Mittwoch, 27. November 2019

Bücherrückzug

Michel de Montaigne zog sich
Von der Welt in seinen Turm
Der Bücher zurück um dort erst
Im Schatten seiner Bibliothek
Nur quasi antik hell erleuchtet
Seine Essays zu schreiben
Die ihn als großen Denker der
Renaissance uns erhielten
Während seine Bibliothek sich
In alle Winde zerstreute blieb
Sein Geist wach und aktuell
Durch zeitlose Bücher belebt
Er der weiter mit den Königen
Korrespondierte und sie beriet
Bürgermeister von Bordeaux war
Weniger gewollt als halt gewählt
Zog sich zu den Büchern zurück
Besuchte nur gelegentlich seine
Jugendliche Geliebte die später
Seinen geistigen Nachlass hütete
Dafür von der Welt als Frau die
Unverheiratet blieb verspottet
Aber davon ganz abgesehen was
Hier also keinerlei Rolle mehr spielt
War der Rückzug für Montaigne
Entscheidend um seine Rolle als
Autor der Essays zu finden der sich
Als großer Leser dabei offenbarte
Weil er soweit nur irgend möglich
In seinem Turm an einem Ort blieb
Sich von der geschäftigen Welt
Die er spöttisch betrachtete zurückzog
Weil Lektüre immer einsam ist
Tat er entsprechend das vernünftigste
Was ein leidenschaftlicher Leser je
Tun kann um glücklich zu leben
Indem er sich mit seinen Liebsten
Hingebungsvoll zurückzieht was der
Herr von Montaigne doppelt klug tat
Um so das Leben ganz zu genießen
Seinem Geist genug Raum zu geben
Hatte Michel mit dem kleinen Turm
Neben seinem Schloss sich einen
Idealen Ort gewählt an und abwesend
Zuhause und doch nicht da zu sein
Rückzug von Büchern umgeben
Ohne vom Alltag gestört zu werden
Da er die Verwaltung der Finanzen
Wie der Güter seiner Frau überließ
Die eine praktischere Neigung hatte
Er sich nicht um Geld kümmern wollte
Was uns heute unter der Herrschaft
Der Erbsenzähler fast unmöglich ist
War schon damals ungewöhnlich
Musste auch er sich erst befreien
Der früher all sein Geld ängstlich
Bei sich trug in unruhiger Zeit der
Hugenottenkriege die er miterlebte
In denen er die Könige noch beriet
Besonders Henry von Navarra der
Später als IV. so berühmt wurde so
Großvater Ludwigs XIV. der dann
Alle Toleranz wieder aufhob damit
Langfristig Preußen stark machte
Aber das ist eine ganz andere
Geschichte die weniger mit dem
Hier Rückzug als Ideal der Leser
Noch zu tun hatte als mit Auszug
Vertreibung und Flucht ganz ohne
Alle Toleranz wie sie Montaigne
Der große Leser der Antike lebte
Den sein Vater noch entsprechend
Alten Idealen der Renaissance erzog
Mit viel Bildung und Literatur aber
Auch den bodenständigen Geist
Der Landbevölkerung erhielt in deren
Mitte er die ersten Jahre glücklich
Verbrachte was sich erkennen lässt
Am vielfach nüchternen Blick der
Gerne alles auch kritisch sieht was
Die Gewohnheit an Konvention uns
So erfolgreich gern überspült ohne
Noch kritisch darüber nachzudenken
Was dagegen der Rückzug mit Büchern
Um den es eigentlich in diesem längst
Geschwätzig langen Gedicht geht
Das im Umherschweifen im Stile
Eines Montaigne sich ergeht um so
Brücken zur Lektüre zu bauen die
Aus der Einsamkeit des Rückzugs
Den Geist uns weitete um so mit
Toleranz glücklich leben zu lernen
Wozu gute Lektüre immer hilft die
Den Rückzug in den Bücherturm
So verlockend uns wieder macht
Denn was braucht es von der Welt
Als eine ungestörte Bibliothek in der
Die Gedanken frei wandern können
Freiheit und Toleranz verpflichtet
Statt des ewig eiligen Fanatismus
Sich von der Welt entfernen um sich
Zum Lesen genüsslich zurückzuziehen
Denn was geht mich die Welt noch an
Mit genug guten Büchern im Turm
Glücklich beim Bücherrückzug

jens tuengerthal 27.11.19

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