Dienstag, 15. April 2025

Lektürentagebuch 15.4.25

Lektürentagebuch 15.4.25

Eine lange Reise mit der Kutsche
Unternahm ich heute lesend mit
Dem Ehepaar Gondela aus Bremen
Sie sind Auf der Reise ins Paradies

Wie der wunderbare Band aus der
Anderen Bibliothek heißt der von
Der Reise der beiden durch Deutschland
Über Dresden ins Elsass führen soll

Dort will der Bremer Kaufmann mit
Seiner Gattin die eigenen Weingüter 
Der Familie inspizieren damit die nur
Schöne Reise auch nützlich wird 

Die aufregende heutige Reise führte
Von Dresden durch das Erzgebirge
Bis ins böhmische Töplitz was eine
Abenteuerliche Berg und Talfahrt wird 

Das Reisetagebuch der beiden was 
Merkbar mal sie und mal er schreibt
Ist ein wunderbarer kulturhistorisches
Dokument über unterschiedliche Sitten 

Wie sehr hatten sie von Sachsen wie
Der Perle Dresden insbesondere noch
Geschwärmt so ernüchtert waren sie
Von Böhmen dass sie am Abend erreichten 

Die Bestechung des sehr freundlichen 
Zöllners der ihnen dafür einen sicheren
Passierschein ausstellt um keine Zölle mehr
Zahlen zu müssen die Heinrich Gondela 

Im Tagebuch wieder eine gräßliche
Geldprellerei nannte was gerade gut
In unserer Zeit passt und den etwas
Neuerreichen Makler westlich offenbart

Viel Aufregung gab es dann um die
Abfahrt vom Berg die sie lieber zu Fuß
Statt im Stuhlwagen zurücklegten den
Sie dabei aber aus den Augen verloren

Aufmerksam werden Wege und Landschaft
Wie auch die hohe Zahl von Bettlern die
Auf dem Abstieg nach Töplitz kommen
Mit immer auch viel Humor beschrieben

So auch ihr Hotel in Töplitz dessen Zimmer
Mit einer dicken Schicht Staub bedeckt
Schon so antik wirkten wie die Wirtin 
Dafür übermäßig neugierig sich zeigte

Seltsam finden die beiden Hanseaten
Auch wie übermäßig freundlich die 
Menschen sind ihnen große Titel geben
Bei zugleich eher grimmigen Gesichtern

Spürbar werden die beiden die so sehr
Von Dresden schwärmten was dem
Berliner eher seltsam vorkam der die
Kleinstadt an der Elbe schon kennt

Vom herb gebirgigen Charakter Böhmens
Eher enttäuscht sind auch von den 
Menschen deren Trachten werden als 
Ahnlich aber schlampiger beschrieben 

Ob der Böhme dem braven Soldaten
Schwejk der über hundert Jahre später
Erst entstand ähnelt hier dahingestellt
Weil geographische Typologie stets

Eher fragwürdig bleibt doch führt
Der mir naheliegende Gedanke zu
Einer humorvollen Betrachtung der
Unterschiede die alle Vorurteile bestätigen 

Dies zu bestätigen kannst du Reisen
Wie durch Gebirge klettern oder dich
Als Leser in gute Bücher vertiefen was
Dem Autor dieser Zeilen näher liegt 


Weiter ging es mit Johann Karl Riesbeck
In den Briefen reisenden Franzosen womit
Der Autor die Zensur umgehen wollte was
Zu teils lustigen sprachlichen Spielern führt

In Wien angekommen flucht er erstmal
Ausgiebig über die schlechten Gasthöfe
Die zu teuer zu dunkel oder ausgebucht
Von dort Theaterschauspielern waren 

Als er schließlich einen fand in der da
Noch deutschen Reichshauptstadt
Erzählt er im Brief erstmal von der Reise
Aus Linz die Donau hinunter im Schiff

Dieses der Arche Noah gleichende Schiff
Wird ausgiebig beschrieben wie auch die
Teils erbärmlichen sanitären Bedingungen
Wie das nur Loch in der Schiffswand 

Da sich keiner genötigt sah es zu reinigen
Stank es überall ganz erbärmlich auch
Darum hatte er seinen Platz auf dem Dach
Der Kabine des Steuermanns eingenommen

Von dort beobachtet er die Landschaft die
Von steilen Abhängen sich in weite Wiesen 
Verwandelt zu Felsen wieder wird wie über
Stromschnellen hinweg die Donau führt

Die Gastwirtschaften am Ufer lobt er sehr
Besonders die jungen Damen die dort sehr
Adrett bedienten und auch andere Dienste
Den Reisenden gerne noch anböten

Prostiution als kleiner Nebenerwerb der
Gastronomie gehört einfach dazu statt
Ein kriminelles Drama daraus zu machen
Ist es Teil einer umfassenden Dienstleistung

Enthalte mich hier jeder Bewertung um
Diskussionen zu entgehen doch schildert
Riesbeck das Geschehen mit viel Humor
Bis zur Ankunft im Hafen von Wien 

Dabei macht der aufmerksame Autor
Auch immer wieder Sozialstudien wie
Zu Holztransporteuren den Ärmsten dort
Oder den Schlawinern an Bord

Riesbeck ist eine vielfältig lohnende
Lektüre aus dem deutschen Reich noch
Sechs Jahre vor der Revolution die das
Reich in seinen Grundfesten erschütterte

Er bietet angesichts der Zensur auch sehr
Gewagte und kritische Blicke auf das Leben
An den besuchten Orten im Reich das es
Ab 1803 nicht mehr geben sollte

Die Tarnung als Franzose wird mit teils
Erwartbaren Vorurteilen gepflegt die aber
Den Text so liebevoll humorvoll machen
Ein Gefühl für die Landschaft mir geben

So konnte ich ohne mein Bett noch je
Verlassen zu müssen heute gleich zwei
Reisen unternehmen die mich dazu noch
Durch Raum und Zeit zugleich führten

Lächle und denke was will der Flaneur mehr 
Als Reisen und in der Bibliothek bleiben auch 
An Bord eines Schiffes ohne Seekrankheit
Mit Tee und guter Lektüre im Paradies

jens tuengerthal 15.4.25

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen