Mittwoch, 1. September 2021

Westbesuch

Westbesuch

Früher war der Besuch im Westen
Für die Bewohner des Ostens noch
Etwas ganz besonderes während
Heute die Ringbahn die ganze Stadt
Umrundet wenn sie denn mal fährt
Nicht von Streiks oder Baustellen
Am Kreisverkehr gehindert wird
Aber das ist halt auch Berlin
Oder andere Bahnen quer über die
Ehemals Zonengrenze rollen doch
Immer noch ist es der Besuch einer
Etwas anderen Welt für mich als
Wossi der zur Wende noch tief im
Westen wohnte nun im Osten lebt
Mitten in Prenzlauer Berg dem Ort
An dem ich in meinem Leben nun
Die längste Zeit am Stück lebe was
Besonderes im Westen zu Besuch
Zu sein wo die Uhren anders ticken
Das Leben ein anderes ist auch wenn
Hier am Berg nun überwiegend die
Übergesiedelten Wessis leben die den
Kiez schick und alternativ halt finden
Wie ich ja auch irgendwie einer bin
Das alte Westberlin hat sich seit der
Wende weniger verändert als der teils
Wilde Osten in dem immer noch völlig
Differente Welten zusammenstoßen
Es ist gediegen und schön wozu heute
Als ich nach einem guten Frühstück
In der Nachodstraße loslief um über
Viktoria-Luise-Platz wie KaDeWe gen
Tiergarten zu laufen den durchquerend
Es wieder in den alten Osten ging noch
Wunderbar schön die Sonne schien die
Gepflegten Fassaden in der Regensburger
Noch toller aussehen ließ als sonst auch
Die vielen gehobenen Automobile glänzten
Im hellen Licht dazu passend es ist einfach
Eine Spur nobler dort in Wilmersdorf die
Kleinen typischen Berliner Ausnahmen
Dabei großzügig lieber übersehend
Was genau das Wohlgefühl dort bei mir
Auslöst habe ich noch nicht ergründet
Auf dem Weg vom KaDeWe nach
Tiergarten gibt es auch viel hässliche
Nachkriegsbauten und auch das noble
Interconti wirkt ein wenig aus der Zeit
Gefallen längst sogar wenn ein Maybach
Davor auf seine Gäste wartet aber es
Hat der erst 1920 zu Großberlin gewordene
Westen eine eigene Stimmung die sich in
Gewachsener Atmosphäre in vielem zeigt
Fühle mich sehr wohl am Helmholtzplatz
Der heimatliche Kiez ist vertraut schön
Dennoch bleibt der Osten gefühlt Osten
Wie ich ein Besucher hier was es noch
Weiter zu ergründen gilt denke ich aber
Die Beobachtungen und besonders die
Ruhige Stimmung in der Regensburger
Gibt mir ein Gefühl von Heimat was ich
Nicht wirklich erklären kann aber auch
Aus dem bremischen Schwachhausen
Wo einst die Großeltern lebten kenne
Ohne dort je gelebt zu haben was wohl
Auch am vertrauten lieben Besuch lag
Von der Sonne noch gefördert wurde
Aber darüber hinaus eine Stimmung
Gibt als ob alles hier so sein müsste
Schon immer so war und es so seine
Gute Ordnung auch hat während im
Osten Brüche und Umbruch spürbar
Noch bleiben und ich bin gespannt
Diese Unterschiede noch weiter zu
Ergründen weil sie vielleicht auch ein
Schlüssel zum Verständnis der Stadt
Mit ihren vielen Brüchen ist wie sie
Dort blieb während sie östlicher teils
Noch frisch saniert sucht was sie ist
Auch wenn das Caféleben am Platz
Hier unschlagbar schön ist bleibt ein
Gefühl von Fremdheit sogar wenn ich
Hier nun 21 Jahre bereits lebe nie
In Westberlin zuhause war und die
Regensburger erst zwei Monate kenne
Was zeigen könnte wie bodenlos der
Begriff Heimat eigentlich ist dieses
Hirngespinst was für mich kaum je
Konkret greifbar wurde außer in der
Kleinen Bibliothek in der ich lebe

jens tuengerthal 1.9.21

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen