Donnerstag, 11. Juni 2020

Bücherheimatliebe

Liebe meine kleine Bibliothek
Im Seitenflügel im dritten Stock
Gehen die Regale bis zur Decke
Einige der schönsten am Diwan
Für den direkten Zugriff zum Lesen
Dort bin ich zuhause und glücklich
Muss nirgendwo mehr hinreisen
Habe die Welt schön eingebunden
Durch alle Zeiten um mich wäre
Vollkommen glücklich könnte ich
Diese kleine Welt als gemeinsame
Teilen doch sind Leser nie einsam
Leben mit ihren Büchern gemeinsam
Richten sich um sie ein und der Rest
Der Welt fließt an ihnen vorbei
Wer wollte das schon ruhig teilen
Was sollte mich dort noch tangieren
Dachte ich hätte alles Glück der Welt
Bereits gefunden dann verflog es
Aber die Bücher blieben bei mir
Sind meine große Welt geworden
Wie Montaigne einst der sich noch
Mit seiner Bibliothek in den Turm
Seines Schlosses zurückzog um
Seine Essays zu schreiben dafür
Ämter Ehren und Welt lieber aufgab
Alles weltliche seiner Frau überließ
Die es besser als er zu regeln verstand
Dort lebte und schrieb er bis ihn sein
Steinleiden irgendwann dahinraffte
Betrachtete die Welt als Leser
Bedacht schreibend von Ferne
Ihm zu folgen schönstes Ideal
Ließe die Welt mich so leben
Wie schön wäre es auf Erden
Zögen sich mehr zum Lesen zurück
Friedliche Leser in ihren Bibliotheken
Statt Krieger auf Schlachtfeldern oder
Touristen in überfüllten Fliegern
Müssten sich nicht ständig beweisen
Vielleicht ein Vorbild für die Welt
Die Ruhe wiederzuentdecken
Wie die Einsamkeit zu lieben
Ohne ständige Veränderung außen
Dafür mehr Bewegung im Geist
Die Bücherheimatliebe könnte ein
Verträgliches Ideal künftig sein
Fraglich ob es jemand teilt
Denk ich bei meinen Büchern
Voll Vorfreude auf die nächsten
Bände ruhe ich lesend in mir
Tut alles Übermaß mir selten gut
Bleibe ich ein glücklicher Leser

jens tuengerthal 11.6.20

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