002d Ob ohne Glaube was fehlt
Als mich meine Tochter gerade anrief und vorschlug, ein Star Wars Buch für meinen Neffen zu kaufen, dass sie gerade entdeckt hatte, fragte ich sie, ob sie glaube, dass so ein Buch etwas für den kleinen, großen Bastler wäre. Wusste es nicht genau, war mir also nicht sicher, sie war sich dagegen sicher, dass es zu ihm passte, dennoch fragte ich, ob sie glaube, dass es passt und nicht, ob sie sicher sei, es wisse oder ähnliches.
Ging es dabei um Glauben oder nur um etwas, wovon ich eben keine Ahnung habe, wie etwa Star Wars und war diese Frage richtig oder falsch?
Es ging nur um eine Sache von der ich keine Ahnung habe, was für ein Weihnachtsgeschenk zu einem Jungen in diesem Alter passt und ich wollte einfach nur ihre Meinung dazu hören. Traue ihrer Meinung da mehr als meiner Ahnung, weil sie näher dran ist und es wohl besser weiß. Dabei ging es mir nicht darum, eine wahre Aussage zu bekommen im Sinne von unwiderlegbar, was bei Geschenken wohl keiner je vorhersagen kann, sie sollen ja auch überraschen, sondern nur um ein Gefühl für die Sache.
Eigentlich war die Frage völlig überflüssig, sie hätte mich ja kaum angerufen, wenn sie nicht meinte, es passte irgendwie zu ihm. Dennoch war es keine bloße Floskel sondern die Suche nach Bestätigung im Ungewissen.
Natürlich nahm ich ihr Angebot dankbar an, froh, etwas nicht mehr besorgen zu müssen und den Kopf davon frei zu haben, um etwa wie hier, über ihr Buch und damit die Dinge des Lebens nachzudenken und dabei insbesondere die Frage, ob uns ohne Glaube etwas fehlt.
Den Gläubigen fehlte wohl etwas, dass ihnen Halt und Trost gibt, eine gute Aussicht für sie ist, in eine immer ungewisse Zukunft. Dieser Satz ist so erwartungsgemäß wie das Amen in der Kirche. Aber fehlte den Atheisten, die keine Götter kennen und an nichts glauben, auch etwas oder wären sie froh, wenn sich ihre Meinung endlich durchsetzte?
Doch manches glaube ich auch nur, wie ich im Vergleich sagen würde, weil ich es nicht weiß und nicht wissen kann. So ist Glaube immer Ausdruck von Unwissenheit, für die Gläubigen aber dafür von Gewissheit, die den Atheisten und Ungläubigen eher völlig fehlt. Berechtigt aber fehlende Gewissheit zu endgültigen Urteilen?
Gläubige haben auf vieles eine Antwort im Buch der Bücher, wissen um ihr Weiterleben, dass sie sogar noch durch ihr Wohlverhalten beeinflussen können, glauben sie zumindest oft, um kürzer in der Hölle zu schmoren, gleich in den Himmel zu kommen oder im Zyklus der Wiedergeburten aufzusteigen, dem keiner entkommen könnte.
Wie wäre die Welt, wenn alle Gläubigen plötzlich vernünftig würden, den Aberglauben ablegten, Weihnachtsmärkte einfach Wintermärkte zur Feier der Sonnenwende würden, Kirchen als Gemeindesaal oder als Bühne für Konzerten, wenn nicht sogar als Clubs genutzt würden?
Manches wäre wohl kulturhistorisch erhaltenswert und sollte beschützt werden - aber nach welchen Maßstäben, wenn der Aberglaube endgültig Geschichte wäre?
Singen wir dann noch die alten schönen Weihnachtslieder, weil es so romantisch ist oder müssten wir uns neue Verse und Wege suchen, weil es allen nur noch absurd erschien?
Gäbe es einen schnellen Wandel oder ginge es wie immer in der Evolution ganz langsam vor sich?
Sind wir vielleicht längst mitten in diesem Prozess und ist der alte Glaube eine Koryphäe geworden, wie eine aussterbende Tierart, die darum schutzbedürftig ist?
Die Abhängung und Beseitigung aller Kreuze, dieses grässlichen Folterwerkzeuges, fände ich persönlich sehr begrüßenswert, wenn ich auch für alle kulturhistorisch bedeutenden Stätten hier Ausnahmen gestattete.
Was sollte aus einem wunderschönen Altar von Riemenschneider das Kreuz herausgenommen werden, nur weil wir Folter nicht mehr öffentlich preisen wollen?
Wollen wir wie die Baanausen der Kulturrevolution unsere Kultur zerstören, wie es der IS gerade in Syrien vormacht?
Andererseits frage ich mich, ob Zensur oder Verbote uns je der Freiheit näher brachten oder nur die Sklaverei noch verlängerten, in dem nun in neuem Namen das je vorherige Dogma verboten würde.
Glaube wirklich, dass Verbote beim Glauben nichts bringen, denn, wie Kant so richtig feststellte, ist Aufklärung immer die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit durch selbständiges Denken, nicht durch neue Dogmen und autoritäre Lenkung, auch wenn diese sich freiheitlich gern gibt.
Andererseits praktizieren viele religiöse Länder diese Intoleranz gegenüber anderem Glauben - wäre es dann richtig diese Länger umgekehrt genauso zu behandeln, wie es AfD und Pegida immer wieder lautstark fordern?
Nur weil sich einer wie ein Idiot aufführt, wird damit idiotisches Verhalten nicht legitim. Auch wer den Mörder seiner Liebsten tötet, bleibt, wenn es nicht gerade nur im Affekt geschieht immer zumindest ein Totschläger, wird vielleicht sogar zum Mörder, dessen Tun genauso zu beurteilen ist, weil hier keiner solches Unrecht begehen darf, egal, was der andere vorher tat. Unrecht bleibt Unrecht und wer es begeht, setzt sich in ein solches und kann sein Handeln nicht mit dem Unrecht eines anderen rechtfertigen, außer, es besteht gerade zufällig noch ein gegenwärtiger, rechtswidriger Angriff auf ihn, den er nicht ertragen muss und gegen den er sich mit Notwehr oder anderen mit Nothilfe wehren kann.
Ein Grenzgebiet betreten wir hier gerade bei der Frage, wie weit die Verteidigung der Rechtsordnung gegen fanatische Gläubige gehen muss, was unsere Toleranz zulassen muss und wo wir uns dringend wehren müssen.
Dürfen Frauen vollverschleiert hier herumlaufen oder gehört diese Verhüllung gemäß den Geboten einer islamischen Sekte verboten und mit Strafe bewehrt?
Gefährdet es meine Freiheit, wenn diese Frauen meinen, sie dürften ihr Gesicht keinem Mann als ihrem zeigen und wo ziehe ich da welche Grenzen?
Verbiete ich schon das Kopftuch für Beamte, verweise ich auch alle Nonnen aus dem Staatsdienst, fragt sich, mit welcher Autorität soll ich das überhaupt tun?
Schwierig ist es im Staatsdienst, in dem die Betreffenden in ihrer Verkleidung des Aberglaubens auch den Staat repräsentieren und es könnte fraglich sein, ob dieser so repräsentiert werden möchte. Dennoch gilt immer auch die Glaubensfreiheit, die keiner leichtfertig für dummen Populismus auf Pegida-Niveau infrage stellen sollte. Es dürfen Polizistinnen wie Soldatinnen lange Haare tragen, bei Männern tun sie sich da manchmal noch schwerer.
Die Burka und andere Formen der vollständigen Verschleierung sind sicher auch Ausdruck einer frauenverachtenden Kultur, die nicht nach Europa passt und unsere Werte infrage stellt. Bedeutete Toleranz hier schon eine Kapitulation?
Sollten wir diesen Frauen nicht helfen, indem wir sie dazu verpflichten, sich zu enthüllen, sich selbst zu befreien?
Doch gibt es keine taugliche Hilfe zur Aufklärung und keine Befreiung aus den Zwängen der selbstverschuldeten Unmündigkeit mithilfe autoritärer aber gut gemeinter Regelungen. Kant kann hier wirklich im Wortlaut gefolgt werden. Aufklärung ist immer die Befreiung des Einzelnen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit durch selber denken, nicht durch Anweisung.
Wer glaubt, die arabischen Frauen durch Bekleidungsverbote zum kritischen Denken anregen zu können, hat die Prinzipien der Aufklärung und des kategorischen Imperativs nicht verstanden. Es ist einfach nur dummes Zeug, in einer freiheitlichen Gesellschaft etwas verbieten zu wollen, was jeder als seinen Glauben, für sich entscheiden muss, der niemanden etwas angeht. Solche Verhüllungsverbote sind so lächerlich wie Bekleidungsgebote oder ein Uniformzwang für alle, sie sind geistig wertlos, führen nur zu Trotz gegen einen Staat, der besseres tun könnte, um den Geist der Freiheit zu fördern als Strafzettel für falsche Kleider zu verhängen.
Wenn die freiheitliche Gesellschaft sich gegenüber dem radikalen Islam verteidigen will, weil sie sich durch diesen bedroht sieht, muss sie ihre Werte gemäß deren Charakter verteidigen. Die Freiheit des Glaubens verteidige ich nicht, wenn ich anderen ihren verbiete, weil mir dessen Kleidergebote unfrei erscheinen.
Die Taufe und die Beschneidung verteidigen mit der Begründung sie diene der gelebten Religionsfreiheit und andererseits die unmenschliche aber inhaltlich als bloße Initiation gleich geartete weibliche Beschneidung zu stigmatisieren und zu bestrafen, ist nicht zu rechtfertigen und nach der Logik, die Strafen begründen können muss, dummes Zeug. Die besondere Lautstärke der Grünen-Vertreter in dieser Diskussion zeigte wieder einmal wie sehr diese Bewegung eben auch Sektencharakter hat und von dogmatischen Glaubenssätzen ausgeht, die sie im Namen der Sache auch alle Logik vergessen lassen.
Natürlich bin ich ein Feind der Klitorektomie und halte diese vorsintflutliche atavistische Sitte für unmenschlich grausam, eine lebenslänglich folternde Straftat, die hart sanktioniert werden sollte. Andererseits ist sie von der ethischen und sittlichen Beurteilung her genau das gleiche wie Taufe und Beschneidung, wie bereits im anderen Kapitel dargelegt, ein Initiationsakt, der in die körperliche oder geistige Unversehrtheit eines Kindes eingreift und der nur aus dem Glauben heraus begründet werden kann.
Natürlich verletzt die Taufe nicht wie die Beschneidung und ist diese nicht so folgenschwer wie die Klitorektomie, doch kann eine bloß graduelle Unterscheidung hinsichtlich der Wirkung nichts am zugrundeliegenden Prinzip ändern und müssten wenn alle gleich behandelt werden, was dann wieder die Frage stellte, wie weit darf der Staat sich in solche privaten Dinge, die Eltern für ihre Kinder entscheiden, überhaupt einmischen?
Taufe oder Konfirmation sind im westlichen Teil der Bundesrepublik lange mehrheitlich der soziale Initiationsakt gewesen, im Osten war es die Jugendweihe. Was käme heute, wenn beides wegfällt, was wäre angemessen, wie weit geht es den Staat etwas an?
Der völlige Verlust des Glaubens hätte auch enorme soziale Folgen in einer Gesellschaft, die es über Jahrtausende gewohnt war, ihren Kindern die Werte anhand der alten Sagen des Glaubens auch zu erzählen. Sollten dann Conny oder die 5 Freunde, gar die ???, die Geschichten von Noah, von Hiob, die Weihnachtsgeschichte, David und Goliath, den Turmbau zu Babel, die Trompeten von Jericho, Moses Auszug aus Ägypten und anderes mehr ersetzen, dass uns die meiste Kunstgeschichte überhaupt erst verstehen ließe?
Wer eines verliert, sollte überlegen, wie es ersetzt werden kann, um nicht seine Kultur und die Beziehung zu ihr völlig zu verlieren, wie es leider vielen Menschen heute längst geht, die keinen Bezug mehr zu den alten Geschichten und ihrer Bedeutung haben. Der größere Teil der vermeintlichen Retter des christlichen Abendlandes in Dresden hat eine DDR-Biografie und wenig bis keine Ahnung von den kirchlichen Geschichte, wenn sie nicht ein wenig oppositionell sich noch privat um die religiöse Erziehung gekümmert haben. Die dort missgünstigen Rassisten, welche die Invasion des Islam fürchten und unsere Volksvertreter hängen möchte, aus lauter Angst um ihre Habseligkeiten, haben meist keine Ahnung von christlicher Kultur und deren Werten. Sonstige wurden auch nicht wirklich vermittelt. Der Ethikunterricht, wenn es ihn denn gab, führte schon immer ein Schattendasein.
Als ich im ersten Jahrgang überhaupt in Baden Württemberg 1992 in Ethik mündlich Abitur machte, war ich noch ein totaler Sonderling und bekam aber immerhin wie prägend und schön, einen wunderbaren Text aus Kants praktischer Vernunft, also was ganz klassisches, zu dem ich befragt wurde. Damals hielt ich, als ich das Abitur dann doch hatte, ein Plädoyer für ein Hauptfach Ethik in der Abiturrede, die mir auch noch vielleicht zufällig zugefallen war, aber nicht der mündlichen Ethikprüfung wegen. Heute schiene mir das noch nötiger, um wieder einen Wertekonsens zu erreichen und ihn so sehr zu diskutieren, wie zu vermitteln.
Für Flüchtlingskinder mindestens so wichtig wie für viele deutsche Kinder, die sich wenig Gedanken meist über die Tragweite ihres Handelns machen und die ethischen Folgen, dessen was sie tun, sich nur laut aufregen, sobald es sie betrifft. Diese Wutbürgermentalität lernen viele schon in der Schule und schon zu meiner Zeit, als unsere Lehrer als alte 68er uns noch gern zum Aufstand anstacheln wollten, wurde gerechter Zorn vielfach für wichtiger gehalten als differenzierte Abwägung und ein reifes ethisches Urteil.
Bis zur neunten Klasse hatte ich auch noch Religionsunterricht, dann war ich religionsmündig, durfte also insoweit wählen und entschied mich für Ethik und das war auch gut so, sage ich heute, entsprach mir eher als die alten Geschichten des Aberglaubens - von Anfang an, war ich in Ethik immer einer der engagiertesten, die immer alles genau wussten und über alles diskutieren wollten - total nervig für die Schläfer in der letzten Reihe, anstrengend sicher auch für einige Lehrer aber manche auch begeisternd, seltener allerding, dahingestellt ob das an meiner oder ihrer Qualität lag.
Nichts ist so wichtig wie dieser Unterricht, der nur ein Ersatzfach war und doch den Kern von allem beleuchtete, den Dingen einen Grund gab und sie erklärte, denke ich heute noch - Mathe, Deutsch, Englisch, Naturwissenschaften, alles nur pillepalle gegen die Grundlagen der Ethik, die Philosophie und das Nachdenken über Freiheit und Verantwortung.
Alle, denen dies in ihrem Leben entgangen ist, sollten es dringend nachholen, es ist so wichtig für Bürger und Wähler, die für ihr Handeln Verantwortung übernehmen müssen, ohne sich in den Aberglauben fliehen zu können, auch wenn viele sich ohne große Begründung durch das Leben lavieren. Es kann dort nicht vermittelt werden, was gut und richtig ist, es soll ja gerade kein Glaube und keine Religion gelehrt werden, sondern, was uns das Werkzeug in die Hand gibt, dies vernünftig herauszufinden.
Aber bei diesem Plädoyer für die Ethik schon als Hauptfach verliere ich vor lauter Begeisterung glatt noch den obigen Faden, ob ein Leben ohne Glauben nun besser oder schlechter wäre, uns was fehlte ohne diesen. Schaue ich mir den Anteil der Gläubigen im Westen und Osten an und andererseits, die Zustimmung zu rechtsradikalen, rassistischen Bewegungen wie Pegida, scheint es, als ob weniger Kirchenmitglieder eher zu einer ethischen Verrohung führt von Menschen, die jenseits des Wertekonsens ihre egoistischen Ängste verteidigen wollen.
So gesehen und beim Blick auf die ehemalige DDR könnte es scheinen, als ob der Glaube doch dazu beiträgt, noch eher ethisch zu handeln. Andererseits finden wir im katholischen Bayern den höchsten Anteil an sogenannten Reichsbürgern, die sich nirgendwo zuhause fühlen, bei Bayern ja auch verständlich, und daraus eine totalitäre Ideologie mit verschwörungstheoretischen Elementen basteln. Der Erfolg solch idiotischer Bewegungen ist meist das Produkt mangelnder Bildung, wofür das bayerische Schulsystem nicht gerade verrufen ist, das noch als eines der besten im Lande immer galt. Inwiefern die dort häufig noch stark religiös traditionelle Ebene zu deren Wahn beitrug, ist mir nicht bekannt, jedoch scheint ihnen die Schule philosophischen und kritischen Denkens völlig zu fehlen.
Wer kritisches Denken lernt, wird seltener fanatischen Ideologien folgen, sich auch aus religiösen Zwängen eher noch befreien. Wir brauchen darum kein Verbot der Verschleierung, wie es überhaupt immer weniger Verbote braucht, um die Freiheit zu verteidigen. Stattdessen bräuchte es einen verpflichtenden mindestens einjährigen Ethikunterricht für alle Bürger, die in diesem Land leben wollen. Diese Kurse könnten auch zu einer wunderbaren Keimzelle des Diskurses über die Gesellschaft werden und sollten immer auch über alle anderen Religionen aufklären, um kritisch abwägen zu können.
So fehlte ohne Glaube einigen womöglich etwas, an das sie sich gewöhnt haben und was manche vermissen würden. Fraglich nur, ob die Gesellschaft damit ihre ethische Basis verlöre, asozial würde, wie wir es im Osten, nicht nur unter den Pegiden vielfach beobachten können, ganz im Gegensatz zum Credo der vorher herrschenden Religion des Sozialismus.
Insofern Nationalsozialismus wie Sozialismus sich ähnelnden teilweise religiösen Charakter in ihrer totalitären Ausformung haben, wäre dies kein gutes Gegenbeispiel, um den Wert der alten Ethik zu begründen.
Hinzu kommt, was viele für die Freiheit und die Werte des Abendlandes halten, sind in Wirklichkeit ein Produkt nur von Aufklärung und Revolution, also einer Bewegung, die sich klar vom Glauben abgrenzte, sogar in Gegnerschaft zu ihm lange stand. Der Verlust des Glaubens, beraubte uns also eben nicht der Basis unserer heutigen Werte, die einige durch den Islam bedroht sehen, sondern führte uns auf diese zurück. Menschenrechte sind eben menschlich und Ausgeburt eines laizistischen Denkens keines Aberglauben.
Dennoch stellte sich die Frage, ob es ein Gewinn wäre, Menschen zu helfen, sich von ihrem Aberglauben zu befreien, im Sinne eines Missionars der Aufklärung oder wir uns lieber völlig zurückhalten sollen, weil Aufklärung eben nur die Befreiung aus selbstverschuldeter Unmündigkeit sein kann, wenn jeder für sich anfängt, kritisch zu denken.
Mission für Aufklärung und Atheismus, also aus meiner Sicht für die Vernunft, schiene mir so unvernünftig wie Mission für einen Aberglauben, egal wie er heißt. Nur weil die Religionen dies weiterhin tun, rechtfertigt dies nicht als einer, der es anders sieht und von sich aus besser weiß, genauso blöd zu machen. Es gibt keine Erlösung im Atheismus, nur die Befreiung von der Sklaverei der Vorurteile, wenn die Menschen anfangen wollen zu denken, was sie nur tun können, wenn sie denken, wo nicht ist jedes weitere Wort verlorene Liebesmüh, genau wie die dämlichen Verbote der Verschleierung und ähnliche Vorboten der staatlichen Diskriminierung, die auf genauso totalitären Denken beruhen, wie das, was sie zu bekämpfen nur vorgeben.
Es ist nicht einfach seinen Weg immer gerade zu gehen, muss ja auch keiner, krumm kann auch völlig ok sein, wichtig ist nur, zu erkennen, dass Freiheit und Aufklärung selbständiges Denken erfordert und ich damit anfangen muss, wenn ich nicht dumm bleiben will als einer der nur Vorurteilen folgt oder nachbellt. Menschliche Werte sollen menschlich sein, trauen wir uns, sie auch so zu leben.
jens tuengerthal 17.12.2016
Samstag, 17. Dezember 2016
Gretasophie 002c
002c Warum nichts ist außer uns
Gibt es etwas außer uns oder kann nichts jenseits unserer Wahrnehmung sein?
Manche fürchten sich vor Außerirdischen, andere vor Geistern, die sie beschwören wollen, viele denken auch wir könnten den Lauf der Welt und unseres Schicksals aus den Sternen lesen, glauben es sei eine Vernunft, ein logos hinter der Sternenkunde, der von höherem Sinn zeugt und nennen es dann Astrologie.
In unserem Staat ist das weitgehend ins Privatleben gerutscht, wer noch an Horoskope glaubt, wird eher belächelt, doch schaffte es der Aberglaube schon bis ins Amt des amerikanischen Präsidenten unter Ronald Reagan und seiner dafür mehr als anfälligen Frau Nancy und auch hier finden es viele noch normal, wenn eine Regierung einen Eid auf die Bibel schwört, um damit dem Volk, das sie demokratisch wählte, den Gehorsam zu loben.
Der Aberglauben ist also trotz aller Vernunft und auch 300 Jahre nach der Aufklärung noch sehr präsent in Europa und wird von vielen als völlig normal empfunden, ihn in Frage zu stellen, gilt dagegen als ungehörig und wird von Konservativen angefeindet, die ihre Sicht auch meist nicht weiter als mit Tradition eben begründen können.
Weiß nicht, ob es etwas außer mir gibt und kann es auch nicht wissen, was mir nicht bewusst ist, davon weiß ich natürlich nichts. Platon hat einmal in seinem Höhlengleichnis darüber spekuliert, ob die Welt so ist, wie sie uns scheint oder wir, wie die Höhlenbewohner nur Schatten der Wirklichkeit wahrnehmen, die sich in unseren Vorurteilen spiegeln und die wir dann für die Wahrheit halten.
Mochte Platon ja noch nie mit seinen seltsam autoritären Ideen zur Kindererziehung, die sich am spartanischen Vorbild orientierten und ähnlich totalitären Anflüge in seinem Staat. Aber das sollte mich nicht daran hindern, mich offen mit seinen Ideen auseinanderzusetzen.
Kommt es darauf an, ob die Welt ist, wie sie mir scheint oder in Wirklichkeit ganz anders, wenn ich keine andere Möglichkeit habe, sie wahrzunehmen?
Heute können wir fast überall hinreisen und viele meinen, sich dadurch ein Bild von der Welt zu machen, dass sie da waren. Diese Illusion des Daseins hat den Tourismus expandieren lassen und Menschen rasen durch die Welt, um möglichst überall gewesen zu sein. Ob solches Handeln wirklich den Horizont erweitert, als öffnete sich den Bornierten durch Verlassen der Höhle eine neue Welt, ist relativ ungewiss.
Messen wir es am Intellekt vieler Reisender, die schon überall mal waren, spricht eher mehr dagegen als dafür. Vor allem gilt das Vorurteil, dass Reisen an sich bilde, als würde eine bloße Fortbewegung von A nach B irgendetwas an der geistigen Haltung ändern. Wer jedes Jahr zum Cluburlaub in die Türkei fliegt, wird dadurch kein Kenner der dortigen Kultur, dagegen wird wer im heimischen Sessel ausgiebig türkische Autoren liest, mehr über Land und Leute wissen als die meisten überhaupt Cluburlauber in ihrem Leben je.
Der geistige Horizont hat also mit dem realen nichts zu tun und immer, wenn ich Menschen Geschichten von ihren Reisen erzählen höre, frage ich mich, was haben sie wohl wirklich mitbekommen vom Leben dort und was ist der Vorteil davon irgendwo gewesen zu sein, wenn es meinen Geist nicht weiter bewegt, sondern ich mich nur im Kreis drehe, weil ich vor lauter Bewegung der Reisen nicht zum Nachdenken komme.
Andererseits lese ich sehr gern die alten Reisegeschichten von Alexander von Humboldt, Georg Forster, Sir John Franklin und vielen anderen mehr, folge ihnen im Geist in unerforschte Landschaften, bin fasziniert davon andere Seiten der Welt lesend kennenzulernen. So gab es bei meinen Eltern schon immer National Geographic und später auch Geo, weil sie die Welt spannend finden und gern erkunden und ich liebte es, sie zu durchblättern, manchmal auch zu lesen, allerdings fand ich nicht viel davon lesenswert, sehenswert dagegen mehr.
Die male, zu denen ich reiste, mal nach Afrika noch als Kind, quer durch Kanada kurz vor meinem 18., durch Frankreich mit dem Auto nach dem Examen, gerade wieder zu meinem Geburtstag ins geliebte Weimar, mochte ich es auch, doch ist die Entscheidung irgendwohin zu fahren, für mich immer ein Angang, der selten im Verhältnis zum Ergebnis steht.
So bewundere ich Kant sehr, der Königsberg nahezu nie verließ, aber freier und weltumspannender dachte, als viele Menschen, welche die Welt gesehen haben und dort mit Sklaven handelten oder ihre Vorurteile auf andere Art pflegten, während sie sich nur körperlich bewegten aber geistig auf der Stelle traten.
Nach allem, sehe ich keinen Anhaltspunkt dafür, dass Reisen den geistigen Horizont erweitert. Allerdings verengt es ihn auch nicht bei Menschen deren Horizont schon sehr weit ist. Es lohnt sich immer wieder darum auch klugen Reisenden zuzuhören, weil sie mit ihrem Blick auf die Welt interessantes zu berichten haben. Andererseits lohnt es sich auch sonst nicht dummen Menschen zu lauschen, wenn sie die Welt erklären wollen, die sie nicht verstanden haben und über die sie nur ihre Vorurteile verbreiten wollen, wie etwa die Redner auf Pegida-Demonstrationen, die ein solch unreflektierter Sumpf typischerweise sind.
Es mag für manche gut sein, zu reisen, während andere sich nur bewegen und dabei so blöd bleiben, wie sie waren, sich nur durch die ständige Bewegung vom weiteren nachdenken geschickt ablenken. Darum erwarte ich keine neuen Erkenntnisse von Gesprächen mit Weltreisenden, da bloße Bewegung nicht bildet und klüger macht, dagegen hat das Gespräch mit einem interessierten Leser, den Horizont noch immer erweitert, egal wo diese schon waren oder nicht.
So sagt also das Wissen, wie die Welt real ist, weil jemand schon da war, nichts über sein Verständnis von der Welt aus. Da oder dort gewesen zu sein, hilft nicht dabei, die Dinge zu verstehen, weil in Bewegung sein für gewöhnlich das Gegenteil von zur Ruhe kommen und nachdenken ist.
Vielfach habe ich bei literarisch gebildeten Menschen mehr Toleranz und Verständnis gefunden als bei den weitgereisten Experten, die sich aus ihrer Anwesenheit ein Bild erlaubten, bei dem die Leser meist vorsichtiger waren. So meinen viele, die mal irgendwo waren dann gern, darüber Bescheid zu wissen und reden auch so über die Menschen vor Ort und verbreiten damit, obwohl weit gereist nur was Platon die Vorurteile der Höhlenbewohner nennt. Diese Tendenz nimmt im Zeitalter der Clubs noch zu, die Parallelwelten schaffen, die egal wo hinter Zäunen ungestört paradiesische Welten schaffen, um sich vom Stress des Alltags zu erholen. Den Clubs vergleichbar sind Kreuzfahrtschiffe, die nicht nur ökologisch eine Katastrophe schaffen, sondern auch eine Weltsicht aus der Parallelwelt, die eher der von Höhlenbewohnern gleicht, als umgekehrt den Horizont irgend erweiterten.
So würde ich viele heutige Reisende eher für die Höhlenbewohner meist halten, die aber meinen durch ihre Betrachtung der Welt, diese zu kennen, während die Leser, die in ihrer Höhle bleiben, um über die Welt zu lesen, diese oft viel besser kennen. Wer nun die Wirklichkeit besser kennt oder freier beurteilt, weiß ich nicht zu sagen.
Aber egal wie ich nun das Reisen beurteile, ob es bildet oder nicht, es geht darum, wie wirklich mir die Wirklichkeit scheint, die ich wahrnehme und ob was nicht wirklich ist, für andere gelten darf.
Wenn ich mich mit anderen einigen will und also einen Vertrag mache oder, wenn es dabei um eine ganze Gruppe geht, einen Gesellschaftsvertrag, der durch Gesetze konkretisiert wird, brauche ich etwas, was dem kategorischen Imperativ genügte, also an jedem Ort für jeden Menschen und zu jeder Zeit so gelten könnte. Für diejenigen, die an höhere Mächte glauben, müssten dann andere Regeln gelten, als für alle, die frei davon nur ihrem Gewissen folgen.
Alle einem Glauben folgenden Gesetze könnten damit nie dem kategorischen Imperativ genügen, hätten nur beschränkte Gültigkeit für Gläubige, solange sie eben glauben. Für einen modernen Rechtsstaat eigentlich undenkbar, da seine Gesetze jeden unabhängig vom privaten Aberglauben binden. Dennoch gibt es auch in unserem Staat Regelungen oder Formulierungen, die noch tief im Aberglauben wurzeln und nur für die Wirkung haben dürften, die noch daran glauben. Dies fängt in der Präambel des Grundgesetzes an, das danach in Verantwortung vor Gott und den Menschen erlassen wurde.
Hat so etwas überhaupt für einen Atheisten Gültigkeit und genügt Tradition sich über die grundlegenden Prinzipien des kategorischen Imperativs hinwegzusetzen?
Weiter geht es auch mit den Folterwerkzeugen in bayerischen Klassenzimmern, genannt Kruzifix, die in einer bekenntnisneutralen Schule eigentlich nichts verloren haben.
Wen vertritt ein Regierungsmitglied, das seinen Eid mit so wahr mir Gott helfe, ableistet?
Klingt vermutlich relativ absurd, ist aber noch Realität im aufgeklärten Rechtsstaat der BRD und die Mitglieder der Bundesregierung schworen alle auf den erfundenen Gott, fühlen sich also an den Aberglauben gebunden, was logisch, wenn ich ihn annehme eine höhere Bindung sein muss als das Gesetz, gerade als Basis eines Eides und entziehen sich damit ihrer demokratischen Legitimation als gewählte Volksvertreter
Die EU ist da in einigen Ländern dank Frankreichs strengen Laizismus schon weiter. Es gibt dort keinen Gottesbezug und so gelten die dortigen Regeln wirklich für jedermann. Auch wenn damit noch nicht geklärt ist, ob die nur indirekte Legitimation etwa der Kommission, von der die meisten Gesetze in Europa kommen und die niemand direkt gewählt hat, noch den Anforderungen eines Gesellschaftsvertrages genügen kann, der einer Demokratie immer zugrunde liegt. Es gibt da manche Zweifel und viel Streit auch mit dem Europäischen Parlament, das sich aber aufgrund fehlender Macht selten gegen die nationalen Regierungen durchsetzt.
Ob es besser wäre die Kommission direkt zu wählen oder diese wie die nationalen Regierungen nur aus dem Parlament bestimmen zu lassen, wird vermutlich noch weiter gestritten und ist wichtig für die Zukunft der Demokratie in Europa, die so wunderbar laizistisch schon ist, von der Deutschland manches lernen noch könnte.
Insofern es welche gibt, die es glauben und andere nicht, dürfte der Glaube aber kein für alle gültiges Gesetz bestimmen oder in der Verfassung irgendwo auftauchen, was eigentlich die logische Konsequenz der auch negativen Glaubensfreiheit wäre. Doch verhält es sich mit den Gesetzen so ähnlich wie mit vielen anderen Dingen, wir leben eben auch mit Traditionen und so singen auch strenge Atheisten Weihnachtslieder, stellen eine Krippe für die Kinder auf und ähnliches.
Will darüber nicht urteilen und wie ich Weihnachten in der Familie liebe, das bei uns immer wie bei den Buddenbrooks gefeiert wird, seit ich mich erinnern kann, jedenfalls ziemlich ähnlich, könnte auch völlig absurd und albern sein, betrachtete ich es im strengen kategorischen Maßstab und doch wollte ich nichts daran ändern.
So geht es vielen Menschen mit ihren religiösen Gewohnheiten, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. In immer mehr Bereichen verschwinden sie ins Privatleben, manchmal aber, wie etwa gerade die Beschneidung von Knaben im Judentum und Islam, werden sie wieder öffentlich diskutiert und es finden sich dann seltsame Fronten der Solidarität, die sich sonst völlig fremd sind.
Warum wird ein solcher normalerweise nicht medizinisch indizierter Eingriff gestattet, an den sonst etwa bei kosmetischen Operationen und anderem hohe Hürden gestellt werden?
Wieso dürfen Kinder vor Erreichen der Volljährigkeit damit Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft werden, ohne selbst darüber entscheiden zu können?
Schwierige rechtliche Fragen deren Entscheidung auch durch die deutsche Geschichte mitgeprägt wurde. Wollen wir in Deutschland wirklich gläubigen Juden je wieder ihr religiöses Leben erschweren? Sollte unser Land Juden und Muslime aus moralischen Gründen diskriminieren, Gläubige in die Illegalität drängen?
Vom kategorischen Imperativ und dem Gedanken des Kinderschutzes her müsste die Antwort klar sein und der Aberglaube, der die Vorhaut abschneiden will, gehörte hier verboten und erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt, wenn es dann noch einer tun will.
Nach sozialen und gesellschaftlichen Gewohnheiten aber wie im Spiegel unserer Geschichte und der Verantwortung für diese, scheint diese Konsequenz fragwürdig - vielleicht wäre es leichter hier eine einheitliche europäische Lösung zu finden, die Kinder vor dem 18. Lebensjahr vor jedem Aberglauben schützt, was die Eltern den Kindern privat erzählen, lässt sich ohnehin nicht kontrollieren aber in der Schule ließe sich mancher Wahn durch die Schulpflicht wieder gerade rücken.
Es zeigt also auch dieses Beispiel wie präsent der Aberglaube im Alltag noch ist, der gerade ein Gesetz ermöglichte, das die Beschneidung aus religiösen Gründen gestattet, auch wenn dies eigentlich im eklatanten Widerspruch zu den Prinzipien der Freiheit, der negativen Religionsfreiheit gerade für Kinder und des Kinderschutzes steht, so nimmt, was für Atheisten nicht existiert an unserem Leben teil.
Regeln die auf Aberglauben aufbauen und nur religiös begründbar sind, führen also, wie in diesem Beispiel gezeigt, dazu, dass auch unser Grundgesetz umgangen wird, um Gewohnheiten zu schützen, vielleicht auch den sozialen Frieden zu wahren, weil die Gesetzgeber, selbst oft noch im Aberglauben befangen sind. So hat die große Volkspartei CDU diesen sogar im Namen schon mit dem C.
Was so präsent ist, ist also auch da und wir müssen mit ihm leben, so absurd es uns scheint. Von der Fastenzeit bis zu den gesetzlichen kirchlichen Feiertagen, an denen die Läden schließen müssen oder auch dem Tanzverbot etwa am Karfreitag oder teilweise jeden Sonntag, das je nach Bundesland verschieden streng durchgesetzt wird.
Aber ist der Glaube der reale Wirkungen durch seine Verbindung mit der Macht zeigt damit wirklich da oder zeigt er nur Wirkungen für alle?
Zu dieser Frage und dem besagten strengen Tanzverbot der katholischen CSU im schwarzen Bayern hat das Bundesverfassungsgericht, als es deren strenges Gesetz, auf die Bechwerde eines humanistischen Verbandes hin, kippte, manch kluges gesagt. Wie überhaupt in Fragen der Freiheit und der Menschenrechte und ihrer gewandelten Sicht manche Entscheidungen aus Karlsruhe immer wieder zu lesen lohnen auch für Nichtjuristen, weil sie kritisch über vieles nachdenken, was für unser Zusammenleben wichtig ist.
Der Glaube darf in Deutschland nicht mehr die Ungläubigen zwingen, sich an die Sitten des Glaubens halten zu müssen. Worüber die CSU mault und geifert ist gut so und der erste Schritt hin zum notwendig laizistischen Staat, wie ihn Frankreich erstmals mit der Revolution bekam.
Schon mit der Wiedervereinigung hätten wir den Gottesbezug aus unserer Verfassung eigentlich streichen müssen, weil es den größeren Teil der Ossis nicht betraf und auch einen immer größeren Teil der Bürger überhaupt. Es gab in Neufünfland 1989 prozentual weniger Christen als in Indien. Hätte die DDR Regierung nicht den einen Glauben, den sie lieber verbannen wollte durch die sozialistische Religion ersetzt, wäre es ein Akt der Aufklärung gewesen, so war es nur einer der Unterdrückung, der wieder rückgängig gemacht werden sollte und der darum auch die Fortsetzung der verlogenen Kompromisse der BRD scheinbar doch legitimierte.
Damit sei nicht gesagt, dass die christlichen Kirchen heute schlecht oder böse seien, im Gegenteil sind sie häufig sehr positiv sozial engagiert, in vielen Gegenden darum auch unentbehrlich, nur sollten wir sie endlich streng vom Staat trennen, keine Kirchensteuer mehr einziehen und die Wahrnehmung sozialer Aufgaben nur noch als freie Träger ohne Sonderrechte gestatten. Nach deren Regeln darf etwa die Kirche, einem Arzt oder einer Schwester kündigen, wenn sie sich scheiden lassen oder einen unsittlichen Lebenswandel führen, der nicht mit ihrer Ideologie zu vereinbaren ist und taten dies auch immer wieder, während sie Pfaffen, die sich an Kindern vergingen seit Jahrzehnten deckten und in Rom versteckten.
Vielfache reale Wirkungen, die teilweise absurd heute scheinen, sagen aber nichts über die tatsächliche Realität des Glaubens, die für Gläubige scheinbar besteht, für alle Ungläubigen oder Andersgläubigen aber nicht. Glaube aber kann nicht die Existenz von etwas begründen, was nicht real da ist. Hier kommen wir wieder zu der Frage, wie wirklich die Wirklichkeit ist. Manches scheint uns nur wirklich, ist aber real nie da, außer für unsere Vorstellung von der Wirklichkeit, die aber sodann solange wir sind und damit leben unsere Realität ist.
Es gibt keine wissenschaftlich tauglichen Beweise für Götter oder höhere Wesen, für ein Jenseits oder ein Leben nach dem Tod. Aus Sicht der Wissenschaft gibt es das nicht. Dennoch glauben manche Wissenschaftler, wie etwa auch Einstein, die ich darum nie für dumm halten würde.
Wenn etwas für Einstein existiert und für mich nicht, warum sollte ich, der es nicht kennt, dann darüber endgültig urteilen wollen, ob es ist oder nicht, nur weil ich den vernünftigen Weg der Wissenschaft für den einzig richtigen halte?
Für mich gibt es nichts außer mir, wie Max Stirner es schon in seinem Einzigen schrieb, ich kenne keine Götter und habe meine Welt nur auf mich gestellt, messe jedes Gesetz an meinem Gewissen, weil das die logische Konsequenz des kategorischen Imperativs ist. Aber vielleicht ist meine Wahrnehmung der Wirklichkeit der Gläubigen auch nur in den engen Grenzen meiner Realität gefangen, als säße ich in der Höhle der Wissenschaft gefangen, von der aus der für Gläubige ganz reale Himmel einfach nicht sichtbar ist.
Vermutlich lässt sich diese Frage nie ganz entscheiden und jeder hält es damit eben so, wie es ihm gefällt, wie es die Tradition lehrt, ob dieser nun gefolgt wird oder bewusst mit ihr gebrochen wird. Wichtig scheint nur dabei mit Toleranz mit jeder Variante des Lebens umzugehen und die anderen so sein zu lassen, wie sie es wollen.
Nur eine Grenze scheint nötig und sollte auch hier mehr bedacht werden. Alle Gesetze müssen dem kategorischen Imperativ zumindest theoretisch genügen, warum der Glauben aus diesem Bereich, aller Tradition zum Trotz völlig zu verschwinden hat, damit Verträge mit allen geschlossen werden und nicht nur mit einigen.
jens tuengerthal 16.12.2016
Gibt es etwas außer uns oder kann nichts jenseits unserer Wahrnehmung sein?
Manche fürchten sich vor Außerirdischen, andere vor Geistern, die sie beschwören wollen, viele denken auch wir könnten den Lauf der Welt und unseres Schicksals aus den Sternen lesen, glauben es sei eine Vernunft, ein logos hinter der Sternenkunde, der von höherem Sinn zeugt und nennen es dann Astrologie.
In unserem Staat ist das weitgehend ins Privatleben gerutscht, wer noch an Horoskope glaubt, wird eher belächelt, doch schaffte es der Aberglaube schon bis ins Amt des amerikanischen Präsidenten unter Ronald Reagan und seiner dafür mehr als anfälligen Frau Nancy und auch hier finden es viele noch normal, wenn eine Regierung einen Eid auf die Bibel schwört, um damit dem Volk, das sie demokratisch wählte, den Gehorsam zu loben.
Der Aberglauben ist also trotz aller Vernunft und auch 300 Jahre nach der Aufklärung noch sehr präsent in Europa und wird von vielen als völlig normal empfunden, ihn in Frage zu stellen, gilt dagegen als ungehörig und wird von Konservativen angefeindet, die ihre Sicht auch meist nicht weiter als mit Tradition eben begründen können.
Weiß nicht, ob es etwas außer mir gibt und kann es auch nicht wissen, was mir nicht bewusst ist, davon weiß ich natürlich nichts. Platon hat einmal in seinem Höhlengleichnis darüber spekuliert, ob die Welt so ist, wie sie uns scheint oder wir, wie die Höhlenbewohner nur Schatten der Wirklichkeit wahrnehmen, die sich in unseren Vorurteilen spiegeln und die wir dann für die Wahrheit halten.
Mochte Platon ja noch nie mit seinen seltsam autoritären Ideen zur Kindererziehung, die sich am spartanischen Vorbild orientierten und ähnlich totalitären Anflüge in seinem Staat. Aber das sollte mich nicht daran hindern, mich offen mit seinen Ideen auseinanderzusetzen.
Kommt es darauf an, ob die Welt ist, wie sie mir scheint oder in Wirklichkeit ganz anders, wenn ich keine andere Möglichkeit habe, sie wahrzunehmen?
Heute können wir fast überall hinreisen und viele meinen, sich dadurch ein Bild von der Welt zu machen, dass sie da waren. Diese Illusion des Daseins hat den Tourismus expandieren lassen und Menschen rasen durch die Welt, um möglichst überall gewesen zu sein. Ob solches Handeln wirklich den Horizont erweitert, als öffnete sich den Bornierten durch Verlassen der Höhle eine neue Welt, ist relativ ungewiss.
Messen wir es am Intellekt vieler Reisender, die schon überall mal waren, spricht eher mehr dagegen als dafür. Vor allem gilt das Vorurteil, dass Reisen an sich bilde, als würde eine bloße Fortbewegung von A nach B irgendetwas an der geistigen Haltung ändern. Wer jedes Jahr zum Cluburlaub in die Türkei fliegt, wird dadurch kein Kenner der dortigen Kultur, dagegen wird wer im heimischen Sessel ausgiebig türkische Autoren liest, mehr über Land und Leute wissen als die meisten überhaupt Cluburlauber in ihrem Leben je.
Der geistige Horizont hat also mit dem realen nichts zu tun und immer, wenn ich Menschen Geschichten von ihren Reisen erzählen höre, frage ich mich, was haben sie wohl wirklich mitbekommen vom Leben dort und was ist der Vorteil davon irgendwo gewesen zu sein, wenn es meinen Geist nicht weiter bewegt, sondern ich mich nur im Kreis drehe, weil ich vor lauter Bewegung der Reisen nicht zum Nachdenken komme.
Andererseits lese ich sehr gern die alten Reisegeschichten von Alexander von Humboldt, Georg Forster, Sir John Franklin und vielen anderen mehr, folge ihnen im Geist in unerforschte Landschaften, bin fasziniert davon andere Seiten der Welt lesend kennenzulernen. So gab es bei meinen Eltern schon immer National Geographic und später auch Geo, weil sie die Welt spannend finden und gern erkunden und ich liebte es, sie zu durchblättern, manchmal auch zu lesen, allerdings fand ich nicht viel davon lesenswert, sehenswert dagegen mehr.
Die male, zu denen ich reiste, mal nach Afrika noch als Kind, quer durch Kanada kurz vor meinem 18., durch Frankreich mit dem Auto nach dem Examen, gerade wieder zu meinem Geburtstag ins geliebte Weimar, mochte ich es auch, doch ist die Entscheidung irgendwohin zu fahren, für mich immer ein Angang, der selten im Verhältnis zum Ergebnis steht.
So bewundere ich Kant sehr, der Königsberg nahezu nie verließ, aber freier und weltumspannender dachte, als viele Menschen, welche die Welt gesehen haben und dort mit Sklaven handelten oder ihre Vorurteile auf andere Art pflegten, während sie sich nur körperlich bewegten aber geistig auf der Stelle traten.
Nach allem, sehe ich keinen Anhaltspunkt dafür, dass Reisen den geistigen Horizont erweitert. Allerdings verengt es ihn auch nicht bei Menschen deren Horizont schon sehr weit ist. Es lohnt sich immer wieder darum auch klugen Reisenden zuzuhören, weil sie mit ihrem Blick auf die Welt interessantes zu berichten haben. Andererseits lohnt es sich auch sonst nicht dummen Menschen zu lauschen, wenn sie die Welt erklären wollen, die sie nicht verstanden haben und über die sie nur ihre Vorurteile verbreiten wollen, wie etwa die Redner auf Pegida-Demonstrationen, die ein solch unreflektierter Sumpf typischerweise sind.
Es mag für manche gut sein, zu reisen, während andere sich nur bewegen und dabei so blöd bleiben, wie sie waren, sich nur durch die ständige Bewegung vom weiteren nachdenken geschickt ablenken. Darum erwarte ich keine neuen Erkenntnisse von Gesprächen mit Weltreisenden, da bloße Bewegung nicht bildet und klüger macht, dagegen hat das Gespräch mit einem interessierten Leser, den Horizont noch immer erweitert, egal wo diese schon waren oder nicht.
So sagt also das Wissen, wie die Welt real ist, weil jemand schon da war, nichts über sein Verständnis von der Welt aus. Da oder dort gewesen zu sein, hilft nicht dabei, die Dinge zu verstehen, weil in Bewegung sein für gewöhnlich das Gegenteil von zur Ruhe kommen und nachdenken ist.
Vielfach habe ich bei literarisch gebildeten Menschen mehr Toleranz und Verständnis gefunden als bei den weitgereisten Experten, die sich aus ihrer Anwesenheit ein Bild erlaubten, bei dem die Leser meist vorsichtiger waren. So meinen viele, die mal irgendwo waren dann gern, darüber Bescheid zu wissen und reden auch so über die Menschen vor Ort und verbreiten damit, obwohl weit gereist nur was Platon die Vorurteile der Höhlenbewohner nennt. Diese Tendenz nimmt im Zeitalter der Clubs noch zu, die Parallelwelten schaffen, die egal wo hinter Zäunen ungestört paradiesische Welten schaffen, um sich vom Stress des Alltags zu erholen. Den Clubs vergleichbar sind Kreuzfahrtschiffe, die nicht nur ökologisch eine Katastrophe schaffen, sondern auch eine Weltsicht aus der Parallelwelt, die eher der von Höhlenbewohnern gleicht, als umgekehrt den Horizont irgend erweiterten.
So würde ich viele heutige Reisende eher für die Höhlenbewohner meist halten, die aber meinen durch ihre Betrachtung der Welt, diese zu kennen, während die Leser, die in ihrer Höhle bleiben, um über die Welt zu lesen, diese oft viel besser kennen. Wer nun die Wirklichkeit besser kennt oder freier beurteilt, weiß ich nicht zu sagen.
Aber egal wie ich nun das Reisen beurteile, ob es bildet oder nicht, es geht darum, wie wirklich mir die Wirklichkeit scheint, die ich wahrnehme und ob was nicht wirklich ist, für andere gelten darf.
Wenn ich mich mit anderen einigen will und also einen Vertrag mache oder, wenn es dabei um eine ganze Gruppe geht, einen Gesellschaftsvertrag, der durch Gesetze konkretisiert wird, brauche ich etwas, was dem kategorischen Imperativ genügte, also an jedem Ort für jeden Menschen und zu jeder Zeit so gelten könnte. Für diejenigen, die an höhere Mächte glauben, müssten dann andere Regeln gelten, als für alle, die frei davon nur ihrem Gewissen folgen.
Alle einem Glauben folgenden Gesetze könnten damit nie dem kategorischen Imperativ genügen, hätten nur beschränkte Gültigkeit für Gläubige, solange sie eben glauben. Für einen modernen Rechtsstaat eigentlich undenkbar, da seine Gesetze jeden unabhängig vom privaten Aberglauben binden. Dennoch gibt es auch in unserem Staat Regelungen oder Formulierungen, die noch tief im Aberglauben wurzeln und nur für die Wirkung haben dürften, die noch daran glauben. Dies fängt in der Präambel des Grundgesetzes an, das danach in Verantwortung vor Gott und den Menschen erlassen wurde.
Hat so etwas überhaupt für einen Atheisten Gültigkeit und genügt Tradition sich über die grundlegenden Prinzipien des kategorischen Imperativs hinwegzusetzen?
Weiter geht es auch mit den Folterwerkzeugen in bayerischen Klassenzimmern, genannt Kruzifix, die in einer bekenntnisneutralen Schule eigentlich nichts verloren haben.
Wen vertritt ein Regierungsmitglied, das seinen Eid mit so wahr mir Gott helfe, ableistet?
Klingt vermutlich relativ absurd, ist aber noch Realität im aufgeklärten Rechtsstaat der BRD und die Mitglieder der Bundesregierung schworen alle auf den erfundenen Gott, fühlen sich also an den Aberglauben gebunden, was logisch, wenn ich ihn annehme eine höhere Bindung sein muss als das Gesetz, gerade als Basis eines Eides und entziehen sich damit ihrer demokratischen Legitimation als gewählte Volksvertreter
Die EU ist da in einigen Ländern dank Frankreichs strengen Laizismus schon weiter. Es gibt dort keinen Gottesbezug und so gelten die dortigen Regeln wirklich für jedermann. Auch wenn damit noch nicht geklärt ist, ob die nur indirekte Legitimation etwa der Kommission, von der die meisten Gesetze in Europa kommen und die niemand direkt gewählt hat, noch den Anforderungen eines Gesellschaftsvertrages genügen kann, der einer Demokratie immer zugrunde liegt. Es gibt da manche Zweifel und viel Streit auch mit dem Europäischen Parlament, das sich aber aufgrund fehlender Macht selten gegen die nationalen Regierungen durchsetzt.
Ob es besser wäre die Kommission direkt zu wählen oder diese wie die nationalen Regierungen nur aus dem Parlament bestimmen zu lassen, wird vermutlich noch weiter gestritten und ist wichtig für die Zukunft der Demokratie in Europa, die so wunderbar laizistisch schon ist, von der Deutschland manches lernen noch könnte.
Insofern es welche gibt, die es glauben und andere nicht, dürfte der Glaube aber kein für alle gültiges Gesetz bestimmen oder in der Verfassung irgendwo auftauchen, was eigentlich die logische Konsequenz der auch negativen Glaubensfreiheit wäre. Doch verhält es sich mit den Gesetzen so ähnlich wie mit vielen anderen Dingen, wir leben eben auch mit Traditionen und so singen auch strenge Atheisten Weihnachtslieder, stellen eine Krippe für die Kinder auf und ähnliches.
Will darüber nicht urteilen und wie ich Weihnachten in der Familie liebe, das bei uns immer wie bei den Buddenbrooks gefeiert wird, seit ich mich erinnern kann, jedenfalls ziemlich ähnlich, könnte auch völlig absurd und albern sein, betrachtete ich es im strengen kategorischen Maßstab und doch wollte ich nichts daran ändern.
So geht es vielen Menschen mit ihren religiösen Gewohnheiten, die unterschiedlich stark ausgeprägt sind. In immer mehr Bereichen verschwinden sie ins Privatleben, manchmal aber, wie etwa gerade die Beschneidung von Knaben im Judentum und Islam, werden sie wieder öffentlich diskutiert und es finden sich dann seltsame Fronten der Solidarität, die sich sonst völlig fremd sind.
Warum wird ein solcher normalerweise nicht medizinisch indizierter Eingriff gestattet, an den sonst etwa bei kosmetischen Operationen und anderem hohe Hürden gestellt werden?
Wieso dürfen Kinder vor Erreichen der Volljährigkeit damit Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft werden, ohne selbst darüber entscheiden zu können?
Schwierige rechtliche Fragen deren Entscheidung auch durch die deutsche Geschichte mitgeprägt wurde. Wollen wir in Deutschland wirklich gläubigen Juden je wieder ihr religiöses Leben erschweren? Sollte unser Land Juden und Muslime aus moralischen Gründen diskriminieren, Gläubige in die Illegalität drängen?
Vom kategorischen Imperativ und dem Gedanken des Kinderschutzes her müsste die Antwort klar sein und der Aberglaube, der die Vorhaut abschneiden will, gehörte hier verboten und erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt, wenn es dann noch einer tun will.
Nach sozialen und gesellschaftlichen Gewohnheiten aber wie im Spiegel unserer Geschichte und der Verantwortung für diese, scheint diese Konsequenz fragwürdig - vielleicht wäre es leichter hier eine einheitliche europäische Lösung zu finden, die Kinder vor dem 18. Lebensjahr vor jedem Aberglauben schützt, was die Eltern den Kindern privat erzählen, lässt sich ohnehin nicht kontrollieren aber in der Schule ließe sich mancher Wahn durch die Schulpflicht wieder gerade rücken.
Es zeigt also auch dieses Beispiel wie präsent der Aberglaube im Alltag noch ist, der gerade ein Gesetz ermöglichte, das die Beschneidung aus religiösen Gründen gestattet, auch wenn dies eigentlich im eklatanten Widerspruch zu den Prinzipien der Freiheit, der negativen Religionsfreiheit gerade für Kinder und des Kinderschutzes steht, so nimmt, was für Atheisten nicht existiert an unserem Leben teil.
Regeln die auf Aberglauben aufbauen und nur religiös begründbar sind, führen also, wie in diesem Beispiel gezeigt, dazu, dass auch unser Grundgesetz umgangen wird, um Gewohnheiten zu schützen, vielleicht auch den sozialen Frieden zu wahren, weil die Gesetzgeber, selbst oft noch im Aberglauben befangen sind. So hat die große Volkspartei CDU diesen sogar im Namen schon mit dem C.
Was so präsent ist, ist also auch da und wir müssen mit ihm leben, so absurd es uns scheint. Von der Fastenzeit bis zu den gesetzlichen kirchlichen Feiertagen, an denen die Läden schließen müssen oder auch dem Tanzverbot etwa am Karfreitag oder teilweise jeden Sonntag, das je nach Bundesland verschieden streng durchgesetzt wird.
Aber ist der Glaube der reale Wirkungen durch seine Verbindung mit der Macht zeigt damit wirklich da oder zeigt er nur Wirkungen für alle?
Zu dieser Frage und dem besagten strengen Tanzverbot der katholischen CSU im schwarzen Bayern hat das Bundesverfassungsgericht, als es deren strenges Gesetz, auf die Bechwerde eines humanistischen Verbandes hin, kippte, manch kluges gesagt. Wie überhaupt in Fragen der Freiheit und der Menschenrechte und ihrer gewandelten Sicht manche Entscheidungen aus Karlsruhe immer wieder zu lesen lohnen auch für Nichtjuristen, weil sie kritisch über vieles nachdenken, was für unser Zusammenleben wichtig ist.
Der Glaube darf in Deutschland nicht mehr die Ungläubigen zwingen, sich an die Sitten des Glaubens halten zu müssen. Worüber die CSU mault und geifert ist gut so und der erste Schritt hin zum notwendig laizistischen Staat, wie ihn Frankreich erstmals mit der Revolution bekam.
Schon mit der Wiedervereinigung hätten wir den Gottesbezug aus unserer Verfassung eigentlich streichen müssen, weil es den größeren Teil der Ossis nicht betraf und auch einen immer größeren Teil der Bürger überhaupt. Es gab in Neufünfland 1989 prozentual weniger Christen als in Indien. Hätte die DDR Regierung nicht den einen Glauben, den sie lieber verbannen wollte durch die sozialistische Religion ersetzt, wäre es ein Akt der Aufklärung gewesen, so war es nur einer der Unterdrückung, der wieder rückgängig gemacht werden sollte und der darum auch die Fortsetzung der verlogenen Kompromisse der BRD scheinbar doch legitimierte.
Damit sei nicht gesagt, dass die christlichen Kirchen heute schlecht oder böse seien, im Gegenteil sind sie häufig sehr positiv sozial engagiert, in vielen Gegenden darum auch unentbehrlich, nur sollten wir sie endlich streng vom Staat trennen, keine Kirchensteuer mehr einziehen und die Wahrnehmung sozialer Aufgaben nur noch als freie Träger ohne Sonderrechte gestatten. Nach deren Regeln darf etwa die Kirche, einem Arzt oder einer Schwester kündigen, wenn sie sich scheiden lassen oder einen unsittlichen Lebenswandel führen, der nicht mit ihrer Ideologie zu vereinbaren ist und taten dies auch immer wieder, während sie Pfaffen, die sich an Kindern vergingen seit Jahrzehnten deckten und in Rom versteckten.
Vielfache reale Wirkungen, die teilweise absurd heute scheinen, sagen aber nichts über die tatsächliche Realität des Glaubens, die für Gläubige scheinbar besteht, für alle Ungläubigen oder Andersgläubigen aber nicht. Glaube aber kann nicht die Existenz von etwas begründen, was nicht real da ist. Hier kommen wir wieder zu der Frage, wie wirklich die Wirklichkeit ist. Manches scheint uns nur wirklich, ist aber real nie da, außer für unsere Vorstellung von der Wirklichkeit, die aber sodann solange wir sind und damit leben unsere Realität ist.
Es gibt keine wissenschaftlich tauglichen Beweise für Götter oder höhere Wesen, für ein Jenseits oder ein Leben nach dem Tod. Aus Sicht der Wissenschaft gibt es das nicht. Dennoch glauben manche Wissenschaftler, wie etwa auch Einstein, die ich darum nie für dumm halten würde.
Wenn etwas für Einstein existiert und für mich nicht, warum sollte ich, der es nicht kennt, dann darüber endgültig urteilen wollen, ob es ist oder nicht, nur weil ich den vernünftigen Weg der Wissenschaft für den einzig richtigen halte?
Für mich gibt es nichts außer mir, wie Max Stirner es schon in seinem Einzigen schrieb, ich kenne keine Götter und habe meine Welt nur auf mich gestellt, messe jedes Gesetz an meinem Gewissen, weil das die logische Konsequenz des kategorischen Imperativs ist. Aber vielleicht ist meine Wahrnehmung der Wirklichkeit der Gläubigen auch nur in den engen Grenzen meiner Realität gefangen, als säße ich in der Höhle der Wissenschaft gefangen, von der aus der für Gläubige ganz reale Himmel einfach nicht sichtbar ist.
Vermutlich lässt sich diese Frage nie ganz entscheiden und jeder hält es damit eben so, wie es ihm gefällt, wie es die Tradition lehrt, ob dieser nun gefolgt wird oder bewusst mit ihr gebrochen wird. Wichtig scheint nur dabei mit Toleranz mit jeder Variante des Lebens umzugehen und die anderen so sein zu lassen, wie sie es wollen.
Nur eine Grenze scheint nötig und sollte auch hier mehr bedacht werden. Alle Gesetze müssen dem kategorischen Imperativ zumindest theoretisch genügen, warum der Glauben aus diesem Bereich, aller Tradition zum Trotz völlig zu verschwinden hat, damit Verträge mit allen geschlossen werden und nicht nur mit einigen.
jens tuengerthal 16.12.2016
Donnerstag, 15. Dezember 2016
Gretasophie 002b
002b Warum es keine Seele gibt
Gibt es wirklich keine Seele oder sag ich das nur so?
Wiki meint dazu, dass der “Ausdruck Seele vielfältige Bedeutungen hat, je nach den unterschiedlichen mythischen, religiösen, philosophischen oder psychologischen Traditionen und Lehren, in denen er vorkommt. Im heutigen Sprachgebrauch ist oft die Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge beim Menschen gemeint. In diesem Sinne ist „Seele“ weitgehend mit dem Begriff Psyche (altgriechisch ψυχή, psychḗ) synonym. „Seele“ kann aber auch ein Prinzip bezeichnen, von dem angenommen wird, dass es diesen Regungen und Vorgängen zugrunde liegt, sie ordnet und auch körperliche Vorgänge herbeiführt oder beeinflusst.”
Für sehr viele Menschen gibt es selbstverständlich eine Seele und wenn ich nicht sagen will, die lögen alle, muss ich wohl erstmal sagen, warum ich meine, es gibt sie nicht, was es aber dann doch gibt und worum es dabei geht.
Die Existenz einer Psyche als Teil unseres Gehirns würde ich nie bezweifeln und das verstehen viele unter dem, was sie Seele nennen, so gesehen gäbe es eine und es wäre einfach nur der Ausdruck für das, was in unserem Hirn im Zusammenspiel mit allen Funktionen unseres Körpers abläuft. Dagegen gibt es nichts zu sagen und keine Gründe, so etwas als existent zu bezweifeln. Dennoch existierte es nicht sondern wäre nur ein Sammelbegriff für die komplexen Ursachen der Reaktionen im Gehirn, seien sie neuronal oder hormonell oder was auch immer, was wir vielleicht noch nicht wissen.
Aber, Seele ist auch ein Ausdruck der Religionen und aus dem Glauben erst ist er in die Sprache auch des Alltags übergegangen. Im Aberglauben aber, worunter ich alle Religionen und jeden Glauben an etwas außer der Natur zusammenfasse, ist die Seele etwas eigenes, existiert unabhängig von unserer Natur. Was das sein soll und woher es kommt, ist eine Frage des Glaubens und was so Seele genannt wird, hat keinen Ort in unserem Körper, muss einfach geglaubt werden.
Warum etwas außer unserem Körper sein sollte, bleibt dabei unklar und darüber regte sich schon Lukrez auf, der in seinem wunderbaren Buch Von den Dingen der Natur, von dem wir es ja schon hatten, der Seele und ihrer natürlichen Sterblichkeit ein ganzes großes Kapitel widmet. Er erklärt darin mit sehr logischen Gründen, warum natürlich nichts außerhalb unseres Körpers existieren kann und dieser so endlich ist wie alles von uns.
Die Furcht vor dem Tod hat die Menschen schon so lange wir es zurückverfolgen können, dazu gebracht, sich über ein Leben nach dem Tod Gedanken zu machen und was aus uns danach wird oder ob wir schon waren, bevor wir rein biologisch gezeugt wurden durch die Vereinigung von Eizelle und Samenzelle, wie das eben so funktioniert mit dem Kindermachen.
Viele Menschen glauben an ein Leben danach, wo immer sie das auch hin verlegen, Himmel oder Hölle, Wiedergeburt oder als Ziel das Nichts. Wenn sie das glauben, sind sie meist der Überzeugung, ihre Seele lebe weiter, nur ihr Körper wäre halt irgendwann verbraucht und würde dann sterben.
Ist dieser Gedanke tröstlich oder eher schrecklich?
Gläubige Menschen finden in ihrem Leid eine Erlösung, wenn sie auf ein besseres Leben nach dem Tod hoffen, dass sie für all ihre Leiden hier entschädigt. Für sie ist der Gedanke an die unsterbliche Seele, die Erlösung findet, tröstlich.
Trotzdem fürchten diese Menschen den Tod wie die meisten, teils ob der bevorstehenden Prüfungen oder weil sie sich nicht sicher sind in ihrem Glauben. Eigentlich ist das ein Widerspruch in sich, den Tod zu fürchten, aber auf ein Himmelreich hoffen. Der Glaube gibt dann verschiedene Krücken die Angst, die er den Menschen vorher einredet, ihnen wieder zu nehmen.
Warum aber fürchten so viele den Tod?
Zur Unsicherheit, ob es das nur geaberglaubte Paradies oder doch die Hölle wirklich gibt, kommt scheinbar der menschliche Instinkt, leben zu wollen, weil es doch so schön sein könnte, wenn wir nicht so viel Angst hätten, auch vor dem Tod.
Lukrez, und da bin ich mal wieder ganz seiner Meinung, sagte, ich fürchte den Tod nicht, weil solange er da ist, dieser nicht da wäre und sobald der Tod käme, er nicht mehr da wäre. In seiner ganz auf den Menschen als Wesen in der Natur beschränkten Sicht heißt das, wie auch schon sein geistiges Vorbild Epikur es sagte, das Leben ist endlich und nach dem Tod kommt nichts. Es gibt keinen Grund etwas zu fürchten, wer nicht mehr ist, kennt keine Schmerzen, hat keine Sorgen, muss sich um nichts mehr Gedanken machen, weil er einfach nicht mehr da ist.
Unsterblichkeit gibt es für Lukrez nicht, im Gegenteil ist sterben können, auch darüber selbst entscheiden zu dürfen, für ihn Ausdruck der absoluten menschlichen Freiheit. Was damit auch für die zu seiner Zeit noch normalen Sklaven galt und jedes andere Wesen. Wer tot ist, ist nicht mehr und hat keinen Grund zu Sorge oder Furcht. Der Aberglaube an Unsterblichkeit ist für einen Epikuräer der Schritt in die Unfreiheit und damit zum Unglück, den zu betreten, es keinen vernünftigen Grund gibt.
Natürlich gibt es dann vielleicht welche, die ihn vermissen, was ihm aber auch keine Sorgen machen muss, da er ja nicht mehr ist und Trauer über das, was nicht mehr ist, scheint ihm absurd. Vielleicht könnten wir uns lieber an der Erinnerung freuen an das was war, statt uns zu grämen, weil es das Leben viel schöner noch machte, als unter Verlusten, die wir nicht ändern können, zu leiden.
Das ist vielleicht eine grundsätzliche Frage zur Haltung zum Leben überhaupt. Worum geht es uns und was ist uns wichtig dabei?
Für die Epikuräer war ziemlich klar, es geht nur um Lustgewinn im Leben, alles andere wäre Unsinn. Was also nach reiflicher Überlegung unser Glück unserem Wesen entsprechend vermehrt, ist für sie gut, was unschön ist und die Lust mindert eben nicht. Eine logische und einfache Sicht, die jeder für sich umsetzen kann und die viele Menschen glücklicher machte, als sie es mit ständigem Zweifel und ihrem Hadern, mit dem was ist, je werden können.
Menschen die nach Glück streben, werden alles tun, Unglück zu vermeiden und lieber bescheiden glücklich leben, als sich in Kriegen für ihr Land aufzuopfern. Auch darum hatte diese Sicht auf das Leben viele Gegner. Besonders der Kirche passte diese Sicht auf das nur weltliche Glück überhaupt nicht und sie taten alles, um die Epikuräer schlecht zu reden. Sie behaupteten im Garten des Epikur würden wilde Orgien gefeiert, es ging diesen Philosophen nur um die schnelle Lust und darum ignorierten sie die harten aber nötigen Prüfungen der Götter, wären völlig undiszipliniert und wendeten sich nur der Lust zu.
Weil ihnen diese Glücks- und Lustlehre so gefährlich vorkam, taten sie alles, sie tot zu schweigen, überschrieben, als sie die Macht hatten, alle Bücher mit ihren Lehren oder vernichteten sie und damit lange für das ganze Mittelalter auch die Erinnerung an Epikur und Lukrez und einige Kirchenlehrer, die sich dann doch noch zu Epikur und Lukrez äußerten, die im alten Rom sehr beliebt waren, verbreiteten bösartige Gerüchte über sie.
So wissen wir von Lukrez angeblichen Freitod nur von einem Kirchenlehrer, was darum wieder genauso infrage zu stellen ist, auch wenn es für Lukrez in Ordnung gewesen wäre, sich das Leben zu nehmen, wenn er keine schönere Perspektive mehr sähe. Der gleiche Kirchenlehrer erzählt dann auch noch Lukrez sei durch den Genuss eines Liebestrankes wahnsinnig geworden, hätte seine, wie auch der Kirchenmann zugeben musste, wunderschön geschriebenen Verse, nur in kurzen lichten Momenten verfasst. Insgesamt aber zeuge der ganze Text vom Wahnsinn des Lukrez und dem egozentrischen und nicht gottesfürchtigen Leben eines Epikuräers, der dafür sicher in der Hölle schmore.
Gottesfurcht, darin steckt sich fürchten und also Angst auch vor dem Allmächtigen, der auch geschafften wurde, um die Menschen diszipliniert zu halten und an die abgesegnete Ordnung zu binden. Es ist typisch für das Spiel nahezu aller Religionen mit der Angst als Drohung, um das gewünschte Verhalten der Gläubigen zu erreichen.
All dies funktioniert nur so lange wie die Menschen an die Existenz einer Seele glauben und sich für das Wohl ihrer Seele entsprechend der Regeln ihres Aberglaubens zur Ordnung rufen lassen. Es gibt dann durch die erdachte Seele eine Methode Menschen zu beherrschen und sie nicht länger frei nach ihrem Glück streben zu lassen, wie es ihrer Natur eben gerade entspräche, sondern den Regeln zu folgen, egal wie abstrus diese auch waren.
So ist der Glaube an eine Seele immer schon ein Mittel die Unfreiheit zu begründen und das Streben nach persönlichem Glück abzuwerten. Wer den Menschen aber als seiner Natur nach frei begreift, wie es auch unser Grundgesetz ja tut, muss ein solches Streben absurd finden. Warum sollte sich Mensch so etwas unterwerfen, was wäre der Gewinn davon?
Die versprochene aber nur für Wohlverhalten eventuell gewährte Erlösung ist ein bloß mögliches Vergnügen im Jenseits, dass es nach aller Vernunft nicht geben kann, weil nach dem Tod nichts mehr ist, keiner je zurückkehrte und das Gegenteil beweisen könnte.
Für diejenigen, die im Leben glücklich sind, könnte es aber leichter sein, sich vom Glauben und der mit ihm verbundenen Angst zu lösen, als für jene, denen es schlecht ergeht und die an Krankheiten leiden, im Aberglauben Trost und Erlösung finden.
Warum ein erfundenes Himmelreich aber mehr Trost spenden sollte als ein reales Nichts, ohne Sorgen oder Schmerzen, wird daraus nicht klar.
Die über die Epikuräer als reine Lustmenschen verbreiteten Gerüchte lagen zum einen an ihrer nur der Lust als Realisierung des Glücks zugewandten Philosophie, die keine Götter fürchtete, also auch keine höhere Strafe, zum anderen daran, dass sie die erste und einzige philosophische Schule der Antike waren, die Frauen in ihren Kreis zuließen und so reagierten die anderen Männerrunden eben auch eifersüchtig und mit Spott, weil es diejenigen, die sich ganz natürlich für Gleichheit einsetzten, schon immer schwerer hatten, als diejenigen, die sich mit den absurdesten Argumenten dagegen postieren.
Auch im heutigen Europa merken wir das gerade, am Zulauf den Islamkritiker und Populisten haben, die von der Hetze über andere leben. Einfache dumme Vorurteile werden unbewiesen geglaubt und komplexe Erklärungen einer schwierigen Situation werden als nur Vertuschung und Geschwätz gerne mit dem Wort Lügenpresse von Menschen abgetan, die vermutlich Schwierigkeiten hätten, den Begriff der Freiheit zu erklären.
Eine nur geglaubte Sache als Maßstab zur Beurteilung des Wohlverhaltens von Menschen klingt absurd, weil es ja nicht um Tatsachen geht. Dennoch sind Gebete für das Seelenheil eines Verstorbenen bei uns noch etwas völlig normales, als sei es nicht nur alberner Aberglaube, der bloß der Beschäftigung und Ablenkung der Trauernden dient, die sonst vielleicht erkennen könnten, wie wenig schlimm alles wäre, wenn sie das Nichts als Folge des Todes annähmen und die erfundene Seele als abstrus leugneten.
Was die Seele heute genau ist, wird sicher eine Definitionsfrage sein. Mit der von Psychologie und Medizin verwendeten Form zur Bezeichnung komplexer geistiger Vorgänge könnte ich vielleicht noch konform gehen, wäre da nicht die gleichzeitige Verwendung dieses Wortes im religiösen Zusammenhang. Doch auch in der Psychologie und Medizin frage ich mich, warum sie einen belegten Begriff nutzen um ein vielfältiges Phänomen zu einfach zu benennen.
Die Neurologie arbeitet sich gerade an das weite Feld heran, wie das Gehirn funktioniert und welche biochemischen und elektrischen Reaktionen bei bestimmten Gedanken ablaufen, durch was die Gedanken stimuliert werden können, in welche Richtung auch immer. Viele dieser Erkenntnisse der Hirnforschung fließen auch in die Werbung, die ein ganz natürliches Interesse daran hat, ihre Adressaten in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Ob und wie wir solche Manipulation bewerten, hängt von unserer Sicht auf die Freiheit des Menschen ab. Das fängt mit dem Schönsprech an, der auch NLP oder Neuro Linguale Programmierung genannt wird und endet noch lange nicht mit der Berieselung mit schönen Klängen beim Einkaufen.
Auch der Kult um Marken und Produkte ist so ein Ding, dass mit unserer Funktionalität am Markt zusammenhängt und inwieweit wir manipulierbar sind. Zwar lernen wir, gibt es auch immer gute Gründe uns für dieses oder jenes Objekt zu entscheiden, aber ich frage mich bei vielen Teenagern, auch in Erinnerung an meine Zeit, wie frei sind wir wirklich noch im Urteil, warum machen uns bestimmte Dinge an und sind andere ein totales no go?
Wenn wir also von geschickten Marketingstrategen manipulierbar sind und der Bundesverband Marketing ist nicht umsonst der reichste Lobbyverband in Berlin, fragt sich doch, wie frei sind wir wirklich und welche Rolle spielt dabei die sogenannte Seele?
Hilft sie uns den Prozess sozialer Anpassung zu ertragen, auch wenn dieser vielleicht gegen unsere Natur geht oder spielt sie dabei gar keine Rolle?
Warum die religiöse Variante von Seele nur der Anpassung und Konformität dient, auch wenn es je nach Sekte da auch Varianten und Ausnahmen gibt, die gern alles ins Gegenteil verkehren, wurde schon ausreichend oben erläutert. Diese Form der Seele hilft sicher bei der konformen Anpassung und sicher weniger beim individuellen Glücksstreben, dem sie immer wieder Hindernisse in den Weg legt, zu denen auch die teilweise Tabuisierung und genaue Regulierung des Sex gehört.
Aber auch die nichtreligiöse medizinisch-psychologische Variante von Seele ist eigentlich nur ein gutes Instrument der Anpassung, insofern sie alles nicht konforme Verhalte als krank einstuft und wer will schon krank sein. Sicher gibt es psychische Krankheiten, die den Betroffenen das Leben schwer machen und unter denen sie leiden. Sich dabei aber häufiger zu fragen, ob dieses Leiden mehr am sozialen Anpassungsdruck liegt, könnte den Horizont erweitern und manche Krankheit infrage stellen, vor allem, was am Ende entscheidend sein sollte, viele Menschen glücklicher machen.
Als Epikur gefragt wurde, was es zum Glück bräuchte, was er sich wünsche, war seine Antwort, ein Brot und einen Käse, ein Schluck Wasser oder vielleicht Wein, mehr bräuchte es nicht.
Geht alles Glück durch den Magen und reduziert das nicht unser Komplexes Sein auf nur tierische Bedürfnisse?
Wichtig ist dieser Ausspruch vor allem zum Verständnis der Bescheidenheit der Epikuräer bei ihrem Streben nach Lust und Glück. Es geht nicht um totale Exzesse sondern eine ruhige Bescheidenheit, die mit dem zufrieden sein lässt, was möglich ist, statt sich irreal hohe Ziele zu stecken, die niemanden real glücklich machen.
Wessen Seele nach Höherem strebt, dem wird das kleine irdische Glück der Zufriedenheit im bescheidenen Rahmen, nie genügen können, es wartet ja noch das Himmelreich als Erfüllung aller Träume, auch wenn die für uns logisch nie anders als irdisch sein können, was uns ja nach Verlust des Körpers als seelische Existenz nicht mehr existieren dürfte, wären die Lehren des Aberglauben auch nur irgendwie konsistent.
Das absurde Ziel der vielen Jungfrauen für Märtyrer, die ihr Leben der Religion opfern, was immer daran toll sein soll, wo es doch Erfüllung immer nur mit Konzentration im Einzelfall gibt, ist so ein zutiefst körperlich irdisches, was uns die ganze Absurdität des Aberglaubens gut vor Augen führt, weil wir momentan fast täglich von neuen Märtyrern hören müssen, die sich und am besten noch viele andere mit, in den Tod schicken. Es ähnelt aber allen anderen Zielen im Jenseits immer, ist nur so schön deutlich in seiner Absurdität. So beten auch die katholischen Christen noch zu ihren Märtyrern, die etwas besonders ehrenvolles taten, als sie ihr Leben für die Religion opferten.
Nur wer hofft, es gäbe mehr als die Natur und sein Sein hier, wird sich für solchen Unsinn manipulieren lassen. Auch wenn wir alle ständig irgendwie von irgendwem manipuliert werden sollen - von rührenden Bettelbriefen über die Werbung zu den berühmten Blut und Boden Reden der Politik - stellt sich die Frage, ob es uns besser geht, wenn wir noch etwas dazu erfinden, was diese Manipulation systematisch leichter macht und vor allem, was der Gewinn davon für uns ist.
Es lässt sich nicht feststellen, wie die Erfindung der religiösen Seele die Welt oder die Menschen auf ihr verbessert hätte. Dennoch findet sich solches und ähnliches, vom Ahnenkult bis zur Magie in allen Kulturen. Liegt das daran weil solches der Herrschaft nur willige Untertanen schuf, die sich im Glauben freiwillig unterwarfen?
Wird etwas gut, weil alle es tun?
Warum begehren so wenige gegen solch absurden Unsinn dann auf, wenn es uns doch nichts nützt und uns nicht glücklicher macht?
Die Disziplin im Unsinn liegt auch an der den allwissenden Wesen innewohnenden Allmacht, gegen die wir wenig unternehmen können, als uns willig zu unterwerfen und den Regeln zu gehorchen oder zu beichten, wo wir sündigten. Betrachten wir die geistliche Ordnung nach weltlich rationalen Gesichtspunkten, muss es uns noch absurder vorkommen. Ein Staat der solches fordert ist für uns ein Unrechtsstaat, mit dem wir nichts zu tun haben wollen, außer er verspricht gute Geschäfte wie in Saudi Arabien, das durch sein Öl reich wurde und naiv im mittelalterlichen Glauben bleiben konnte.
Warum die Muslime ihrem Aberglauben weltweit noch folgen ist mir vernünftigerweise genauso ein Rätsel wie katholische Pilgerfahrten und ähnlicher weit verbreiteter Unsinn. Es spielt die Hoffnung auf ein Jenseits und die Angst vor Strafen dabei eine große Rolle und die Bindung an eine Tradition, die stärker ist als der Einzelne in seinem Drang nach Glück, in die sie hineingeboren werden und die sie nicht verändern wollen und können, weil sie auch ihre Heimat ist.
Wie in arabischen Ländern die muslimischen Fundamentalisten sind auch in den USA die christlichen Fundis relativ stark und dürfen trotz ihrer teils absurden politischen und sonstigen Sichten öffentlich mitreden und das Geschehen in einer Demokratie mitbestimmen. Es werden in einem Land, dessen Gründerväter bei der Boston Tea Party liberale Freidenker größtenteils waren, deren Verfassung von Verehrern des Lukrez im Geist des Atheismus geschrieben wurde, öffentliche Segenswünsche gesprochen und Gottes eigenes Land ist dort mehr als nur eine dumme Floskel. Die Amis glauben zu noch relativ großen Teilen immer noch und stehen darin fest verwurzelt, auch wenn das epikuräische persönliche Glücksstreben bei ihnen obersten Verfassungsrang hat, leugnen sie dessen Wurzeln und deuten es protestantisch puritanisch um, statt die laizistische Freiheit, laut zu verteidigen. Unter dem geistig besonders schwachen Präsidenten Bush jr. zogen sie in einen Heiligen Krieg, den er noch dazu Kreuzzug nannte, um als trockener Alki Gottes Segen für seine Blitzkriege zu erflehen, die dann doch bis heute kein Ende fanden.
Für die meisten Amerikaner hat der Mensch natürlich eine Seele, die auf das Himmelreich wartet, auch wenn es dort zumindest eine laute Gruppe freiheitlicher Atheisten gibt, die Macht im Land haben meist andere und die moralische amerikanische Zensur zog über Facebook auch wieder in Europa ein. Diese Bigotterie, die nackte weibliche Brüste öffentlich verbietet, Schamhaar zum Schutz der Kinder zensiert und Sexualität tabuisiert, bei gleichzeitig öffentlichen Hinrichtungen und der größten Pornoindustrie der Welt ist genau das Gegenteil der Freiheit, die von den Vätern der Verfassung vorgesehen war und wie sie die Verehrer des Lukrez noch niederschrieben.
Ob sie freier wieder würden, wenn sie den albernen Aberglauben endlich ablegten, den Mensch nähmen, wie er seiner Natur nach ist, weiß ich nicht, zumindest böte eine epikuräische Weltsicht eine Chance für eine friedlichere Welt als dieser Segensmentalismus einer Supermacht um ihre Dollarheiligen, die gerade ihren wirklichen Papst zum Präsidenten wählten und damit genau das bekommen, was sie aus Sicht des kritisch denkenden Europäers schon lange sind, ein unfreier Staat, der populistischen Forderungen gerne folgt, wie blöd sie auch sind, solange es dem neuen Heiligen gelingt, seine Gegnerin als Ausgeburt des Teufels darzustellen.
Aber hier soll es ja nicht um Politik sondern um die Seele gehen und die Fragen, die sich dazu stellen, nur zum Verständnis der durch ständigen TV-Konsum aufgeklärten amerikanischen Seele, was immer das nun ist, konnte der Ausflug helfen, der wieder zu den Wurzeln führt, der Frage von der Sterblichkeit der Seele oder ihrer besser Nichtexistenz aus Gründen der Freiheit. Doch zeigte der Ausflug wie präsent der Aberglaube auch in einem eigentlich aufgeklärten Staat ist, der von radikalen Aufklärern gegründet wurde und von denen einige auch im berühmten Salon des Baron d’Holbach verkehrten mit den Enzyklopädisten, die zwar noch anonym aber doch deutlich und weit verbreitet erstmals nach Lukrez wieder den radikalen Atheismus dachten, der die Absurdität des Aberglaubens für die Ordnung der Gesellschaft hinterfragte.
Gerne führen die Verteidiger des Abendlandes die 10 Gebote an, die aus der jüdischen Tradition stammen, wie das christliche Weltbild, um gegen den bösen Islam und seine Grausamkeit zu wettern, ohne zu bedenken oder zu wissen, dass der Islam all diese Gebote auch kennt. Die Werte Europas aber, die es heute vom Morgenland unterscheidet, in denen vielfach noch knechtische Gottesherrschaft die Menschen unterdrückt, sind ein Produkt der Aufklärung und wurden mühsam im Kampf gegen die Kirche errungen. Von Menschen, welche die Existenz einer Seele leugneten, um dafür Menschlichkeit menschlich zu definieren, gutes Handeln aus dem nur menschlichen Gewissen zu begründen.
Auch Kant kannte und schätzte den Lukrez sehr. Er war zwar auch preußischer Hochschullehrer und lehnte sich darum nicht gegen die gottgewollte Obrigkeit direkt auf, doch sein kategorischer Imperativ ist immer noch der überall und jederzeit gültige Maßstab moralischen und also guten Handelns, der erstmals keinerlei Gott mehr braucht.
Gut handelt danach, wer stets so handelt, dass sein Handeln allgemeines Gesetz für jedermann sein könnte. Dies ist nur ein theoretischer Näherungswert, der in der Realität nie ganz erreichbar war. Aber wichtiger als die Strenge dieses Maßstabes sittlichen Handelns ist, dass er nur dem Gewissen unterworfen ist in dem Sinne wie Kant Aufklärung definiert. Hier braucht es keinen Gott mehr für moralisches Handeln sondern allein eine menschliche Entscheidung dafür.
Wir sind dafür verantwortlich, ob wir aufgeklärt handeln, also aus der, wie Kant es sagte, selbstverschuldeten Unmündigkeit befreit, die nichts als ihrem Gewissen verantwortlich ist, an dem jede Norm zu messen ist, ob ihr gefolgt werden soll oder nicht. Diese philosophische Feststellung ist die eigentliche Basis des Rechtsstaates, der aus heutiger Sicht im klaren Gegensatz zum Unrechtsstaat mit göttlichem Regime steht, weil es den einzelnen verantwortlich macht und nicht nur als bloßen Befehlsempfänger gehorsam, auch wenn das manche im politischen Spektrum nicht ganz verstanden haben.
Auch das Strafrecht ist so eine Gratwanderung, die auf dieser Gewissensfreiheit aufbaut, die Strafe erst möglich macht, weil sie den einzelnen für verantwortlich und also frei erklärt, andererseits eine Methode anwendet, die ethisch nichts bringt, faktisch nur ein kriminelles Umfeld meist schafft, das Gegenteil des kategorischen Imperativs institutionalisiert, also eigentlich Blödsinn ist, der nur aus der Hilflosigkeit geboren wurde, denn was sonst sollen wir noch tun, Gewalt und Kriminalität Herr zu werden?
Max Stirner, der seine Welt ohne alle Götter nur auf sich stellte, wird darauf anders geantwortet haben als sein Kommilitone Karl Marx, dessen dogmatische Lehre von der Diktatur des Proletariats zur neuen Religion wurde, nachdem Kant Gott zur Begründung der Moral vorher überflüssig machte. Der spätere Sozialismus und auch der abartige Nationalsozialismus als eine Mischform reaktionärer Sichten mit sozialistischen Träumen, der so viele Deutsche tief im Herzen leider ansprach, waren nur neue Religionen, auch wenn sie dies leugneten und bauten auf dem an eine Seele und die Macht über sie gewohnten Denken auf.
Warum die Seele sterblich ist, wenn es denn eine geben soll, hat Lukrez besser als alle begründet, schöner zumindest in seinen Versen, denn wie sollte etwas sein, was nicht stirbt, wenn es so wäre, könnte es nicht menschlich oder Teil der Natur sein, außer der aber real nichts ist.
Warum sie kein Gewinn ist für uns sondern nur mehr Unfreiheit bedeutet, wurde ausführlich begründet. Bleibt nur die Frage, was mit der wortgleichen Verwendung im Alltag auch in Medizin und Psychologie ist. In der Psychologie schätzt insbesondere auch die Psychoanalyse diesen Ausdruck, die mit ihrer Glaubenshypothese vom Unterbewusstsein aber auch nichts anderes als eine postreligiöse Glaubensgemeinschaft in manchem ist, warum eine kritische Sicht auch auf diese teilweise Wissenschaft angebracht wäre, die der Natur teilweise mehr unterstellt als sie an Erkenntnis sucht und durch die Normierung der Krankheit der Psyche auch zu mehr Unfreiheit führte. In der Medizin hat der Begriff aus dem Aberglauben auch nichts verloren und so sollte dieser Terminus vermutlich wie das Wort Neger künftig gestrichen werden, weil es nur für eine Epoche der Sklaverei und Unfreiheit steht, die mit demokratischen Grundsätzen schwer zu vereinbaren ist.
Die Seele mag für einige nichts schlimmes sein, für die meisten aber ist sie noch mit dem Aberglauben verbunden und sollte darum auch so verwendet werden, als ein Glaube, der kein reales Gegenstück hat, unfrei macht und darum besser hinterfragt würde, als gewohnheitsmäßig nachgeplappert.
Klar kann jeder Seele sagen und nutzen, wenn es ihm gefällt, in Süddeutschland gibt es solche sogar zu essen aber wer sein Tun reflektiert sollte diesen Ausdruck, der von den Religionen vergewaltigt, auf ewig für die Unfreiheit steht, nicht mehr benutzen, um der Freiheit willen und aus Respekt vor der Natur oder zumindest mal herzlich darüber lachen, was schon hilft die Angst vor dem Unsinn zu verlieren.
jens tuengerthal 15.12.2016
Gibt es wirklich keine Seele oder sag ich das nur so?
Wiki meint dazu, dass der “Ausdruck Seele vielfältige Bedeutungen hat, je nach den unterschiedlichen mythischen, religiösen, philosophischen oder psychologischen Traditionen und Lehren, in denen er vorkommt. Im heutigen Sprachgebrauch ist oft die Gesamtheit aller Gefühlsregungen und geistigen Vorgänge beim Menschen gemeint. In diesem Sinne ist „Seele“ weitgehend mit dem Begriff Psyche (altgriechisch ψυχή, psychḗ) synonym. „Seele“ kann aber auch ein Prinzip bezeichnen, von dem angenommen wird, dass es diesen Regungen und Vorgängen zugrunde liegt, sie ordnet und auch körperliche Vorgänge herbeiführt oder beeinflusst.”
Für sehr viele Menschen gibt es selbstverständlich eine Seele und wenn ich nicht sagen will, die lögen alle, muss ich wohl erstmal sagen, warum ich meine, es gibt sie nicht, was es aber dann doch gibt und worum es dabei geht.
Die Existenz einer Psyche als Teil unseres Gehirns würde ich nie bezweifeln und das verstehen viele unter dem, was sie Seele nennen, so gesehen gäbe es eine und es wäre einfach nur der Ausdruck für das, was in unserem Hirn im Zusammenspiel mit allen Funktionen unseres Körpers abläuft. Dagegen gibt es nichts zu sagen und keine Gründe, so etwas als existent zu bezweifeln. Dennoch existierte es nicht sondern wäre nur ein Sammelbegriff für die komplexen Ursachen der Reaktionen im Gehirn, seien sie neuronal oder hormonell oder was auch immer, was wir vielleicht noch nicht wissen.
Aber, Seele ist auch ein Ausdruck der Religionen und aus dem Glauben erst ist er in die Sprache auch des Alltags übergegangen. Im Aberglauben aber, worunter ich alle Religionen und jeden Glauben an etwas außer der Natur zusammenfasse, ist die Seele etwas eigenes, existiert unabhängig von unserer Natur. Was das sein soll und woher es kommt, ist eine Frage des Glaubens und was so Seele genannt wird, hat keinen Ort in unserem Körper, muss einfach geglaubt werden.
Warum etwas außer unserem Körper sein sollte, bleibt dabei unklar und darüber regte sich schon Lukrez auf, der in seinem wunderbaren Buch Von den Dingen der Natur, von dem wir es ja schon hatten, der Seele und ihrer natürlichen Sterblichkeit ein ganzes großes Kapitel widmet. Er erklärt darin mit sehr logischen Gründen, warum natürlich nichts außerhalb unseres Körpers existieren kann und dieser so endlich ist wie alles von uns.
Die Furcht vor dem Tod hat die Menschen schon so lange wir es zurückverfolgen können, dazu gebracht, sich über ein Leben nach dem Tod Gedanken zu machen und was aus uns danach wird oder ob wir schon waren, bevor wir rein biologisch gezeugt wurden durch die Vereinigung von Eizelle und Samenzelle, wie das eben so funktioniert mit dem Kindermachen.
Viele Menschen glauben an ein Leben danach, wo immer sie das auch hin verlegen, Himmel oder Hölle, Wiedergeburt oder als Ziel das Nichts. Wenn sie das glauben, sind sie meist der Überzeugung, ihre Seele lebe weiter, nur ihr Körper wäre halt irgendwann verbraucht und würde dann sterben.
Ist dieser Gedanke tröstlich oder eher schrecklich?
Gläubige Menschen finden in ihrem Leid eine Erlösung, wenn sie auf ein besseres Leben nach dem Tod hoffen, dass sie für all ihre Leiden hier entschädigt. Für sie ist der Gedanke an die unsterbliche Seele, die Erlösung findet, tröstlich.
Trotzdem fürchten diese Menschen den Tod wie die meisten, teils ob der bevorstehenden Prüfungen oder weil sie sich nicht sicher sind in ihrem Glauben. Eigentlich ist das ein Widerspruch in sich, den Tod zu fürchten, aber auf ein Himmelreich hoffen. Der Glaube gibt dann verschiedene Krücken die Angst, die er den Menschen vorher einredet, ihnen wieder zu nehmen.
Warum aber fürchten so viele den Tod?
Zur Unsicherheit, ob es das nur geaberglaubte Paradies oder doch die Hölle wirklich gibt, kommt scheinbar der menschliche Instinkt, leben zu wollen, weil es doch so schön sein könnte, wenn wir nicht so viel Angst hätten, auch vor dem Tod.
Lukrez, und da bin ich mal wieder ganz seiner Meinung, sagte, ich fürchte den Tod nicht, weil solange er da ist, dieser nicht da wäre und sobald der Tod käme, er nicht mehr da wäre. In seiner ganz auf den Menschen als Wesen in der Natur beschränkten Sicht heißt das, wie auch schon sein geistiges Vorbild Epikur es sagte, das Leben ist endlich und nach dem Tod kommt nichts. Es gibt keinen Grund etwas zu fürchten, wer nicht mehr ist, kennt keine Schmerzen, hat keine Sorgen, muss sich um nichts mehr Gedanken machen, weil er einfach nicht mehr da ist.
Unsterblichkeit gibt es für Lukrez nicht, im Gegenteil ist sterben können, auch darüber selbst entscheiden zu dürfen, für ihn Ausdruck der absoluten menschlichen Freiheit. Was damit auch für die zu seiner Zeit noch normalen Sklaven galt und jedes andere Wesen. Wer tot ist, ist nicht mehr und hat keinen Grund zu Sorge oder Furcht. Der Aberglaube an Unsterblichkeit ist für einen Epikuräer der Schritt in die Unfreiheit und damit zum Unglück, den zu betreten, es keinen vernünftigen Grund gibt.
Natürlich gibt es dann vielleicht welche, die ihn vermissen, was ihm aber auch keine Sorgen machen muss, da er ja nicht mehr ist und Trauer über das, was nicht mehr ist, scheint ihm absurd. Vielleicht könnten wir uns lieber an der Erinnerung freuen an das was war, statt uns zu grämen, weil es das Leben viel schöner noch machte, als unter Verlusten, die wir nicht ändern können, zu leiden.
Das ist vielleicht eine grundsätzliche Frage zur Haltung zum Leben überhaupt. Worum geht es uns und was ist uns wichtig dabei?
Für die Epikuräer war ziemlich klar, es geht nur um Lustgewinn im Leben, alles andere wäre Unsinn. Was also nach reiflicher Überlegung unser Glück unserem Wesen entsprechend vermehrt, ist für sie gut, was unschön ist und die Lust mindert eben nicht. Eine logische und einfache Sicht, die jeder für sich umsetzen kann und die viele Menschen glücklicher machte, als sie es mit ständigem Zweifel und ihrem Hadern, mit dem was ist, je werden können.
Menschen die nach Glück streben, werden alles tun, Unglück zu vermeiden und lieber bescheiden glücklich leben, als sich in Kriegen für ihr Land aufzuopfern. Auch darum hatte diese Sicht auf das Leben viele Gegner. Besonders der Kirche passte diese Sicht auf das nur weltliche Glück überhaupt nicht und sie taten alles, um die Epikuräer schlecht zu reden. Sie behaupteten im Garten des Epikur würden wilde Orgien gefeiert, es ging diesen Philosophen nur um die schnelle Lust und darum ignorierten sie die harten aber nötigen Prüfungen der Götter, wären völlig undiszipliniert und wendeten sich nur der Lust zu.
Weil ihnen diese Glücks- und Lustlehre so gefährlich vorkam, taten sie alles, sie tot zu schweigen, überschrieben, als sie die Macht hatten, alle Bücher mit ihren Lehren oder vernichteten sie und damit lange für das ganze Mittelalter auch die Erinnerung an Epikur und Lukrez und einige Kirchenlehrer, die sich dann doch noch zu Epikur und Lukrez äußerten, die im alten Rom sehr beliebt waren, verbreiteten bösartige Gerüchte über sie.
So wissen wir von Lukrez angeblichen Freitod nur von einem Kirchenlehrer, was darum wieder genauso infrage zu stellen ist, auch wenn es für Lukrez in Ordnung gewesen wäre, sich das Leben zu nehmen, wenn er keine schönere Perspektive mehr sähe. Der gleiche Kirchenlehrer erzählt dann auch noch Lukrez sei durch den Genuss eines Liebestrankes wahnsinnig geworden, hätte seine, wie auch der Kirchenmann zugeben musste, wunderschön geschriebenen Verse, nur in kurzen lichten Momenten verfasst. Insgesamt aber zeuge der ganze Text vom Wahnsinn des Lukrez und dem egozentrischen und nicht gottesfürchtigen Leben eines Epikuräers, der dafür sicher in der Hölle schmore.
Gottesfurcht, darin steckt sich fürchten und also Angst auch vor dem Allmächtigen, der auch geschafften wurde, um die Menschen diszipliniert zu halten und an die abgesegnete Ordnung zu binden. Es ist typisch für das Spiel nahezu aller Religionen mit der Angst als Drohung, um das gewünschte Verhalten der Gläubigen zu erreichen.
All dies funktioniert nur so lange wie die Menschen an die Existenz einer Seele glauben und sich für das Wohl ihrer Seele entsprechend der Regeln ihres Aberglaubens zur Ordnung rufen lassen. Es gibt dann durch die erdachte Seele eine Methode Menschen zu beherrschen und sie nicht länger frei nach ihrem Glück streben zu lassen, wie es ihrer Natur eben gerade entspräche, sondern den Regeln zu folgen, egal wie abstrus diese auch waren.
So ist der Glaube an eine Seele immer schon ein Mittel die Unfreiheit zu begründen und das Streben nach persönlichem Glück abzuwerten. Wer den Menschen aber als seiner Natur nach frei begreift, wie es auch unser Grundgesetz ja tut, muss ein solches Streben absurd finden. Warum sollte sich Mensch so etwas unterwerfen, was wäre der Gewinn davon?
Die versprochene aber nur für Wohlverhalten eventuell gewährte Erlösung ist ein bloß mögliches Vergnügen im Jenseits, dass es nach aller Vernunft nicht geben kann, weil nach dem Tod nichts mehr ist, keiner je zurückkehrte und das Gegenteil beweisen könnte.
Für diejenigen, die im Leben glücklich sind, könnte es aber leichter sein, sich vom Glauben und der mit ihm verbundenen Angst zu lösen, als für jene, denen es schlecht ergeht und die an Krankheiten leiden, im Aberglauben Trost und Erlösung finden.
Warum ein erfundenes Himmelreich aber mehr Trost spenden sollte als ein reales Nichts, ohne Sorgen oder Schmerzen, wird daraus nicht klar.
Die über die Epikuräer als reine Lustmenschen verbreiteten Gerüchte lagen zum einen an ihrer nur der Lust als Realisierung des Glücks zugewandten Philosophie, die keine Götter fürchtete, also auch keine höhere Strafe, zum anderen daran, dass sie die erste und einzige philosophische Schule der Antike waren, die Frauen in ihren Kreis zuließen und so reagierten die anderen Männerrunden eben auch eifersüchtig und mit Spott, weil es diejenigen, die sich ganz natürlich für Gleichheit einsetzten, schon immer schwerer hatten, als diejenigen, die sich mit den absurdesten Argumenten dagegen postieren.
Auch im heutigen Europa merken wir das gerade, am Zulauf den Islamkritiker und Populisten haben, die von der Hetze über andere leben. Einfache dumme Vorurteile werden unbewiesen geglaubt und komplexe Erklärungen einer schwierigen Situation werden als nur Vertuschung und Geschwätz gerne mit dem Wort Lügenpresse von Menschen abgetan, die vermutlich Schwierigkeiten hätten, den Begriff der Freiheit zu erklären.
Eine nur geglaubte Sache als Maßstab zur Beurteilung des Wohlverhaltens von Menschen klingt absurd, weil es ja nicht um Tatsachen geht. Dennoch sind Gebete für das Seelenheil eines Verstorbenen bei uns noch etwas völlig normales, als sei es nicht nur alberner Aberglaube, der bloß der Beschäftigung und Ablenkung der Trauernden dient, die sonst vielleicht erkennen könnten, wie wenig schlimm alles wäre, wenn sie das Nichts als Folge des Todes annähmen und die erfundene Seele als abstrus leugneten.
Was die Seele heute genau ist, wird sicher eine Definitionsfrage sein. Mit der von Psychologie und Medizin verwendeten Form zur Bezeichnung komplexer geistiger Vorgänge könnte ich vielleicht noch konform gehen, wäre da nicht die gleichzeitige Verwendung dieses Wortes im religiösen Zusammenhang. Doch auch in der Psychologie und Medizin frage ich mich, warum sie einen belegten Begriff nutzen um ein vielfältiges Phänomen zu einfach zu benennen.
Die Neurologie arbeitet sich gerade an das weite Feld heran, wie das Gehirn funktioniert und welche biochemischen und elektrischen Reaktionen bei bestimmten Gedanken ablaufen, durch was die Gedanken stimuliert werden können, in welche Richtung auch immer. Viele dieser Erkenntnisse der Hirnforschung fließen auch in die Werbung, die ein ganz natürliches Interesse daran hat, ihre Adressaten in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Ob und wie wir solche Manipulation bewerten, hängt von unserer Sicht auf die Freiheit des Menschen ab. Das fängt mit dem Schönsprech an, der auch NLP oder Neuro Linguale Programmierung genannt wird und endet noch lange nicht mit der Berieselung mit schönen Klängen beim Einkaufen.
Auch der Kult um Marken und Produkte ist so ein Ding, dass mit unserer Funktionalität am Markt zusammenhängt und inwieweit wir manipulierbar sind. Zwar lernen wir, gibt es auch immer gute Gründe uns für dieses oder jenes Objekt zu entscheiden, aber ich frage mich bei vielen Teenagern, auch in Erinnerung an meine Zeit, wie frei sind wir wirklich noch im Urteil, warum machen uns bestimmte Dinge an und sind andere ein totales no go?
Wenn wir also von geschickten Marketingstrategen manipulierbar sind und der Bundesverband Marketing ist nicht umsonst der reichste Lobbyverband in Berlin, fragt sich doch, wie frei sind wir wirklich und welche Rolle spielt dabei die sogenannte Seele?
Hilft sie uns den Prozess sozialer Anpassung zu ertragen, auch wenn dieser vielleicht gegen unsere Natur geht oder spielt sie dabei gar keine Rolle?
Warum die religiöse Variante von Seele nur der Anpassung und Konformität dient, auch wenn es je nach Sekte da auch Varianten und Ausnahmen gibt, die gern alles ins Gegenteil verkehren, wurde schon ausreichend oben erläutert. Diese Form der Seele hilft sicher bei der konformen Anpassung und sicher weniger beim individuellen Glücksstreben, dem sie immer wieder Hindernisse in den Weg legt, zu denen auch die teilweise Tabuisierung und genaue Regulierung des Sex gehört.
Aber auch die nichtreligiöse medizinisch-psychologische Variante von Seele ist eigentlich nur ein gutes Instrument der Anpassung, insofern sie alles nicht konforme Verhalte als krank einstuft und wer will schon krank sein. Sicher gibt es psychische Krankheiten, die den Betroffenen das Leben schwer machen und unter denen sie leiden. Sich dabei aber häufiger zu fragen, ob dieses Leiden mehr am sozialen Anpassungsdruck liegt, könnte den Horizont erweitern und manche Krankheit infrage stellen, vor allem, was am Ende entscheidend sein sollte, viele Menschen glücklicher machen.
Als Epikur gefragt wurde, was es zum Glück bräuchte, was er sich wünsche, war seine Antwort, ein Brot und einen Käse, ein Schluck Wasser oder vielleicht Wein, mehr bräuchte es nicht.
Geht alles Glück durch den Magen und reduziert das nicht unser Komplexes Sein auf nur tierische Bedürfnisse?
Wichtig ist dieser Ausspruch vor allem zum Verständnis der Bescheidenheit der Epikuräer bei ihrem Streben nach Lust und Glück. Es geht nicht um totale Exzesse sondern eine ruhige Bescheidenheit, die mit dem zufrieden sein lässt, was möglich ist, statt sich irreal hohe Ziele zu stecken, die niemanden real glücklich machen.
Wessen Seele nach Höherem strebt, dem wird das kleine irdische Glück der Zufriedenheit im bescheidenen Rahmen, nie genügen können, es wartet ja noch das Himmelreich als Erfüllung aller Träume, auch wenn die für uns logisch nie anders als irdisch sein können, was uns ja nach Verlust des Körpers als seelische Existenz nicht mehr existieren dürfte, wären die Lehren des Aberglauben auch nur irgendwie konsistent.
Das absurde Ziel der vielen Jungfrauen für Märtyrer, die ihr Leben der Religion opfern, was immer daran toll sein soll, wo es doch Erfüllung immer nur mit Konzentration im Einzelfall gibt, ist so ein zutiefst körperlich irdisches, was uns die ganze Absurdität des Aberglaubens gut vor Augen führt, weil wir momentan fast täglich von neuen Märtyrern hören müssen, die sich und am besten noch viele andere mit, in den Tod schicken. Es ähnelt aber allen anderen Zielen im Jenseits immer, ist nur so schön deutlich in seiner Absurdität. So beten auch die katholischen Christen noch zu ihren Märtyrern, die etwas besonders ehrenvolles taten, als sie ihr Leben für die Religion opferten.
Nur wer hofft, es gäbe mehr als die Natur und sein Sein hier, wird sich für solchen Unsinn manipulieren lassen. Auch wenn wir alle ständig irgendwie von irgendwem manipuliert werden sollen - von rührenden Bettelbriefen über die Werbung zu den berühmten Blut und Boden Reden der Politik - stellt sich die Frage, ob es uns besser geht, wenn wir noch etwas dazu erfinden, was diese Manipulation systematisch leichter macht und vor allem, was der Gewinn davon für uns ist.
Es lässt sich nicht feststellen, wie die Erfindung der religiösen Seele die Welt oder die Menschen auf ihr verbessert hätte. Dennoch findet sich solches und ähnliches, vom Ahnenkult bis zur Magie in allen Kulturen. Liegt das daran weil solches der Herrschaft nur willige Untertanen schuf, die sich im Glauben freiwillig unterwarfen?
Wird etwas gut, weil alle es tun?
Warum begehren so wenige gegen solch absurden Unsinn dann auf, wenn es uns doch nichts nützt und uns nicht glücklicher macht?
Die Disziplin im Unsinn liegt auch an der den allwissenden Wesen innewohnenden Allmacht, gegen die wir wenig unternehmen können, als uns willig zu unterwerfen und den Regeln zu gehorchen oder zu beichten, wo wir sündigten. Betrachten wir die geistliche Ordnung nach weltlich rationalen Gesichtspunkten, muss es uns noch absurder vorkommen. Ein Staat der solches fordert ist für uns ein Unrechtsstaat, mit dem wir nichts zu tun haben wollen, außer er verspricht gute Geschäfte wie in Saudi Arabien, das durch sein Öl reich wurde und naiv im mittelalterlichen Glauben bleiben konnte.
Warum die Muslime ihrem Aberglauben weltweit noch folgen ist mir vernünftigerweise genauso ein Rätsel wie katholische Pilgerfahrten und ähnlicher weit verbreiteter Unsinn. Es spielt die Hoffnung auf ein Jenseits und die Angst vor Strafen dabei eine große Rolle und die Bindung an eine Tradition, die stärker ist als der Einzelne in seinem Drang nach Glück, in die sie hineingeboren werden und die sie nicht verändern wollen und können, weil sie auch ihre Heimat ist.
Wie in arabischen Ländern die muslimischen Fundamentalisten sind auch in den USA die christlichen Fundis relativ stark und dürfen trotz ihrer teils absurden politischen und sonstigen Sichten öffentlich mitreden und das Geschehen in einer Demokratie mitbestimmen. Es werden in einem Land, dessen Gründerväter bei der Boston Tea Party liberale Freidenker größtenteils waren, deren Verfassung von Verehrern des Lukrez im Geist des Atheismus geschrieben wurde, öffentliche Segenswünsche gesprochen und Gottes eigenes Land ist dort mehr als nur eine dumme Floskel. Die Amis glauben zu noch relativ großen Teilen immer noch und stehen darin fest verwurzelt, auch wenn das epikuräische persönliche Glücksstreben bei ihnen obersten Verfassungsrang hat, leugnen sie dessen Wurzeln und deuten es protestantisch puritanisch um, statt die laizistische Freiheit, laut zu verteidigen. Unter dem geistig besonders schwachen Präsidenten Bush jr. zogen sie in einen Heiligen Krieg, den er noch dazu Kreuzzug nannte, um als trockener Alki Gottes Segen für seine Blitzkriege zu erflehen, die dann doch bis heute kein Ende fanden.
Für die meisten Amerikaner hat der Mensch natürlich eine Seele, die auf das Himmelreich wartet, auch wenn es dort zumindest eine laute Gruppe freiheitlicher Atheisten gibt, die Macht im Land haben meist andere und die moralische amerikanische Zensur zog über Facebook auch wieder in Europa ein. Diese Bigotterie, die nackte weibliche Brüste öffentlich verbietet, Schamhaar zum Schutz der Kinder zensiert und Sexualität tabuisiert, bei gleichzeitig öffentlichen Hinrichtungen und der größten Pornoindustrie der Welt ist genau das Gegenteil der Freiheit, die von den Vätern der Verfassung vorgesehen war und wie sie die Verehrer des Lukrez noch niederschrieben.
Ob sie freier wieder würden, wenn sie den albernen Aberglauben endlich ablegten, den Mensch nähmen, wie er seiner Natur nach ist, weiß ich nicht, zumindest böte eine epikuräische Weltsicht eine Chance für eine friedlichere Welt als dieser Segensmentalismus einer Supermacht um ihre Dollarheiligen, die gerade ihren wirklichen Papst zum Präsidenten wählten und damit genau das bekommen, was sie aus Sicht des kritisch denkenden Europäers schon lange sind, ein unfreier Staat, der populistischen Forderungen gerne folgt, wie blöd sie auch sind, solange es dem neuen Heiligen gelingt, seine Gegnerin als Ausgeburt des Teufels darzustellen.
Aber hier soll es ja nicht um Politik sondern um die Seele gehen und die Fragen, die sich dazu stellen, nur zum Verständnis der durch ständigen TV-Konsum aufgeklärten amerikanischen Seele, was immer das nun ist, konnte der Ausflug helfen, der wieder zu den Wurzeln führt, der Frage von der Sterblichkeit der Seele oder ihrer besser Nichtexistenz aus Gründen der Freiheit. Doch zeigte der Ausflug wie präsent der Aberglaube auch in einem eigentlich aufgeklärten Staat ist, der von radikalen Aufklärern gegründet wurde und von denen einige auch im berühmten Salon des Baron d’Holbach verkehrten mit den Enzyklopädisten, die zwar noch anonym aber doch deutlich und weit verbreitet erstmals nach Lukrez wieder den radikalen Atheismus dachten, der die Absurdität des Aberglaubens für die Ordnung der Gesellschaft hinterfragte.
Gerne führen die Verteidiger des Abendlandes die 10 Gebote an, die aus der jüdischen Tradition stammen, wie das christliche Weltbild, um gegen den bösen Islam und seine Grausamkeit zu wettern, ohne zu bedenken oder zu wissen, dass der Islam all diese Gebote auch kennt. Die Werte Europas aber, die es heute vom Morgenland unterscheidet, in denen vielfach noch knechtische Gottesherrschaft die Menschen unterdrückt, sind ein Produkt der Aufklärung und wurden mühsam im Kampf gegen die Kirche errungen. Von Menschen, welche die Existenz einer Seele leugneten, um dafür Menschlichkeit menschlich zu definieren, gutes Handeln aus dem nur menschlichen Gewissen zu begründen.
Auch Kant kannte und schätzte den Lukrez sehr. Er war zwar auch preußischer Hochschullehrer und lehnte sich darum nicht gegen die gottgewollte Obrigkeit direkt auf, doch sein kategorischer Imperativ ist immer noch der überall und jederzeit gültige Maßstab moralischen und also guten Handelns, der erstmals keinerlei Gott mehr braucht.
Gut handelt danach, wer stets so handelt, dass sein Handeln allgemeines Gesetz für jedermann sein könnte. Dies ist nur ein theoretischer Näherungswert, der in der Realität nie ganz erreichbar war. Aber wichtiger als die Strenge dieses Maßstabes sittlichen Handelns ist, dass er nur dem Gewissen unterworfen ist in dem Sinne wie Kant Aufklärung definiert. Hier braucht es keinen Gott mehr für moralisches Handeln sondern allein eine menschliche Entscheidung dafür.
Wir sind dafür verantwortlich, ob wir aufgeklärt handeln, also aus der, wie Kant es sagte, selbstverschuldeten Unmündigkeit befreit, die nichts als ihrem Gewissen verantwortlich ist, an dem jede Norm zu messen ist, ob ihr gefolgt werden soll oder nicht. Diese philosophische Feststellung ist die eigentliche Basis des Rechtsstaates, der aus heutiger Sicht im klaren Gegensatz zum Unrechtsstaat mit göttlichem Regime steht, weil es den einzelnen verantwortlich macht und nicht nur als bloßen Befehlsempfänger gehorsam, auch wenn das manche im politischen Spektrum nicht ganz verstanden haben.
Auch das Strafrecht ist so eine Gratwanderung, die auf dieser Gewissensfreiheit aufbaut, die Strafe erst möglich macht, weil sie den einzelnen für verantwortlich und also frei erklärt, andererseits eine Methode anwendet, die ethisch nichts bringt, faktisch nur ein kriminelles Umfeld meist schafft, das Gegenteil des kategorischen Imperativs institutionalisiert, also eigentlich Blödsinn ist, der nur aus der Hilflosigkeit geboren wurde, denn was sonst sollen wir noch tun, Gewalt und Kriminalität Herr zu werden?
Max Stirner, der seine Welt ohne alle Götter nur auf sich stellte, wird darauf anders geantwortet haben als sein Kommilitone Karl Marx, dessen dogmatische Lehre von der Diktatur des Proletariats zur neuen Religion wurde, nachdem Kant Gott zur Begründung der Moral vorher überflüssig machte. Der spätere Sozialismus und auch der abartige Nationalsozialismus als eine Mischform reaktionärer Sichten mit sozialistischen Träumen, der so viele Deutsche tief im Herzen leider ansprach, waren nur neue Religionen, auch wenn sie dies leugneten und bauten auf dem an eine Seele und die Macht über sie gewohnten Denken auf.
Warum die Seele sterblich ist, wenn es denn eine geben soll, hat Lukrez besser als alle begründet, schöner zumindest in seinen Versen, denn wie sollte etwas sein, was nicht stirbt, wenn es so wäre, könnte es nicht menschlich oder Teil der Natur sein, außer der aber real nichts ist.
Warum sie kein Gewinn ist für uns sondern nur mehr Unfreiheit bedeutet, wurde ausführlich begründet. Bleibt nur die Frage, was mit der wortgleichen Verwendung im Alltag auch in Medizin und Psychologie ist. In der Psychologie schätzt insbesondere auch die Psychoanalyse diesen Ausdruck, die mit ihrer Glaubenshypothese vom Unterbewusstsein aber auch nichts anderes als eine postreligiöse Glaubensgemeinschaft in manchem ist, warum eine kritische Sicht auch auf diese teilweise Wissenschaft angebracht wäre, die der Natur teilweise mehr unterstellt als sie an Erkenntnis sucht und durch die Normierung der Krankheit der Psyche auch zu mehr Unfreiheit führte. In der Medizin hat der Begriff aus dem Aberglauben auch nichts verloren und so sollte dieser Terminus vermutlich wie das Wort Neger künftig gestrichen werden, weil es nur für eine Epoche der Sklaverei und Unfreiheit steht, die mit demokratischen Grundsätzen schwer zu vereinbaren ist.
Die Seele mag für einige nichts schlimmes sein, für die meisten aber ist sie noch mit dem Aberglauben verbunden und sollte darum auch so verwendet werden, als ein Glaube, der kein reales Gegenstück hat, unfrei macht und darum besser hinterfragt würde, als gewohnheitsmäßig nachgeplappert.
Klar kann jeder Seele sagen und nutzen, wenn es ihm gefällt, in Süddeutschland gibt es solche sogar zu essen aber wer sein Tun reflektiert sollte diesen Ausdruck, der von den Religionen vergewaltigt, auf ewig für die Unfreiheit steht, nicht mehr benutzen, um der Freiheit willen und aus Respekt vor der Natur oder zumindest mal herzlich darüber lachen, was schon hilft die Angst vor dem Unsinn zu verlieren.
jens tuengerthal 15.12.2016
Mittwoch, 14. Dezember 2016
Gretasophie 002
002 Worum es geht - Natur oder Seele
Gestern ging es um den Anfang und da sprach ich schon von der Seele, an die ich nicht glaube, die aber auch in der Schule meiner Tochter immer wieder erwähnt wird, als sei das völlig normal, solchen Aberglauben vor vernünftigen Menschen zu verkünden. So hat die christliche Sekte unseren Verstand bereits soweit eingenebelt, dass keiner mehr kritisch fragt, was soll denn das Gerede von der Seele überhaupt, wo soll die sein, was ist das, denn was es nicht materiell gibt, ist vernünftigerweise nicht existent. Sind Natur und Seele ein Gegensatz, weil da irgendwas außerhalb unseres Gehirns herumwaberte und was soll das der Natur nach sein, wem nutzt dieser Gegensatz von Natur und Seele und was ist überhaupt noch Natur und was genau nicht?
Diese Frage treibt mich in den nächsten vier Kapiteln um, die mit je kleinen Buchstaben als Unterüberschriften noch abgeteilt werden, was viel systematischer klingt, als es in meinem Kopf vorgeht, mir aber hilft, mich beim Schreiben nicht völlig zu verwirren und vom Thema abzukommen, bei dem zu bleiben, worum es geht.
002a Naturbetrachtung und Glaube
Sind wir nur Natur oder mehr und was könnte je mehr sein, wenn alles Natur ist?
Alles ganz natürlich oder eher abstrus und künstlich, denke ich und werte mit abstrus alles nicht natürliche ab, als sei ich wie der inkontinente Rousseau ein Anänger des zurück zur Natur, was ich über 25 Jahre nach der Lektüre von Hesse irgendwie hinter mir habe, wie ich dachte.
Doch wenn ich sage, alles sei Natur, da wir Natur sind, ist auch alles natürlich, was wir tun und auch die Produkte unserer Chemie und was wir Kunststoff nennen, der wiederum aus dem Naturprodukt Erdöl gewonnen wird.
Klingt auch unsinnig gerade wenn wir an die katastrophalen Folgen etwa des Naturproduktes Uran in der Natur denken, wenn zufällig ein Kernkraftwerk nicht wie geplant funktioniert. Dann lebt wie in Tschernobyl oder an manchen Orten Japans für tausende von Jahren nichts mehr.
Manche warnen uns vor dem Missbrauch der Natur, die Veganer wollen uns vor dem Fleisch beschützen oder die armen Schweine vor uns, so ganz klar ist das noch nicht, wem sie sich näher verwandt fühlen. Andere weisen auf die Folgen unserer Lebensweise hin, die Lebensräume zerstörte und Katastrophen logisch herbeiführe. Der gerade in den USA die Wahlen gewann, glaubt das alles nicht und möchte lieber auf Wachstum und mehr Reichtum setzen, statt jede Entwicklung mit Bedenken auszubremsen.
Alle die vom Aussterben bedrohte Tiere retten wollen, schreien auf und warnen vor der Katastrophe, die ein weiter so, für die Umwelt bedeuten würde. Die Natur droht in deren Augen unterzugehen, wenn wir weitermachen wie bisher und viele wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen für diese Sicht der Welt, zumindest nach allem, was wir bisher wissen.
Ob die Klimaveränderung auch positive Wirkungen hätte, ist bisher nicht bekannt, auch sonst wissen wir manches noch nicht so ganz genau, etwa ob eine kommende Eiszeit durch die globale Erwärmung ausgeglichen würde oder was passiert, wenn durch Abschmelzen der Pole als Folge der Erwärmung unser Planet als Trabant der Sonne ein winziges Stück aus der gewohnten Bahn rutschte und sich die Temperaturen in die Gegenrichtung bewegten.
Vieles spricht dafür, mit der Natur, die uns umgibt, so vorsichtig wie nur möglich umzugehen, so wie wir es auch mit uns täten, wenn wir wollen, dass es uns gut geht. Doch wer den Fortschritt ewig aus Angst blockiert, wie es gerade auch im Sinne des zurück zu den guten alten Sachen und eben zur Natur wieder normal scheint, säße noch immer in einer Höhle ohne Strom und Internet, wenn nicht andere mehr gewagt hätten.
Wir müssen alle gerade irgendwie eine Haltung zur Natur finden und zur Umwelt. Wer ein guter Mensch ist, will sie schützen und die Tiere retten, scheint unsere Ethik sich über die Natur zu legen. Aber ist der weniger gut, der mit Ausbeutung der Natur Arbeitsplätze schafft, Menschen ernährt, Wohlstand schafft?
So ist manches in unserem Verhältnis zur Natur verwirrend, obwohl es doch ganz einfach sein müsste eigentlich. Ist Gentechnik, die uns vor dem Tod durch Krebs oder überhaupt vor dem frühen Sterben vielleicht retten kann, eine Therapie bei vielen bisher tödlichen Krankheiten bieten kann, gut oder schlecht und was ist der Maßstab dies zu sagen?
Darf über solche Fragen nur urteilen, wessen Leben damit gerettet wurde oder gerade die nicht, weil sie ja befangen wären und warum ist nicht automatisch gut, was hilft?
Während ich diese Fragen zu unserer Natur und zum Umgang mit der Natur stelle, was noch natürlich ist und was nicht mehr, fragt sich wohl mancher, ist es seine Seele, die ihn dazu treibt, die seinen Worten Feuer gibt oder liegt es in seiner Natur so über ganz natürliche Dinge zu schreiben und nachzudenken.
Für mich scheint es völlig natürlich, sich danach zu fragen, wäre es im Gegenteil, total unnatürlich, dies nicht zu tun, weil Hinterfragen Teil meiner Natur ist, oder ist es das Produkt meiner Erziehung, der vielen Fragen, die mein Vater sich ständig stellte und auf die er mich hinwies mit seinem liebenden aber immer auch kritisch dialektischen Blick in die Natur?
Was wird es für meine Tochter sein, die ungetauft ist und so wenig, glaube ich zumindest, glaubt wie ich, zumindest an keine Kirche und keine Heiligen?
Sie hört von Seele in der Schule reden, nicht nur in Religion, auch in anderen Fächern wird davon geredet, als sei es normal und nicht verrückter Hokuspokus, elender Aberglaube, weniger wert noch als die verlogene Astrologie, die schon schrecklich genug mir immer schien. Was wird sie sich denken, wenn ihr Vater sagt, alles Blödsinn, gibt es nicht, die sind alle doof - befreie ich meine Tochter damit von der Sklaverei der Vorurteile oder stürze ich sie unnötig in einen Konflikt, sollte ich ihr besser die Anpassung leichter machen, muss ich, wenn ich mein Kind schon auf eine Waldorfschule gehen lasse, nicht auch an diesen ganzen Anthro-Unsinn glauben?
Leichter für sie wird es, wenn sie im Strom mitschwimmt, aber ich habe so das Gefühl, dass ihr das so wenig liegen wird wie mir und sie lieber aneckt, wenn ihr Verstand ihr etwas anderes sagt, es auch schon getan hat, als sie das Beten verweigerte und sich damit durchsetzte, ohne dass ich ihr je etwas dazu geraten habe, als schau es dir an und folge dem, was dir richtig scheint. Ist dieser ganze Seelenmüll, den so viele ständig von sich lassen, der so verlogen ist wie der Müll vom Unterbewusstsein, der für mich auch nur mit der Psychoanalyse als postreligiöse Sekte mit gleichen Mitteln kam, etwas wert?
Hätte sie diesen Querkopf und diesen eigenen Willen von mir geerbt, wäre ich stolz, aber ich glaube er könnte genauso von der Mutter stammen und ist vor allem ihr eigener, wenn sie ihn denn hat, was ich aber ein wenig schon glaube, jedenfalls wird sie es damit schwerer haben. Bei allen Lehrern, die nur ihren Stoff durchziehen sind solche Schüler, die mitdenken und eine Meinung haben immer unbeliebt.
Was der Gewinn davon ist, anders zu sein als die meisten, selbständig und kritisch zu denken, kann ich nicht so genau sagen, es bringt erstmal hauptsächlich viel Ärger, macht das Leben anstrengender weil logisch unangepasster und bringt auch sonst keinen messbaren Gewinn. Diejenigen müssen sich nur mit Gedanken quälen, auf die andere nicht mal kämen, können dafür Antworten finden, die vorige nicht mal ahnen. Ob das ein Gewinn ist, weiß ich nicht - in messbaren Kriterien der Anpassung und Optimierung sicher nicht. Es ist aber auch egal, wie es müßig ist, sich über die eigene Haarfarbe zu grämen, wenn es eben meine Natur ist, sie so hell oder dunkel zu haben.
Ob es uns gut tut, unsere Natur zu verändern, uns die Haare zu färben, den Busen oder die Schamlippen operieren gar die Nase korrigieren zu lassen, ist nicht gewiss. Bei den Haaren richten wir wohl am wenigsten Folgeschäden an, beim Rest fehlt die wirklich lange Erfahrung damit noch. Andererseits, können Opfer von Unfällen oder Krankheiten nun wieder hergestellt werden, wo sie früher wie Aussätzige leben mussten, die sich nichts anderes wünschten, als normal zu sein. Was ist da noch normal, was ist gut und warum braucht es dabei überhaupt Grenzen als die eigene Lust und den eigenen Geschmack?
Muss ich die Natur und den Wunsch sie zu verändern bewerten?
In bestimmten Kreisen wird es immer üblicher der Natur nachzuhelfen, von Botox bis Silikon ist alles gut, was den Anschein von straffer Jugendlichkeit weckt, statt ehrliche Reife zu zeigen. Junge Frauen mit natürlich kleinen Brüsten lassen sich grässliche Ballons anoperieren, die nicht zum Rest passen, weil die Natur es doch so vorgesehen hat, denke ich und frage ich doch zugleich, wer darüber urteilen kann und darf.
Finde da kein klares Urteil, wenn es einer Frau das Leben rettet, sich die Brüste abnehmen zu lassen und sie sich danach diese künstlich nachbilden lässt, finde ich das gut und verständlich, dagegen scheint es mir absurd, wenn eine nur ihre Körbchengröße aus welchen Gründen auch immer verändern will, um sich besser zu fühlen. Frage mich aber, ob meine Unfähigkeit hier klar zu urteilen, damit zusammenhängt, dass ich nicht an eine Seele glaube, für mich Geist und Körper eins sind und wer so etwas tut, doch nicht ganz zurechnungsfähig sein kann für mein Empfinden.
Erleichtert vielleicht die Trennung von Körper und Seele diesen idiotischen Umgang, den viele Menschen mit ihrem Körper zeigen oder ist das schlicht eine Frage von Geschmack und Stil und wem es an beiden mangelt, der lässt sich eben operieren?
Urteile zugegeben schon in der Frage ein wenig, weil ich ja auch meiner Tochter hier die Welt erklären will und es dabei darum geht, wie es sein sollte, was ich für richtig und gut halte. Doch wäre ich unaufrichtig und völlig bescheuert, wenn ich nicht auch meine Urteile hinterfragte, ob ihrer Basis und ihrer Tauglichkeit.
Schönheits OPs sind nicht mein Ding, außer wenn medizinisch dringend indiziert, völlig überflüssig, wie die immer noch zulässige Beschneidung von Knaben aus nur Gründen des albernen Aberglauben, doch werde ich in der Frage des Aberglaubens und der Beschneidung nicht zu laut werden, weil es eben auch ein sensibles Gebiet ist, ich meinen jüdischen Freunden gerade als Deutscher nicht auf die Füße treten möchte, auch wenn ich ihnen meine Meinung dazu immer sagen würde. Was mich zu der Frage bringt, wo fängt bei der Behandlung der Natur die Toleranz an und welche Rechte müssen wir schützen?
Bei der Klitorektomie sind wir sicher, dass die Opfer schutzbedürftig sind, bei der Beschneidung nicht, weil die Folgen nicht so gravierend meist sind. Aber in der Sache unterscheiden sich beide voneinander so wenig wie sich letztlich auch die Taufe nicht von diesen unterscheidet, auch ohne jeden körperlichen Eingriff. Es geht also scheinbar nicht ums Prinzip sondern nur um eine graduelle Unterscheidung von mehr oder weniger schlimm in der konkreten Auswirkung.
Nehme ich mir aber meinen Kant und seinen kategorischen Imperativ als höchsten moralischen Maßstab des Handelns, fällt mir auf, dass passt hinten und vorne nicht, ist einfach völlig verlogen. Entweder ich schütze die körperliche Integrität und also auch die geistige Freiheit eines jeden Kindes von Eingriffen der Sekten oder ich lasse diese aus Tradition halt machen, weil wir es so gewohnt sind, aber das eine mehr als das andere zu verurteilen, ist einfach nur verlogen und sollte überwunden werden. Egal was alle Gesetze sagen, entweder die Taufe ist so schlimm wie die Beschneidung und die Klitorektomie, weil sie auch in die psychische Integrität und Freiheit unschuldiger Kinder eingreift, die vor Religion möglichst lange zu verschonen sind, oder ich lasse eines wie das andere aus Gründen der Achtung anderer Traditionen geschehen, weil es mich als freien Ungläubigen ohnehin nichts angeht.
Darum auch habe ich meine Tochter nicht taufen lassen und finde schon den Gedanken daran absurd, denke aber auch, vielleicht ist es auch ok alte Sitten zu tolerieren, wie gerade bei meinem besten Freund, der seine Tochter wie üblich als Baby taufen ließ. Moralisch müsste ich meinen alten Freund damit entweder den Verrückten gleich setzen die Klitorektomie betreiben, weil es inhaltlich um das gleiche geht, was ich ablehne oder einfach Toleranz üben, weil es nicht immer darum geht, Recht zu haben, sondern auch miteinander auszukommen.
Nach dem kategorischen Imperativ müsste ich kategorisch urteilen und den Freund einen Verbrecher nennen, der sich auf einer Stufe mit diesen Mädchenbeschneidern befindet, rituell ist es ja nichts anderes als die eben übliche Initiation, doch scheint mir nichts absurder gerade bei ihm, der aus einer Familie stammt, die auch auf ihre ethische und soziale Haltung großen Wert legen und den ich als nachdenklichen und sehr kritischen Menschen kenne und in manchem eben auch sehr traditionellen Menschen.
Weiß da nicht wirklich klar und logisch zu urteilen, denke, ich werde auch ihm und jedenfalls meine Tochter weiß auch wem, diesen Text zu lesen geben und bin gespannt, was er dazu sagt, wenn er meine Gedanken über Natur und erfundene Seele so liest.
Der gute Lukrez, den die römische Kirche so gerne totschweigen wollte, weil er zu radikal epikuräisch dachte und zu klug und schön dabei noch schrieb, führt in seinem großen Werk de rerum natura, also von den Dingen der Natur für alle fast Nichtlateiner wie mich, der nur gern gebildet tut, 23 gute Gründe an warum die Seele sterblich ist und weitere ganze Kapitel warum sich die Götter nie um uns kümmern würden, wenn es sie denn gäbe, was er noch weiter infrage stellt damit als sein geistiger Lehrer Epikur, den er lobt. Dem ist wenig hinzuzufügen, denke ich und ich empfehle allen die Lektüre, auch meiner Tochter, die ja weiß, wo er steht.
Könnte noch von mir etwas erzählen, was ich schon oft genug gesagte, wie einfach nichts mehr war, als ich klinisch tot war und mich diese ganzen Phantasien derer, die behaupten zurückgekommen zu sein aus dem Reich des Todes eher amüsieren und langweilen, wie mich ja auch der Herr der Ringe bald langweilte, Fantasy und Märchen sind nicht meine Welt, ist halt so.
Ob ich wohl leichter auch an eine Seele glaubte, wenn ich mehr Fantasybücher wie die Bibel lesen würde oder mir meine Vernunft dabei immer im Wege stünde, frage ich mich und weiß doch, ich will es gar nicht anders, weil dieser olle Aberglaube an etwas außer mir oder gar etwas unsterbliches für mich nichts tröstliches hat sondern nur mir nur dumm vorkommt, als wollte mich jemand für blöd verkaufen, mir so etwas erzählen zu wollen. Leute die an Außerirdische glauben, halten wir meist für eher blöde, auch wenn dafür wesentlich mehr spricht, als an den Sagen der Religionen je dran war, bei denen noch dazu die Theologie versuchte den Unsinn logisch zu begründen durch so absurde Thesen wie den Gottesbeweis des Anselm von Canterbury, der sagt, er muss einfach da sein, weil wir nichts höheres mehr denken können, weil wir ihn denken können aber nichts über ihn sein könnne.
Dies kam mir schon immer suspekt vor, doch Anselm war kein Idiot, er gilt als Großvater der Scholastik und schrieb auch andere kluge Sätze, die ich lieber gleich ohne Vortäuschung falscher Ahnung auf deutsch zitiere: “Glaube, der nach Einsicht sucht” “Ich glaube, damit ich verstehe.” Der letzte Satz, lohnt sich doch mal sich auf Latein auf der Zunge zergehen zu lassen - Credo ut intelligam - da steckt manches drin, was wir in unserem alltäglichen Wortschatz benutzen, ohne an seine lateinischen Wurzeln noch zu denken. Ein wichtiger Lehrer, dem Katholiken wie Protestanten und Anglikaner gleichermaßen am 21. April jährlich gedenken.
Sein Glaube ist mir fremd, sein Gottesbeweis, scheint mir unsinnig, aber seine Suche nach vernünftigen, also philosophischen Gründen für den Glauben im ansonsten dunklen Mittelalter liegt mir nahe. Umberto Eco schrieb über diese scholastischen Fragen wunderbar in seinem Roman der Name der Rose, bei dem am Ende die wunderbare Klosterbibliothek und das Kloster verbrennen damit nur keiner die verbotene gefährliche Schrift von Aristoteles über die Komödie läse, zum Lachen gar gereizt würde in grimmiger Welt in der wir nur die üble Zeit vor dem erstrebten Paradies verbrächten, als sei was ist auch nur eine erfundene Vorhölle.
Eine Hoffnung auf ein Jenseits oder eine andere Welt ist auch heute noch in der Welt in der meine Tochter lebt präsent, so absurd das auch klingen mag. So hoffen muslimische Selbstmordattentäter auf ihre gute Position im Jenseits mit wievielen Jungfrauen auch immer, was ich noch nie verstanden habe, denn nichts ist langweiliger beim Sex als Jungfrauen beim ersten mal, aber es gibt ja immer auch ein zweites mal noch zu erhoffen.
So dumm und lächerlich blöd aus der Welt des naiven Aberglaubens einer chauvinistischen Männerwelt entliehend dieser islamische Mist auch klingt, es reizt viele und so viel besser ist der Gedanke an ein christliches Paradies auch nicht, für den auch noch viele leben, die wir für relativ normaler halten als die Selbstmordattentäter.
Islam, Christentum und Judentum unterscheiden sich nur graduell nicht inhaltlich wirklich. Sie nennen ihren Gott nur anders oder nennen ihn auch gar nicht lieber aber folgen den gleichen 10 Geboten alle und haben darauf dann je nach Art sektiererisch noch ihre Geschichten dazu erzählt. Es finden sich solche Sagen und Erzählungen genauso im Hinduismus in Indien oder bei asiatischen Religionen verschiedenster Art wieder. Von den Eskimos bis zum Amazonas gibt es Sagen mit übersinnlichem Charakter von der jeweils umgebenden Natur beeinflusst.
Es gab auch schon immer eine Gruppe von Zweiflern am überall verbreiteten Aberglauben und die hatten es meist schwer, galten als gefährlich wurden auch hingerichtet oder noch besser gleich verbrannt als Ketzer. Unter diesen gab es einige der klügsten Köpfe wie einen Giordano Bruno, der starb, weil er die Unendlichkeit des Weltraums in Raum und Zeit postulierte, was nicht zum geozentrischen Weltbild passte. Inzwischen haben sogar die Römer 2000 diese Hinrichtung der Inquisition durch den Papst als Unrecht anerkannt aber das nützt Giordano nichts mehr, so wenig wie sich Leonardo da Vinci noch auf die Vernunft verließ, als er wusste, dass die Erde sich doch bewegte, weil er lieber weiterleben wollte und darum nach Tagen in Haft wunschgemäß widerrief.
Die Erde war nach katholischer Lesart lange eine Scheibe von der einer runterfiel, der zu weit an den Rand ging warum es ja um so erstaunlicher war, dass Ferdinand und Isabella die Könige des allerkatholischsten Spaniens der Inquisition und der Vertreibung der Muslime in der Reconquista und Juden tatsächlich diesem verrückten Genuesen Geld gaben, der in westlicher Richtung einen Seeweg nach Indien entdecken wollte und die hispanischen Inseln fand, sich Christoph Kolumbus nannte.
Vielleicht taten sie das, weil der Seefahrer eigentlich nur Geld damit sammeln wollte, um Jerusalem von den Mauren zurückzuerobern. Ein hehres katholisches Ziel, gegen das auch der Papst nichts haben konnte, auch wenn dieses ursprüngliche Ziel völlig vergessen wurde, nachdem das Gold der Azteken und Inkas entdeckt wurde. Damit wurde Spanien für einige Generationen sehr reich und leistete sich viele Kriege auch für den Glauben, die es sich eigentlich nicht leisten konnte. Bei einem davon kam der Schwiegersohn von Ferdinand und Isabella ums Leben, der schöne Philipp, worauf seine Witwe, die bestimmt auch nicht hässliche Johanna, angeblich wahnsinnig wurde und der Enkel Karl nach dem Tod seines Opas König von Spanien wurde und die Kolonien in Südamerika mit Goldgruben erbte. Bald danach starb auch Karls anderer Großvater, der dem Jungen aber zumindest noch einige Jahre ließ, erwachsen zu werden. Wenn der eine Opa schon Ferdinand von Aragon hieß und mit seiner Isabella von Kastilien zusammen durch die Ehe Spanien vereinte in einer Krone, wird der andere auch vermutlich nicht Bäcker gewesen sein.
Der war sogar noch berühmter, er wird der letzte Ritter genannt und war Kaiser Maximilian I., den Dürer mehrfach malte, der später auch den Enkel portraitierte. Dafür wurde der Enkel Karl in Spanien I. und im Heiligen Römischen Reich irgendwie Deutscher Nationen, was immer das noch war, der V., jener Kaiser in dessen Reich die Sonne nie unterging, dessen Vater in einer dazu noch Liebesheirat den Habsburgern noch Burgund erheiratet hatte, einer der mächtigsten Herrscher, den diese Welt je sah, reich vom Gold aus den Kolonien und arm von den vielen Kriegen, die er gegen Nachbarn und Konkurrenz führen musste, denn seine Zeit war eben auch diejenige der Reformation, in der Luther die Kirche im Reich spaltete, was auch Karl persönlich aus dem schönen Spanien in einige Schlachten ziehen ließ.
Karl war nicht sehr beliebt bei vielen, hatte auch manche Feinde, aber war auch ein nach seiner Überzeugung ganz korrekter Arbeiter, der seine Regierungsgeschäfte so gewissenhaft und korrekt erledigte wie eine Merkel, die auch weniger die Massen begeistert, als einfach als zuverlässig gilt, der Ausrutscher mit den Flüchtlingen war eben nur einer.
Doch nicht nur in Deutschland reformierte sich die Kirche, auch in England und in Italien und Frankreich tobte die Renaissance teilweise auch die Reformation, bei der es die Hugenotten, die französischen Protestanten oft sehr blutig tragf, bis sie wie die Mauren aus Spanien vertrieben aus Frankreich wurden, dass die Mauren da länger schon beherrschten als die Christen jetzt, die seit Karl aus dem Hause Habsburg kamen, bis der Enkel des französischen Königs Henry IV. die Schwäche des Hauses Österreich nutzte, um für seine Schwiegertochter den spanischen Thron zu erstreiten vor den österreichischen Habsburgern, womit seitdem das Haus Bourbon in Spanien an der Macht war, die dort heute noch repräsentieren, während sie Frankreich nur bis zur Revolution und später noch kurz regierten. Dieser berühmte Enkel von Henry IV, den die Franzosen so lieben, war Ludwig XIV., wie es nach Henry bis zur Revolution in Frankreich nur Ludwige von 13.-16. gab.
Dieser kleine historische Ausflug sollte zwar auch unterhalten, nicht nur einschläfern, darum auch die schnellen Sprünge über die gähnenden Abgründe meiner Ahnungslosigkeit im Urwald des bruchstückhaften Wissens, vor allem aber ging es darum zu erklären, warum die Macht der Kirche auf die Menschen eine so große Rolle spielte, weil sie die Kaperfahrten in die Kolonien legitimierte, die Welt zwischen Spanien und Portugal auf dem Weg nach Indien untereinander aufteilte. Es veränderte sich damit auch die alte Welt und alte Reisewege über die Porzellan, Seide und Gewürze nach Europa kamen.
War es früher die Seidenstraße, die über Byzanz und Venedig nach Europa führte, war es nun der Seeweg, bei dem kein kleiner Herrscher zwischendurch Zölle erheben oder Waren beschlagnahmen konnte, auch wenn das Wetter immer wieder auch unsicher war, manches Schiff sank, die Reisen viele Monate dauerten, es lohnte sich für Spanien und Portugal, die aber keine eigene Wirtschaft im Land damit aufbauten, sondern mit dem Gold der Kolonien quasi auf Pump lebten, was manche Zahlung verzögerte, wie jene Karls an seine Söldner in Italien, die dann den berühmten Sacco di Roma zur Folge hatte, was zu einer Umverteilung vieler Kunstschätze führte und so ist sie bis heute teilweise sichtbar.
Die über Maximilians Hochzeit mit Burgund an die Habsburger gelangten Niederlande wiederum teilten sich in Zeiten der Reformation auf und was im sonstigen Reich zum 30jährigen Krieg führte, dauerte dort bis zum Frieden 90 Jahre, auch wenn es zeitgleich etwa endete, und dann gab es eine Republik, die Vereinigten Niederlande und einen Teil, der katholisch und bei Habsburg blieb. Dass wurden nach Karls Abdankung die spanischen Niederlande, die sein Sohn Philipp II. bekam, der die Krone Spaniens erbte, während er die des Reichs an seinen Bruder Ferdinand überschrieb und so gab es nun spanische und österreichische Habsburger, die oft untereinander noch heirateten, um den Besitz beisammen zu halten. Wer sich die späten Bilder dieser degenerierten Familien mit dem auffälligen Kinn ansieht, merkt wie offensichtlich Vererbung manchmal funktioniert, alles eben nur Natur ist, auch in Herrscherhäusern.
Frankreich kämpfte in diesen Kriegen mal auf Seiten der protestantischen Schweden dann wieder gegen eigene Protestanten zuhause, mit denen mühsam Frieden ausgehandelt wurden, die betrügerische Katholiken wieder für den wahren Glauben mörderisch brachen im Auftrag des Herren. Dies ist auch die Zeit in der in Frankreich gegen Ende des 16- Jahrhunderts Michel de Montaigne schrieb und durch Deutschland und Italien reiste, um darüber zu berichten, was tiefe Einblicke in bis heute unveränderte Charaktermerkmale auch einheimischer deutscher Bevölkerung bestimmter Regionen des Reichs offenbarte.
Nicht nur darum lohnt sich die Lektüre von Montaignes Reisetagebüchern so sehr wie seine Essays, in denen er so gerne weitschweifig plaudert über, das, was ihn umtreibt und seine Zeit veränderte, allerdings nicht in erster Linie für seine Tochter, sondern für sich aber auch er war ein Tochtervater, der zwar Gutsherr war und eine zeitlang auch Bürgermeister von Bordeaux und zuhause Winzer und Gutsverwalter, ansonsten aber eher vor seiner Frau in seinen Bücherturm floh, lesen und schreiben wollte, sich darum auch relativ früh in eben diesen Hugenottenkriegen, während Pest und Cholera neben Raubrittern die Bevölkerung stark dezimierten, von allen Ämtern zurückzog.
Montaigne war katholisch, aber er war mit dem früheren Protestanten Henry IV., der erst für seine Krone, oder genauer für den Friede mit Paris seinen Glauben als Nachfahre der Könige von Navarra aufgab, weil Paris ihm eben eine Messe wert war, wie gerne oft und vermutlich falsch zitiert wird, was sich aber immer gut macht, zu wissen. Er hatte mindestens so viel protestantische Verwandte wie Katholiken unter den selbigen waren, hielt sich darum lieber raus und wollte nur in schweren Zeiten in Frieden leben, am liebsten in seinem Turm mit seinen Büchern. Er wurde noch von einigen der Henry Könige und Fürsten, die sogar mal zu Dritt gegeneinander fochten, um Rat gefragt und ritt immer wieder dazu nach Paris auch wenn ihn seine Gallensteine dabei plagten und er des Reisens müde war, weil er seine Pflicht als guter Franzose tun wollte.
Henry hat als Experiment von seinem Vater, der ganz dem Geist der Renaissance verpflichtet war, eine interessante Erziehung erhalten. Direkt nach der Geburt kam er weg von seinen Eltern und für die ersten Jahre auf zu Bauern in einem nahen Dorf, auf dem er ganz ländlich gesund in einfachen Verhältnissen die ersten Jahre aufwuchs. Dann engagierte der Vater einen Lateinlehrer, der mit seinem Sohn nur in der Sprache der Humanisten sprechen sollte und alle wurden verpflichtet nur Latein mit Michel zu reden, was kaum einer konnte, doch Michel lernte es fließend, wie später in der normalen Schule, auf die er dann noch kam, französisch und griechisch. Er war hochgebildet und belesen, vom Geist der Renaissance beseelt in ständiger Korrespondenz mit den großen Geistern seiner Zeit, zu deren größten er zählt. Frühe Erfahrung mit dem Tod seines Bruders und später seines besten und engsten Freundes während der Pestepidemie prägten sein Denken lange, bis er nach der Lektüre von Lukrez, seine Angst vor dem Tod auch schreibend verlor und frei wurde, sich von möglichst allen Pflichten frei machte und sein Leben so genoss, wie er nur konnte
Keiner der Macht wollte, sondern einer der nur seine Pflicht tat, wie es eben nötig war und den der Glaube nur am Rand interessierte, dafür aber ein atheistischer Philosoph wie Lukrez um so mehr, den er häufig zitierte und also ein freier Geist, der seinen Weg ging, um das Leben so zu genießen, wie es ihm gefiel. Im höheren Alter, naja viel älter als ich jetzt, ist er ja nie geworden, liebte er noch eine viel jüngere Leserin, die seine letzten Editionen verwaltete und seine geliebte auch Briefpartnerin wurde. Ein Philosoph und Liebender also, welch wunderbares Vorbild beim Nachdenken über das Leben, was es ausmacht und wonach wir streben sollten, um glücklich zu sein.
Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen, sagte Cicero so passend, dem kann ich mich nur anschließen, auch wenn ich den Garten wie Montaigne die Verwaltung seiner Güter auch lieber meiner Frau überließe, wenn ich denn eine hätte, aber so soll jeder nach dem Streben, was ihn hier und jetzt glücklich macht - falls es ein Paradies gibt, werde ich es spätestens erfahren, wenn ich da bin und wenn nicht, kommt es darauf auch nicht mehr an, so wenig wie eine drohende Hölle, mir hier Sorgen macht, während ich genießen sollte, was ist, statt mir ewige Sorgen noch zu machen über Götter, ihre Regeln oder nicht, sondern mich mehr bemühe, mein Leben so zu genießen, wie es mir gefällt.
Ob es in der Natur, die ich als einziges sehe, eine Seele gibt, weiß ich nicht, wüsste aber weder wo sie sein sollte noch wozu, noch weniger habe ich je verstanden, was es mir nützt, so etwas zu erfinden, um es zu fürchten. Manche sehen das anders und beten um ihren Seelenfrieden, den ich lieber ohne allen Glauben ganz menschlich genieße, am liebsten in meinem Turm voller Bücher für mich. Früher hätte ich noch um die logische Nichtexistenz einer Seele gefochten, heute ist es mir einfach egal, was andere glauben wollen, wenn es sie glücklich macht und solange ich die Freiheit habe diesen Aberglauben und Blödsinn aus meiner Sicht auch so zu nennen, bei vollem Respekt und aller Hochachtung gegenüber den im Aberglauben gefangenen Menschen ohne Seelen.
jens tuengerthal 14.12.2016
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