Samstag, 4. Januar 2025

Lektürentagebuch 4.1.25

Lektürentagebuch 4.1.25

Im Zauberberg gelesen warum und wie
Hans Castorp die Moribunden besucht
Unter mehr oder weniger freiwilliger
Begleitung seines Vetters Joachim

Wie er die Sterbenden dabei den 
Geburtstagskindern quasi gleichsetzt
Damen Herren und Knaben also ohne
Unterschied Blumen zum Besuch bringt

Wie er nett dabei plaudert manchmal
Erstaunt über komische Heiterkeit der
Sterbenden die ihm unwürdig scheint
Dem großen Tode unangemessen

Las wie Behrens ihn dafür lobt während
Settembrini kritisches anzumerken hat
Hans ein Sorgenkind des Lebens nennt
Der die Toten den Toten überlassen solle 

Diese auch in Italien weit verbreitete Sicht 
Nach der dem Tod lieber ausgewichen wird
Klingt jedoch mehr nach Aberglaube statt
Nach kritisch vernünftiger Aufklärung

So macht auch Hans sich hier von seinem
Erzieher unabhängig und selbständig im
Sinne seiner Überzeugung wie Erfahrung
Die er als Waisenkind schon früh machte 

Sollte er sich nicht lieber den Schiffen
Zuwenden statt eine soziale Instanz im
Berghoff wie in Davos zu werden um
Einen Weg ins Leben zurück zu finden

Dem Tod keine Macht über das Leben
Zu geben war für Thomas Mann ein
Zentraler Satz im Zauberberg doch 
Wie passt dieses Samaritertum dazu

Es gibt dem Leben hier oben eine
Rechtfertigung wie seinem Verbleib
Machte ihn zur sozialen Institution
Aus langer Erfahrung mit dem Tod

Erstaunlich belebend und motivierend
Wirken die Sterbemden auf Hans der
Zu seiner sozialen Rolle damit findet
Die ihm gerade so gut tut wie steht

Spannend die Rolle Settembrinis der
Als Erzieher pädagogisch nun gegen
Eine soziale Arbeit vorgeht wobei sich
Fragt welche Rolle seine Todesangst spielt

Wer wie ich es auch erleben durfte
Schon zu der Zeit als ich den Zauberberg 
Das erste mal las mit gerade neunzehn
Sterbende begleitete lernt dabei viel

Über das Leben wie unsere Haltung
Zu diesem die von Aberglaube und Angst
Oft mehr geprägt ist als von Vernunft
Wie friedlich befreiend der Tod ist

In der Krebsbaracke in der ich arbeitete
Wurde regelmäßig und quälend noch
Unter Schmerzen gestorben wenn der
Tumor ihre Lunge langsam auffraß

Entspannt und erlöst habe ich darum
Den Tod ohne Schrecken kennengelernt
Wenn auch mit viel Aberglaube verbunden
Wie etwa dem Lüften der Fenster danach

Was das Pflegepersonal gerne tat wie
Aber auch eine nahe Oberärztin der
Herzchirurgie von sich erzählte was zeigt
Wie nah Aberglaube Wissenschaft kommt

Der Umgang mit Tod und Sterben wie 
Die Entwicklung eines eigenen Weges
Aus seinen Erfahrungen gehört für mich
Zu den zentralen Stellen im Roman

Mit einer gewissen Ironie dennoch
Ohne großen Pathos schildert Mann 
Diese Begegnungen wie auch die
Lehren die Hans daraus ziehen wird 

Wie er sich von seinem Erzieher
Ganz bewusst distanziert um dafür
Seiner Überzeugung feinfühlig zu folgen
Um den Sterbenden Gutes zu tun

Den natürlichen alltäglichen Tod als
Solchen behandelt wie dies mit dem
Für Mann so typischen leicht ironischen
Humor der sich selbst nicht zu ernst nimmt 

Das hat wirklich Größe und zeigt die
Bedeutung dieses Romans als eine
Reise durch das Leben bis zum Ende
Was zu einem Teil inmitten wird 

Spannend ist wie viele Begegnungen
Einmalig bleiben trotz versprochenem
Wiedersehen weil der Tod unverhofft
Wie es seine Art ist dazwischen kam

So ist am Ende nichts zuverlässiger
Als das Ende was auf Sterbende mit
Ruhiger Sicherheit eben zukommt 
Auf das dann nichts mehr folgt

jens tuengerthal 4.1.24

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