Samstag, 9. Mai 2020

Wortwelten

Wortwelten teilen eröffnet
Einander tiefere Blicke in
Gedanken als alle Gespräche
In denen wir zwar manchmal
Sogar sagen war wir meinen
Häufiger jedoch Rollen spielen
Denke ich immer wieder dabei
Während gemeinsame Lektüre
Stellen berührt die wir nie ganz
Bewusst erfassen können weil
Uns nur ein geringer Teil dessen
Worüber wir reden bewusst ist
Auch wenn ich genau das sage
Was ich ausdrücken will ganz
Ohne jede Konvention dabei
Was vermutlich sehr selten ist
Weil uns so viel ungesagtes
Antreibt was uns nicht klar ist
Dann können wir zwar etwa ein
Unterbewusstsein erfinden um es
Nach dem Katechismus unseres
Glaubens zu interpretieren aber
Weiten damit auch nicht unseren
Horizont sondern setzen diesem
Durch Konventionen nur Grenzen
Statt frei wahrzunehmen was ist
Teile ich dagegen die Lektüre
Von Büchern oder Gedichten
Spüre ich tiefer was uns ausmacht
Als wenn ich es direkt ausspreche
Immer nur bei Äußerlichkeiten bleibe
Während die emotionale Wahrnehmung
Den ganzen Menschen spiegelt der
Sein Erlebnis im Spiegel der Lektüre
Ausdrücken kann statt über sich
Wie seine Gefühle zu sprechen
Was meinen Horizont meist eher
Übersteigt gern entscheidendes
Aus dem gerade Blickwinkel vergisst
Die Betrachtung einer Lektüre wie
Die Wahrnehmung der Worte setzt
Alles von mir in Bewegung damit
Auch Arten der Wahrnehmung die
Vernünftiger Erkenntnis gar nicht
Zugänglich sind weil sie meinen
Beschränkten Horizont übersteigen
Auch wenn ich das eine oder andere
Buch vielleicht gelesen habe ist was
Der Leser empfindet von so vielem
Abhängig dass kein goldener Schnitt
Genügte die Wahrnehmung dabei in
Ein ganz sicheres Bild zu pressen
Es nehmen bei der Lektüre alle
Sinne wahr und auf was wir lesen
Verarbeiten es zu einem Bild was
Unserem Wesen eher entspricht
Als alle psychologischen Schemata
So haben wir einen vernünftigen
Schlüssel zu unserem Wesen ohne
Dabei über dieses selbst zu reden
Mit den erwartbaren Fehleinschätzungen
Gewohnten Mustern zu entsprechen
Wir reden über Worte wie unsere
Wahrnehmung dieser was das ganze
Universum unseres Wesens besser
Offenbaren kann als jeder Versuch
Diesem sonst auf den Grund zu gehen
Wer sich so begegnet kann sich näher
Kommen als bewusst gesteuert weil
Unser beschränktes Bewusstsein
Nur mit sich beschäftigt viel mehr
Interpretierte und festlegte als offen
Erkennen zu wollen was ich sehe
Wie ich auf Worte reagiere wie was
Diese in mir auslösen so wird erst
Die geteilte Lektüre zur Offenbarung
Aller Seiten unseres Wesen das sich
Dabei aber mit den Worten mehr als
Nur sich selbst beschäftigt wobei ich
Sinne und Wahrnehmungen einbeziehe
Die mir logisch betrachtet nicht einmal
Zugänglich wären womit die Literatur
Wie die Lyrik ihren Zauber entfaltet
Der beim Gespräch zur Sache uns
Mehr über uns erzählt als ich je
Selbst sagen oder erkennen könnte
Ein Universum sinnlicher Wahrnehmung
Voneinander öffnet ohne dabei direkt
Übereinander zu reden sondern streng
Bei der Sache bleibt die Thema ist was
Selbsterkenntnis wie Kennenlernen
Leichter macht als ein Gespräch
Übereinander bei dem wir immer
Versuchen uns so darzustellen wie
Wir wahrgenommen werden wollen
Das mag gelegentlich dem entsprechen
Wie ich mich selbst sehe aber häufiger
Nur ein Bild davon geben wie ich
Vom Gegenüber wahrgenommen
Werden möchte ohne zu wissen
Was dieses Bedürfnis begründet
Weil ich weder den anderen kenne
Noch mir völlig klar je sein kann
Warum ich gerade so reagiere
Immer nur kleine Ausschnitte sehe
Die ich für abschließend nur halte
Um die Fiktion der Freiheit noch
Weiter aufrecht zu erhalten auch
Wo diese sachlich keinen Grund hat
Während ich beim Gespräch über
Literatur wie ihre Wahrnehmung
Das ganze Wesen mit allen seinen
Sinnen einsetze die eigene Sicht
Darzulegen damit ohne Absicht
Über mich zu reden doch zugleich
Viel mehr über mich erfahre wie
Offenbare als mein Bewusstsein
Zumindest mit seinen geringen
Mitteln des beschränkten Horizonts
Bewusst noch erreichen könnte
So führt der Umweg des Gesprächs
Mit dem Blick zwischen die Zeilen
Wie gemeinsame Lektüre ganz ohne
Absicht zu tieferer Erkenntnis als
Alle schematischen Formen der
Psychologischen Erkenntnisschule
Die nur den darauf verengten Horizont
Nach den Formeln dieser Sekte die
Gern wissenschaftliche Wahrheit wäre
Ohne das Geständnis ihrer Begrenzung
Uns als scheinbare Wahrheit offenbart
Mit den schematisch erwartbaren Ergebnis
Was Menschen in Schemen schlicht presst
Statt sie ihre Seiten offenbaren zu lassen
Aber das führte zu weit vom Thema
Warum die Beurteilung dieser Schulen
Die in der Nachfolge Freuds entstanden
Hierbei völlig dahinstehen kann
Freue mich lieber mehr über Worte
Als Literatur oder Dichtung zu sprechen
Weil es viel mehr offenbart von mir wie
Dem Gegenüber als anderes könnte
Etwas ist wovon ich Ahnung habe
Zumindest in beschränktem Bereich
Was mir natürlich näher liegt
Spannend wäre dabei die Frage ob
Dies auch für andere Dinge gelten könnte
Wenn etwa analphabetische Jäger sich
Über die Liebe zu ihren Waffen unterhalten
Über alle Sinne ihrer dabei Wahrnehmung
Mehr von sich erzählten als sie dies beim
Gespräch über sich oder der Beschäftigung
Mit ihrem Wesen je könnten höchstens
Von Gläubigen in Schemen gepresst
Würden in die kein Mensch hineinpasst
Weil auch ihre Schöpfer nur einen Teil
Dessen wahrnehmen was uns ausmacht
So mag in allen Bereichen denen wir uns
Mit unserem ganzen Wesen zuwenden
Mehr Schlüssel zu uns liegen als in jedem
Schlichten Schema der Psychologie die
Nur mit verengt pathologischem Horizont
Auf das komplexe Wesen schauen was
Immer mehr ist als nur sein Schema
Das eine so schlechte Krücke wie jedes
Von einem Staat erlassene Gesetz ist
Außer natürlich ich bin Psychologin
Dann zeigt es mir was ich gut kenne
Gerne nahm ich früher Muster an die
Schematisch erklärten warum sich
Menschen entsprechend seltsam verhielten
Heute redete ich mit diesen lieber über
Ihre Wahrnehmung von Literatur statt
Sie in feste Schemen zu pressen um
Zu verstehen wie wir uns verstehen
Weil es meinem zugegeben besonders
Beschränkten Horizont als Leser eher
Entspricht sich über Worte zu verstehen
Als in welche Schublade sie passen
Entsetzt stellte ich einmal bei einer
Verlorenen Liebe fest wie sehr sie
In alle Schemen pathologisch passte
Die Borderline oder Bipolar genannt
Damit war das Thema geklärt dachte ich
Sie war eben unheilbar krank darum war
Eine Verständigung vernünftig unmöglich
Heute sehe ich es anders auch wenn
Sie sich in diese Schemen selbst einordnet
Betrachte ich sie lieber als freien Menschen
Der eben auf eine bestimmte Art auf die
Welt schaut und in ihr fühlt mit dem du
Dich verständigen kannst oder nicht
Was beim Gespräch über Bücher ging
Funktionierte bei anderem weniger
Aber Verständnis ist der Schlüssel
Nicht Schemen der Krankheit
Darum rede ich lieber über Bücher
Wie die Wirkung der Worte weil es
Die kleine Welt ist die ich verstehe
Zumindest insoweit öffnet die Wortwelt
Den Horizont mir viel weiter als es
Andere Themen jemals könnten
Wer zu mir kommt und auf Bücher
Neugierig liebevoll suchend schaut
Mit dem kann ich mich verständigen
Denke ich dabei wer dagegen zuerst
Den Staub auf den Büchern sieht
Spricht vermutlich eine mir völlig
Unverständliche Sprache der Ästhetik
So mögen die Wortwelten mir nichts
Über die offenbaren die dort nicht
Zuhause sind aber zumindest wird
Mit ihnen klar was mir nah liegt
Wie nur über geteilte Worte mir
Echte Verständigung möglich ist
Während alles andere echolos verhallt
So offenbart sich mir in meiner Welt
Am ehesten was ich erkenne wie
Lieben kann und was mir nah kommt
Wo die Worte fehlen bleibt nichts
Als eine Leere ohne Inhalt die nur
Einen kühlen Hauch Nichts hinterlässt
So weiß ich am Ende nicht mehr als
Zu Beginn der Gedanken über die
Wortwelten aber habe erkannt wie
Diese meine Welt wo formen warum
Alles übrige völlig entbehrlich ist
Was sich so zwischen Zeilen findet
Bleibt weil es sich entspricht 
Alles andere verfliegt wortlos

jens tuengerthal 8.5.20

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