Lektürentagebuch 11.4.25
Mit Thomas Mann auf dem Zauberberg
Wieder angekommen im Sanatorium Berghof
Wo Hans Castorp nach seiner leichten
Temperaturerhöhung Injektionen bekommt
Diese war natürlich infolge der Aufregung
An Karneval eingetreten wie es schon
Angedroht worden war und dem die
Sensible Natur zu gerne gehorchte
Im Rahmen dieser zweimal wöchentlich
Erfolgenden Spritzen lenkt Hans geschickt
Das Gespräch auf Clawdia Chauchat um
Irgend Neuigkeiten zu erfahren vom Hofrat
Er mutmaßt wie es ihr wohl ergehen mag
Im fernen Daghestan der heute russischen
Republik die am Kaspischen Meer liegt
Genau östlich von Georgien dabei
Plaudert wenig weise noch vor der Injektion
Davon wie sie sich Karneval dann doch
Noch etwas näher kamen worauf auch
Die Spritze gebührend schmerzhaft wird
Diese kleine Konkurrenz unter Männern
Mit dem nur brummenden Hofrat ist mit
Feiner Ironie wunderbar beschrieben was
Erst die wiederholte Lektüre verdeutlicht
Die feinen ironischen Begebenheiten
Wie ihre kunstvolle Inszenierung im
Scheinbar steifen Gewand sind es die
Thomas Mann so genial auch machen
Stets korrekt und leicht distanziert dennoch
Mit steifer Oberlippe lächelnd in wenigen
Worten eine Stimmung zu schaffen die
Leser glücklich lächeln lässt ist groß
Der feine Humor von Mann ist es der
Neben den ganz nebenbei erzählten
Kulturhistorischen Ereignissen dort
Den Zauberberg so besonders macht
Weiter ging die Lektüre auf ähnlich
Hohem Niveau das noch dazu biblisch
Männer und Frauen feinsinnig verspottet
Also in Joseph und seine Brüder
Diese nach dem biblischen Vorbild
Ersponnene Geschichte um Joseph
Der als Sklave im Hause Potiphars
Landete und beispiellos aufstieg
Längst Vorleser und Mundschenk
Des hohen Beamten wird er in den
Träumen von Mut des Potiphars Frau
Zum Objekt ihrer Begierde nun
Diese will darum den eigentlich nur
Sklaven aus dem Haus entfernen
Ihrem Gatten so treu zu bleiben was
Sie durch Lügen zu erreichen sucht
Die gerade gelesene Fortsetzung
Des Gesprächs der Ehegatten über
Den zu mächtigen Diener wie die
Lügen der Frau infolge sind genial
Ganz langsam schreitet Mann auf
Den Höhepunkt zu nach dem sie
Dem Liebling der sich verweigerte
Versuchte Vergewaltigung unterstellte
Der nur mäßig bibelkundige Leser hier
Weiß um das Geschehen nach der eher
Kurzen biblischen Legende die Mann mit
Bravour zum Drama dabei inszenierte
Wer der je länger mit einer Frau in
Beziehung gar zusammengelebt hatte
Wird den Ton dieser Dialoge nicht auch
Ein wenig zumindest kennen dachte ich
Wie Mut die Angst hat sich zu verlieben
Rassistische Argumente gegen das
Eigentlich Objekt ihrer Zuneigung vorbringt
Um die Ehe so zu retten ist schlicht genial
Eigentlich meint sie es ja nur gut und will
Schlimmeres verhindern ihrem Mann der
Sie nicht sexuell noch berührt treu zu sein
Was das emotionale Drama potenziert
Genial und mit tiefer Kenntnis der immer
Konflikte zwischen Mann und Frau hat
Mann diese Gespräche fein inszeniert in
Dazu noch seltsam biblischer Sprache
Ein Ehepaar des hohen Beamtenadels
Ficht einen Konflikt aus der noch dazu
Um Treue und Liebe eigentlich geht
Sich im unausgesprochenen verrennt
Eine geniale Inszenierung die ganz
Großes Theater uns hier zeigt das
Sich im Kleinen in jeder Liebe findet
Diese Brücke macht es so groß
Absurd fern liegt uns so manches
Was die alten Ägypter da reden wie
Sklaven und pharaonische Beamte
Aus einer anderen Welt stammen
Doch wie menschlich nah sind die
Konflikte zwischen Mann und Frau
Voller Gefühl mit Lügen auch darüber
Wie wunderbar ironisch dabei gesehen
Große Literatur führt uns zurück auf
Das was uns ausmacht ganz egal in
Welchem Gewand sie dabei kommt
Wie schön dies lachend zu genießen
Den Genuss großer Literatur heute
Auf den Gipfel zu führen noch einige
Seiten Marcel Prousts Auf dem Suche
Nach dem verlorenen Zeit gelesen
Im zweiten Band des Schattens junger
Mädchenblüte noch im Strandbad Balbec
Dem fiktiven Badeort am Atlantik mit
Seiner Großmutter im Urlaub
Gemeinsam mit dem adeligen Freund
Einem Neffen der Freundin der Großmutter
Erleben sie die jüdische Familie Bloch die
Gerne ganz oben dazugehören will
Die feine ironische Bösartigkeit mit der
Proust die Zustände seziert ist großartig
Wie sich der reiche Jude dabei der
Orientalischen Ausdrücke schämt
Proust lesen lässt in eine andere Welt
Abtauchen in der von Stand und Herkunft
So viel noch die Rede ist wie zugleich über
Verlorenes dabei gespottet schon wird
Mit für Proust geradezu rasantem Tempo
Entgleist am Ende die Situation noch was
Eine wunderbar peinliche Situation kreiert
Zu der auch die Schwestern beitragen
Die kleinen sprachlichen Fauxpas die
Den Neureichen dort peinlich genug
Immer wieder unterlaufen erzählen
Viel über gesellschaftlichen Umbruch
Es waren heute die feinen bürgerlichen
Bis adeligen Welten noch die in feinen
Nuancen beschrieben werden wie die
Konflikte der Menschen in ihnen
Immer ist es die leichte Ironie die dies
Theater noch erträglich macht das mit
Form und Identität stark spielt wie es
Die Generation der Eltern noch tat
jens tuengerthal 11.4.25
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