Freitag, 10. Oktober 2014

Sex in Berlin XXIII

Welche Rolle spielt der von allen gesuchte Sex in Berlin tatsächlich, oder ist er nur eine Illusion in den Köpfern derer, die sich danach sehnen, fragt sich der Flaneur auf das allermeistens nicht oder die vielen gescheiterten Versuche, die hier wie dort zu beobachten sind.

Der Berliner nimmt die Dinge gern persönlich und beschwert sich dann lautstark über die Welt und wie diese es wagen kann, gerade ihn so zu behandeln, für sie gilt ein gleiches. Wen das erregt und was dies für den eigenen Erfolg bringen soll, blieb mir bisher rätselhaft, aber vielleicht wird der hier auch nach anderen Kriterien gemessen und klagen zu können scheint für den urbanen Großstädter der Gegenwart eine wichtigere Eigenschaft als die stille Tapferkeit, mit der sich frühere Preußen so gerne auszeichneten, die allerdings, sein wir da ruhig exakt, selten Berliner waren oder sich als Preußen fühlten, auch wenn sie als deren Helden galten, wie der Feldmarschall Moltke, dem es wichtiger war, viel zu leisten und wenig in Erscheinung zun treten, mehr zu sein als zu scheinen, vor allem als umgekehrt mehr Wind um sich zu machen und der eben auch Mecklenburger aus Parchim war und darum nicht zu den Berlinern gezählt werden darf vermutlich, auch wenn sie sich ihn gern allerorten gegossen aufstellten, ob als stete Mahnung oder in grandioser Selbstüberschätzung mag dahinstehen, der Alte war jedenfalls im Berlin der 1880er berühmt, auch für seinen täglichen Gang ins Adlon.

Bescheiden gibt sich der Berliner ungern und dezent zu sein, ist hier nicht die erfolgsversprechende Lebenseinstellung, da Erfolg nur hat, wer auffällt und hier eben gern über Sex redet, der diese Stadt angeblich ausmacht, auch wenn sie da wie meist grenzenlos überschätzt wird und insbesondere der Westen vermutlich frigider ist, als ich mir etwa Bad Kissingen vorstelle, jedenfalls häufiger als umgekehrt, die durch bisher nichts widerlegt wurde, im Gegenteil.

Vielleicht darum ist es spannend wie gern und oft sich hier die nur Zugereisten treffen und wie sie schon nach wenigen Zeilen eine stärkere Verbindung miteinander spüren, als es unter Einheimischen möglich scheint. Dies mag daran liegen, dass Berlin im Grunde genommen so hässlich wie schmutzig und ungepflegt ist mit gelegentlichem Hang zur Protzigkeit, die etwas aus der Zeit fällt. Nicht umsonst fühlen sich auch die Bewohner von Deutschlands Norden in ihrer Umgebung am wohlsten und egal wie lange wer dort lebte, es scheint eine besondere Verbindung unter denen von dort zu geben. Wie ein Bündnis der Hanseaten, der sogar alte Rivalitäten wie zwischen Bremen und Hamburg oder das nur Lächeln über das Nest Kiel überwindet.

Gleich und gleich gesellt sich gern und findet sich auch im multikulturellen Kessel des Hauptdorfes schnell, will es scheinen. Was dafür spräche, dass sich auch die Berliner vermutlich untereinander wohl fühlen, auch wenn sie es selten so sagen würden. Es könnte schlimmer sein, ist daher schon die ganze Fülle des Wohllauts, die dem Berliner überhaupt vermutlich möglich ist. Davon grenzen sich die südlichen Euphoriker deutlich ab, die es noch nie so toll fanden, über die grummelnden Berliner in ihrer oft eigentümlichen Mundart laut lachen und dann gerne betonen, sie könnten alles außer Hochdeutsch, was ihrer Beliebtheit vermutlich sehr zutäglich war, die gerüchteweise Aversion gegen Schwaben begründete, für die dann aber ein Zugereister wie der Schlesier Wolfgang Thierse stand, der erst über Thüringen seinen Weg nach Berlin fand um dort heimisch zu werden.

Die Menschen aus dem Rheinland importierten ihre Ständige Vertretung und versuchen es immer noch mit ihrem Fasching, der hier einfach nicht hergehört, aber geduldet wird und auch nicht weiter auffällt eigentlich. Die Bayern wollen Berlin mit ihrer Meisterschaft des Übergebens  beglücken und lassen Oktoberfeste hier spielen und das Bier fließen, was der Berliner immer gerne annimmt, auch wenn es ihm etwas dünn erscheint und die bayerische Verkleidung nur bei schlichteren Gemütern aus dem Westen vorzugsweise hohen Anklang findet. Eigentlich geht es ja doch immer nur um das eine und die Wege dorthin, auch wenn es amüsant sein kann, wie diese beschritten werden.

Amüsant ist im Gewimmel der Großstadt das Bündnis der Hanseaten, die ihre Buddenbrooks nicht nur gelesen haben, sondern vielmehr diese Riten bereits mit der Muttermilch bekamen - sie erkennen sich erstaunlich gut und in nur Nuancen und wissen doch sofort Bescheid. Ein verständnisvolles Lächeln, eine gehobene Augenbraue, kleine Details der Kleidung - eine Art der Abgrenzung, auch wenn sie sich dem Strom der Stadt dezent anpassen, da muss nicht lang geschnackt werden - das Verständnis ist da und eindeutig, die Anziehung scheint quasi natürlich und so fragt sich der geborene Bremer häufig, wenn er in den netten Cafés hier sitzt, warum er dies nicht in Bremen oder Hamburg tut, sondern in diesem immer auch Exil und das obwohl er ja nur dort geboren, gerade mal sein erstes Jahr dort verbrachte und fragt sich, ob uralte genetische Wurzeln aus der mütterllichen Linie genügen, eine Verwurzelung zu begründen.

Was es nun auch ist, es scheint auch im Paarungsverhalten klar regionale Bündnisse zu geben und so gern ich mit einer Sächsin oder Hessin flirte, gefährlich werden meinem Herzen wirklich nur die aus dem Norden, warum auch immer. Schon allein, dass ich von Herz schreibe und ähnlichem Unsinn mehr zeugt davon wie sehr das Thema verwirrt, aber vielleicht liegt dieser Unort doch näher als gedacht, denn auch wenn wir uns natürlich im Hirn verlieben, wie darüber reflektieren, scheint etwas anderes, was eben auch dort spürbar ist auf alles ab, sagen wir mal grob Hannover, anders zu reagieren und dieses etwas ist der Logik, jedenfalls meiner, bisher nicht erschließbar.

Ob es den Schwaben ähnlich geht, wenn sie einander mit ihren Sch-Lauten und dem gerne oi murmeln hören oder den Franken beim gerollten -r etwa, weiß ich nicht genau, vermute aber so ist alle Liebe und neigung auch regional verwurzelt und es gibt auch eine sicher nicht zu kleine Gruppe, denen beim Gedanken an den Sound von Apolda oder Chemnitz ganz warm ums Herz wird und seltsam genug, geht es mir bei Weimar und Gotha ähnlich, wo irgendwo meine Familie seit rund 800 Jahren wurzelt, aber so nett dies ist, ein Nichts ist es verglichen mit dem Echo des Norden und das auch, wenn die Betreffenden wie ich mehr auf genetische denn reale Wurzeln zurückgreifen können.

Es könnte also tatsächlich sein, dass wir eine genetische Disposition in unserem Gehör haben, was uns als Wohlklang erscheint und womit wir uns wohl fühlen, was uns anbetungswürdig erscheint -  auch wenn ich den Einfluss von etwa Thomas Mann und seinem Ideal der blonden Inge nicht leugnen kann, es hat nur periphere Auswirkung gehabt, vermutlich nur bestätigt, was längst über Generationen in mir als Trieb angelegt war, denn sonst hätte ja die Liebe zu Mann, die bis heute fortdauert, auch meine homosexuelle Neigung gefördert, meine Liebe zu Knaben geweckt, aber nichts dergleichen geschah bis jetzt, trotz der wiederholten Bemühungen mancher sehr attraktiver schwuler Freunde, ich finde Männer nicht sexy, ihre Gechlechtsorgane eher komisch als reizvoll und bin ein unverbesserlicher Hetero geblieben, auch wenn ich Frauen nie verstehe, ich liebe sie oder vielleicht schriebe ich klüger weil, aber darum geht es hier ja nur ganz am Rande.

Wir wählen also regional und fühlen uns erwählt, wenn es diesbezüglich zu passen scheint und dies ohne real nähere Beziehung dorthin - der einzig genetisch Verwandte von der mütterlichen Linie dort ist mir ferner als irgendeiner meiner Verwandten, die spezielle Nähe zu dem Bruder meines Vaters, den es ebenfalls in den Norden zog ist ein Thema für sich, gereicht beiden nur bedingt zum Vorteil, ist aber ja nicht Thema hier und kann darum auch dahinstehen. Interessant daran ist aber, dass der erste Grad der väterlichen Verwandtschaft in Güstrrow geboren wurde, was aber weniger Einfluss auf die Neigung zum Norden hat als die bremische Herkunft der Mutter - was daran liegen könnte, dass es in Güstrow keine Wurzeln gab, die Großeltern nur dort lebten für eine gewisse Zeit, sich dort auf einem Ball bei irgendwelchen Bülows dort kennenlernten, aber sonst kein weiterer Bezug besteht.

Bremen oder das vergleichbar jüngere Hamburg oder das bedeutendere Lübeck lassen dagegen mein Herz höher schlagen, ohne dass es einen Grund dafür gibt und wer dort herkommt oder nördlich von da, auch noch gut, hat einen völlig unverdienten Bonus in mir und ich frage mich, ob ich glücklicher wäre, würde ich regional unabhängiger. Mein Großvater väterlicherseits verliebte sich zum Beispiel sehr erfolgreich und lebenslänglich dann glücklich in meine Großmutter, die eine Halbwaise aus dem Raum Bochum war und Gutstochter bei eben diesen oben erwähnten Bülows irgendwo bei Güstrow. Ich wuchs mit bestimmten Worten auf, die tiefster Bochumer Slang waren, aber da meine Großmuter immer so gesittet und auf Haltung bedacht war, die Familie hochhielt, war für mich völlig klar, das musste hochdeutsch sein.

In der Zeit als ich eine Verlobte aus Essen hatte und deren Eltern auffiel, wie ich Bochumer Mundart Begriffe verwendete, begann ich über diese Wurzeln nachzudenken und fand es sehr amüsant, aber es hat nie dazu geführt, dass ich mich in eine Frau aus Bochum verliebt hätte. Auch lag bei meiner Bremer Großmutter wie bei meiner Mutter jegliche sexuelle Überlegung mir so fern, dass ich nicht weiß, woher diese mir genetisch erscheinende Disposition rührt. Ödipus und seine Neigung sind mir völlig gern und der nächste Bezug dazu wäre noch, das tatsächliche Kennenlernen auf irgendeinem büliwschen Gut. Hatte auch sehr glückliche Beziehungen mit und weniger glückliche Lieben zu Frauen etwa aus München, was mir ferner liegt als irgendwas, dennoch war mir dir Nähe zum Norden immer wichtiger als etwas, auch wenn ich alles tat, nie dorthin zu ziehen und freue mich lieber in der zusammengewürfelten Stadt Berlin an den zufälligen Verbindungen, die sich einfach finden und die diese regionale Neigung bestätigen.

Vielleicht hilft ja darüber schreiben, um den Spuk los zu werden und frei Menschen zu würdigen, wie sie sind, egal wo sie herkommen. Ich weiß es nicht, frage mich aber, ob es etwas ist, was überwundern werden muss, denn wenn es unsere Natur eben ist, warum sollten wir sie dann unterdrücken und wer weiß, vielleicht finden sich ja noch zwei irgendwie mental genetische Nordlichter doch zusammen im Hanseaten Exil, was weiß ich schon heute vom morgen.
jt 10.10.14

Kinderfriedenspreis

Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi
Bekamen den Friedensnobelpreis
Eine Muslima und ein Hindu
Aus den beiden verfeindeten Staaten
Pakistan und Indien die einst eins
Von Religion getrennt voll Hass
Zwei die sich mit ihrem Leben
Für Bildung einsetzen
Sie gegen Taliban die sie töten wollten
Er auf den Spuren Gandhis
Ein weitsichtiger Preis
Der in die Zukunft weist
Die den Kindern gehört
An deren Bildung die Wege hängen
Die unsere Welt nimmt
Besser für den Frieden
Konnte es nicht kommen
jt 10.10.12

Auf ein Gläschen

Sich auf ein Gläschen nur sehen
Noch einen Schluck nehmen
Zusammen bei gutem Wein
Bevor es auseinandergeht
Heißt erstmal nichts außer
Es kommt wer die Gläser bringt
Mit nur wenig mehr wieder
Aber dann kommt es auch
Darauf nicht mehr an
jt 10.10.14

Unschuldsvermutung

Die Unschuldsvermutung ist eine
Gute Sache für alle Angeklagten
Die dem Staat gegenüber stehen
Schwerer macht es Staatsanwälten
Wohl ihre Arbeit und doch sein
Wir rechtlich froh darüber dass
Wessen Schuld nicht belegt ist
Immer als unschuldig gilt heute
Fragt sich nur ob wer mit der
Unschuld sinnlich spielt um sich
Im Kampf der Geschlechter als
Verführerischer durchzusetzen
Als unschuldig gelten sollte oder
Hier nicht eine fast betrügerische
Absicht längst vorliegt den andern
Durch Täuschung zu verführen
Es für den Betrug nur am Schaden
Wohl fehlt bei der Verführung warum
Kaum geahndet wird wer darauf naiv
Hereinfällt möge drum lieber genießen
Was ist nur ob dann noch immer die
Unschuldsvermutung gelten soll oder
Wir lieber denken sie wissen genau
Was sie tun mag dahinstehen denn
Was bliebe der Lust an Reiz wenn
Es nur noch um Beweise ging
jt 10.10.14

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Demokrieg

Nun kommt der Krieg hier an
Auf den Strassen prügeln sich
Anhänger der ISIS mit denen
Die vor ihr flohen es sind die
Tschetschenen in Celle oder
Die Salafisten in Hamburg
Die friedliche Demos in den
Krieg vor der Tür verwandeln
Anhänger des Kalifats die
Gerne Märtyrer werden wollen
Oder es zumindest als Ehre
Sehen für ihren Aberglauben
In den Kampf zu ziehen deren
Opfer hier Kurden oder Jessiden
Sind die sich mit Gewalt wehren
Wo sie provoziert werden womit
Wir den Krieg bei uns haben
Was gut ist damit jemand merkt
Was dort passiert ist kein Film
Das Actionmovie der Tagesschau
Dort sterben Menschen im Kampf
Wie hier bald wenn es nicht eine
Endlich friedliche Lösung gibt
Wir sind im Krieg und da wird
Gekämpft zu glauben es gebe
Lokal beschränkte Konflikte ist
Eine Illusion wer in den Krieg zieht
Zieht ihn zu sich nach Hause
Über kurz oder lang
jt 9.10.14

Flautenlogik

Nun wundern sich die Institute laut
Die deutschen Exporte brächen ein
Die gute Konjunktur drohe nun zu
Schwächeln und schuld daran sei
Ganz klar auch Merkels linke Politik
Die dem Markt schade nur weil es
Der Koalitionspartner so wünsche
Was nichts darüber sagt warum
Oder gar wie sich dies auswirke
Vor allem nicht darauf eingeht wie
Europa durch eine idiotische Politik
Der Sanktionen und der Blockade
Gegenüber Rußland sich selbst in
Eben diese Flaute reitet nur weil
Sie amerikanischer Erpressung
Gefolgt sind statt vernünftig weiter
Zu verhandeln wird Geld an eine
Quasi mitellose Ukraine verschenkt
Die auch die Exporte nicht bessert
Die USA lachen sich einen weil sie
Damit ihre Ökonomie stärken nur
Europa merkt nicht wie dumm es
Sich zum Hanswurst der USA macht
Logisch ist Flaute wenn wir einen
Der großen östlichen Märkte nun
Boykottieren und klar lohnt das nicht
Nachdem sogar der US Vizepräsident
Die Erpressung zugab könnten wir
Endlich den unsinnigen Kurs ändern
Europa als Markt der Freiheit auch
Im Netz endlich etablieren um den
Verklemmten Bruder im Westen
Auf die billigen Plätze verweisen
Schnell hätte die Flaute ein Ende
Es bedürfte nur einer klaren Logik
Keiner rabiateren Ökonomie nach
US Vorbild das lohnt hier nicht
Gehen wir einen europäischen Weg
Das hat uns immer besser getan
Wer hört da noch auf Amerika
jt 9.10.14

Googleangst

Google hat Angst um das Netz
Eric Schmidt fürchtet es könne
Infolge der NSA Spionage nun
Zerbrechen und die freie Welt
Ginge damit verloren im wieder
Territorialen Protektionismus wider
Den realen Imperialismus der USA
Wenn sich Europa rechtlich endlich
Davor schützt dass Daten künftig
Nach Gutdünken der Geheimdienste
Ausgenutzt und Regierungen damit
Erpressbar werden wie die Bürger
Nur noch als nützlicher Markt dienten
Logisch bekommt das Silicon Valley
Da Angst um die schnellen Gewinne
Wie seine weltweite Führungsrolle
Wäre Europa klug würde es den
Hilferuf hören und für sich nutzen
Geben wir den Europäern wieder
Ihre Grundrechte und lassen die
Amerikaner mit ihrem Kontrollwahn
Alleine damit wieder Freiheit lebt
Nicht länger Geheimdienste nur
In schmutziger Kooperation mit den
Gewinnern aus dem Silicon Valley
Dann böte sich Europa eine neue
Perspektive als Internetmarkt für
Freiheit und Datensicherheit
Was zumindest eine Perspektive ist
Die mehr Aussicht hat als weitere
Spionagekooperation mit den USA
Die Googleangst ist berechtigt
Nutzen wir sie und retten das Netz
Aus Europa für die Welt dann werden
Die USA netztechnisch alt aussehen
Das Gleichgewicht der Kräfte könnte
Sich wieder zu Gunsten der Freiheit
Endlich verschieben frage mich nur
Ob wer in Europa den Mut dazu hat
jt 9.10.14

Türkensolo

Die Türken wollen kein Solo
Am Boden gegen ISIS hinlegen
Verständlich denn wer setzt sich
Schon gern in selbst gezüchtete
Nesseln mit nacktem Arsch hinein
Verantwortlich sind wohl die USA
Die all den Krieg begannen damals
Wir andern alle liefern Waffen noch
An jeden am den es nicht verboten
Von Amerika und sonst über Umwege
Verantwortlich sind wir so gesehen
Wohl alle dort und doch wofür
Wer sich am Krieg beteiligt
Fördert und verlängert ihn
Die Türken fordern eine Strategie
So ungern ich Erdogan zustimme
Recht hat er hier denn wer wieder
Leben riskiert sollte einen Plan
Für nach dem Schlachten haben
Dumm wäre wer da in den Krieg
Einfach zöge für eine Stadt die
Nur mit Ziel zu halten ist
Traurig nur wie willig die Türkei
ISIS einst ließ und wie widerwillig
Sie den Kurden nur helfen wenn
jt 9.10.14

Genobelteliteratur

Wieder mal ein Franzose
Einer der Geschichten erzählt
Patrick Modiano kann erzählen
Sohn eines jüdischen Kaufmanns
Wie einer flämischen Schauspielerin
Die sich im besetzten Paris trafen
Trägt er schon viel der Geschichten
Von denen er erzählt in sich
Wie gut wenn wieder Erzähler
Geadelt werden für ihre Kunst
Die auch kurz sein kann
Um sogar zwei am Tag zu lesen
In Geschichten zu verschwinden
Schön wenn das Erzählen wieder
Preiswert ist und uns kostbar
jt 9.10.14

Sex in Berlin XXII

Was passiert im Sexleben der Großstadt, wenn der Herbst kommt, fragt sich der Flaneur beim nächtlichen Gang um den Platz und beim Blick in die Cafés und Bars, nach dem großen Regen mit herbstlichen Winden, scheinen die Orte nächtlicher Unterhaltung nahezu leergefegt. Es ist nichts los und die Menschen scheinen Zuhause geblieben zu sein.

Auch in den Hinterhöfen ist nichts von ihrem Treiben zu hören, auch wenn unklar ist, ob die Stille mehr an den nun geschlossenen Fenstern liegt oder eher daran, dass wirklich mal nichts los ist in der Stadt, die für sich in Anspruch nimmt sexy zu sein. Die wenigen Passanten tragen ihren Kragen hochgeschlagen und den Blick eher gesenkt, auf dem schnellen Weg nach Hause. Die beiden jungen Türken, im Nachtdienst am Kiosk sitzen in dicken Jacken noch vor ihrem Laden beim Bier und debattieren auf deutsch über türkische Politik. Mit Sex hat das alles nichts zu tun.

Es könnte nun die Theorie aufgestellt werden, dass die Wendepunkte des Wetters in der Stadt eher asexuell sind und dem sonst hier Liebesleben abträglich wären. Ob das nichts als Anhaltspunkt dafür genügt, oder es doch mehr wäre, wenn wir wüssten, was hinter den Fenstern passiert, kann nicht geklärt werden. Lassen wir es für heute dahinstehen und gönnen der Stadt auch Tage ohne Sex, wo sie es sich in hoffentlich trockenen Wohnungen gemütlich macht und nur darauf wartet, dass die Sonne wieder aufgeht.

Von der Sinnlichkeit des Nichts könnte viel geschrieben werden, aber tatsächlich passiert eben nichts und darum muss auch nicht viel darüber geschrieben werden und wir überlassen es im übrigen der Phantasie und fragen uns, ob wir die Pause lieber mit Vorfreude oder erwartungslos genießen, um keinesfalls enttäuscht zu werden, denn es kann ja auch im Nichts für sich genug Genuß und Schönheit liegen, wenn wir es nur zu würdigen wissen. Die Einsamkeit als Glück der dialektischen Spannung, die gespannt bleibt, was als nächstes geschieht und wie wir uns in dieses Glück finden, ist vielleicht die angemessene Umgangsweise mit Tagen wie diesen, die uns, was sonst hier passiert, mit anderen Augen sehen lässt und die Sinnlichkeit, so es sie gibt im Verborgenen lässt für eine ruhige Nacht.
jt 9.10.11

Kanzlerinnenbiografie

Nach sicheren Quellen wird nun auch
Die Kanzlerin und Mutti des Landes
Sich biografisch im Bücherwald ein
Denkmal setzen lassen aus wahren
Worten nur in dem sie endlich sagt
Was sie wirklich denkt warum es
Erst nach ihrer Amtszeit publiziert
Werden sollte und nur durch Zufall
Gelang ein erster Blick in das Werk
Das aus internen Protokollen entstand
Noch weiß keiner wie sie Merkel
Wehren wird oder ob sie längst
Unantastbar ist und die Lancierung
Nicht gezielt erfolgte um sich in ihrer
Aufgeklärt absolutistischen Machtfülle
Gedruckt bestätigen zu lassen
Aber was wissen wir schon
jt 8.10.14

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Ursprungsvernaschen

Den Ursprung der Welt malte einst
Gutave Courbet und schockierte
Damals noch manche schwer
Mit seinem Blick auf den schönsten
Aller Orte auf den Leidenschaft
Wohl zielen kann und schuf mit dem
Titel zugleich der Lust einen Kontext
Im philosophischen mit dem weit über
Den Trieb hinaus gegriffen sogar die
Religion angegriffen wurde die gern
Allen Anfang beim erdachten Gott
Sehen wollte Evolution Sünde nannte
Wie manche Spinner heute wieder
Den großen Bezug auch in der doch
Leidenschaft noch zu sehen und über
Diese hinaus sich am schönen als
Leckerei freuen ohne nur vernaschen
Zu wollen sondern eben die Sehnsucht
Danach voller Gefühl schön sehen
Ist noch heute ein Ziel was wert ist
Gewürdigt zu werden als solches
Mit Gefühl und Leidenschaft um
Am Ende doch zu träumen es
Mehr als zu vernaschen
jt 8.10.14

Europawurst

Eine Sängerin tritt auf und singt
Tut das auf besondere Einladung
Der Palamentarier Europas
Sang in Brüssel nachdem sie
Vorher einen Schlagerwettbewerb
Gewonnen hat der so grauenvoll
Meist ist das es besser keiner
Erwähnung wert wäre ginge es
Nicht weniger um Musik als um
Gleichheit denn die Sängerin ist
Conchita Wurst und Transgender
Ein Mann als Frau mit Volbart
Welche die gleichen Rechte
Endlich für alle fordert was gut ist
Auf die Frage hin ob sie sich nicht
Vorstellen könnte in die Politik nun
Zu gehen antwortete sie dass sie
Zwar sicher auch den Sängerwettstreit
Ihrer Rolle wegen gewonnen habe
Was ja gut sei aber sie hoffe doch
Auch ein wenig ihres Gesanges wegen
Denn sie sei einfach Sängerin
So sollte es einfach ein Konzert sein
Wäre besser völlig normal in Europa
Was es leider nicht ist sogar hier
Bekommen die Spießer die so etwas
Stört noch 10% und nennen sich AfD
Woran wir wieder sehen wohin der Weg
Dieser kleingeistigen Reaktionäre führt
Auch wenn es musikalisch eher
Nicht der Rede wert dieser ESC
Bei dem ich nur an die Ausstiegstaste
An meinem Rechner denke
jt 8.10.14

Kobanismus

Kobane ist strategisch ohne jede
Bedeutung für die Allianz im Krieg
Das hier verzweifelt gekämpft wird
Den Vormarsch zu stoppen ist halt
Tragisch aber nicht zu ändern wird
Von den strategisch Zuständigen
Dazu geäußert es wird also keine
Hilfe für die Stadt der Kurden geben
Sie sind wieder auf sich gestellt
Und die Türken lassen die Kurden
Die dort kämpfen wollen nicht
Ihren Stammesbrüdern zu Hilfe eilen
Was die Strategie der Türkei
Die ISIS lange unterstützte mehr
Als nur insgeheim fragwürdig nun
Scheinen lässt und die Welt folgt weiter
Der Strategie die keine ist und in der
Städte geopfert werden wenn sie
Nicht in die Strategie ohne Ziel passen
Einer Strategie nach der ohne Risiko
Gekämpft werden soll denn die Opfer
Am Boden gehen uns ja nichts an
Der Kobanismus ist die neue Doktrin
Der Weltpolitik die sich nicht traut
Also schauen wir zu wenn unsere
Militärs ohne Strategie etwas nicht
Für wichtig halten es geht ja nur um
Menschen da ist Strategie wichtiger
Auch wenn es keine gibt
jt 8.10.14

Sex in Berlin XXI

Wir begegnen uns an öffentlichen Orten meist relativ angezogen und können nur erahnen, was sich unter der wie immer modischen oder nur praktischen Hülle verbirgt, auch wenn sich manche immer mehr bemühen das darunter nicht anzudeuten sondern möglichst weit vorzuführen. Von den Unterhosen, die bei beiden Geschlechtern weit über die auf Hüfte getragenen Hosen hinausreichen, bis zu den Einblicken in die weibliche Unterwäsche, die auf freien Schultern oder darunter schön vorgeführt wird.

Es wäre ja auch zu schade, scheint es, wenn diese Pracht nur verdeckt getragen würde, denkt der Beobachter auf den ersten Blick und sieht doch meist wenig, wird aber durch die Andeutung um so mehr gereizt, dem darunter gelegenen Fettgewebe oder sonstigen verdeckt getragenen Körperteilen nahe zu kommen.

Der genaue Beobachter wird schnell feststellen, was sie trägt und vermutlich merkt auch sie auf, soweit seine Unterwäsche sichtbar wird jenseits des typischen Handwerkereinblickes. Nur wollen wir damit Einblick gewähren oder gerade nicht und nur dadurch, dass wir zeigen, wie, was wir nicht zeigen, verhüllt ist, den Reiz des Verhüllten erhöhen, oder ist die Hülle längst zum Reiz an sich geworden.

Freue mich, wenn ich schöne Wäsche sehe, am Anblick dieser an sich. Ob das nun der String ist, der sich hochgezogen abzeichnet und das dennoch verborgene andeutet oder der BH, der dem dennoch verborgenen Busen Form und Kraft gibt, was immer darunter davon übrig ist. Was Frauen am Anblick der eher beutelartigen Boxershorts reizen kann, weiß ich nicht zu beurteilen, aber vermutlich schauen auch sie mehr emotional und weitblickend in bezug auf den darin frei schwingenden Inhalt.

Aber will ich darum gleich die Schamlippen des Objekts der Begierde sehen, möchte ich der, ihren Po streng von ihrer Wäsche teilenden, in den Hintern schauen, oder ist die verhüllte Variante Reiz genug und wäre der direkte, unverhüllte Anblick vielleicht eher zu natürlich, fast medizinisch?

Frage mich also, ob mich der Anblick der weiblichen Scham oder des nackten Busens mehr verzücken würde, als der nur in der Hülle in Form gebrachten Andeutung davon. Wäsche ist nicht mehr nur dezentes darunter in irgendwie hautfarbener Formlosigkeit, sondern Teil der Kleidung, die aber auch wo sichtbar, noch lange nichts verheißt über den gewünschten Zugriff auf das darunter. Diese Unterwäsche bringt zumindest bei Frauen, bei Männern beobachte ich es zugegeben seltener, sehe allerdings auch wenig Exemplare, die damit ihre primären Geschlechtsmerkmale gerade betonen, den primären Gegenstand der Lust ins Zentrum des Blickes und der Aufmerksamkeit.

Wenn ich dies wahrnehme, werde ich in Gedanken auf das Geschlecht und seine Form gelenkt und würde dennoch immer einen Teufel tun, Frau darauf zu reduzieren, auch wenn gerade dies durch die Art der Kleidung im Vordergrund steht. Im Gegenteil, es ist gerade, wenn Interesse besteht, mögllichst dezent zu übersehen und darf erst bemerkt werden, sobald schon einverständlich miteinander auf die sexuelle Ebene gewechselt wird.

Daher stellt sich die Frage, ob die schöne Wäsche, die offen präsentiert wird, eher als Test genutzt wird, wie weit die Selbstbeherrschung des Gegenübers geht und wann er anfängt mit den Hufen zu scharren. Vermutlich gibt es aber auf diese sowenig eine allgemeine Antwort, wie dies auch sonst im Verhätnis von Frau und Mann möglich ist, sondern ist in jedem Fall anders zu bemessen und die eine trägt einen String, weil sie es angenehm findet und schon immer so macht, sich nie etwas dabei denken würde, während die andere, diese Dinger nie anziehen würde, weil unbequem, nur eben kurz davor oder als Mittel zum Zweck sie gerne nutzt und es wird vermutlich auch nicht wenige geben, die dies tragen, ohne darüber weiter nachzudenken, weil es alle tun oder eben Mode ist oder nicht.

Bei manchen Enthüllungen, die sich unter zauberhaftester Wäsche so offenbaren, fragte sich der nüchterne Beobachter vermutlich, ob die Verhüllung nicht reizvoller war, nur zum Glück ist ja keiner der Teilnehmer dabei normalerweise hormonell nüchtern, warum es nicht darauf ankommt. Gefährlich wird es, wenn der emotionale Rausch die eigentliche Nüchternheit im Anblick überdecken soll, aber nicht tut. Dann bewegt sich Mann jedenfalls schnell auf sehr dünnem Eis und sollte sich hüten, leichtfertig Komplimente zu verteilen, die genau die umgekehrte Wirkung haben können.

Natürlich ist ihr Busen der schönste, den wir je sahen, oder wir sagen nichts dazu, wenn wir klug sind. Eine kritisch reflektierte Aussage dazu, die ästhetische Maßstäbe ins Verhältnis zur Persönlichkeit setzt, ist nach aller Erfahrung nicht wirklich empfehlenswert und endet nie gut. Etwa, dein Busen ist sehr schön, etwas kleiner als der von X, aber größer als der von Y, schon straffer als der von A, aber doch noch schlaffer als der der B, wird vermutlich jede Anschauung desselben wie sonst mögliche Lust recht apprupt beenden, auch wenn Frau immer das Gegenteil vorab behauptet, nie angelogen werden möchte, sondern eine ehrliche Antwort dazu wünscht. So wie der Satz, dein Schwanz ist nett, aber der von meinem Ex war viel größer, selten der Anfang einer erfüllenden Beziehung ist.

Auch darum ist schöne Wäsche so etwas wunderbares und wenn wir nicht zur radikalen Nudistenfraktion gehören, hat es wohl seinen Reiz, sie noch anzulassen, bis es nicht mehr anders geht, oder diese rein technisch als störend empfunden würde, der Reiz, der von ihr ausgehen könnte verpuffte. Was wir nicht sehen, bleibt unvergleichlich schön verpackt und jeder Schwärmerei wert.

Dies ist natürlich nur ein schlechtes Schauspiel, eine bloße Makerade, der Karneval der Lust und hat mit der Natur unserer Triebe vielleicht wenig zu tun, nüchtern betrachtet. Aber betrachten wir den geschlechtlichen Akt und die mal ruckartigen, mal mehr fließenden Bewegungen ineinander nüchtern, könnte es uns auch relativ albern erscheinen, was wir da teilweise miteinander veranstalten und in welch abstruser Lage wir uns zu berühren trachten - aber da wir dabei selten nüchtern sind, sondern eben hormonell und emotional, wie weit sich das neurologisch auch noch wirklich trennen lässt, einmal dahingestellt, kann es dahinstehen - wir tun es so, finden das natürlich und in der Tierwelt können wir ja beobachten, auch diese verrenken und besteigen sich in einer Weise, die dem Beobachter komisch erscheinen könnte, für den Teilnehmer aber sehr ernsthaft schöner ist.

Es läge jetzt ein Ausflug zum Thema Porno nahe und warum wir die Beobachtung anderer bei diesen gymnastischen Übungen durch welche Öffnungen auch immer reizend aufreizend finden können und nicht nur komisch, aber das ist gerade nicht das Thema und liefe schnell Gefahr sich in der sozialen Debatte zu verlieren, inwieweit Porno diskriminert und welches Frauenbild sich dort zeigt, was zur Frage des sichtbaren und unsichtbaren unter schöner Wäsche nichts beiträgt.

Was Frauen am männlichen Geschlechtsorgan schön finden, weiß ich nicht, ich finde dies Ding mit dem darunter hängenden Sack einen eher komischen Anblick, aber mich muss es mit meiner heterosexuellen Veranlagung soweit bekannt auch nicht reizen nach meiner Natur. Umgekehrt finde ich nahezu jede Variante weiblicher Geschlechtsorgane schön und diese sind noch vielfältiger, scheint es mir manchmal als es die Trägerinnen so schon sind.

Am seltensten in natura begegnete mir bisher das momentane Schönheitsideal der geschlossenen äußeren Schamlippen, die alles darunter völlig verbergen. Warum dies von Amerika aus zum Ideal wurde, weiß ich nicht, entspricht aber vermutlich dem pädophilen Kult der mit der Nacktrasur parallel geht. Es gibt dazu mittlerweile vielfach Schönheitsoperationen in denen dieses Ideal künstlich nachgebildet wird, was sich vermutlich im Ergebnis ähnlich seltsam anfühlt wie künstliche Brüste, diese Gummibälle einer sexualisierten Zivilisation, die vergessen hat, dass uns die Natur auch selbst nach dem uns entsprechenden goldenen Schnitt konstruiert hat.

Es ist mir aber einige male doch in natura begegnet, aber ich kann nicht sagen, ob darin ein höherer Wert oder Reiz liegen würde. Auf dem nun Glatteis, was zum oben bemerkten passt, wird sich auch der nur Autor vor jeder Festlegung hüten und auf die naheliegende Frage, was denn am besten wäre oder ihn heißer machte, nur antworten können, es kam noch nie darauf an, da heiß mich nur die emotionale Nähe machte und die Form der Schamlippen mich dabei nicht interessierte, sowenig wie die des Busens mit der Ausnahme, dass die wenigen Erfahrungen mit Silikon und sonstigen Veränderungen bei mir eher das Gegenteil bewirkten, mich nur erheiternd amüsierten.

Frage mich, ob Frauen das mit einem künstlich vergößerten Glied genauso ginge, sah mich aber auch noch nie in der Gefahr über die Möglichkeit dazu nachzudenken. Jedenfalls kann schöne Wäsche sowohl natürliche Schönheit betonen, wie Abweichungen vom Ideal egalisieren, was sie doch zu einem gewissen Ideal ausgleichender Gerechtigkeit macht und auch weniger von der Natur begünstigte im Wettkampf um Fortpflanzung oder zumindest Befriedigung stärkt. So gesehen wäre die Wäsche ein Mittel der Egalität und im entscheidenden Moment mögen uns alle Hormone genug blenden, dass es uns nie auf etwas anderes ankäme, wir in unserem Gegenüber naturnotwendig die Schönste sehen und sollte es nicht so sein oder Zweifel aufkommen, sollten wir lieber an uns zweifeln und unserem Gefühl als am anderen und uns fragen, warum wir soweit gingen, wo wir nicht bereit sind, ohne jeden Zweifel zu bewundern und zu genießen.

Giacomo Casanova, ein großer Geist und noch gößerer Liebender, liebte die Frauen, auch wenn manche seiner Abenteuer als phantastisch scheinen, fällt doch auf, er schrieb immer liebevoll, war mit viel Gefühl bei jedem seiner Abenteuer und liebte, wenn möglich immer so, als solle es für die Ewigkeit sein. Von ihm zu lernen, einen konstruktivistischen Blick auf das Wunder der Sexualität zu werfen, ist der Schritt zu nicht enden wollendem Genuß. Es geht nicht darum wer besser ist oder was mehr Erfolg verspricht, sondern wie es am schönsten betrachtet werden kann und bedenken wir dabei noch, dass diese Erinnerungen ein alternder, womöglich impotenter Casanova in Böhmen schrieb, voller Sehnsucht auch nach dem italienischen Licht und der freien Liebe, während er gebrechlich inzwischen auf Dux mehr an der Quälerei der dortigen Dienstboten litt, wird noch deutlicher wie liebend einer die Welt betrachet haben muss, sein Leben lang, wenn er noch unter misslichen Bedingungen voller Liebe zurückschaut.

Es scheint am Ende, dass es weniger auf den wirklichen Reiz und die tatsächliche Form ankommt, als auf unseren Blick darauf, warum jede Schwärmerei legitim ist und nie eine Lüge, da sie ja die Wirklichkeit schafft, in der eben dieser Schwärmer nun gerne lebte. Es kommt nicht darauf an, was wirklich ist, sondern wie wir es sehen und also ist es gut, wenn wir, was wir nur hormonell berauscht voneinander sehen oder asexuell in Schwimmbad oder Sauna, durch seine egalitäre schöne Hülle verdeckt, uns als Ideal erscheint. Wer sich mit liebenden Augen ansieht, kann sich nur schön finden, wer nur befriedigt nüchtern schaut, kann es sich lieber selbst machen, da er immer Makel entdecken wird, will er nicht unmenschlich verkehren. Auch darum scheint mir die emotionale Nähe eine Bedingung des genüßlichen Sex, da nur sie es ermöglicht, einander in jeder Lage, davor und danach noch schön zu finden und alles übrige als rein sportliche Übung entbehrlich, die vor allem immer wieder einen ernüchternden und daher für den Rausch des Glückes unnötigen Blick bringt und dennoch lassen wir uns, auch von schöner Wäsche verführt, immer wieder dazu treiben und wissen dabei, es ist nur ein halber Genuss, der danach schnell endet, warum es besser ist, in meinen Augen, sich nur für wenige Stunden zu verlieben, als ohne großes Gefühl miteinander zu verkehren, um sich den ernüchternden Blick zu ersparen, der selten beglückt.

Wieder landen wir bei der seltsamen Mischkalkulation des Sex, der sich, um schön zu sein, aus emotionalen und hormonellen Gesichtspunkten unseres Triebwesens insbesondere im davor und danach zusammensetzt. Nüchtern betrachtet, wäre es in Berlin vermutlich effektiver sich die ganzen Emotionen beim Sex zu sparen, um diesen als solchen sportlich zu genießen. Kann dies aber ehrlicherweise nicht empfehlen, da der nur Höhepunkt auch bequemer und schneller allein erreicht werden kann, der wirkliche Genuss dabei sich aber nur einstellt, wenn er danach nicht regelmäßig in leicht genervte Ernüchterung kippt.

Nachdem mir dies klar wurde, habe ich einen gehörigen Teil meiner Wahlfreiheit verloren. Sex geht nur noch mit der zumindest stundenweisen Illusion des Gefühls, was den Kreis der möglichen Adressatinnen enorm einschränkt und sogar mein Körper folgt diesem Entschluss sehr entschlossen, verweigert für rein sportlichen Sex ohne emotionale Beteiligung den Dienst, was mich erst erstaunte und sodann sehr harmonisch zufrieden stellte. Wir lernen uns verkleidet kennen, ahnen, bis wir es wagen uns auch blind zu verlieben, nicht, was uns erwartet, wie behaart oder nackt unser Gegenüber ist, aber wenn wir es wagen, uns so blind einzulassen, ist der zu erwartende Genuss ein in jedem Fall größerer als für alle, die dabei zu genau hinschauen. Somit gewinne ich durch dies Eingeständnis der lieblosen Impotenz einen unabhängigen Status des Glücks, der egal was uns real erwartet und wie wir das nüchtern fänden, sein Glück maximal genießen kann und was mehr sollte ich anstreben im Irrgarten von Lust und Gefühl?
jt 8.10.14

Dienstag, 7. Oktober 2014

Genderklo

Neue Zeiten bescheren alten
Örtlichkeiten anderen Flair
Wo sich früher die Geschlechter
Streng getrennt ihrem Bedürfnis
Hingaben gehen nun auf selbigen
Ort alle gemeinsam um keinen
Auch dazwischen zu diskriminieren
Welche der 60 Geschlechter die
Facebook nun anbietet dabei die
Pissoires stehend nutzen oder ob
Es nur noch Kabinen gibt ist noch
Unklar aber zumindest bieten
Neue Verhältnisse neue Einblicke
Auch wenn sie noch konventionell
Sich unter gleichen Geschlecht
Am öffentlichen Ort lieben gibt
Es doch manchmal unerwartete
Sichten für die aufmerksamen
Beobachter und so findet sich
Die Lust in ganz neuen Ansichten
Was immer sie miteinander sucht
jt 7.10.14

Modetanz

Rätselhaft sind die Wege der Damen
Auf dem Weg zur Verschönerung
Sie bemühen sich noch stets ihre
Erscheinung zu einer solchen
Zu machen während sich die Herren
Meist nur im größtmöglichen Konsens
Anziehen und hoffen so selbst Anziehung
Genug auf die sich so zur Schau
Stellenden Wesen zu haben die sie
Schlicht begehren am liebsten nackt
Die Damen erwarten von den Herren
Auch nicht mehr als da zu sein
Sie zu bewundern und ansonsten
Möglichst cool dem Konsens noch
Zu entsprechen während sie sich
In teilweise entstellenden Varianten
Dem Diktat der Mode im Tanz gern
Unterwerfen um zu glänzen womit
Das Verhalten im Tierreich wo etwa
Der Pfau sein Rad schlägt wie der
Löwe seine Mähne brüllend zeigt
Hirsche ihre Geweihe präsentieren
Um bei ihr zum Zug zu kommen
Sicher gibt es auch Mode für Herren
Aber der Tanz ist harmlos verglichen
So fragt sich wer nun jagt hier
Ob einer Opfer ist oder alle Grenzen
Verschwimmen unter dem Diktat
Der Mode die Selbstzweck wurde
Im Zirkus des Marktes
jt 7.10.14

Kurdenkampf

Die Kurden kämpfen um Kobane
Auch wenn die Allianz die Stadt
Längst aufgab und die Türken
Lieber Tränengas sprühen auf
Die in den Kampf gegen ISIS
Dort ziehen wollen was wieder
Auf die dubiose Rolle dieses
Seltsamen Partners im Kampf
Gegen oder mit dem Terror
Hinweist und offenbart wie
Uneinig die Koalition wohl ist
So ist kein Kampf zu gewinnen
Werden die Kurden geopfert
Oder opfern sich selbst bis
Die ersten Bomben hier sind
Vielleicht jemand bemerkt das
Ohne Konzept es nie Erfolg
Im Kampf gegen Terroristen
Geben kann die durch Bomben
Nur kurzzeitig geschwächt werden
In ihrem religiösen Wahn aber
Nur gestärkt werden wie auch
Die Türkei starke Kurden mehr
Fürchtet als ISIS und so werden
Sich die Kurden selbst helfen
Oder sterben wie schon so oft
Der Krieg aus der Luft wird den
Kampf nur verlängern jeden Tag
Es braucht einen Plan für die
Ganze Region so wird nur das
Eigene Gewissen beruhigt um
Weiter in alle Welt Waffen noch
Zu verkaufen und sich dann zu
Wundern wenn mit ihnen geschossen
Weiter viele Menschen sterben
Die Kurden sind nur ein weiteres Opfer
Einer unverantwortlichen Politik
Auch unserer Regierung die eine
Ganze Region verwüstet ohne
Eine Perspektive zu haben
Schlechte Aussichten leider
Für den Kurdenkampf
jt 7.10.14

Gedenkaufsichtskohl

Die späte Liebe verwaltet den
Von Anfällen geschlagenen Kohl
Den Altkanzler der Einheit die so
Historische Figur von enormen
Gewicht auch für Europa
Das er zu dem formte was wir
Heute haben und nun kommt da
Ein Biograph und schreibt ohne
Oder gegen ihren Willen mit viel
Skandal via Spiegel als ginge es
Um etwas als die Äußerungen
Eines alten Pfälzers der nie
Ein Blatt vor den Mund nahm
Saß mal in der Heimat meiner Eltern
Neben ihm in der Sauna
Vor vielen vielen Jahren
Kanzler war er längst
Ein Monument von einem Mann
Nun gestürzt vom eigenen Körper
Treten manche auf ihn ein die sonst
Nicht Maß hielten wohl und so
Kritisch ich den Kanzler immer sah
Das hat er nicht verdient
Diese Leichenfledderei am Patienten
Der sich nur noch indirekt wehren kann
Ist schlechter Stil und schäme sich
Wer dies nötig hat lieber
Ob es gerade alternativlos ist
Weiß ich ich nicht widerwärtig
Zumindest ist es sehr
jt 7.10.14

Lenzgedenken

Auf der Bühne der Welt sind wir alle Debütanten.

Auf Erinnerung zu bestehen kann mitunter schon Widerstand sein - zumindest dann, wenn Vergeßlichkeit großgeschrieben oder aber dekretiert wird.

Bei den meisten ruft die Erinnerung nichts anderes hervor als Selbstmitleid.

Der Leser ist ein unbekanntes Wesen, unberechenbar, unkalkulierbar. Man kann ihn nicht gewinnen, indem man ihn - bewußt - mit leicht löslichem Wortzucker bewirtet.

Die Bestätigung eines Künstlers liegt nicht im Erfolg - der Erfolg ist manchmal nur ein Mißverständnis -, sondern ihm Argwohn, im Mißtrauen, das ihm entgegenschlägt.

Die Literatur hat nichts von ihrer Funktion eingebüßt, zur Erkenntnis des Menschen in der Zeit beizutragen. Es kommt ihr weniger darauf an, Fragen des Daseins zu lösen, als Fragen an das Dasein zu stellen.

Does indifference suffice to be innocent?

Ein Schriftsteller ist ein Mensch, der niemanden zwingt, das zu sein, was er ist.

Geschichte darf nicht zu einem Herbarium werden.

Heimat entdeckt man erst in der Fremde.

Jeder ist auf der Suche nach etwas, dem er gleichen möchte.

Niemand ist dem Verurteilten näher als sein Richter.

Reicht Teilnahmslosigkeit aus, um schuldlos zu sein?

Suffit-il de n'avoir pas participé pour être sans tort?

Überzeugungen sind Krankheiten, die durch Begeisterung übertragen werden.

Um vorhandene Schuld zu verringern, müssen wir bereit sein, auch fremde Schuld aus uns zu nehmen.

Vergangenheit hört nicht auf; sie überprüft uns in der Gegenwart.

Vielleicht ist die Hoffnung die letzte Weisheit der Narren.

Wer für sich in Anspruch nimmt, mündig zu sein, ist zur Unruhe verpflichtet.

Wer zu handeln versäumt, ist noch keineswegs frei von Schuld. Niemand erhält seine Reinheit durch Teilnahmslosigkeit.

Wir können den Frieden nicht gewinnen, wenn wir uns nicht des Elends der dritten Welt annehmen.

Ihn für sich sprechen lassen
Genügt um sich zu erinnern
An einen der nun ganz zur
Erinnerung wurde weil er
Nicht mehr ist
Ein guter Mensch
Ein liebevoller Erzähler
Ein Schreiber mit Pfeife
Ist 88 geworden
Zuende erzählt
Hat Siegfried Lenz
Und gegangen ist er
Es bleiben
Die Deutschstunde
Wie Heimatmuseum
Arnes Nachlass und
Fundbüro in der Hand
Alle in blaues Leinen gebunden
Schön sich zu erinnern
Dankbar für einen
Der uns Welten erzählt hat
Es leise tat und zärlich
Wie von Suleiken
Ein dankbares Gedenken
Endet mit einem Lächeln
In dem sich der Rauch
Der Pfeife kräuselt
jt 7.10.14

Sex in Berlin XX

In der großmäuligen Stadt, die was sie hat, gern uffem Tablett vor sich her trägt, als sei es dann mehr wert, geschieht viel öffentlich, damit es jeder sieht, insbesondere die Nachbarn und andere, die ruhig wissen dürfen, wie gut es einem geht. Das geht manchmal schon so weit, dass sie hier Pornos aufgedreht bei offenem Fenster im Schlafzimmer laufen lassen, während die Beteiligten selbst in der Küche sitzen, ein Bier trinken und Wurstsalat essen, damit die Nachbarn denken, sie hätten wer weiß was für ein wildes Sexleben und darum neidisch werden. Möchte mich hier lieber nicht im Detail dazu auslassen, in welchen Stadteilen vermutlich mehr nur Pornos laufen, wenn es im Fenster zum Hof stöhnt und wo tatsächlich etwas vergleichbares abläuft, was diese Geräuschkulisse aus der Fülle des Wohllautes erklingen lässt nach ihrer Natur.

Zu hören ist es überall relativ gleichmäßig, wo mit Zuhörern gerechnet wird. Die Ergebnisse dieses Tuns häufen sich aber mehr in weniger Bezirken, was dafür sprechen könnte, dass dort, wo weniger gezeugt wird, die Geräuschkulisse häufiger nur imitiert wird, um die Nachbarn neidisch zu machen. Aber auch da gibt es mal wieder keine wirklich belastbaren Zahlen zu Geräuschentwicklung und Liebesleben der Großstädter in dieser selbst und den provinzielleren Vororten. In Berlin jedenfalls wird mehr der Eindruck von Lust erweckt als diese gelebt, warum auch immer es manchen wichtig scheint, bei ihren Nachbarn dieses wahlweise Hengst oder Stutenwesen als wilden Eindruck zu erwecken, betreiben sie doch einigen Aufwand dafür.

Ob die meisten Stereo- oder gar Dolby-Surround-Anlagen nur zu diesem Zweck beschafft wurden, kann ich nicht kompetent beurteilen, besitze weder einen Fernseher noch eine Anlage die diesen Namen verdiente und nutze meine zu großen Boxen nur noch als Ständer für meinen Samowar oder besonders schöne Bücher, meist übrigens gerade Montaigne, was den Essays hier vielleicht noch einen weiteren Grund gibt, wenn auch nicht wirklich weiterhilft  in der Frage, ob andere diese Geräte mehr zur Vorspiegelung eines reichen Sexlebens haben - Musik dudelt wenn nur aus einem der Rechner und Musik zum Sex ist eher nicht die Regel bis dato gewesen, vielleicht da weniger vorgetäuscht werden musste, vielleicht, aber vermutlich eher, da ich kein Eingeborener bin, mir als geborenen Hanseaten diese seltsamen Spiele eher fremd sind und über die ich im übrigen, bis ich die Nachbarn wahr nahm, nicht weiter nachdachte.

Die öffentlich hörbare Schau um das Verborgene führt zur Frage, ob der Sex in der Stadt weniger etwas Verborgenes ist als eine öffentliche Angelegenheit.  Ein Stück der Präsentation wie jeder Gang in den Kiez einer auf den Laufsteg ist, auf dem wir uns begutachten, gegenseitig. Da wir beim Sex die Nachbarn für gewöhnlich nicht einladen, dies auch in Berlin womöglich noch eine Ordnungswidrigkeit wäre, die von interessierten Beamten verfolgt werden könnte, wird dort, wo hineingeschaut werden kann, zumindest der Vorhang zugezogen, als letzter Anscheinsrest von Anstand, was immer das sonst sein soll, warum im Gegenzug die Fenster geöffnet werden und manche die Lust gern möglichst teilnahmsvoll hier leben, ist mir zugegeben ein Rätsel.

Bin sicher nicht verschämt, bade lieber nackt als in überflüssigen Kleidern, egal wo und finde verklemmte Zurückhaltung beim Sex eher traurig und nervig oder gar erregend wie manche wohl, lebe die Lust und überhaupt also gern ganz nach der Natur, die ich soweit als möglich zu genießen trachte, kenne ohne Götter keine religiösen oder moralischen Bedenken und es mögen alle es so tun, wie es ihnen gefällt und dennoch finde ich es immer noch schöner, lieber für einander ungestört im Intimen zurückgezogen zu sein in voller Ausgelassenheit und schließe ich jedesmal die Fenster, weil ich finde, dass es keinen der Nachbarn etwas angeht wie meine Freundin oder Geliebte stöhnt und wann sie oder wir oder ich kommen.

Es scheint mir dies Verhalten eher völlig natürlich und dem Gefühl zu entsprechen, dass ich für die mir dann nächste hege - möchte sie für mich haben, ungeteilt genießen und wenn dies sicher auch mal zu einem lauteren Schrei führt, den Nachbarn hören könnten, macht mir das keine Sorgen, nur ist der Akt, den Akt von außen quasi abzuschließen, für mich ein Teil seiner Sinnlichkeit, die eben auch in der Eröffnung im Verborgenen liegt, in dem wir uns schenken, was sonst keiner zu sehen bekommt.

Peinlich wäre es mir nicht, sollten die Nachbarn mit dem Ohr an der Wand mithören, sollen sie sich doch daran freuen, da wäre ich großzügig und wer es geil findet, anderen beim Sex zuzuhören, möge sich gern auch daran aufgeilen, nur finde ich die Dialektik zwischen Intimleben und Öffentlichkeit nicht mehr so spannend wie mit 17 als eine Zugtoillette zum Ziel aller Träume werden konnte und der Sex im elterlichen Garten allein darum toll war. Bei den Berlinern scheint sich das weniger zu verändern oder weiter zu entwickeln. Was daran liegen kann, dass die Sehnsucht sich in allem, also auch dabei zu übertreffen und darüber zu reden, hier ausgeprägter ist als anderswo.

Lustigerweise ist mir das beim Sex völlig fremd und finde ich hier den ruhigen Genuss am vorteilhaftesten - nicht etwa still beim Sex - sie mag so laut sein, wie sie nur kann und auch ich möchte nicht schweigen müssen, nein, sicher nicht, sondern die Konzentration aufeinander und die Reduktion auf das wesentliche, als sei Sex eine Form von Meditation und letztlich geht es ja auch, jenseits der ganzen emotionalen Show um auch körperliche Entspannung und so gibt es Leute, die das gern in der Menge tun, wie manche Menschen auch Gottesdienste besuchen, um gruppenweise öffentlich nach Ritus zu meditieren, während andere sich lieber für sich ihre Gedanken machen und ich kann nicht sagen, welche Gruppe glücklicher ist, weiß nur, was mich wenn eher glücklich macht und so gehe ich nicht zum Dienst für irgendwelche erfundenen Götter, die ich nicht kenne, sondern mache mir lieber für mich meine Gedanken, was ich gut und moralisch finde und schließe zum Sex, wenn ich daran denke und dazu komme zumindest, das Fenster, um dem Privaten auch als solchem eine Wertschätzung zu geben.

Wertschätzung scheint ein wichtiger Punkt dabei zu sein, denn sicher mag es auch gut für Kinder sein, sie nicht dem Sex der Erwachsenen auszusetzen, auch nicht akustisch aber darüber hinaus bekommt das, was wir für uns tun, um uns einander zu schenken, zumindest uns einander hinzugeben, einen anderen Wert, wo wir es intim behandeln, was aber vermutlich erst wirklich wert schätzen kann, wer diese Grenzen auch schon überschritt und so bleibt nur zu hoffen, dass alle, die sich da so pubertär öffentlich lieben, auch noch irgendwann feststellen, dass es sich lohnt dies für sich zu genießen, um sich und die Sache zu würdigen und so wie es Leute gibt, die ihren Sex gern öffentlich in Clubs zelebrieren, oder sich dabei von anderen zusehen lassen wollen, wird es auch die Fensterfraktion immer geben, denen es nur gut geht, wenn der ganze Hof mitbekommt, wann und wie oft sie Sex haben, dabei ist die Sache an sich weniger wichtig, als das Gefühl, das sie trägt und warum wir sie gerade dann zulassen oder nicht.

Klar kann ich den Sex in dieser Stadt auch ständig als Freizeitbeschäftigung haben, aber ehrlich gesagt, scheint mir das auch nicht viel spannender als anderer Sport, wenn auch die verbundenen Details es spannend genug machen könnten, finde ich Sex ohne große Gefühle immer langweiliger und frage mich jedesmal danach, wozu eigentlich und so ist es dann eher komisch, was wir dabei miteinander anstellen. Um es wert zu schätzen und der Lust den gebührenden Platz zu bieten, schließe ich Fenster und Vorhänge gern dazu. Wenn ich öffentlichen Sex wollte, ginge ich da hin, wo das üblich und gewollt ist. Soviel zum grundsätzlichen der Lust und ihrem Kontext im Lichte des kategorischen Imperativs, ohne dabei zu vergessen, dass es erst richtig gut wird, wenn es uns alle Grundsätze umwerfen lässt, wenn gerade nötig, warum diese immer nur relativ gültig sind und also wie alle Gesetze eigentlich entbehrlich sind, hätten nur mehr den Mut, konsequent zu denken.
jt 7.10.14

Montag, 6. Oktober 2014

Kobanefalle

In Kobane geht einer in die Falle
Entweder die Türkei mit ihrem
Irgendwie unklaren Kurs gegenüber
Den Islamisten und der Härte gegen
Kurden denen sie gewiss nicht
Zur Hilfe eilen wollen wie damals
Als sie einen Krieg noch provoziert
Gern hätten in Syrien und nun
Dumm zwischen den Fronten steht
Als eigentlich NATO Partner im
Vorgeblich nötigen Antiterrorkampf
Oder doch wieder die Kurden das
Immer Opfer nahezu aller Kriege
Die in ihrem umstrittenen Land je
Geführt wurden und deren Peschmerga
Nun gestärkt wie ausgebildet durch
Die vorbildliche Bundeswehr einen
Kampf führen der Lohn verlangt
Oder wird ISIS verlieren die Bösen
Gerade die vernichtet werden sollen
Hohe Opfer werden sie bringen
Rächen werden sie sich immer wieder
Wie wir es schon kennen wie durch
Bomben in unseren Städten bald
Womit Demokratie und Freiheit
Wer auch gewinnt wohl zu den
Dort Verlierern gehören wird
Die Kobanefalle ist tödlich
Aber das ist Leben ja meist
Wir können es nur friedlicher
Haben und genießen müssten
Nicht all die Waffen mal benutzt
Wie sodann vernichtet werden
jt 6.10.14

Ebolarifari

Da infiziert sich eine Schwester
Die einen verstorbenen Priester
Im Krankenhaus pflegte was doch
Alltag ist nicht einer Meldung wert
Ginge es nicht um den Ebolahype
Der sicher Schlagzeilen und Gruseln
Allen Machern verspricht bis jetzt
Es werden noch viele Fälle folgen
Das globale Dorf ist klein und eng
London und Paris waren noch
Viel wahrscheinlicher zuerst
Aber Autofahren und Grippe bleibt
Noch tausendmal riskanter als Ebola
Nur taugt es nicht für Schlagzeilen
Sowenig wie Rauchen oder Alkohol
Damit wird auch noch gut verdient
Spannender als das Infektionsrisiko
Einer seltenen Krankheit mit lokaler
Gerade Epidemie scheint mir noch
Wem nutzt es wenn die Angst nun
Noch mehr Kontrolle erfordert um
Auch nicht sicherer zu schützen
Aber zur Sicherheit klammern
Wir uns ja gern an Illusionen
Was immer die taugen nun
jt 6.10.14