Sonntag, 13. April 2025

Lektürentagebuch 13.3.25

Lektürentagebuch 13.3.25

Unter dem Titel der Charlatan der
Charlatane schreibt Greta den Francesco
Genial in Die Macht der Charlatane über
Dem Gassenjungen Cagliostro der auch 

Als erfundener Graf immer ein Prolet blieb
Dem gutes und genug zu essen stets
Wichtiger waren als alle Intellektuellen 
Güter er kannte noch den Hunger

Deutlich jedoch grenzt die Autorin sich
Von diesem Betrüger ab der auch seiner 
Dreistigkeit wegen von Casanova und
Saint Germain eher verachtet wurde 

Zur Zeit der Halsbandaffäre in Paris
Fand er im Kardinal Rohan einen 
Willigen Jünger noch der sich auch
Als Opfer größeren Betruges sah

Es handelt sich um die 1780er Jahre
Marie Antoinette ist Königin die bei
Volk und Adel gleich unbeliebte 
Österreicherin ist das Opfer

Der Prozess um das nie bestellte
Collier weil es auch der Königin zu
Teuer schien und der Betrug darum
Ist ein Krimi aus dem ancien régime

Sehr eindrücklich wird erzählt wie
Cagliostro in London zur Freimaurerei fand
In die Loge aufgenommen wurde aber bald
Einen eigenen sexuellen Ritus gründete

Die schlichte geistige Arbeit am rauen Stein
Was Aufgabe jedes Freimaurers bleibt
War für den Scharlatan nicht reizvoll 
Darum sein ägyptischer Ritus anstatt

Dies sexuelle Ritual des vermeintlichen
Grafen mit seiner wunderschönen Frau
Die er nach der Flucht aus Palermo
Noch in Neapel passend kennenlernte

Diese Versuche gab es im Umfeld der
Logen immer wieder nicht in ohne eine
Gewisse Komik wie bei Crowley der den
Damen am Monte Verità anal nah kam

Auch die Hochgrade der Freimaurer
Fanden bald fulminante Ritternamen
Auf dem Weg zur Erkenntnis die das
Geistige Handwerk absurd machten 

Der leicht spöttische Unterton ist dabei
Ganz wunderbar passend zu diesem
Scharlatan der immer ein Prolet blieb 
Egal welche Rolle er wo auch spielte 

Die Begnadigung von Cagliostro war
Ein Sieg der Feinde Marie Antoinettes
Seine Befreiung aus der Bastille war
Ein erster vorrevolutionärer Aufstand

Dabei gefiel sich der Adel noch im
Intrigenspiel gegen die verhasste Königin
Oder Österreicherin wie die Pariser sagten 
Bereiteten so ihren Untergang selbst vor

Dieses gärende Paris was kurz vor dem
Überkochen war feierte den Scharlatan als
Falschen Grafen er war erfolgreich wie nie
Aber verabscheute sie innerlich längst 

Das vermeintlich erlittene Unrecht der
Haft für den Scharlatan machte ihm zum
Verehrten Helden in Paris und seine Kunst
Der Heilung wurde von allen konsultiert

Damit wurde die Bastille zum Inbegriff
Der verhassten königlichen Gewalt wie
Seltsam paradox später erstes Ziel des
Sturmes revolutionärer Befreiung wurde


Nach der Lektüre über den großen
Scharlatan noch ein wenig in Casanovas
Erinnerungen über seine Rückkehr nach
Venedig und seine erste Predigt gelesen

Wie er selbstbewusst den Entwurf des
Pfarrers ablehnt und dafür seinem eigenen
Verteidigt und mit der Nichte des Priesters
Dafür lieber schon zu flirten beginnt

Das spannende bei Giacomo Casanova
Ist wie er zwischen Aufklärung Kirche
Wie seiner Liebe für die Frauen steht
Immer einen philosophischen Bezug sucht 

Es sind auch lustvolle Erinnerungen aber
Die Philosophie und der Geist der 
Aufklärung spielen eine mindestens
Gleichwertige Rolle überwiegen sogar

Das ist eine immer wieder lohnende
Lektüre und in vielem der Gegenentwurf
Zu dem Scharlatan und Proleten der
Cagliostro eben trotz aller Titel blieb

jens tuengerthal 13.4.25

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen