Euphorikerfeier
Es gibt Menschen die sind wie Teflon
An denen gleitet alles ab und nichts
Begeistert sie wirklich wie ihnen auch
Euphorie eher fremd ist dagegen sind
Die Euphoriker schnell entflammbar
Brennen dann lichterloh vor Freude
Schwärmen mit größter Lust allein
Schon sich daran freuen zu können
So einer war mein Vater denke ich
Der sich für vieles begeistern konnte
Von Blumen und Bildern bis zu den
Gedichten von Rilke oder Sternen
Die er irgendwo am Himmel sah wie
Seinen Zuhörern sofort zeigen musste
Wie einem gerne in Superlativen von
Seinen Erlebnissen vorschwärmte
Dies Glück am liebsten noch teilte
Deinen Kopf in die Hand nahm damit
Auch du die Sterne sahst oder seinen
Unendlichen Horizont teilen konntest
Was viele auch mich oft überforderte
So war er ein großer Beglücker der
Gerne selig von geteilter Freude noch
Tage danach schwärmen konnte wie
Unerwartet dann begeistert umarmte
Finde der Tod des größten bekannten
Euphorikers ist ein guter Grund sich
Ein wenig in der Begeisterung zu üben
Wie alle daran teilhaben zu lassen
An seinem Geburtstag noch habe ich
Am 3.2. mit ihm ein letztes mal telefoniert
Er war munter fröhlich auch wenn
Er schon lange dem Tod
Seines Herzens wegen nah war
Hat er noch Jahre gut gelebt
Manch feines Tröpfchen getrunken
Wie er überhaupt ein volles
Reiches Leben geführt hat
Als Familienvater und Arzt
Beides aus voller Überzeugung
Wie als Maler und Naturforscher
Als Gärtner Kupferstichkenner
Weingenießer wie Gourmet
Liebevoller Großvater Bruder
Verbindungsstudent wie später
Als Alter Herr auf Turnfesten
Wie besonders den Bällen
War er doch ein begnadeter Tänzer
Liebhaber von Rilkes Dichtung
Die er mit viel Gefühl zitierte
Wenn es ihm gerade einfiel
Der alles mit Leidenschaft tat wie
Vieles euphorisch liebte auch
Seine Frau meine Mutter die
Es mit ihm über 50 Jahre aushielt
Was bei diesem Mann der auch
Mal die Waschmaschine alleine
In den zweiten Stock trug oder
Für Stunden irgendwo verschwand
Keine immer einfache Aufgabe war
Wenn er mal wieder lange weg blieb
Weil er eine Orchidee oder einen Altar
Entdeckte sich für alles interessierte
Was irgendwo am Wegesrand blühte
Er lebte mit vollem Risiko stets
Aus dem vollen seiner großen Kraft
Die ihn noch über die Alpen radeln
Ließ im fortgeschrittenen Alter
Immer waren Freunde zum Wein
In seinem Haus willkommen was
Eine schöne Erinnerung an einen
Einst bärenstarken Tausendsassa ist
Der ging bevor es nicht mehr ging
Also rechtzeitig und ist nun nicht mehr
Außer als wunderbare Erinnerung
Aller die ihn kannten und wie schön
Wäre es doch die schönsten dieser
Erinnerungen zu wecken um sich
Am Ende über dieses volle reiche
Leben zu freuen wo er nicht mehr ist
Er hat es gut gehabt
jens tuengerthal 17.3.23
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