Montag, 14. April 2025

Lektürentagebuch 14.4.25

Lektürentagebuch 14.4.25

Das Tatütata von Franz Hessel las ich
Schon in der Nacht zu Sonntag aber
Hatte gestern irgendwie vergessen
Von der Lektüre etwas zu berichten

Die kleine Geschichte von kaum einer
Seite die nur mit viel Abstand gefüllt 
Berichtet vom Langhanschen Tor das
Als Brandenburger lange Wahrzeichen 

Wie er davorateht und den Verkehr
Links und rechts hindurch brausen sieht
Nur die viel breitere Mitte bleibt völlig
Unbefahren und damit gähnend leer

Früher war diese Spur noch den 
Mitgliedern der königlichen Familie
Als Zeichen ihrer Hoheit vorbehalten
Aber heute machte es ihn nervös

So befragt er gleich einen hier mit
Der Ordnung beschäftigten Polizisten
Warum dort keiner führe der sofort
Schlicht antwortet weil es verboten ist 

Noch ein wenig betrachtet nun der
Bürger Flaneur die leere Mitte die
Er gerne mit Kinderwagen füllte
Von Spreewälderinnen geschoben

Eine lustige Vorstellung ist heute wie
Dies Tor längere Zeit nach Brandenburg
Noch führte das mitten in Berlin nun
Zwischen Tiergarten und Mitte steht

Wie die sich gerne weltbürgerlich nun
City West nennende Hälfte der Stadt
Viel länger in Brandenburg lag in das
Jenes Tor führte was Jahre dicht war

Dort stand die Mauer und endete damit
Die freie Welt im sowjetischen Bereich
Der noch in vielen Köpfen östlich spukt
Welche nie in der Demokratie ankamen

Lange war es das Tor zur preußischen
Hauptstadt in der die einst Kurfürsten
Von Brandenburg auf der Insel residierten
Eher Kaserne für viele als ein Ort von

Lasterhafter Ausschweifungen doch
Unter den Linden flanierten die Huren
Die heute an den Rand verbannt wenn 
Sie noch öffentlich sich anbieten dürfen

Nun schon über hundert Jahre ohne
Regierende royale Familie hier ist das
Tor für den Verkehr gesperrt worden
Aus Gründen des Denkmalschutzes 

Wie Franz Hesel mit dieser also heute
Ungeregelten Leere mit oder ohne
Kinderwagen schiebende Spreewälderinnen
Klar käme bleibt natürlich völlig ungewiss

Als Flaneur gefiel ihm die Fußgängerzone 
Vielleicht doch wie absurd käme es ihm vor
Die Linden verlassen zu müssen statt dem
Boulevard frei folgen zu können durch Berlin 

Wie gut eine gesperrte Straße entschleunigt
Ob wir nicht alle Autos künftig innerhalb des
S-Bahn Rings verbieten sollten sind noch
Politische Fragen literarisch kein Thema


Das Kapitel über den Charlatan der 
Charlatane von Greta de Francesco
Zu Ende gelesen und sich dabei noch
Über Dummheit und Dreistigkeit amüsiert

Wie diesem italienischen Gassenjungen
Erst die Inquisition dauerhaft in Haft brachte
Im Prozess gegen ihn über seine Lügen
Wie sein Netz aufklärte ist schon lustig

Nach Frankreich war Cagliostro noch
In England Preußen und Russland wo
Katharina die Große ihn verbannte wie
Sich in einem Stück über ihn lustig machte

Seine Rückkehr nach Italien war eher
Mäßig erfolgreich vor allem stand am Ende
Der Prozess der Inquisition die diesen
Hochstapler nie wieder frei ließ 

Elisa von der Recke eine Baltische
Adelige am preußischen Hof schrieb
Ein Buch über seinen Betrug auf den
Sie selbst einsam und bedürftig hereinfiel

Goethe wie Schiller lästern über diesen
Scharlatan deutlich in ihrem Schriften
Dabei sucht Goethe in Italien sogar
Dessen Familie enttäuscht auf

Der Besuch bestätigte wie wenig
Von dem Betrüger und seinem
Umfeld zu halten war was der doch
Italienliebhaber Goethe lieber ignorierte

Eine Nachahmung dieses Betrügers
Spukte noch für einige Jahre durch
Braunschweig und Celle doch die
Niedersachsen blieben erdverwachsen


Weiter von Casanova über Lucia gelesen 
Die er erst über Umwege nach einer ihm
Peinlich misslungenen Predigt traf als 
Junge Tochter eines Gutsverwalters

Wie offen er über sein Scheitern schreibt
Weil er sich eitel vorher völlig überschätzte
Was so manchem Redner schon so ging
Aus dem ihn nur eine Ohnmacht rettete

Die Blamage ließ ihn wieder gen Padua
An seine alte Universität fliehen um das
Dritte Examen abzulegen als dann Abbé
Nach Venedig ängstlich zurückzukehren 

Doch war sein Missgeschick dort längst 
Vergessen wie so vieles was wir uns
Schamvoll noch zu Herzen nehmen im
Strom der Ereignisse schlicht verrinnt

Dennoch war er gern der Einladung
Einer adeligen Freundin auf ihre Güter
Für eine Zeit zu kommen gefolgt wo er
Die vierzehnjährige Lucia kennenlernt 

Zärtlich liebevoll beschreibt der große
Casanova der dort erst fünfzehn ist
Wie er sich dem Mädchen nähert die
Ihm mit ihrer Natürlichkeit fasziniert 

Vorsichtige erste Zärtlichkeiten die
Von tiefer Zuneigung getragen sind
Zeugen von Liebe wie vom Wesen
Des großen Verführers dabei

Casanova liebt und verehrt die Frauen
Nähert sich ihnen genauso auch wo
Mit der Absicht mehr zu erreichen
Steht das Gefühl dabei im Zentrum

Er ist den Damen auch in all seinen
Erinnerungen immer liebevoll zugeneigt 
Was stets weiter führte bei diesen als
Kämpfe um der Damen Gunst je

Zwar gibt es auch Frauen die gerne
Um ihr Herz kämpfen lassen wollen
Permanent Dramen inszenieren um
Noch etwas fühlen zu können dabei

Doch sind diese weniger für Casanova
Geeignet wie dieser auch Bettina als
Er endlich gekonnt hätte einen Korb gab
Wer vorher Drama braucht lohnt nie

Dies soll nur mit Aufregung vorab noch
Gut kaschieren wie langweilig meist
Unbefriedigend wird was danach kommt
Warum ich Drama Prinzessinnen meide 

Casanovas Begeisterung für die echte
Offene Natürlichkeit von Lucia ist nach
Den Damen um Bettina verständlich
Doch ist es Neigung mit Vernunft 

Auch die Liebesgeschichten wie Affären
Eines großen Aufklärers an dessen
Maßstab der Vernunft zu messen scheint
Angemessen und philosophisch klug

Wie er sie dann mit dem Bekenntnis
Seines Leidens an seinem Begehren
Wie seiner Liebe doch gewinnt sie
Kleine Momente genießen ist zauberhaft

Dein Scheitern vor dem großen Gefühl
Zu gestehen und fliegen wollen wir dann
Dafür um so mehr geliebt zu werden ist
Von einer traumhaft ehrlichen Schönheit

jens tuengerthal 14.4.26

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