen
Zeigt sich wer alles zeigt
Angreifbarer nackt als jene
Die immer verhüllt bleiben
Ist nur der Wechsel noch
Etwas ungewöhnlich zuerst
Dabei zeigt die Liebeslyrik
Viel mehr von mir als ein
Nur Aktfoto je könnte was
Bloß Leserinnen bemerken
Eine schickte mir einst als
Wir innig verbunden waren
Unendlich viele Aktbilder
Ferner ist sie mir heute
Als jene die je Briefe mit
Berührenden Worten sandten
Bilder berühren nur die
Oberfläche während Worte
Tief in mir nah kommen
Sich nackt in Versen den
Leserinnen zu zeigen ist
Viel intimer als jedes Bild
So gesehen bin ich gerne
Wie Montaigne ganz nackt
Völlig schamlos dabei was
Anarchische Freiheit schenkt
Weil ich nichts mehr noch
Zu verbergen habe kann ich
Sein wie ich will was schon
Frechheit genug gerade ist
Zeige mich weiter nackt im
Grenzenlosem Netz ohne je
Zensur der stupiden Wächter
Der Moral zu fürchten denn
Ohne Maske ausgezogen in
Worten im geistigen FKK quasi
Lebt sich gänzlich unbefangen

jens tuengerthal 12.12.23

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